Marie Lacrosse – Geheime Wünsche (Das Kaffeehaus 3)

Nach dem Tod ihres Onkels Stephan Danzer leitet Sophie von Werdenfels gemeinsam mit Toni Schleiderer die Geschicke des Kaffeehauses und des Café Prinzess, doch zwischen Schleiderer und Sophie kommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten, da der ältere Mann die junge und noch unerfahrene Sophie nicht als gleichberechtigte Partnerin neben sich akzeptieren kann. Und so blockiert Toni Schleiderer immer wieder neue Ideen Sophies und legt ihr Steine in den Weg.

Aber auch privat quälen Sophie große Sorgen: Ihre Schwester Milli hat versucht, sich das Leben zu nehmen und ist nun in Therapie bei Dr. Freud. Nur langsam erfahren Sophie und ihre Mutter Henriette, was Milli hat erleiden müssen. Aber auch Sophie ist unglücklich, da ihre große Liebe Richard von Löwenstein immer noch in seiner arrangierten Ehe gefangen ist. Und die Ehe gilt im Habsburger Reich als unantastbar. So scheint es praktisch aussichtslos, dass Sophie und Richard irgendwann noch zusammenfinden können.

Sophie mausert sich nach und nach zu einer selbstbewussten jungen Frau, die nicht nur souverän das große Erbe ihres Onkels weiterentwickelt, sondern sich zu einem späteren Zeitpunkt auch noch für die Rechte der Frauen einsetzt.

Schweres Erbe

Der zweite Band der spannenden Kaffeehaus-Trilogie endet mit dem frühen Tod von Stephan Danzer, der mit großem Erfolg in Wien ein Kaffeehaus und ein Café aufgebaut hat. Bevor Sophie in den Hofstaat Sisis berufen wurde, hatte sie schon heimlich im Café Prinzess gearbeitet und dort eigene Ideen entwickelt. Nachdem sie aus Sisis Hofstaat entlassen wurde, hat sie Stephan Danzer in der letzten Zeit seiner schweren Krankheit im Café geholfen. Und so wundert es nicht, dass ihr Onkel ihr das Kaffeehaus und das Café vererbt und verfügt hat, dass Sophie beides gemeinsam mit Toni Schleiderer leiten soll.

Diese Zusammenarbeit klappt anfangs allerdings nur sehr schwer, da Sophie noch jung und unerfahren ist, aber als Haupterbin in strittigen Fragen immer das Sagen hat und auch nach fünf Jahren entscheiden darf, ob sie die gemeinsame Leitung mit Toni Schleiderer fortsetzen möchte. So hakt es anfangs an vielen Stellen, bis die beiden sich entschließen, dass Schleiderer das Kaffeehaus leiten soll und Sophie das Café. Danach klappt die Zusammenarbeit viel besser, da Sophie sich dort ausleben kann, wo ohnehin ihr Herz hängt.

Immer häufiger trifft sie sich auch mit ihrer großen Liebe Richard von Löwenstein, ohne ihm aber (zunächst) näher zu kommen. Doch die Liebe scheint weiterhin keine große Zukunft zu haben, da die Scheidung einer Adelsehe im Habsburger Reich die Zustimmung des Kaisers benötigt. Noch größere Sorgen muss sich Sophie allerdings um ihre kleine Schwester machen.

Marie Lacrosse entwickelt hier die Familiengeschichte immer weiter und verrät uns hier nun auch, was man als Leserin schon lange vermutet beziehungsweise befürchtet hat. Interessant fand ich, welche Wandlung Richards Frau Amalie in diesem dritten Band durchmacht, denn Amalie wurde in den ersten beiden Büchern einzig als eifersüchtige, hochnäsige und selbstverliebte junge Frau dargestellt, die einzig an sich selbst denkt. Doch hier lernen wir auch eine andere Seite von ihr kennen, was ich sehr spannend fand.

Aber auch Sophie von Werdenfels entwickelt sich natürlich weiter, auch wenn sie immer wieder schwere Rückschläge hinnehmen muss – insbesondere muss sie später um die Existenz ihres geliebten Café Prinzess fürchten…

Die handelnden Figuren kennt man bereits aus den ersten beiden Bänden, sodass man in diesem Abschlussband direkt mitten in der Geschichte ist und sich nicht neu einfinden muss. Dadurch fällt der Einstieg sehr leicht, auch wenn der Spannungsbogen erst ab der Hälfte so richtig ansteigt – als nämlich immer offensichtlicher wird, dass das Kaffeehaus und das Café Prinzess sabotiert werden, um Sophie von Werdenfels zu schaden. Diese Geschichte und auch die vielen persönlichen Schicksalsschläge reißen einen beim Lesen mit.

Spannend ist auch, dass in diesem Buch immer mehr Personen auftreten, die man aus der Historie kennt, allen voran Dr. Freud, bei dem Sophies kleine Schwester in Behandlung ist, und Gustav Klimt, bei dem Sophie die Schaufensterdekorationen für das Café Prinzess in Auftrag gibt. Marie Lacrosse bettet ihre Romanhandlung geschickt in die Historie ein und erzählt viel über die Frauenbewegung und die harten Arbeitsbedingungen in den Fabriken und lässt auch den aufkeimenden Antisemitismus immer mehr anklingen.

Gelungener Abschluss

Mit dem dritten Band „Geheime Wünsche“ beendet Marie Lacrosse nun ihre Kaffeehaus-Trilogie, die mich auf mehr als 2000 Seiten hervorragend unterhalten hat. Die Autorin hat ihre Leserinnen und Leser gekonnt in das Wien des ausklingenden 19. Jahrhunderts versetzt, viele bekannte historische Persönlichkeiten in ihre Romanhandlung eingeflochten und darüber hinaus interessante eigene Charaktere entwickelt. Wie auch schon in den ersten beiden Büchern verrät uns die Autorin in ihrem Nachwort, wo sich Fiktion und Historie voneinander trennen und welche Persönlichkeiten es tatsächlich gegeben hat.

Mit ihren lebensnahen Figuren und den ausführlichen Beschreibungen der damaligen Zeit versetzt sie uns hautnah zurück in das 19. Jahrhundert, sodass man komplett in der Geschichte eintauchen kann. Mit dem dritten Band schließt die Autorin ihre Trilogie hervorragend und mehr als zufriedenstellend ab. Zwar bin ich traurig, dass ich mich nun von den lieb gewonnenen Charakteren verabschieden muss, aber die wichtigsten Fragen sind am Ende beantwortet, sodass man sich nun zufrieden von Sophie von Werdenfels und ihren Freunden und ihrer Familie verabschieden kann.

Mir haben die drei Bücher hervorragend gefallen!

Klappenbroschur: 752 Seiten
ISBN-13: 978-3-442-20619-3
Goldmann Verlag

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