Marklund, Liza – Lebenslänglich (Hörbuch)

_Halbgarer Schwedenkrimi, wenig spannend umgesetzt_

Stockholm in einer Juninacht. David Lindholm, ein angesehener Polizist, wird erschossen in seinem Bett aufgefunden. Seine Frau Julia hockt verstört im Badezimmer, und von ihrem vierjährigen Sohn Alexander fehlt jede Spur. Bald gerät Julia in den Verdacht, nicht nur ihren Mann, sondern auch den kleinen Alexander umgebracht zu haben … (Verlagsinfo)

_Die Autorin_

Liza Marklund, geboren 1962, studierte Journalismus und arbeitete bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. Mehrere Jahre war sie Nachrichtenchefin des schwedischen Privatsenders „TV 4“. Diesen Traumjob kündigte sie, um Romane zu schreiben. Für ihren Debütroman „Olympisches Feuer“ (dt. 2000) erhielt sie bedeutende Literaturpreise. Auch die Nachfolgeromane „Studio 6“ und „Paradies“ wurden offenbar erfolgreiche Krimis. Die Romane wurden laut Verlag fürs Kino verfilmt. Marklund lebt mit ihrer Familie in Stockholm. (Verlagsinfo)

_Die Sprecherin_

Judy Winters Karriere am Theater begann 1962. Die 1944 Geborene wurde von Peter Zadek ans Bremer Theater engagiert und feierte in Musicals wie „My Fair Lady“ oder „Hello Dolly“ große Erfolge. Es folgten zahlreiche TV-Filme, u. a. Simmel-Verfilmungen und der Kult-Tatort „Reifezeugnis“. Mit dem Programm „Marlene“ hat Judy Winter einen Meilenstein ihrer Kunst gesetzt. Damit ging sie im Sommer 2001 auf Japan-Tournee. Sie hat bereits die Marklund-Romane
„Olympisches Feuer“,
„Paradies“,
[„Prime Time“, 385
[„Der Rote Wolf“, 573
„Mia. Ein Leben im Versteck“ und
[„Studio 6“ 904 gelesen, die alle als Buch & Hörbuch bei |Hoffmann & Campe| erschienen.

Regie führte Georg Gess. Die Aufnahme erfolgte bei |Küss Mich Musik| in Berlin durch Martin Freitag. Das Buch erschien bei |Kindler|.

_Handlung_

Am Donnerstag, den 3. Juni, wird den Polizeistreifen um 3 Uhr 21 ein Schusswaffengebrauch in der Innenstadt von Stockholm gemeldet. Nina Hofmann und ihr Kollege Andersen fahren hin. Du meine Güte, denkt Nina, das ist ja die Adresse von David und Julia! David Lindholm ist einer der beliebtesten Polizisten der Stadt und schon mehrmals belobigt worden. Was kann ihm zugestoßen sein? Und Julia war bis vor kurzem ebenfalls Polizistin. Sie haben einen kleinen Sohn, Alexander. Als ihre Freundin kennt Nina den Code zu ihrer Haustür auswendig. Andersen kommt mit. Das Viertel wird unterdessen abgesperrt, und Verstärkung rückt an.

Gunnar Erlandsson, ein Nachbar der Lindholms, hat von oben Schüsse gehört und die Polizei gerufen. Nina und Andersen gehen weiter die Treppe hoch. Niemand reagiert auf Klingeln, Klopfen und Rufen, alles still. Zu still. Auf einen Anruf reagiert nur der AB. Im Schlafzimmer ist jedoch durch den Briefschlitz Licht zu sehen. Die Polizisten brechen ein und finden dort eine grausige Szene vor: David liegt nackt auf dem Bett, ein Loch in der Stirn, aus dem zerschossenen Unterleib ist viel Blut gequollen. Eine Polizeiwaffe liegt neben dem Bett auf dem Boden – Julias Waffe, wie sich herausstellen wird.

Doch wo ist Julia selbst, fragt sich Nina, und der Junge? Andersen ruft sie zu sich: Julia liegt in Fötalstellung auf dem Boden des Badezimmers, die Augen weit aufgerissen, würgend und röchelnd. Sie ist unansprechbar, aber ansonsten unverletzt. Andersen sagt, der Junge sei nirgends zu finden. Nina redet auf Julia ein, um sie zu trösten und zu befragen. Julia sagt, die „Anderen“ haben den Kleinen mitgenommen. Nach einer ersten Untersuchung wird Julia Lindholm zur Hauptverdächtigen erklärt.

|Annika Bengtzon|

Die Journalistin Annika Bengtzon vom „Abendblatt“ – Marklunds Serienheldin – hat eine schlimme Nacht hinter sich: Ihr Haus ist abgebrannt. Sie hat die zwei Kinder geschnappt und ist, ausgestattet nur mit einem Handy, aber ohne Geld, mit einem Taxi zu ihrer Freundin Anne Snafane gefahren. Der Fahrer hat das Handy als Kaution genommen. Anne Snafane öffnet nach langem Klingeln, Rufen und Klopfen endlich die Tür, reagiert aber alles andere als freundlich auf den Besuch morgens um vier.

Dass die Kinder Kalle und Ellen bibbern und ihre Freundin Annika völlig aus dem Häuschen ist, scheint sie jedoch nicht zu kümmern, muss Annika entsetzt feststellen. Anne hat einen jungen Lover bei sich im Bett, den sie nicht verlieren will. Es kommt zu einem wütenden Streit, als sich Anne stur weigert, Annika und ihrer Brut Asyl zu gewähren. Unverrichteter Dinge muss Annika in ein Hotel gehen, ohne Geld und Gepäck. Zum Glück hilft ihr am nächsten Morgen eine Kollegin aus der Redaktion. Berit gibt ihr auch Geld und gewährt ihr Unterschlupf in ihrem Ferienhäuschen am See.

Annika denkt an Thomas. Der verfluchte Schweinehund, der sie für die „dumme (aber reiche) Schlampe“ Sofia Greburi verlassen hat, pennt wahrscheinlich gerade in ihrer Villa und träumt von seiner Pension, sobald er erst einmal Ministerialbeamter geworden ist. Sie ahnt nicht, dass Thomas gerade völlig entgeistert vor der ausgebrannten Ruine des Hauses steht, das ihm und Annika gehört. Er wollte sich eigentlich die Hälfte seines Wertes auszahlen lassen. Die Nachbarin weiß nichts Näheres über den Brand und ob seine Familie überhaupt noch lebt. Keine Nachricht, keine SMS, absolut nichts von Annika.

|Annika und Nina|

Annika muss Geld verdienen. Also ruft sie Nina Hofmann an, die in der Zeitung steht. Nach der Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft weiß Annika, dass Julia Lindholm als Hauptverdächtige für den Mord an David Lindholm betrachtet wird. Ihr droht eine lebenslange Haftstrafe. Aber Annika kennt sowohl Nina als auch Julia, denn vor fünf Jahren ist sie mit den beiden Polizistinnen einmal Streife gefahren, um eine Reportage schreiben zu können. Der Tatort war voller Leichen – das Werk eines Killers, heißt es. Stattdessen wurde ein Finanzkaufmann verurteilt.

Annika glaubt nicht, dass Julia fähig war, ihren Mann und ihr Kind zu töten. Sie ruft ihren Chefredakteur an, um ihm die Story zu verkaufen, kriegt ein Okay und ruft Nina Hofmann an, um sich mit ihr zu treffen. Nina ist inzwischen von diversen Vorwürfen entlastet worden und muss sich nicht vor der Dienstaufsicht verantworten. Nach einigem Hin und Her rückt sie mit der Sprache heraus: Die Tatwaffe gehörte Julia, ihre Fingerabdrücke befanden sich darauf. Und: Julia hatte vor gut zwei Wochen den Dienst quittiert.

Die öffentlichen Lobreden auf den Polizeihelden David Lindholm machen Annika misstrauisch. Wenn David gegen seine eigene Frau so ein Schwein war, wie Nina ihn schildert, dann hatte er vielleicht ein paar Disziplinarverfahren am Hals. Bingo! Vor fast 20 Jahren wurden zwei Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet und ergebnislos eingestellt. Er hatte zwei Kleinverbrecher fertiggemacht, die für die Mafia dealten. Merkwürdig, dass beide das Gleiche aussagten.

|Machenschaften|

Als sie Nina damit konfrontiert, ist diese bestürzt. Julia wollte David verlassen, weil er sie ständig mit anderen Frauen betrog. Eine seiner Geliebten rief sogar bei Julia an, und David setzte seine Frau sogar mehrmals nackt vor die Wohnungstür. Nicht gerade der liebende Ehemann, oder? Annika beschließt, sich den finanziellen Hintergrund Davids anzusehen und stößt auf ein Geflecht zwielichtiger Firmen, bei denen immer wieder die gleichen Namen auftauchen, deren Geschäftspartner David Lindholm war. Betrieb der Polizist eine Art Schattenwirtschaft? Womöglich mit einer seiner Geliebten? Annika stößt auf den Namen Lena Yvonne Nordin und beschließt, die Frau zu befragen. Doch ihre Recherche ergibt, dass die Frau seit zehn Jahren Witwe ist, aber keine Adresse hat. Das macht Annika erst recht stutzig. Sie geht dieser Spur nach.

|BHs und Dynamit|

Zuvor soll sie bei Thomas und Sofia die beiden Kinder hüten, während die Turteltäubchen zusammen in die Oper gehen. Das Domizil der „dummen Schlampe“ Sofia Grenburi ist vom Allerfeinsten, und Annika rächt sich an der Nebenbuhlerin, indem sie einen teuren Spitzen-BH klaut. Die Schlampe wird davon eh nichts merken: Sie hat ganze Schubladen voll davon (ganz im Gegensatz zur „abgebrannten“ Annika).

Und Annika hat auch keine Skrupel, sich auf der Festplatte von Thomas‘ Laptop umzusehen. Dort stößt sie auf einen brisanten Mailaustausch mit dem Justizministerium: pures Dynamit, das den Ministerstuhl gehörig zum Wackeln bringen wird! Sie muss Thomas‘ Gutachten zur Reform des schwedischen Strafvollzugs nur an die richtigen Leute bei ihrer Zeitung schicken, natürlich anonym …

_Mein Eindruck_

Wieder mal mischt sich Annika, Marklunds Serienheldin, in Dinge ein, die für die schwedische Gesellschaft unangenehme Wahrheiten bereithalten. Natürlich sind Polizeiführung und Justizministerium in keiner Weise daran interessiert, solchen Sprengstoff an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. David Lindholm soll weiterhin als strahlender Held der Kriminalpolizei dastehen. Dass Annika an diesem Denkmal kratzt, wird gar nicht gern gesehen. Eines Tages sieht sie sich von zwei brutal aussehenden Kerlen bedroht, die sie davor warnen, noch weiter in Lindholms Vergangenheit herumzuschnüffeln.

Auch ein Verbrecher, der lebenslänglich im Gefängnis sitzt, weil David Lindholms Arbeit ihn dorthin gebracht hat, weiß nichts besonders Nettes über den Cop zu sagen. Aber er rückt auch nicht mit der Sprache heraus. Annika hat den Eindruck, dass der Kerl, immerhin ein Axtmörder, vor irgendetwas Angst hat. Etwas, das noch da draußen ist und auf ihn lauert, sollte er den Mund aufmachen. Auch andere Opfer Davids wissen nichts Gutes über ihn zu sagen. All das macht sich gut in der Zeitung, aber es hilft nicht, Alexander Lindholm zu finden.

Der Titel „Lebenslänglich“ (Original: Livstid = Lebenszeit) bezieht sich auf mehrere Aspekte des Romans. Die Gefängnisstrafe ist offensichtlich der erste Aspekt, der gemeint ist. Darum geht es in Thomas‘ Gutachten und bei Annikas Besuchen im Gefängnis. Die Berechtigung dieser Strafe wird natürlich wie so vieles andere in Zweifel gezogen. Zum Beispiel lange Ehen und deren angebliches Glück, das lediglich eine papierdünne Fassade ist – siehe die Lindholms und die Bengtzons. Die Gefahr besteht, dass auch der entführte Alexander eine lebenslange Strafe in den Armen einer Kidnapperin verbringen muss. Das will Annika ebenso verhindern wie die lebenslange Strafe, zu der Julia Lindholm verurteilt werden soll.

Annika ist wieder zum einen Teil Lebensretterin (Julia, Alexander), zum anderen Störenfried und Racheengel. Eine derartig engagierte Journalistin würde man sich hierzulande auch wünschen. Journalistinnen, die solche Aktivitäten in Russland (besonders Moskau) an den Tag gelegt haben, wurden jedoch alle ermordet, zuletzt Anna Politkowskaja und eine Menschenrechtlerin in Tschetschenien. Dass sich auch Annika in Lebensgefahr begibt, wird ihr erst klar, als sie die erste Spur von Alexander Lindholm findet …

|Schwächen|

Das alles hört sich an, als wäre es genügend Stoff für einen spannenden Thriller. Das mag auch so sein, aber der Thriller wird gehörig verwässert, sobald Annikas Privatleben ins Spiel kommt. Ihre Querelen mit Thomas und dessen Freundin Sofia nervten mich schon bald derartig, dass ich am liebsten weggehört hätte. Eine Heldin, die sich die Seele aus dem Leib weint, ist nicht gerade das, was man in einem Krimi zu erwarten gewohnt ist. Es mag allerdings realistisch sein und auf einen weiblichen Zuhörer durchaus glaubwürdig wirken – was wäre eine Heldin ohne ihre menschliche Seite? Aber wenn sie Annika zum fünften Mal sagt: „Mensch, du musst dein Leben in den Griff kriegen!“, dann möchte man ihr am liebsten einen Tritt in den Hintern versetzen, damit sie endlich in die Gänge kommt. Eine Frau würde Annika natürlich fest in den Arm nehmen, ist ja klar.

Zu dieser Schwäche an Annika kommt noch ein Aspekt hinzu, den wir erst in der letzten Szene, quasi im Epilog, verraten bekommen. Sie hat etwas Wichtiges übersehen, was ihre wichtigste Zeugin Nina Hofmann betrifft. Ich werde aber den Teufel tun und verraten, was das sein könnte. Ich hatte Nina die ganze Zeit im Verdacht, die Entführerin des kleinen Alexander zu sein, aber das haut nicht hin und wird auch nie bestätigt. Immerhin wird Nina ein Drittel der Handlung zugestanden (Thomas hat ebenfalls ein paar Szenen), so dass für eine gewisse Abwechslung (Erleichterung!) gesorgt ist.

_Die Sprecherin_

Judy Winter verfügt über einen unglaublichen Stimmumfang, offenbar geschult durch ihre Schauspielausbildung und Musicalkarriere. Die Stimme reicht vom maskulinen Bass bis in die Höhen von Kinderstimmchen und Zickengekreisch. Deswegen fällt es ihr auch nicht schwer, Vertreter beider Geschlechter ebenso glaubwürdig zu sprechen wie etwa ein Kind.

Die Wirkung von Judy Winters Vortrag ist durchaus fesselnd. An spannenden Stellen liest sie langsam, an actionreichen natürlich schneller. Dennoch gehört die Mehrheit der Stimmen weiblichen Figuren, und da könnte die Charakterisierung durch unterschiedliche Stimm- oder Tonlage größer sein, um die jeweilige Figur besser unterscheidbar zu machen – eines der Hauptprobleme bei einem Hörbuchvortrag. Bei einer Handlung mit etwa einem halben Dutzend Figuren ist dies umso notwendiger.

Doch Winter gelingt es nicht, Annikas Gedanken, die den Großteil des Textes ausmachen, irgendwie aufregend zu gestalten. Es ist das gleiche Problem wie mit Annikas Heulkrämpfen: Allzu viel davon nervt einfach nur. Dennoch versucht die Sprecherin ihr Möglichstes, um das Beste etwa aus einer drögen Internetrecherche zu machen und Zitate aus langweiligen Dokumenten halbwegs interessant zu gestalten. Das ist sicher nicht einfach, aber es sind eben Monologe, und Monologe sind das Gegenteil von Unterhaltung (es sei denn, man heißt Hamlet).

Deshalb ist jede Abwechslung willkommen. Mal lallt Thomas in schönster Säufermanier ins Telefon, mal wird Annika von Kommissar Kuh (den wir schon aus „Der Rote Wolf“ kennen) in die Mangel genommen. Dann quengeln wieder die Kinder. Ganz wunderbar fand ich Winters Darstellung von Sofia Grenburi, die wirklich das Inbild einer reichen Gesellschaftsdame abgibt, die mit Thomas einen vermeintlich guten Fang gemacht hat. Sofia ist so schrecklich nett zu Annika, der sie den Ehemann ausgespannt hat, dass man sie inbrünstig zu verabscheuen lernt. Wir haben volles Verständnis, wenn Annika in einem Anfall manischen Hasses den geklauten Spitzen-BH zerfetzt.

|Aussprache top!|

Beeindruckend ist Winters Beherrschung des Englischen und Schwedischen, die sie gleichermaßen korrekt aussprechen kann. Ihre Aussprache des Schwedischen stellt sicher ähnliche Ansprüche, und wie im Englischen und Deutschen entspricht das geschriebene Wort nicht immer dem gesprochenen. Das kann besonders bei den zahlreichen Namen des Romans Verwirrung stiften, insbesondere dann, falls die Aussprache schwankt. Die Aussprache des wichtigsten Namens, Luleå, schwankt zum Glück nicht.

Da es weder Geräusche noch Musik gibt, brauche ich darüber kein Wort zu verlieren.

_Unterm Strich_

Ich hatte etwas mehr Pfiff erwartet. So ist beispielsweise die Aufklärung des Brandanschlags auf Annika und ihre Familie doch eine recht dringliche Sache, würde ich meinen. Aber obwohl Annika ganz klar ihren Nachbarn beschuldigt, wird dieser Ermittlung keine Aufmerksamkeit geschenkt. Das mag aber auf die Kürzung des Textes zurückzuführen sein. Die Aufklärung erfolgt dann im abschließenden Gespräch mit Kommissar Kuh, was einen ziemlich späten und unspektakulären Abschluss dieses Spannungsbogen darstellt. Aber dieser Handlungsstrang soll nur verdeutlichen, dass auch Annika nicht mit vorschnellen Verurteilungen zu locker bei der Hand sein sollte, wie es etwa die Stockholmer Staatsanwaltschaft mit Julia Lindholm getan hat.

Es ist ja schön und gut, dass Annikas Arbeit Julia vor der lebenslangen Haftstrafe bewahrt, die sie wahrscheinlich umgebracht hätte. Und auch der entführte Alexander kehrt wieder zurück. Aber von David Lindholms Ruhm bleibt nichts mehr übrig. Was mich wirklich vermisst habe, ist die taffe Reporterin aus „Der Rote Wolf“, die sich in die Höhle des Löwen begibt. Stattdessen müssen wir eine aufs menschliche Maß reduzierte, häufig flennende Annika ertragen.

Es ist lange nicht klar, wohin ihre Recherche sie führen wird, dann kristallisiert sich heraus, dass die Kindesentführer auch die Mörder von David Lindholm sein dürften. Man muss sie bloß in Davids Vergangenheit finden, und das ist alles andere als einfach. Das Finale zeigt uns eine verängstigte Annika auf der Flucht, die Verbrecher auf der Flucht – und das Ende findet irgendwie offscreen statt. So mag es zwar im richtigen Leben ausgehen, aber in einer Fiktion wie diesem Krimi wirkt dies reichlich unbefriedigend. Genau wie die Aufklärung des Brandanschlags.

|Das Hörbuch|

Judy Winter macht ihre Sache wieder mal zur vollen Zufriedenheit. Allerdings kann sie selbst aus einem schlechten Text nicht das Optimum an Unterhaltung herausholen. Und sie zeigt sie mehrmals selbst als Sprecherin/Erzählerin, obwohl sie doch eigentlich hinter den Figuren verschwinden sollte. Das ist aber alles andere als einfach, wenn die Hauptfiguren ständig Monologe mit sich selbst führen.

|Originaltitel: Livstid, 2007
Aus dem Schwedischen übersetzt von Dagmar Lendt und Anne Bubenzer
399 Minuten auf 6 CDs
ISBN-13: 978-3-86610-568-3|
http://www.lizamarklund.net
http://www.argon-verlag.de
http://www.rowohlt.de