Michael G. Coney – Der Sommer geht (Pallahaxi 1)

Der Einbruch des Winters, das Ende der Kindheit

Das Jugendbuch schildert aus der Sicht eines Jungen eine fremdartige Welt, die von Menschen einst besiedelt wurde, auf der zu überleben sie aber die Hilfe der gutmütigen, PSI-begabten Eingeborenen benötigen, der liebenswerten Lorins. Als der Sommer endet und der Winter beginnt, endet die Kindheit des Jungen Druv…

Der Autor

Michael Greatrex Coney wurde am 28. September 1932 im englischen Birmingham geboren. Nach der Schule wurde er Wirtschaftsprüfer; ein Beruf, in dem er herzlich unglücklich war. Er versuchte sich deshalb später u. a. als Manager eines Campingplatzes und arbeitete für eine Brauerei. 1969 verließ Coney, inzwischen verheiratet und Vater einer Tochter, England. Die Familie siedelte sich auf Antigua, einer der Westindischen Inseln, an, wo Coney ein Hotel leitete.

Ebenfalls 1969 erschien eine erste SF-Story im britischen Magazin „Vision of Tomorrow“; weitere Kurzgeschichten folgten und wurden auch in den USA gedruckt. Der Durchbruch gelang Coney jedoch erst als Verfasser von Romanen, die spannende Plots mit exzellenten Beschreibungen fremdartiger Welten verbanden sowie eine intensive aber unaufdringliche Prise Sozialkritik beinhalteten. „Mirror Image“ (1972, dt. „Planet der Angst“), „Winter‘s Children“ (1974, dt. „Eiskinder“) und vor allem „Hello Summer, Goodbye“ (1975, dt. „Der Sommer geht“) fanden sowohl den Beifall des Publikums als auch der Kritikerschaft. In seinen Stories erinnert Coney aufgrund der farbigen Schilderungen an J.G. Ballards Vermilion-Sands-Geschichten.

1972 verließen die Coneys Antigua und zogen nach Kanada um. Auf Vancouver Island nahm Coney einen Job im Finanzwesen der Forstverwaltung an, den er bis zu seiner Pensionierung Ende der 1980er Jahre ausübte und der ihm die Zeit für weitere Bücher und Storys ließ.

Nach Ansicht der Kritik lässt der ‚kanadische Coney‘ die Originalität der frühen Jahre vermissen. Ein letzter Erfolg wurde 1976 „Brontomek!“ (1976, dt. „Brontomek!“), für den Coney 1977 mit einem „British Science Fiction Association Award“ ausgezeichnet wurde. In den 1990er Jahren schrieb er verstärkt und erfolgreich Sachbücher über lokalhistorische Themen.

Coney erkrankte um die Jahrtausendwende an einer Asbestose, die zum Lungenkrebs führte. Als klar wurde, dass er der Krankheit erliegen würde, stellte Coney vier noch unveröffentlichte Bücher ins Internet, wo sie frei verfügbar waren. Michael Coney starb am 4. November 2005 in British Columbia, Kanada.

Handlung

Hintergrund

Der Planet der Stilk umkreist die Sonne Phu und beschert seinen menschenähnlichen Kolonisten ein mildes Klima. Den Umgang mit der Kälte beherrschen die Stilk nicht; sie ist zu einem gefürchteten Phänomen geworden.

Seit Jahren führen Erto und Asta, die beiden Großmächte des Planeten, erbittert Krieg. Noch wissen nur die Regierungen vom bevorstehenden Verhängnis: Phu bildet mit ihrem Riesenplaneten Rax ein komplexes Binärsystem. Kommen die beiden sich zu nahe, kann es geschehen, dass Rax der Sonne den Planeten der Stilk quasi entreißt und mit sich nimmt. Die Umlaufbahn von Rax ist überwiegend sonnenfern, sodass dieses Ereignis, das nun wieder einmal bevorsteht, dem unfreiwilligen Begleiter einen vierzigjährigen Winter beschert.

Druv

Wie jedes Jahr fährt der junge Druv mit seinen Eltern in den Ferien in die Hafenstadt Pallahaxi ans Meer. Zunächst verläuft alles wie gewohnt. Man bezieht ein Hotel und relaxt. Druv lernt Braunauge, die junge Tochter eines lokalen Wirtes kennen, und verliebt sich. Aber schon bald wird die Ferienidylle jäh gestört. Ein Krieg bricht aus, die Front rückt unaufhaltsam näher, die Leute werden unruhig. Es kommt zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Militär und Zivilbevölkerung. Die Regierung läßt unterirdische Bunker bauen und hortet Lebensmittel.

Der Wandel der Welt

Der lange Sommer geht zu Ende, der Winter kommt. Wie lange er dauern wird, weiß niemand von den Zivilisten genau, denn der Planet beschreibt eine komplizierte Umlaufbahn in einem Doppelsternsystem. Die Oberschicht flieht in die Bunker, während das Volk sich selbst überlassen wird. Aus Liebe zu Braunauge weigert sich Druv bis zuletzt, in den Bunker zu gehen, doch sein Vater zwingt ihn dazu. Die Türen des Bunkers fallen ins Schloss, die betrogenen Angestellten müssen draußen bleiben.

Doch Druv weiß einen Ausweg. Während die Ausgestoßenen noch jammern, verlässt er sein Gefängnis und begibt sich zu den Lorins, einer Eingeborenenrasse, die schon früher den Menschen geholfen hat, den langen und harten Winter zu überstehen.

Mein Eindruck

„Der Sommer geht“ ist eine wunderbare Liebesgeschichte und ein hinreißend gut erzählter, fesselnder Abenteuerroman. Coney ist einer der interessantesten Autoren der siebziger Jahre, ein guter Stilist, der nicht mit Sozialkritik spart. Die schönen Illustrationen tragen sehr zu einem erinnerungswürdigen Leseerlebnis bei, und eine landkarte liefert zusätzlichen Überblick. Deshalb habe ich den Roman bis heute aufbewahrt.

Wer übrigens glaubt, es handele sich um ein Plagiat von Brian W. Aldiss‘ Romantrilogie „Helliconia“ sei darauf hingewiesen, dass zuerst Coney 1975 am Markt war und dann erst Aldiss Anfang der achtziger Jahre (1981ff.) kam.

Die Fortsetzung trägt den Titel „Pallahaxi“. Der Sammelband wurde 2009 mit „Träume von Pallahaxi“ betitelt.

Taschenbuch: 221 Seiten
Originaltitel: Hello summer, good bye, 1975;
Aus dem Englischen von Yoma Cap.
ISBN-13: 9783453305922

www.heyne.de

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