Octavia E. Butler – Rituale (Xenogenesis 2)

Im Alien-Genprogramm: Kampf einer neuen Rasse

Die Oankali sind Genhändler. Sie finden die Reste der Menschheit auf der vergifteten und verseuchten Erde – weit in unserer Zukunft. Die Oankali erkennen, dass hier eine Fehlentwicklung des Lebens stattgefunden hat, die in einem Wesen gipfelt, das in seinen Genen ebenso verseucht ist wie die Welt, die es zugrunde gerichtet hat. Das Urteil: ie positiven menschlichen Erbanlagen werden in den galaktischen Genpool aufgenommen, doch als eigene Rasse darf sich der Mensch nicht länger fortpflanzen.

Die dreigeschlechtlichen Oankali haben die Menschen wieder auf der Erde angesiedelt, die nach dem Atomkrieg für Jahrhunderte unbewohnbar war. Jetzt leben Menschen und Aliens zusammen, doch nicht alles ist friedlich. Da tritt der erste Mischling auf… (Verlagsinfo)

Die Autorin

Octavia E. Butler hatte sich in den USA mit dem Patternist-/Seelenmeister-Zyklus schon Meriten erworben sowie einige Preise für ihre Stories bekommen, bevor ihr mit der Xenogenesis-Trilogie der internationale Durchbruch gelang. Zuletzt errang sie Auszeichnungen für ihre Romane „Parable of the Sower“ und „Parable of the Talents“. Die hochdekorierte Schriftstellerin starb 2005 überraschend bei einem Sturz. Ihr Tod ist ein großer Verlust für das Genre.

Die Autorin war bekannt für ihre unorthodoxe Sicht auf bekannte SF-Themen, etwa bei der Darstellung der Gentechnik in ihrer „Xenogenesis“-Trilogie. Auch die „Parabel vom Sämann“ konfrontiert uns mit der ungewöhnlichen Sichtweise eines fünfzehnjährigen Mädchens im Kalifornien des Jahres 2024.

Die Xenogenesis-Trilogie

1) Dämmerung (Dawn, 1987, dt. 1991)
2) Rituale (Adulthood Rites, 1988; dt. 1991)
3) Imago (Imago, 1989; dt. 1991)

Hintergrund

Die Oankali sind Genhändler. Seit Millionen von Jahren reisen sie mit ihren riesigen gezüchteten Raumschiffen durch die Galaxis, um interessante Lebensformen aufzuspüren. Sie bieten anderen Rassen Erbmaterial an, um sie zum Beispiel von Krankheiten zu heilen, sie zu vervollkommnen und vielgestaltiger zu machen. Als Gegenleistung fordern sie Genmaterial, um es selbst zu nutzen oder es zu ihren Züchtungen zu verwenden.

Sie finden die Reste der Menschheit auf der vergifteten und verseuchten Erde – weit in unserer Zukunft. Die Oankali erkennen, dass hier eine Fehlentwicklung des Lebens stattgefunden hat, die in einem Wesen gipfelt, das in seinen Genen ebenso verseucht ist wie die Welt, die es zugrunde gerichtet hat. Seine Machtgier, seine Neigung zu Hierarchie und Unterdrückung, sein Hass auf alles Fremde und jede Veränderung macht den Menschen zu einem Gefahrenherd für die Entwicklung des Lebens im Kosmos, der beseitigt werden muss. Das Urteil ist unerbittlich: Die positiven menschlichen Erbanlagen werden in den galaktischen Genpool aufgenommen, doch als eigene Rasse darf sich der Mensch nicht länger fortpflanzen.

Handlung

Die dreigeschlechtlichen Oankali haben die Menschen wieder auf der Erde angesiedelt, die nach dem Atomkrieg für Jahrhunderte unbewohnbar war. Jetzt leben Menschen und Aliens zusammen, doch nicht alles ist friedlich: Während einige Menschen den Handel mit den Fremden akzeptiert haben und „Konstruierte“, mit Ooloi-Genen veränderte Kinder, zur Welt bringen, leben andere in abgeschiedenen, rein menschlichen Gemeinschaften.

Lilith und ihre Schicksalsgenossen leben in einem irdischen Reservat, einer künstlichen kleinen Erde. Sie stehen vor der Wahl, dass sie sich nur dann fortpflanzen dürfen, wenn sie sich einer genetischen „Operation“ unterziehen, um ihre aggressiven, mörderischen Erbanlagen zu beseitigen, mit denen sie die Erde ruinierten.

Doch die Ooloi, Angehörige des dritten Oankali-Geschlechts, haben sie unfruchtbar gemacht, sodass keine menschlichen Kinder mehr geboren werden können. Die meisten Menschen lehnen diese Operation ab, sondern verfolgen vielmehr die friedfertigen Aliens, die nur ihr Bestes wollen, mit hasserfüllter Brutalität. Sie erschlagen sogar menschliche Kollaborateure, wenn diese zu einer Kooperation mit den Fremdweltern bereit sind.

Mit Akin tritt ein „Konstruierter“, ein Kind beider Rassen, ein genetischer Mischling, auf den Plan. Er ist der erste männliche Konstruierte. In ihm steckt mehr Menschliches als in jedem anderen Hybridwesen – doch er hat auch Oankali-Gene und versteht, dass die Vermischung der beiden Spezies notwendig ist, wenn die Menschheit weiter überleben will. Akin macht sich zum Anwalt der Menschen, um sein Recht auf eine eigenständige Spezies durchzusetzen. Er und seine Anhänger gründen eine Kolonie auf dem Mars…

Mein Eindruck

Die Oankali werden sehr überzeugend als absolut fremdartige Spezies dargestellt. Dennoch muss die Protagonistin Lilith die abstoßenden Fremden ernstnehmen und sich mit ihnen arrangieren, sonst kostet es ihr Leben. Die pessimistische Autorin sieht nur einen Ausweg für das Überleben der Menschheit – die Gentechnologie. Der zweite Band schildert den Übergang auf eine neue Ebene, hin zu einer Vermischung der einander fremden Rassen.

Die Autorin ist Afroamerikanerin, ihre Vorfahren verschleppten die weißen Sklavenhändler in die Neue Welt – das war bereits die Begegnung mit einer fremden Spezies. In der Sklaverei zwang man sie zur Fortpflanzung und in die Unterdrückung, Opfer der Aggression des weißen Mannes. Die Genhändler-Trilogie ist insofern eine alternative, eventuell utopische Weiterführung des Schicksals von Butlers afrikanischen Vorfahren.

Die Trilogie wurde in einem Band 1999 bei Heyne neu aufgelegt und ist seit 2015 auch als Kindle E-Book erhältlich.

Taschenbuch/E-Book: 348 Seiten
Originaltitel: Adulthood Rites, Xenogenesis: 2, 1988;
Aus dem Englischen von Barbara Heidkamp
ISBN-13: 9783453044791

www.heyne.de

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