Redaktionsteam Rock Hard – Best Of Rock & Metal – Die 500 stärksten Scheiben aller Zeiten

Nach dem häufig kritisierten Rock-Hard-Special „Top 300“, in dem die besten Rock- und Metal-Scheiben aller Zeiten vorgestellt wurden, folgt jetzt eine Erweiterung auf 500 Platten sowie ein offizieller Release in Form eines schön aufgemachten Buches. Neben ausführlichen Reviews (inklusive Cover in genialer Qualität!) werden die wichtigsten Subgenres sowie die Wurzeln des Heavy Metal vorgestellt, letztere Texte allerdings nur in absoluter Mini-Ausführung. So sind 99 Prozent der knapp 240 Seiten Reviewtexte, die auch kostenlos auf der Internetseite des Magazins abrufbar sind. Außerdem ist zu sagen, dass die Artikel über die Subgenres fast allesamt bereits im oben angesprochenen Special auftauchen.

Immerhin hat man sich die Mühe gemacht, einige wenige neuere Scheiben neben den zweihundert „Erweiterungsscheiben“ einzubauen. Zwei Beispiele gefällig? Zum einen wäre da NEVERMOREs „This Godless Endeavor“, zum anderen SYSTEM OF A DOWNs „Mesmerize“. Bei 500 Scheiben nur ein paar aus den letzten Jahren mit einzubauen, ist aufgrund der Tatsache, dass Lobeshymnen auf einen Großteil der neuen CDs im Magazin an der Tagesordnung sind (besonders wenn ich an bekanntere Bands denke), eher erstaunlich als nachvollziehbar. Genauso die Tatsache, wie einige Bands besprochen werden: „Nach diesem und jenem Album versagte die Band XXX komplett …“. Seltsam, im Rock Hard tauchen viele dieser angesprochenen Alben in den berüchtigten „10 x Dynamit“-Seiten auf. Ein weiterer Punkt: Beim Durchlesen der Kritiken wird man das Gefühl nicht los, das eben nicht die Musik, sondern der Erfolg der jeweiligen CD etwas weiter im Vordergrund steht. So ist METALLICAs „Black Album“ ohne Zweifel ein wichtiges Metalwek, das vor allem viele Türen geöffnet hat. Es aber zu den besten Alben aller Zeiten zu zählen und Alben wie „… And Justice For All“ wiederum außen vor zu lassen, ist zumindest als unglücklich zu bezeichnen, da man als Leser davon ausgeht, die musikalisch besten Platten vorzufinden. Und wenn man die eine Seite mit den Türen sieht, muss man auch den Untergang der ehemals besten Metal-Band der Welt mit genau diesem Werk sehen. Ebenso unglücklich ist die Tatsache, dass die Meinungen der Chefredakteure Rensen und Kühnemund offensichtlich immer noch am meisten zählen. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist absolut sinnlos, Alben nach ihren Umständen oder Verkaufszahlen zu bewerten und dabei nur wenige Köpfe entscheiden zu lassen. So ist „Back In Black“ wahrscheinlich nur zur Nummer eins gewählt worden, weil Bon Scott kurz zuvor starb und der Überraschungseffekt mit Brian Johnson dementsprechend groß war. Eine ziemlich fadenscheinige Begründung für das angeblich beste Album aller Zeiten. Eine Leserabstimmung wäre zwar aufwendig, aber wohl eindeutig vorzeigbarer gewesen.

Einige Bands sind mit mehreren CDs vertreten. Bleibt nur die Frage, wie man zwischen Götteralben wie „Powerslave“, „Somewhere In Time“, „Killers“ (übrigens das beste IRON MAIDEN-Album im Buch), „Piece Of Mind“ oder „Number Of The Beast“ entscheiden soll. Wieso nun ausgerechnet dieses und jenes Album es geschafft hat und nicht ein anderes, bleibt wohl das Geheimnis der Redakteure. Auch letzter Punkt spricht eindeutig für eine nicht gegebene Objektivität. Außerdem wird man das Gefühl nicht los, dass auch einige No-Name-Truppen nur vertreten sind und reingepresst wurden, damit man nicht von dem sprechen kann, was ich die ganze Zeit kritisiere. Wobei man Rock Hard zu Gute halten muss, dass die Genre-Grenzen äußerst weitgreifend ausgewählt wurden: Von QUEEN über GREEN DAY und NIGHTWISH bis hin zu RAMMSTEIN sind alle Bands vertreten, die irgend etwas mit Gitarren am Hut haben. Natürlich merkt man den Reviews auch an, dass dort absolute Profi-Schreiberlinge am Werk sind, darüber braucht man gar nicht erst zu diskutieren.

Bei allem Respekt vor der Größe des Rock Hard: Man hätte einfach die 500 besten Bands mit einigen empfehlenswerten Alben pro Gruppe in das Buch verbannen und somit die Reihenfolgen ad acta legen sollen. Denn wer kann schon zwischen einem 412., 318. oder 77. Platz bei mehreren zehntausend erschienenen Rock- und Metalalben unterscheiden. Besonders, wenn gerade mal ein Dutzend Leute das Sagen haben.

Im Endeffekt darf man also nicht zu viel erwarten, die subjektive Meinung der Redakteure ist ausschlaggebend und nicht die Sichtweise der Metal-Fans, die sicherlich innovative und absolut geniale Bands wie PAIN OF SALVATION (nur ein Beispiel) lieber in der Rangliste gesehen hätten als den 200. relativ unbedeutenden US-Metal-Act. Auf der anderen Seite wird ein Querschnitt durch die Rock- und Metalmusik aufgezeigt, der so noch nicht vorhanden war. Die erhoffte ultimative Rangliste bringt Rock Hard damit aber nicht heraus, und diese – meine – Meinung ist nicht subjektiv, sondern objektiv.