Robert Jackson Bennett – Die Stadt der träumenden Kinder (Die göttlichen Städte 3)

Die göttlichen Städte

Band 1: Die Stadt der tausend Treppen“
Band 2: Die Stadt der toten Klingen“
Band 3: „Die Stadt der träumenden Kinder“

Sigrud je Harkvaldson wird als Verbrecher gesucht, seit er nach dem Tod seiner Tochter Signe im Blutrausch mehrere saypurische Soldaten getötet hat. Eigentlich wartet er auf Nachricht von Shara, dass die Angelegenheit beigelegt ist, und er zurückkehren kann, um wieder für sie zu arbeiten. Doch die Nachricht, die er letztlich tatsächlich erhält, ist eine ganz andere …!

Nachdem in Band zwei Generalin Mulagesh im Mittelpunkt der Handlung stand, ist es nur folgerichtig, dass diesmal die zweite der beiden wichtigsten Nebenfiguren aus dem ersten Band, Sigrud, die Hauptfigur ist.

Sigrud, zunächst vor allem wortkarger, stoischer und rabiater Mann fürs Grobe, entwickelte bereits im zweiten Band zusätzliche Tiefe durch das extrem schwierige Verhältnis zu seiner Familie, vor allem zu seiner Tochter. dass er jetzt mit seinen Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen der zentrale Charakter der Geschichte ist, verstärkt das ganze noch. Aus dem ungerührten Schlagetot wird ein von Schmerz, Verzweiflung und Selbsthass zerfressener Mann.

Wie schon Mulageshs ist auch Sigruds Charakterzeichnung am Ende tiefer und eindringlicher geraten als Sharas, auch wenn Sigrud sich seiner selbst nie so deutlich und klar bewusst ist wie Mulagesh.

Auf die Handlung war ich diesmal ziemlich neugierig, da ich keine Vorstellung davon hatte, worauf der Buchtitel diesmal anspielen mochte. Zumal die letzte lebende Göttin zum einen eine vorwiegend freundliche Gottheit ist und sich zum zweiten vollständig aus der Welt zurückgezogen hat, sodass sich bei diesem Band die Frage nach einem göttlichen Widersacher noch deutlicher stellte als beim Vorgänger.

Robert Bennett hat diese Frage ausgesprochen elegant gelöst, und dabei nicht nur einige bisher nur am Rande erwähnte Details vertieft, sondern zum ersten Mal auch einen greifbaren Antagonisten erschaffen, der von Anfang an aktiv die Ereignisse mitbestimmt, und dessen Persönlichkeit unmittelbar durch eigene Gedanken, Gefühle und Erinnerungen dargestellt ist, nicht nur durch Beschreibungen aus „zweiter Hand“.

Nun hat der Autor ohnehin eine Begabung dafür, seine Geschichten mit einem zunehmend straffen Spannungsbogen auszustatten, was auch diesmal wieder der Fall ist. Die starke Präsenz eines Gegenspielers verstärkt diesen Effekt noch und macht diesen dritten Band insgesamt zum spannendsten des ganzen Zyklus. Dabei sind es nicht einmal unbedingt die üblichen Actionszenen wie die im Schlachthaus oder die in der Aero-Tram, die die meiste Spannung erzeugen, sondern die, welche sich an mehreren Stellen zeitgleich abspielen, und deren Kämpfe gar nicht unbedingt auf körperlicher, sondern eher auf geistiger Ebene ausgetragen werden.

Einziger Knackpunkt war diesmal ein Detail, das zum Setting gehört: die Mirakel. Zum Ende der Geschichte hin wird tatsächlich noch erklärt, was genau ein Mirakel eigentlich ist. Und vielleicht könnte man aus diesen Informationen auch einen Grund konstruieren, warum das Mirakel aus Kolkans Finger Kolkans Tod überdauert hat. Es erklärt aber nicht, warum Bulikovs Stadtmauer noch stand, als Nokov aus dem Wald zurückkehrte. Dieser kleine logische Knacks fällt aber letztlich kaum noch ins Gewicht.

Bleibt zu sagen, dass dieser dritte Band der krönende Abschluß eines sehr gelungenen Zyklus ist. Die Figuren waren überaus lebendig beschrieben, jeder einzelne Plot war gut durchdacht, sauber ausgearbeitet und mit immer neuen, unerwarteten Wendungen ausgestattet, die für steigende Spannung sorgten. Besonders gut gefiel mir die Vorstellung von Göttern, die zwar mächtig, aber nicht allmächtig waren, weil ihre Wesenheit zu einem nicht unerheblichen Teil von den Vorstellungen und Erwartungen ihrer Gläubigen beeinflusst wurde. Das Ganze aufgeppt mit ein wenig Action hier und da, die für Tempo sorgte, mit einigen Geheimnissen, die es zu lüften galt, und all das sauber ausbalanciert, und herausgekommen ist eine wirklich sehr lesenswerte Trilogie, die ich getrost jedem Fantasy-Fan empfehlen kann.

Robert Jackson Bennett ist Amerikaner und lebt mit seiner Familie in Texas. Seine Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet, allerdings wurde bisher lediglich der Zyklus Die göttlichen Städte ins Deutsche übersetzt.

Taschenbuch 656 Seiten
Originaltitel: City of Miracles
Deutsch von Eva Brauche-Eppers
ISBN-13: 978-3-404-20890-6

robertjacksonbennett.com
www.luebbe.de

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