Stefanie Simon – Feuer der Götter

Naave wohnt im Slum. Seit ihre Mutter bei einem Feuer starb, ist sie auf sich gestellt, sie lebt vom Fischfang und vom Stehlen. Doch insgeheim träumt sie von einer eigenen Almara-Herde und einem kleinen Haus im Viertel der Wohlhabenden. Völlig unerschwinglich für sie! Bis eines Tages ein Feuerdämon aus dem Dschungel auftaucht und zu ihren Füßen bewusstlos zusammenbricht.

Wer einen Feuerdämon zum Tempel bringt, wird reich belohnt! Und Naave ist wild entschlossen, sich diese Belohnung zu verdienen. Doch dann geht auf einmal alles schief …!

Um es gleich vorwegzusagen, ich war positiv überrascht. Natürlich ist es unvermeidlich, daß sich im Laufe der Geschichte zwischen Naave und dem Feuerdämon eine Romanze entwickelt. Ansonsten aber ist die Geschichte erfreulich wenig vorhersehbar.

Naave ist eigentlich eine Kratzbürste. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, was nicht immer zu ihrem Vorteil ist, und auf den Feuerdämon hat sie noch dazu einen besonderen Hass, weil das Feuer, dem ihre Mutter zum Opfer fiel, durch einen Feuerdämon verursacht wurde. Aber roh oder kaltherzig ist sie nicht, weshalb sich bei ihr schon bald die ersten Zweifel bezüglich des Schicksals, das dem Feuerdämon droht, bemerkbar machen.

In Royias Adern fließt zwar außer Blut auch Feuer, ein Dämon aber ist er nicht. Er ist ein guter Jäger und hätte nichts dagegen, sein ganzes Leben so zu verbringen. Doch seine Feuergabe trennt ihn von den anderen Angehörigen seines Stammes, sein einziger Freund ist seine Flugechse.

Allzu viel gibt die Charakterzeichnung nicht her, wobei Naave noch etwas lebendiger geraten ist als Royia. Beide sind sympathisch, ihr Handeln ist nachvollziehbar, echte Tiefe fehlt jedoch. Die Nebenfiguren wirken teilweise noch steifer.

Sehr plastisch und eindrucksvoll ist dafür das Setting ausgefallen. Stefanie Simon hat sich von den alten Kulturen Mexicos inspirieren lassen, von der Gestaltung der Örtlichkeit über Namensgebung bis hin zur Religion. Und doch hat sie etwas Eigenes daraus gemacht, indem sie zum Beispiel den Urwald mit einer Fülle erfundener Tiere und Pflanzen bevölkert hat. Hier hat die Autorin eine Menge Einfallsreichtum bewiesen, der auch gelungen umgesetzt wurde.

Magie, wie man sie sonst typischerweise bei Fantasy findet, fehlt in diesem Buch völlig. Das Feuer in Royias Körper ist zwar so besonders, dass er gemäß der Religion seines Volkes zum Gott bestimmt ist, man kann aber tatsächlich nicht mehr damit tun, als etwas anzuzünden. Damit wird die Religion zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Auch hier hat die Autorin religiöse Strukturen Mittelamerikas als Basis genommen, sie aber so umgestaltet, dass etwas Neues daraus entstanden ist. Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass diese Umgestaltung eine sehr interessante und ungewöhnliche Auflösung des Plots ermöglicht hat.

Der Weg dorthin ist nicht übermäßig spektakulär, aber durchaus abwechslungsreich. Stefanie Simon hat ihre Figuren nicht nur durch den Dschungel, sondern auch durch die Stadt geführt, wobei jede Umgebung ihre eigenen Gefahren bereithält. Die Ereignisse im Dschungel haben mir dabei allerdings besser gefallen, sie sind überraschender und vielfältiger. In der Stadt dagegen war vieles entweder absehbar oder erschien mir ein wenig zu konstruiert. Das gilt vor allem für die Szene auf der Opferbrücke.

Unterm Strich würde ich sagen, die Autorin hat ein Händchen für die Darstellung von Handlungsräumen. Der Dschungel und die Stadt als solche sind wirklich lebhaft und bildreich gestaltet. Leider gelingt ihr das bei den Personen ihrer Geschichte weniger gut. Abgesehen davon, dass die meisten von ihnen ausgesprochen blass bleiben, erschien mir ihr Handeln gelegentlich doch unglaubwürdig. Das gilt besonders für den Hohenpriester, dem man die Belastung durch das geheime Wissen seines Amtes so gar nicht anmerkt, die sich letztlich aber doch so drastisch auswirkt. Die Handlung verläuft recht linear und einfach und kann nicht mit allzu viel Spannung aufwarten, bietet aber Abwechslung und einen durchaus gelungenen Schluss. Das Buch ist auf jeden Fall mehr als nur eine von vielen Teenager-Romanzen. Es mag sich ein wenig wie ein Jugendbuch lesen, aber immerhin ein recht gutes.

Stefanie Simon stammt aus dem Hunsrück. Nach einem Kunststudium in Frankfurt arbeitet sie heute als Künstlerin und Schriftstellerin. Feuer der Götter ist ihr erster Roman.

Taschenbuch 432 Seiten
ISBN-13: 978-3-426-51198-5

www.droemer-knaur.de

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