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Charlaine Harris – Vorübergehend tot. Vampir-Roman

Charlaine Harris’ „Vorübergehend tot“ mag mit seinem Cover wohl auch Männer neugierig machen. Denn da gibt es sowohl auf dem Buchdeckel als auch auf dem Rücken eindrückliche weibliche Reize zu sehen. Doch sollte Mann sich davon nicht locken lassen. „Vorübergehend tot“ ist nämlich ein reiner Frauenschmöker und Harris fährt sämtliche Geschütze auf, um ihre Leserinnen zu begeistern.

Handlung

Da wäre zunächst die erzählende Protagonistin Sookie Stackhouse. Sookie ist jung und hübsch – natürlich. Doch ihre „Behinderung“ hat ihr bisher alle Chancen im Leben verbaut. Sookie kann nämlich Gedanken lesen, weswegen sie weder eine höhere Bildung noch einen Mann hat. Ein ziemlicher Stimmungskiller sei das, wenn man die Gedanken des Mannes beim Sex hören müsse … Und so arbeitet Sookie als Kellnerin in einer kleinen Kneipe im provinziellen Städtchen Bon Temps und versucht sich ansonsten aus dem gesellschaftlichen Leben herauszuhalten.
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[NEWS] Charlaine Harris – Nachtschicht (Midnight Texas 3)

Mysteriöses ereignet sich in Midnight, in Texas: Aus dem örtlichen Pfandleihhaus verschwinden Waffen, nur um später an den Schauplätzen dramatischer Selbstmorde wieder aufzutauchen. Vampir Lemuel ist sofort klar, dass es hier nicht mit rechten Dingen zu geht. Bei seinen Recherchen findet er heraus, das die rätselhafte Selbstmordserie etwas mit Midnight selbst zu tun hat. Denn es gibt einen Grund, warum sich Hexen, Vampire, Werwölfe und Schattengeschöpfe aller Art in Midnight so wohl fühlen. Einen Grund, der selbst einem gestanden Vampir die Haare zu Berge stehen lässt … (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 448 Seiten
Originaltitel: Night Shift – Midnight, Texas Book 3
Heyne

[NEWS] Charlaine Harris – Geisterstunde (Midnight, Texas 2)

In dem einsam gelegenen Städtchen Midnight, Texas, bleibt jeder Bewohner gerne für sich. Doch selbst an diesem Ort der Geheimnisse ist Olivia Charity ein Rätsel. Sie lebt bei dem Vampir Lemuel – doch was sie tut, weiß niemand. Nur eines ist sicher: Sie ist wunderschön und gefährlich. Wie sehr, das findet ausgerechnet Manfred, ein gefragtes Medium, heraus, als er Olivia bei einem Auftrag in Dallas begegnet. Drei Tote später muss er sich fragen, wem er in Midnight trauen und wen er fürchten muss … (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 432 Seiten
Originaltitel: Day Shift – Midnight, Texas Book 2
Heyne

[NEWS] Charlaine Harris – Midnight, Texas (Midnight, Texas 1)

Die Bewohner Midnights haben diesen Ort allesamt aus einem Grund zu ihrem Zuhause gewählt: Das texanische Städtchen ist klein und ruhig. Und damit ein perfektes Versteck. Doch wovor verstecken sie sich? Allein Bobo Winthrop, der Besitzer des Pfandhauses, scheint von jedem in der Stadt etwas zu wissen. Da ist Bobos neuer Untermieter, der seine Wohnung nur nachts verlässt. Oder die Esoterik-Lady, die behauptet, eine Hexe zu sein. Als Bobos Freundin Aubrey verschwindet, fangen die Einwohner an, Fragen zu stellen. Zu viele Fragen, denn plötzlich drohen Geheimnisse ans Tageslicht zu kommen, die besser verborgen geblieben wären … (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 416 Seiten
Originaltitel: Midnight Crossroad – Midnight, Texas Book 1
Heyne

Charlaine Harris – Vampirmelodie (Sookie Stackhouse 13)

Da ist er nun also: Der dreizehnte und letzte Band der Sookie-Stackhouse-Reihe. Vor dreizehn Jahren erschien das erste Buch um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse, die im kleinen Städtchen Bon Temps in einer Kneipe arbeitet und plötzlich an einen Vampir gerät. Damit nahm ihr bisher beschauliches Leben eine drastische Wende. Hatte sie sich bisher durch ihre Begabung (sie nennt es Behinderung) in zwischenmenschlichen Dingen geradezu gehandicappt gefühlt, lernt sie nun endlich zu leben – und zu lieben. Natürlich wird es auch zunehmend gefährlich, denn wie sich bald herausstellt, wird die Welt nicht nur von Vampiren bevölkert. Je mehr Bücher der Reihe erscheinen, desto mehr übernatürliche Wesen lernt der Leser kennen: Vampire, Werwölfe, Gestaltwandler, Dämonen, Hexen und Elfen.
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Charlaine Harris – Cocktail für einen Vampir (Sookie Stackhouse 12)

Nach über zehn Jahren befindet sich Charlaine Harris nun auf der Zielgeraden: „Cocktail für einen Vampir“ ist das zwölfte und damit vorletzte Buch ihrer Reihe um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse. Die „Southern Vampire Mysteries“, wie die Romanreihe ursprünglich einmal hieß, wurde vor ein paar Jahren von HBO fürs Fernsehen adaptiert und geistert nun als „True Blood“ auch über die deutschen Bildschirme. Wer als Fan der TV-Serie allerdings erwartet, mehr vom Gleichen in Buchform präsentiert zu bekommen, wird enttäuscht werden. TV- und Romanreihe haben außer den Charakteren relativ wenig miteinander zu tun. Beide sind mehr oder weniger eigenständige Universen.

Was passiert also in „Cocktail für einen Vampir“? Felipe hat sich mit seiner Entourage bei Eric eingeladen, um dem Mord an Victor auf den Grund zu gehen. Entsprechend nervös sind die Vampire aus Shreveport, schließlich haben sie Victor vorsätzlich um die Ecke gebracht. Eric spannt seine Vampirehefrau Sookie ein, zu der Party in seinem Haus als hübsches Anhängsel zu erscheinen. Doch als sie endlich eintrifft, findet sie Eric im Schlafzimmer vor, wie er gerade am Hals einer unbekannten Werwölfin nuckelt. Sookie ist wenig begeistert, Eric ist wortkarg, und die unbekannte Blutspenderin liegt Minuten später tot in Erics Vorgarten.

Da ein Unbekannter die Polizei informiert hat, muss sich der gesamte Northman’sche Haushalt einer Befragung durch Detective Ambroselli stellen, einer sehr ambitionierten Polizistin, die im Roman dennoch nichts anderes tut, als den gleichen Charakteren erfolglos die immer gleichen Fragen zu stellen. Da die Tote aber in Erics Vorgarten gefunden wurde, ist er irgendwie verdächtig, sie getötet zu haben, und so hat auch Sookie ein Interesse daran, seinen Namen reinzuwaschen.

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Harris, Charlaine – Vampir mit Vergangenheit (Sookie Stackhouse 11)

_|Sookie Stackhouse|_:

Band 1: [„Vorübergehend tot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=788
Band 2: [„Untot in Dallas“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=939
Band 3: [„Club Dead“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1238
Band 4: [„Der Vampir, der mich liebte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2033
Band 5: [„Vampire bevorzugt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3157
Band 6: [„Ball der Vampire“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4870
Band 7: [„Vampire schlafen fest“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5450
Band 8: [„Ein Vampir für alle Fälle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6161
Band 9: [„Vampirgeflüster“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6593
Band 10: [„Vor Vampiren wird gewarnt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7208
Band 11: _“Vampir mit Vergangenheit“_

Da ist er nun also: Der elfte Band in Charlaine Harris‘ Erfolgsserie um die Gedanken lesende Kellnerin Sookie Stackhouse. „Vampir mit Vergangenheit“ heißt er und um es kurz zu machen: Er ist zumindest besser als der Vorgängerband [„Vor Vampiren wird gewarnt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7208. Harris hat diesmal versucht, sich zusammenzureißen und ihren Lesern so etwas wie einen stringenten Plot zu präsentieren.

Das heißt nun nicht, dass nicht auch dieser Band an den gleichen Ermüdungserscheinungen leidet, der die Serie schon seit zwei oder drei Jahren heimsucht: Zum einen scheint sich die Autorin bezüglich ihres eigenen Universums nicht mehr ganz sicher zu sein und vergisst von Zeit zu Zeit, was sie in vergangenen Romanen geschrieben hat. Auf der anderen Seite gibt es auch in „Vampir mit Vergangenheit“ die schon bekannten Urschleimexpositionen, die Grundlegendes wiederholt seit Beginn der Serie wiederkäuen. Offensichtlich hat Harris eine Liste mit Dingen, die sie in jedem Band mindestens einmal erwähnen möchte: Die Tatsachen, dass Sookie früher kein Geld hatte und dass sie eine neue Küche hat (nachdem ihr Haus fast abgebrannt wäre) gehören dazu. Charlaine Harris wird einfach nicht müde, diese Fakten dem genervten Leser wieder und wieder aufzutischen. Man sollte Autoren vertraglich dazu verpflichten, solche Erklärungen für neue Leser zu streichen – sie beleidigen nur die Intelligenz langjähriger Fans. Und wer beim Bücherkauf wirklich findet, es sei eine gute Idee mit Band elf einer Serie einzusteigen, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen.

Sei’s drum. Zumindest hat es Harris diesmal geschafft, die banalen Alltäglichkeiten in Sookie Stackhouses Leben auf ein erträgliches Minimum zu reduzieren. Zwar erleben wir auch hier wieder, wie Sookie putzt, duscht und sich die Haare schneiden lässt, doch ersticken diese Füllszenen zum Glück nicht den Rest der Handlung. Und immerhin gibt es an dieser Front so einiges zu berichten! Victor macht Eric das Leben schwer – immer noch. Mittlerweile hat er eine Kneipe aufgemacht, die vom Merlotte’s Kunden abzieht. Und eine Vampirbar hat er auch eröffnet, was Erics Fangastia sofort zu spüren bekommt. Die Animositäten zwischen Eric und Victor gehen also weiter, doch wird nun heimlich beschlossen, Victor und seinen Anhängern endgültig den Garaus auszumachen. Und so schmieden Eric, Sookie und Pam einen Plan, wie man den unliebsamen Victor loswerden könnte.

Außerdem verfolgt Charlaine Harris Sookies Elfenerbe weiter. Nicht nur haben sich Claude und Dermit praktisch auf Dauer in Sookies Obergeschoss eingenistet, auch findet Sookie beim Ausräumen des Dachbodens einen geheimnisvollen Elfengegenstand, den ihr ihre Großmutter vererbt hat. Zunächst heißt es also herauszufinden, was es mit dem Gegenstand auf sich hat – und dann zu entscheiden, wie er am besten einzusetzen ist!

Abgesehen von diesen beiden Haupthandlungen bietet Harris wieder die übliche Parade von Nebenschauplätzen- und charakteren. Bill darf ein paar Sätze sagen und Elvis darf diesmal sogar singen. Sookie richtet für Tara eine Babyparty aus, Amelia kommt zu Besuch, Mr Cataliades schaut kurz vorbei und Sookie besucht mit ihrem Neffen Hunter den Tag der offenen Tür von dessen zukünftiger Vorschule. Wie gesagt, all diese Nebensächlichkeiten wirken in „Vampir mit Vergangenheit“ nicht so willkürlich wie zum Beispiel in „Vor Vampiren wird gewarnt“. Doch ist es wohl trotzdem zu spät, Charlaine Harris zu raten, ihre Personage etwas einzudampfen. Es scheint, sie will sich wirklich jeden Charakter für das große Finale in Band 13 warmhalten. Ob dieses Abdriften ins Seifenopernhafte der Reihe jedoch gutgetan hat, bleibt weiterhin zu bezweifeln.

_Wer sich bis hierhin_ durch die Sookie-Stackhouse-Reihe gekämpft hat, der bekommt mit „Vampire mit Vergangenheit“ endlich wieder einen lesbaren Band präsentiert, der zwar nicht an die Glanzzeiten der Serie anknüpfen kann, aber immerhin solide und spannende Unterhaltung bietet. Weniger Filler, dafür mehr Killer war diesmal wohl Harris‘ Devise. Diese Taktik geht auf: Es fließt wieder mehr Blut, die Taktfrequenz der Action wurde hochgeschraubt und Sookie und Eric dürfen wiederholt aneinandergeraten. Was etwas schade ist, ist das die Grundkonstellation der Reihe (Gedanken lesende Kellnerin) schon seit einer Weile aus dem Blick geraten ist. Wo Sookies fragwürdige Begabung zu Anfang fast wie eine Behinderung wirkte, hat sie mittlerweile kaum noch damit zu kämpfen, dass sie anderer Leute Gedanken lesen kann. Meistens stellt es sich als superpraktisch heraus, einen Moment vorher zu wissen, dass einem jemand nach Leben trachtet. Doch die unangenehmen und peinlichen Momente, die Sookie einst zur Einzelgängerin machten, die gibt es kaum noch.

Trotzdem kann man „Vampir mit Vergangenheit“ empfehlen. Das Buch lädt mit seinem griffigem Umfang von 400 Seiten zum Schmökern ein und bietet sich geradezu dazu an, an einem lauen Sonntagnachmittag in einem Rutsch durchgelesen zu werden. Na dann, viel Vergnügen!

|Taschenbuch: 416 Seiten
Originaltitel: Dead Reckoning
ISBN-13: 978-3423213868|
[www.dtv.de]http://www.dtv.de

_Charlaine Harris bei |Buchwurm.info|:_

|Harper Connelly|:
Band 1: [„Grabesstimmen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4704
Band 2: [„Falsches Grab“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5608
Band 3: [„Ein eiskaltes Grab“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6318
Band 4: [„Grabeshauch“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7031

Harris, Charlaine – Vor Vampiren wird gewarnt (Sookie Stackhouse 10)

_|Sookie Stackhouse|_:

Band 1: [„Vorübergehend tot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=788
Band 2: [„Untot in Dallas“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=939
Band 3: [„Club Dead“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1238
Band 4: [„Der Vampir, der mich liebte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2033
Band 5: [„Vampire bevorzugt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3157
Band 6: [„Ball der Vampire“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4870
Band 7: [„Vampire schlafen fest“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5450
Band 8: [„Ein Vampir für alle Fälle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6161
Band 9: [„Vampirgeflüster“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6593
Band 10: [„Vor Vampiren wird gewarnt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7208
Band 11: „Dead Reckoning“ (noch ohne dt. Titel)

Charlaine Harris‘ Roman „Vor Vampiren wird gewarnt“ – der immerhin zehnte Teil ihrer Sookie-Stackhouse-Reihe – ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Dollarzeichen in den Augen von Verlag (und Autorin) einer ehemals spritzigen, unterhaltsamen und originellen Urban-Fantasy-Serie den Garaus machen können. Im Jahresrhythmus entspringt der Harris’schen Buchproduktion ein neuer Teil. Nun kommt „Vor Vampiren wird gewarnt“ zwar mit griffigen und übersichtlichen 370 Seiten daher, doch wenn man bedenkt, dass die Sookie-Bücher lange nicht alle Eisen sind, die Harris im Feuer hat, dann wird schnell klar, welchen Output diese Frau produzieren muss, weil sie vertraglich dazu verpflichtet ist.

Das kann nicht gutgehen. Schon seit einiger Zeit schwächelt die Serie – auch, wenn sich Harris im letzten Teil „Vampirgeflüster“ kurzfristig gefangen hatte. Doch bei der Lektüre von „Vor Vampiren wird gewarnt“ wird relativ schnell klar, dass der Autorin eine Deadline im Nacken saß. Vermutlich hat sie verzweifelt in den Schubladen ihres Schreibtischs nach Notizzetteln mit möglichen Plots für einen zehnten Band gekramt. Etwas Brauchbares hat sie dabei jedoch nicht zutage gefördert. Und so liest sich das Buch mindestens so zäh und schmerzhaft, wie der Prozess des Schreibens für Charlaine Harris gewesen sein mag. Autor und Leser bilden hier also eine unfreiwillige Leidensgemeinschaft.

Dabei kann man dem Roman nicht vorwerfen, dass nichts passieren würde. Ganz im Gegenteil, da ist einiges los! Sookie laboriert an den Spätfolgen ihrer Elfenfolter (ihr tun die Handgelenke weh und mit dem Orgasmus klappts auch nicht mehr). Bill ist durch die Silbervergiftung nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Vergiftung will einfach nicht abheilen, bis Sookie die Sache in die Hand nimmt. Eric ist von seinem Vampirvorgesetzten Victor genervt und würde ihn am liebsten ins Jenseits befördern. Im Parlament wird gerade ein Gesetz diskutiert, nach dem sich alle Werwölfe registrieren lassen müssten (siehe „X-Men“). Auf Sookies Grundstück findet sich eine Leiche. Ihr Elfencousin Claude zieht bei ihr ein. Ihr Neffe übernachtet bei ihr. Eric bekommt Besuch von seinem Schöpfer. Und so weiter.

Klingt nach viel Stoff, oder? Das wäre es auch, würden all diese Handlungselemente irgendwohin führen. Stattdessen lässt „Vor Vampiren wird gewarnt“ einen zentralen Konflikt vermissen. Es gibt keine zielführende Handlung oder Entwicklung, die von A nach B führen würde. Da ist kein zentraler Punkt, um den die Handlung kreist und schlussendlich nichts, was die Aufmerksamkeit des Lesers nachhaltig fesseln würde. Das heißt nicht einmal, dass die Einzelgeschichten nicht interessant wären. Es gibt durchaus schöne Passagen, z. B. wenn Bill am Sterbebett der Grande Dame von Bon Temps erklärt, ihr Ururgroßvater zu sein. Oder wenn Sookie zu ihrem Neffen Hunter eine Beziehung aufbaut (hier wirkt natürlich der Kinderbonus). Doch kaum hat man sich als Leser auf eine Richtung eingestellt, geht es ganz woanders lang. Und so fährt man ständig im Kreis, ohne jemals irgendwo anzukommen. Es scheint, Harris habe Ideen, die sie für Sookie-Kurzgeschichten hatte, in diesen Roman gepackt. Und für sich genommen würden sie vermutlich auch funktionieren. Doch lieblos in einem Roman aneinandergereiht? Teilweise unaufgelöst? Das macht auf Dauer keinen Spaß.

Denn Tatsache ist auch, dass Harris manche dieser Handlungsstränge eben nicht bis zum Ende verfolgt, sodass der Leser den Eindruck bekommt, einer Seifenoper zu folgen: Die Handlung läuft zwar im Schneckentempo ab, gelöst wird aber trotzdem nichts. Um mehr zu erfahren, muss man in einem Jahr wieder einschalten. Das ist bei manchen Subplots ärgerlicher als bei anderen. So ist es zum Beispiel verzeihlich, dass das Werwolf-Gesetz als Idee zwar eingeführt wird. So etwas lässt sich gut über mehrere Bücher ziehen, zum Beispiel als verbindendes Element zwischen mehreren Büchern. Doch dass Sookie und Pam zwei von Victors Leuten umbringen, ohne dass darauf irgendeine Reaktion erfolgt, das ist einfach schlechter Autorenstil. Und so geht es vielen Ereignissen in diesem Buch: Sie stehen isoliert und in keinem größerem Zusammenhang und führen im schlimmsten Fall nirgendwohin.

Am eklatantesten ist die Schaffenskrise der Autorin aber wohl an der Charakterzeichnung abzulesen. Denn pfiffige, abwegige und interessante Charaktere waren schon immer Harris‘ starke Seite. Hier jedoch hat sie schon Schwierigkeiten, ihren Charakteren überhaupt treu zu bleiben: Eric, der markante Wikinger, der sich von nichts und niemandem einschüchtern lässt, nennt Sookie jetzt Schatz und hat mit ihr (wiederholten) Blümchensex in seiner Vorortvilla. Bill schleicht zweimal durchs Bild und leidet (immerhin das ist charakterkonform). Alle anderen Männer in Sookies Leben kommen entweder überhaupt nicht vor (Quinn) oder mutieren zum bloßen Stichwortgeber (Sam, Alcide). Am schlimmsten trifft es Sookie selbst, die von einer frechen und neugierigen (wenn auch nicht sonderlich gebildeten) Göre zu einer Karikatur ihrer selbst geworden ist: eine überzeichnete und egozentrische Zicke, um die das Romanuniversum zu jeder Tages- und Nachtzeit kreist. Egal, wie uninteressant Sookies Leben auch sein mag. Und so bekommt der Leser auch hier wieder Banalitäten aus dem Hause Stackhouse serviert: Sookie wäscht ab, jätet den Garten und macht Gymnastik. Der Höhepunkt (oder Tiefpunkt) ist wohl erreicht, wenn Sookie dem Leser auseinandersetzt, wie sie aufwacht und aufs Klo muss. Und wenn Charlaine Harris dann gar nichts mehr einfällt, dann refereriert sie nicht nur Ereignisse aus vorangegangenen Büchern, sondern wiederholt sich innerhalb des aktuellen Romans, um dem Leser immer und immer wieder zu erzählen, dass Sookie ja in der Vergangenheit so viele Geldprobleme hatte (diese Passage kommt fast wortgleich mindestens drei Mal vor). Wenn sich schon die Autorin solche Füllsel nicht verkneifen kann, dann hätte wenigstens der Lektor mal den Rotstift zücken können. Dafür ist er schließlich da.

Man möchte Charlaine Harris wünschen, dass sie ihre Muse wiederfindet oder dass sie zwischen der ganzen Auftragsschreiberei auch ein wenig Zeit für anderes findet – irgendwo müssen Romanideen ja schließlich herkommen, meist entstehen diese nämlich nicht spontan, während man auf ein leeres Blatt Papier starrt. Ansonsten ist von den verbleibenden drei Romanen der Reihe, die zu schreiben sie vertraglich verpflichtet ist, kein großes Lesevergnügen zu erwarten.

|Taschenbuch: 384 Seiten
Originaltitel: Dead in the Familiy
ISBN-13: 978-3423212830|
[www.dtv.de]http://www.dtv.de

_Charlaine Harris bei |Buchwurm.info|:_

|Harper Connelly|:
Band 1: [„Grabesstimmen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4704
Band 2: [„Falsches Grab“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5608
Band 3: [„Ein eiskaltes Grab“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6318
Band 4: [„Grabeshauch“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7031

Harris, Charlaine – Grabeshauch (Harper Connelly 4)

_Die |Harper Connelly|-Reihe:_

Band 1: [„Grabesstimmen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4704
Band 2: [„Falsches Grab“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5608
Band 3: [„Ein eiskaltes Grab“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6318
Band 4: [„Grabeshauch“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7031

Wenn man Charlaine Harris Glauben schenken mag, dann ist „Grabeshauch“ nicht nur der vierte, sondern auch der letzte und abschließende Teil ihre Reihe um Harper Connelly, die die Gabe besitzt, Tote zu finden. Die Erwartungen sind also entsprechend hoch, wenn der geneigte Leser die erste Seite aufschlägt. Doch 300 Seiten später, nach einem ziemlich abstrusen Krimiplot und einer mehr als fragwürdigen und uninspirierten Auflösung, ist man enttäuscht, dass die Reihe nicht mit mehr Feuerwerk zu Ende geht.

Positiv anzumerken ist, dass sich Harris für diesen letzten Band vorgenommen hat, lose Enden zu verknoten und die dunklen Flecken in Harpers und Tollivers Vergangenheit zu beleuchten. Und so ist der vordergründige Fall, in dem Harper die Todesursache des texanischen Patriarchen Rich Joyce klärt und bei der Gelegenheit feststellt, dass seine Pflegerin im Kindbett und nicht an einem Blinddarmdurchbruch starb, eher eine Nebensache, die allerdings im Verlauf des Romans auf reichlich abenteuerliche (und extrem zufällige) Weise mit dem eigentlich zentralen Konflikt von „Grabeshauch“ verknüpft wird. Denn zurück in heimatlichen Gefilden nehmen Harper und Tolliver Kontakt zu ihren beiden Geschwistern auf, treffen sich mit Tollivers Bruder und stellen fest, dass dessen Vater Matthew aus dem Knast entlassen wurde und nun Buße tun will. Außerdem führen neue Erkenntnisse Harper und Tolliver auf die lange erkaltete Spur ihrer verschwundenen Schwester Cameron, die sie tatsächlich am Ende von „Grabeshauch“ finden werden. Doch wie das alles mit Matthew, der Familie Joyce und den Mordversuchen auf Harper zusammenhängt, wird zwar im Verlauf der Handlung deutlich. Besonders logisch ist diese Auflösung allerdings nicht.

_Klingt nach viel_ Stoff für einen so schmalen Roman? Das könnte es auch sein, wenn sich Charlaine Harris auf die zentralen Punkte ihres Plots konzentrieren würde. Das scheint ihr jedoch ausgesprochen schwer zu fallen. Stattdessen ergeht sie sich in Nebensächlichkeiten und Banalitäten, sodass im ersten Drittel des Romans praktisch gar nichts passiert. Viel lieber erklärt sie dem Leser noch einmal haargenau, wie grauenhaft Harpers und Tollivers Kindheit war, wie drogensüchtig deren Eltern, wie aussichtslos die Situation der Kinder. Das hat sie bereits in den vergangenen drei Bänden mit genüsslicher Detailverliebtheit vor dem Leser ausgebreitet – der einzige Mehrwert, der sich in „Grabeshauch“ noch bietet, ist die Tatsache, dass sie nun die ganze Geschichte noch einmal geballt wiedergibt. Gleiches gilt für die Rekapitulation der Ereignisse um den Blitzschlag, der Harper ihre ungewöhnliche Gabe verliehen hat. In bisher jedem Band der Reihe hat sie dem Leser diese Zeilen zur Erklärung an die Seite gestellt und langsam wird es wirklich öde. Sicher sind diese Wiederholungen auch der Tatsache geschuldet, dass ein unbedarfter Leser die Reihe vielleicht nicht in der richtigen Reihenfolge – oder aus dem Zusammenhang gerissen liest. Charlaine Harris verpackt ihre Expositionen allerdings so idiotensicher, dass man wirklich die ersten drei Bände nicht gelesen haben muss, um den vierten zu verstehen. Das ist für neue Leser vielleicht praktisch, für Fans der Serie ist es extrem langweilig und enttäuschend. Man fragt sich zwangsläufig, welchen Mehrwert die älteren Bände denn bieten, wenn man immer wieder dieselben Erklärungen lesen muss und die Autorin immer wieder beim Urschleim beginnt, bevor sie überhaupt so etwas wie Handlung oder Konflikte entwickelt.

Schreibt Harris nicht gerade über Dinge, die der Leser schon weiß, dann schreibt sie über unglaublich Banales: Sie erklärt dem geneigten Leser, dass Harper zur Polizeistation geht und den Schirm aufspannt, weil es anfängt zu regnen. Sie räumt jeder Mahlzeit ihrer Heldin ausreichend Platz ein (hauptsächlich isst sie Salat und Suppe), sie erwähnt wirklich jeden Anruf beim Zimmerservice und beschreibt sogar, wie Harper in den Waschsalon geht. Nichts davon hat irgendeine Relevanz für die eigentliche Handlung. Es dient einzig als Füllsel, wahrscheinlich, um beim Leser so etwas wie Realitätstreue hervorzurufen. Charlaine Harris allerdings, und da sollte sie ehrlich mit sich sein, ist eine Autorin von Unterhaltungsliteratur und besitzt daher nicht die schriftstellerische Größe, um Banalem eine Tiefe zu verleihen, die für den Leser interessant sein könnte. In ihren Romanen bleibt sie oberflächlich und so weisen all die Alltagsbeschreibungen eben nicht über sich hinaus, sondern füllen einfach nur Seiten mit nebensächlichen Szenen. Dass Harper auch mal was essen muss, setzt man eigentlich voraus – das muss nicht ständig aufs Genaueste beschrieben werden. Anstatt sich en detail für Harpers Alltag zu interessieren, wäre es wohl sinnvoller gewesen, die Auflösung um das große Geheimnis von Camerons Verschwinden besser zu durchdenken und logischer zu präsentieren. Vor allem wäre es nötig gewesen, dem Bösewicht genügend Platz einzuräumen, anstatt ihn unter ferner liefen abzuhandeln. Denn das einer routinierten Autorin wie Charlaine Harris nichts Besseres einfällt, als den Bösewicht erzählen zu lassen, warum er so böse ist, während die White Hats andächtig lauschen, das ist dann eine billige und – gelinde gesagt – faule Auflösung. Dass selbiger Bösewicht sich dann netterweise gleich selbst erschießt, damit auch niemand irgendwelche Probleme mit ihm hat, das mutet dann sehr nach Seifenoper an und ist einer Charlaine Harris einfach nicht würdig.

Schade ist vor allem, dass eine Autorin, die ein immenses Talent dafür hat, interessante und außergewöhnliche Charaktere zu schreiben, von dieser Gabe in „Grabeshauch“ kaum Gebrauch macht. Die Charaktere stehen auf der Stelle, es gibt keine Entwicklung mehr und auch der konfliktgeladenen Beziehung zwischen Harper und Tolliver gewinnt sie keine neuen Seiten ab – stattdessen driftet sie ins Süßliche ab, sodass deren Liebe nur noch dadurch transportiert wird, dass sie sich regelmäßig „Schatz“ nennen und in gesellschaftlich akzeptablen Abständen miteinander Sex haben.

_Man kann sich_ des Eindrucks nicht erwehren, dass Charlaine Harris keine rechte Lust mehr auf Harper hatte. Zumindest lässt der uninspirierte und in Teilen abstruse Abschlussband dies vermuten. Dass auch die Prosa überaus simpel und schnell dahingeschrieben daherkommt, passt ins Bild, erhöht aber in keinem Fall das Lesevergnügen. „Grabeshauch“ ist leider kein würdiger Abschluss für die Abenteuer um Harper und Tolliver. Es ist der schlechteste Band der Reihe und nach der Lektüre ist man fast froh, es hinter sich zu haben.

|Taschenbuch: 317 Seiten
Originaltitel: Grave Secret
Deutsch von Christinane Burkhardt
ISBN-13: 978-3423212687|
[www.dtv.de]http://www.dtv.de

_Charlaine Harris bei |Buchwurm.info|:_

|Sookie Stackhouse|:
Band 1: [„Vorübergehend tot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=788
Band 2: [„Untot in Dallas“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=939
Band 3: [„Club Dead“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1238
Band 4: [„Der Vampir, der mich liebte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2033
Band 5: [„Vampire bevorzugt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3157
Band 6: [„Ball der Vampire“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4870
Band 7: [„Vampire schlafen fest“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5450
Band 8: [„Ein Vampir für alle Fälle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6161
Band 9: [„Vampirgeflüster“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6593

Harris, Charlaine – Vampirgeflüster (Sookie Stackhouse 9)

_Die „Sookie Stackhouse“-Serie:_

01 [„Vorübergehend tot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=788
02 [„Untot in Dallas“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=939
03 [„Club Dead“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1238
04 [„Der Vampir, der mich liebte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2033
05 [„Vampire bevorzugt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3157
06 [„Ball der Vampire“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4870
07 [„Vampire schlafen fest“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5450
08 [„Ein Vampir für alle Fälle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6161
09 _“Vampirgeflüster“_
10 „Dead in the Family“ – noch kein dt. Titel –
11 „Dead Reckoning“ (im Original: 26. Mai 2011)

_Vampire, Wergeschöpfe, Hexen_, Elfen und allerlei andere interessante Wesen sind fester Bestandteil von Charlaine Harris‘ Serie um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse. Der mittlerweile neunte Band, „Vampirgeflüster“, ist nun auch auf Deutsch erschienen und es ist logisch, dass sich in so vielen Romanen ein ziemlich umfangreiches Universum aufbauen lässt. Vor allem auch, weil Harris sich nie mit dem einmal erreichten Stand zufriedengibt. Anstatt beim Leser eine gewisse Gewöhnung zu riskieren, führt sie einfach eine neue Gattung Geschöpfe ein. Im letzten Band, [„Ein Vampir für alle Fälle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6161 waren das Elfen gewesen. Und natürlich nutzt Charlaine Harris den neuen Roman nun, um etwas mehr mit ihren neuen literarischen Spielzeugen anzufangen.

Doch von Anfang an: Vor Jahren schon waren die Vampire in einem medialen Rundumschlag an die Öffentlichkeit getreten, um ihre Existenz kundzutun. Im Großen und Ganzen hat dieser Schritt den Vampiren nur Vorteile gebracht – nur ganz wenige Bürgerrechte sind ihnen noch verwehrt. Die Wergeschöpfe wagen zu Beginn von „Vampirgeflüster“ nun auch endlich diesen Schritt. Auf allen TV-Stationen gleichzeitig präsentieren sie sich der Welt. Sicherlich, man rechnet mit Zwischenfällen (aus diesem Grund hat sich auch Bill im Merlotte’s postiert – um im Notfall eingreifen zu können), doch zunächst scheint es so, als würde die große Nachricht gut aufgenommen.

Doch schon bald wandelt sich der Eindruck. Jasons untreue (und schwangere) Ehefrau Chrystal wird nämlich bald darauf tot vor dem Merlotte’s aufgefunden – halb verwandelt und an ein großes Holzkreuz genagelt. Der Verdacht liegt also nahe, dass hier jemand aus Hass auf die Wergeschöpfe gehandelt hat. Verdächtige wollen sich jedoch nicht einfinden und weder kann Sookie etwas in den Gedanken der Leute lesen, noch können Chrystals Verwandte eine Fährte erschnuppern. Somit verliert sich das Verbrechen zunächst in einer Sackgasse.

Sookie hat ohnehin bald andere Probleme. Ihr Urgroßvater Niall steckt nämlich in Schwierigkeiten. Meist halten sich die Elfen in einer Art Parallelwelt auf und so gibt es zwischen Menschen und Elfen kaum Berührungspunkte. Doch Niall hat einen Narren an Sookie gefressen und das merken bald auch seine Feinde, die wollen, dass die beiden Welten endgültig voneinander abgetrennt werden. Es kommt zum Krieg zwischen den rivalisierenden Gruppen und natürlich befindet sich Sookie mitten in der Schusslinie. Den ersten Attentäter kann sie noch – mehr zufällig als tatsächlich vorsätzlich – mit einem Spaten niederstrecken (Eisen wirkt auf Elfen tödlich), doch dann wird sie gefangen genommen …

_Das Positive zuerst:_ Im Gegensatz zum Vorgänger, „Ein Vampir für alle Fälle“, gibt es in „Vampirgeflüster“ tatsächlich wieder eine nachvollziehbare Handlung – diesmal sogar bestehend aus einem A- und einem B-Plot. Eine ganz klassisch erzählte Geschichte also. Zwar ist es ein bisschen schade, dass die große und lang angekündigte Enthüllung der Wergeschöpfe dann doch nicht der zentrale Konflikt des Romans ist, sondern sich eher als eine Art Red Herring für die Mordgeschichte herausstellt. Trotzdem, dass die Wergeschöpfe nun auch endlich ihre Existenz ihre publik gemacht haben, verändert Harris‘ Welt grundlegend und man darf gespannt sein, welche Langzeitfolgen sie in zukünftigen Bänden noch aus dem Hut zaubert.

Auch gibt es endlich wieder mehr Vampirsichtungen zu vermelden. Nachdem Eric ja im letzten Band kaum Interessantes zur Handlung beitrug und man von Bill schon seit Längerem nichts Konstruktives mehr erwartete, hat Charlaine Harris sich nun endlich entschieden, beiden wieder etwas mehr Platz einzuräumen. Das wurde aber auch Zeit! In einem Eric-typischen Schachzug, bringt dieser Sookie dazu, mit ihm den Bund der Vampirehe einzugehen, ehe sie noch weiß, wie ihr geschieht. In der Vampirgesellschaft gelten sie nun also als verheiratet (ein Schritt, den Eric natürlich nur unternommen hat, um Sookies Sicherheit zu gewähren) und die Arme verbringt den Rest des Romans damit, herausfinden zu wollen, was genau das nun eigentlich bedeutet. Zumindest führt es schon mal dazu, dass die beiden sich wieder näherkommen. Und auf derartige Szenen hat die geneigte Leserin wahrlich lange genug gewartet! Doch auch Bill bekommt diesmal seine kleine Szene im Rampenlicht und diese ist so wirkungsvoll platziert, dass man sich fragt, ob Harris plant, Sookies Beziehungsdurcheinander etwa noch einmal auf den Kopf zu stellen. Man darf gespannt sein!

Und dann wären da natürlich noch die Elfen, die Harris gleichermaßen faszinierend und mysteriös gestaltet. Zwar nimmt ihr Krieg einen großen Teil des Romans ein, doch wird man aus ihnen trotzdem nicht wirklich schlau. Da geht es dem Leser wie Sookie selbst, die von Niall zwar nach wie vor hingerissen ist, die aber auch weiß, dass Elfen – im Gegensatz zu all den anderen Supras in ihrer Umgebung – wirklich in eine andere Sphäre gehören. Mit Niall wird sie nie ein normales Familienleben genießen können und dieser Tatsache ist sie sich immer bewusst. Zwar kämpfen beide für ihre wachsende Zuneigung zueinander, doch wissen sie immer, dass diese eigentlich zum Scheitern verurteilt ist. Eine traurige Sache …

_Allerdings hat man_ als Leser immer noch das Gefühl, Charlaine Harris tanze in ihren Romanen einfach auf zu vielen Hochzeiten. Es haben sich derartig viele Charaktere und Charakterbeziehungen angehäuft, dass es einfach unmöglich ist, allen ausreichend Raum zu geben. Harris versucht es trotzdem und ist zum Scheitern verurteilt. Anstatt sich tatsächlich auf die Hauptelemente ihrer Handlung zu konzentrieren (der Mord an Chrystal und der Elfenkrieg) lässt sie sich ständig hinreißen, Umwege zu nehmen. Immer wieder lässt sie sich von Nebensächlichkeiten ablenken (so zwingt sie dem armen Leser eine groß angelegte Szene auf, in der Sookie nichts anderes tut als Unkraut zupfen – da hätte definitiv ein Lektor eingreifen müssen). Das führt wieder nur dazu, dass der Roman zerfasert und eben nicht wie aus einem Guss wirkt – zum Glück ist dieser Makel in „Vampirgeflüster“ nicht so offensichtlich wie im Vorgängerband.

Trotzdem. Alles in allem hat Charlaine Harris mit „Vampirgeflüster“ endlich wieder einen spannenden Teil ihrer „Southern Vampire Series“ auf die lesenden Massen losgelassen. Er mäandert nicht ganz so ziellos umher wie der Vorgänger. Harris hält die Zügel etwas fester in der Hand und so hat auch der Leser mehr Spaß bei der Lektüre.

|Taschenbuch: 352 Seiten
Originaltitel: Dead and Gone
ISBN-13: 978-3423212229|
[www.dtv.de]http://www.dtv.de

_Charlaine Harris bei |Buchwurm.info|:_
[„Grabesstimmen“ (Harper Connelly 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4704
[„Falsches Grab“ (Harper Connelly 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5608
[„Ein eiskaltes Grab“ (Harper Connelly 3)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6318

Harris, Charlaine – Ein eiskaltes Grab (Harper Connelly 3)

_Harper Connelly:_
Band 1: [Grabesstimmen 4704
Band 2: [Falsches Grab 5608
Band 3: _Ein Eiskaltes Grab_

Harper Connelly und Tolliver Lang sind keine Geschwister. Zwar traten sie in den vergangenen zwei Bänden zunächst als solche auf, aber damit ist es offenbar vorbei. Schon im letzten Band bemerkte Harper, dass sich ihre Beziehung zu ihrem Halbbruder (keine Blutsverwandtschaft) langsam wandelt und mittlerweile besteht auch Tolliver darauf, dass er nicht als ihr Bruder vorgestellt wird. Die Lektüre von „Eiskaltes Grab“, des dritten Bands der Reihe um Harper Connelly, verspricht also interessant zu werden!

_Diesmal verschlägt es_ Harper und Tolliver in das kleine Städtchen Doraville. In den vergangenen Jahren sind dort immer wieder Jungen verschwunden – acht insgesamt. Der damalige Sheriff hat der Suche nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt und statt dessen angenommen, dass es sich um jugendliche Ausreißer handelt. Doch nun wurde Sandra Rockwell zum neuen Sheriff gewählt und sie ist gänzlich anderer Meinung. Unterstützt in ihrer Annahme wird sie von Twyla Cotton, der Großmutter eines der Jungen. Da diese finanziell gut dasteht, hat sie beschlossen, die neuerlichen Ermittlungen anzuschieben, indem sie Harper engagiert, um die Leichen der vermissten Jungen zu finden.

Und das klappt auch ganz gut. Twyla, Harper und Tolliver fahren einige Orte an, die Twyla für verdächtig hält und tatsächlich findet Harper in einer Scheune ein Massengrab. Sogar mehr als die bisher vermissten Jungen liegen dort begraben. Sie wurden entführt, vergewaltigt, gefoltert und schließlich getötet. Harper ist genauso erschüttert wie die Einwohner der Stadt Doraville. Bisher hatte sie es nämlich noch nie mit einem Massenmord zu tun und die Grausamkeit der Taten ist nur schwer zu ertragen. Da Harper und Tolliver noch Zeugenaussagen machen müssen, können sie die Stadt nicht verlassen. Doch während sie fest sitzen, wird Harper brutal zusammen geschlagen. Und den Mörder gilt es ja auch noch zu finden.

_Harris versucht viel_ in dem schlanken 300-seitigen Buch unterzubringen. Da wäre auf der einen Seite der brutale Mord an den Jungen und die Tatsache, dass sie vergewaltigt und gefoltert wurden, um einem kranken Hirn sexuelle Lust zu verschaffen. Den Leser stößt das ebenso ab wie Harper und Tolliver. Harris konzentriert sich in der Serie bevorzugt auf Mordfälle, die an die Nieren gehen – meistens schon wegen der Jugend der Opfer. Harpers Abscheu, die Trauer der Einwohner, die Wut der Polizei, das Einfallen der Journalistenmeute – all das beschreibt Harris mit einem sehr genauen Blick für Details. Besonders überzeugend gelingt ihr dabei die Reaktion der Einwohner. Zwar stehen die meisten Harpers Begabung skeptisch gegenüber, doch sind sie gleichzeitig bereit, Harpers Einsatz zu würdigen. Und so wird sie zu einem Gedenkgottesdienst eingeladen, bei dem ihr viele der Anwesenden danken. Die Szene ist ergreifend, gerade weil Harper bisher mit ihrer Gabe auf so viel Widerstand und Feindschaft gestoßen ist.

Natürlich wollen auch die Menschen von Doraville ihr nicht nur Gutes. Zumindest der Mörder hat allen Grund sauer zu sein, schließlich hat sie ihm sein perfektes Verbrechen zunichte gemacht. Und so ist der Angriff auf Harper natürlich kein Zufall, auch wenn die Polizei ihm zunächst kaum Bedeutung bei misst. Mit einer Kopfwunde und einem angebrochenen Arm außer Gefecht gesetzt, bleibt Harper nichts anderes übrig, als in der Stadt aus zu harren. Und bei der Gelegenheit kann sie auch gleich den Mordfall lösen, schon allein aus Eigenschutz!

Der zweite Handlungsstrang des Romans ist die Beziehung zwischen Harper und Tolliver. Denn auch Tolliver will mittlerweile mehr von Harper als nur schwesterliche Gefühle. Sie bekommen die Chance ihre Beziehung neu zu definieren, als sie während eines Eissturms in einer Blockhütte am See festsitzen – der perfekte Ort für ein romantisches tête-à-tête. Glücklich über diese neue Ebene in ihrer Beziehung, rückt der aktuelle Mordfall für eine Weile in den Hintergrund und Harper und Tolliver nehmen sich die Zeit, den anderen nochmal ganz neu kennen zu lernen. Doch natürlich eignen sich einsam gelegene Blockhütten für zweierlei Dinge: Romantik und gruselige Action à la „The Last House on the Left“. Charlaine Harris nutzt das Setting für beides und so muss die arme Harper schlussendlich in der Wildnis vor dem wahnsinnigen Mörder fliehen. Genau der Showdown, den man sich als Leser erhofft hat! Es bleibt also bis zur letzten Seite spannend.

Allerdings sollte auch erwähnt werden, dass Harris in dem ohnehin schmalen Band viele Wiederholungen aus früheren Bänden einfügt, um neue Leser an die Hand zu nehmen. So erfährt man wieder und wieder, dass Harper und Tolliver eine schwere Kindheit hatten – ohne dass Harris der Erkenntnis Neues hinzufügen würde. Deren entfremdete Restfamilie (und Harpers veschollene Schwester) werden dem Leser immer wieder in Erinnerung gerufen, doch wäre es schön, wenn diese auch endlich eine tragende Rolle in der Reihe spielen würden. Irgendwann wird dieser Konflikt sicherlich in den Vordergrund rücken müssen – die Frage ist nur, für welchen Band der Reihe Harris sich das aufsparen wird.

_Trotzdem ist „Eiskaltes_ Grab“ wieder eine spannende Lektüre für eine mittellange Bahnfahrt: Eines dieser Bücher, die man mit Begeisterung in einem Rutsch verschlingen kann.

|Taschenbuch: 304 Seiten
ISBN-13: 978-3423211963
Originaltitel: |An Ice Cold Grave|
Deutsch von Christiane Burkhardt|
[www.dtv.de]http://www.dtv.de
[www.charlaineharris.com]http://www.charlaineharris.com

_Charlaine Harris beim Buchwurm:_

|Sookie Stackhouse:|
[Vorübergehend tot 788
[Untot in Dallas 939
[Club Dead 1238
[Der Vampir, der mich liebte 2033
[Vampire bevorzugt 3157
[Ball der Vampire 4870
[Vampire schlafen fest 5450
[Ein Vampir für alle Fälle 6161

Harris, Charlaine – Ein Vampir für alle Fälle

_Charlaine Harris auf |Buchwurm.info|:_

|Sookie Stackhouse|

1. „Dead Until Dark“ ([„Vorübergehend tot“, 788 2006, ISBN 3937255141
2. „Living Dead in Dallas“ ([„Untot in Dallas“, 939 2006, ISBN 393725515X)
3. „Club Dead“ ([„Club Dead“, 1238 2005, ISBN 3937255168)
4. Dead to the World ([„Der Vampir, der mich liebte“, 2033 2005, ISBN 3423244747)
5. „Dead as a Doornail“ ([„Vampire bevorzugt“, 3157 2006 ISBN 342324545X)
6. „Definitely Dead“ ([„Ball der Vampire“, 4870 )
7. „All Together Dead“ ([„Vampire schlafen fest“, 5450 )
8. _“From Dead to Worse“ („Ein Vampir für alle Fälle“)_

„Wenn das hier ‚Der Herr der Ringe‘ wäre…“ So beginnt „Ein Vampir für alle Fälle“, der achte Band in Charlaine Harris‘ ebenso unterhaltsamer wie erfolgreicher Romanreihe um die gedankenlesende Südstaatenkellnerin Sookie Stackhouse. Tja, wenn dieser Roman „Der Herr der Ringe“ wäre, gäbe es wohl viel mehr Herumgelaufe und Schwertgeschwinge, aber viel weniger Witz und Erotik. Auf welche Komponenten er mehr Wert legt, muss jeder Leser allerdings selbst entscheiden. Sookie Stackhouse jedenfalls bietet in gewohnter Manier wieder eine flotte Handlung mit einem umfangreichen Arsenal an übernatürlichen Charakteren, erzählt mit spitzer Zunge von der Ich-Erzählerin Sookie.

Und wenn es sich hier tatsächlich um „Der Herr der Ringe“ handeln würde, begänne das Buch sicherlich nicht mit einer Hochzeit. Einer Doppelhochzeit sogar! Harris nimmt sich die Zeit, Sookie ein wenig das kleinbürgerliche Ambiente von Bon Temps genießen zu lassen, mit einer spießbürgerlichen Hochzeit im Garten, Kleidern mit vielen Rüschen und in schreienden Farben und einer total durchschnittlichen Feier. Daran ändern auch die Vampire nichts, die ebenfalls eingeladen sind. Im Gegenteil, sie köpfen einfach eine Flasche teures französisches Blut (von echten Adligen – ein ganz edler Tropfen) und freuen sich ihres Unlebens. Doch als die Feier schon fast vorbei ist, macht Sookie dann doch noch eine Entdeckung. Halb im Gebüsch versteckt sieht sie nämlich einen unglaublich schönen Mann, der sich wenig später als ihr Urgroßvater heraus stellt. Niall Brigant ist doch tatsächlich ein Elf und ganz erpicht darauf, seine Urenkelin endlich kennen zu lernen. Sookie ist ziemlich baff, aber auch hingerissen und erfreut – schließlich hat sie außer ihrem missratenen Bruder Jason ja keine leiblichen Verwandten mehr. Und so führt Harris eine neue übernatürliche Komponente ins Sookie-Universum ein. Zwar kamen schon vorher Elfen vor (Sookie hat nämlich eine Elfe als Schutzengel), doch mit Nialls Auftauchen eröffnen sich natürlich ganz neue Möglichkeiten. Doch steckt die Beziehung zwischen Sookie und Niall in „Ein Vampir für alle Fälle“ noch in den Anfängen. Die beiden beschnuppern sich, Niall taucht immer wieder auf. Doch einen ganzen Handlungsstrang darf er noch nicht füllen. Das wird sich Harris sicherlich für einen der nächsten Bände aufsparen – schließlich ist Niall ausreichend geheimnisvoll und auch ambivalent angelegt, um später voll ins Geschehen einzugreifen.

Statt dessen findet Sookie sich bald in einem Krieg zwischen konkurrierenden Werwolfrudeln wieder. Zwar hat sie mit Alcide Herveaux, ihrem Ex, eigentlich nichts mehr zu tun. Doch sie ist immer noch eine Freundin des Rudels, und so landet sie eher unbeabsichtigt zwischen den Fronten. Und als wäre das nicht genug, sieht es auch bei den Vampiren nicht friedvoller aus. Sophie-Anne Leclerq, die Königin von Louisiana, wurde bei dem Bombenanschlag in Dallas schwer verletzt und ist immer noch so geschwächt, dass der König von Nevada seine Chance sieht, Louisiana ohne große Gegenwehr übernehmen zu können. Doch kann so etwas ohne Blutvergießen über die Bühne gehen? Werden sich die Vampire von Louisiana nicht gegen eine solche feindliche Übernahme wehren?

Mittlerweile hat Charlaine Harris‘ Universum ungeahnte Ausmaße angenommen. Es gibt zahllose Charaktere und Nebenschauplätze, denen wenigstens ein bisschen Raum zugestanden werden muss. Das führt zu einigen Problemen in der Erzählung und verhindert leider über weite Strecken, dass man als Leser das Gefühl hat, einer zielgerichteten Handlung zu folgen. So hat man schon Schwierigkeiten, die Haupthandlung überhaupt auszumachen: Ist es der Werwolfkrieg, der Vampirkrieg oder das Auftauchen von Sookies Urgroßvater? Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass eine überzeugende Haupthandlung fallen gelassen wurde zu Gunsten vieler Fäden, die aus vergangenen Bänden übrig geblieben waren und die nun weiter gesponnen und neu verknüpft werden. Teilweise scheint es tatsächlich so, als hätte Harris ihr umfangreiches Personal per Liste abgehakt, um auch sicherzustellen, dass jeder Charakter der nun doch sehr umfangreichen Serie wenigstens einmal kurz vorkommt. Das führt jedoch dazu, dass die Romanhandlung sehr episodisch daherkommt und man als Leser zwischen all den Handlungssträngen und Charakteren reichlich verloren herumspringt.

Da wäre zum Beispiel Quinn, Sookies eigentlich Aktueller (ein Wertiger). Quinn ist seit dem Bombenanschlag verschwunden. Nicht verschollen, denn Sookie hat ja noch mit ihm gesprochen, doch hat er sich danach einfach nie wieder gemeldet. Was soll sie davon halten? Und wird er irgendwann wieder auftauchen?

Ähnlich ergeht es Sookies Mitbewohnern Amelia, die Besuch von ihrer Hexenvorgesetzten bekommt und sich einen Rüffel dafür abholen darf, dass sie einen Bettgenossen in eine Katze verwandelt hat (ohne zu wissen, wie sich das wieder rückgängig machen lässt). Außerdem bekommt Amelia Besuch von ihrem Vater und fängt eine Affäre mit Erics rechter Hand Pam an.

Auch Eric dreht meistens Däumchen. Er darf das Treffen zwischen Sookie und Niall arrangieren und mutiert zum Vieltelefonierer, als die Übernahme durch den König von Nevada droht. Er scharwenzelt von Zeit zu Zeit um Sookie herum, doch bewegt sich die (Nicht)Beziehung der beiden weder vor noch zurück. Beziehungen und Nichtbeziehungen sind jedoch Harris‘ Stärke. Alles Zwischenmenschliche (oder auch „Zwischenübernatürliche“ – aber das ist ein ziemliches Wortmonstrum) gelingt ihr spielend und bei dem umfangreichen Personal ihres Buches gibt es natürlich reichlich Möglichkeiten, Figuren miteinander agieren zu lassen. Trotzdem bleibt „Ein Vampir für alle Fälle“ in Liebesdingen ziemlich blass – weder bewegen sich die Beziehungen zwischen Sookie und ihren diversen Verehrern in irgendeine Richtung, noch wird ein neuer Mann an ihrer Seite eingeführt.

So plätschert die Handlung über weite Strecken dahin und bietet nur vereinzelte actiongeladene Höhepunkte. Der Großteil des Romans besteht dagegen aus häuslicher Routine und Alltagssituationen. So darf der Leser beispielsweise Sookie beim Einkaufen, beim Ausleihen von Büchern und beim Kirchgang begleiten. Dass das nicht wirklich spannend ist, ist ein nahe liegender Gedanke. Dabei ist es keineswegs so, dass Harris‘ ihr Schreibtalent abhanden gekommen wäre. Sie erzählt mit gewohntem Witz und flottem Charme, so dass nebensächliche Szenen nicht vollkommen irrelevant erscheinen. Trotzdem, dem Roman fehlt ein zentraler Konflikt, der sich durch die gesamte Handlung zieht und den Leser bei Laune hält. Statt dessen werden viele einzelne Handlungselemente abgearbeitet, was dazu führt, dass der Roman ziellos wirkt. Schade.

|Taschenbuch: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3423211482
Originaltitel: From Dead to Worse
Übersetzer: Britta Mümmler|

Harris, Charlaine – Falsches Grab (Harper Connelly 2)

2008 veröffentlichte der Verlag |dtv|, der sich auch schon Charlaine Harris‘ Serie um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse angenommen hat, den Auftaktroman zu einer neuen Serie aus Harris‘ produktiver Feder. In [„Grabesstimmen“ 4704 ging es um die junge Harper Connelly, die nach einem Blitzschlag in der Lage ist, Tote aufzuspüren und deren letzte Momente nachzuerleben. Zusammen mit ihrem Halbbruder Tolliver hat sie diese Gabe zu einem Zwei-Mann-Betrieb ausgebaut. Die beiden reisen von Auftrag zu Auftrag, finden Leichen und helfen der Polizei auch schon mal dabei, einen Mord aufzuklären.

Die Fortsetzung „Falsches Grab“ geht zunächst aber durchaus beschaulich los. Harper und Tolliver wurden von dem College-Professor Dr. Nunley eingeladen, um auf einem alten Friedhof die Todesursache der dortigen Leichen zu bestimmen. Nunley gibt ein Seminar zum Thema „Unvoreingenommenes Denken“, in dem er – dem Titel des Seminars völlig entgegengesetzt – Hexen oder Hellseher vor seinen Studenten bloßstellen will. Und so hat er für Harper die perfekte Versuchsanordnung aufgebaut; schließlich ist er im Besitz der offiziellen Aufzeichnungen des Friedhofs und kann jeder Leiche eine Todesursache zuordnen.

Womit er nicht gerechnet hat, ist, dass Harper dies ebenfalls gelingt. Zielsicher wandert sie über den Friedhof und liegt mit den Todesursachen, die sie den Leichen zuweist, immer richtig. Nunley wird zusehends erboster und ungehaltener, droht doch sein Plan zu platzen. Doch das Ziel des Seminars wird in den Hintergrund gedrängt, als Harper feststellt, dass ein Grab doppelt belegt ist: Über der zu erwartenden Leiche befindet sich eine zweite: Die verbuddelten Überreste der seit einem Jahr verschwundenen Tabitha Morgenstern.

Pikanterweise wurden damals gerade Harper und Tolliver damit beauftragt, Tabitha zu finden. Dass sie nun hier zufällig auf die Leiche des elfjährigen Mädchens stoßen, lässt vermuten, dass sie jemand in eine Falle locken wollte. Aber wozu? Und wer hat die Kleine nun tatsächlich umgebracht? Harper und Tolliver finden sich plötzlich mitten in Tabithas trauender Familie wieder, sie werden von Reportern verfolgt und von der Polizei misstrauisch beäugt.

Mit „Falsches Grab“ hat Charlaine Harris eine mehr als würdige Fortsetzung geschrieben. Auf der einen Seite liefert sie einen verzwickten Krimiplot mit so vielen Charakteren, dass man sich als Leser nie recht entscheiden kann, wen man nun eigentlich verdächtigen sollte. Auf der anderen Seite konzentriert sie sich ebenfalls auf ihre Figuren, hauptsächlich natürlich Harper und Tolliver, die sie gegenüber „Grabesstimmen“ weiterentwickelt und mit Leben füllt. Offensichtlich hat sie sich seit dem ersten Roman auch vermehrt mit den medizinischen Auswirkungen eines Blitzschlags beschäftigt, denn es finden sich in „Falsches Grab“ viele Passagen, in denen Harper mit Spätwirkungen zu kämpfen hat – derartiges war in „Grabesstimmen“ noch nicht so plastisch ausgearbeitet.

Doch zurück zu Harper und Tolliver: Tolliver ist Harpers wichtigste Bezugsperson. Die beiden haben eine unglaublich enge – geschwisterliche – Beziehung, da ihre Eltern ständig zu high oder betrunken (oder beides) waren, um ihre elterlichen Pflichten wahrnehmen zu können. Das hat die beiden zusammengeschweißt. Sie planen sogar, sich ein gemeinsames Haus zu kaufen, sobald sie genügend Geld gespart haben. Harper und Tolliver hatten nie eine wirkliche Familien und gerade deswegen ist sie ihnen so wichtig. Sie stehen nicht nur einander sehr nahe, sondern versuchen auch, zu ihren Halbgeschwistern regelmäßigen Kontakt zu halten, obwohl das deren Pflegeeltern nicht gern sehen, da sie wohl denken, bei Harper und Tolliver wären mehrere Schrauben locker.

Und so sind Harper und Tolliver ständig zusammen, 24/7, wie es so schön heißt. Und obwohl sie sich selbst als Geschwister bezeichnen, sind sie tatsächlich nicht blutsverwandt. Harris macht sich einen Spaß daraus, Nebencharaktere auf die seltsame Beziehung der Protagonisten anspielen zu lassen. Ständig werden diesbezügliche Fragen gestellt: „Wollen Sie ein Einzel- oder Doppelzimmer?“ ist da noch eine der braveren Möglichkeiten. Die Häufung dieser Anspielungen führt beim Leser unweigerlich zu der Annahme, dass Harris die Beziehung der beiden bald in eine andere Richtung steuern wird. Und tatsächlich, irgendwann nach zwei Dritteln des Romans, bekommt Harper den erwarteten „Tausend mal berührt“-Blues. Natürlich weiht sie Tolliver nicht in ihre plötzlich veränderten Gefühle ein, und es bleibt abzuwarten, wie lange ihr in der Regel durchaus aufmerksamer Bruder brauchen wird, um hinter das Geheimnis ihrer plötzlichen Stimmungsschwankungen zu kommen. Mal sehen, in welche Richtung es da zukünftig weitergeht!

Abgesehen vom Krimiplot wird auch die Mystery weiter ausgebaut. Harper begegnet zum ersten Mal einem echten Geist (nämlich dem „originalen“ Bewohner des doppelt belegten Grabs), und Harris stellt ihr kurzerhand eine wahrsagende verschrobene Oma und deren schwer tätowierten und gepiercten Enkel Manfred an die Seite. Manfred, der offensichtlich Gedanken lesen kann, darf gern auch in den zukünftigen Romanen vorkommen, denn offensichtlich knistert es zwischen ihm und Harper – auch wenn diese das Knistern nicht wirklich ernst nimmt.

Man sollte sich allerdings hüten, „Falsches Grab“ als Mystery mit Krimihandlung zu bezeichnen. Gerade umgekehrt wird ein Schuh draus: Harris‘ Serie um Harper ist erster Linie Krimi, die Mystery-Handlung ordnet sich dem Mordfall immer unter.

„Falsches Grab“ baut nahtlos auf „Grabesstimmen“ auf und kommt im Ganzen noch unterhaltsamer und spannender daher als der Erstling. Der Krimiplot ist verschachtelter – es gibt mehr Verdächtige und beteiligte Ermittler – und die Charaktere bekommen mehr Tiefe. Charlaine Harris ist also ein durchgehend überzeugender Krimi mit Mystery-Einschlag gelungen, in den man wunderbar eintauchen kann. Ein Pageturner allererster Güte.

|Originaltitel: Grave Surprise
Deutsch von Christiane Burkhardt
301 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-423-21121-5|
http://www.dtv.de

Home

_Charlaine Harris auf |Buchwurm.info|:_

|Sookie Stackhouse|

1. „Dead Until Dark“ ([„Vorübergehend tot“, 788 2006, ISBN 978-3-937255-14-9
2. „Living Dead in Dallas“ ([„Untot in Dallas“, 939 2006, ISBN 978-3-937255-15-6)
3. „Club Dead“ ([„Club Dead“, 1238 2005, ISBN 978-3-937255-16-3)
4. Dead to the World ([„Der Vampir, der mich liebte“, 2033 2005, ISBN 978-3-423-24474-9)
5. „Dead as a Doornail“ ([„Vampire bevorzugt“, 3157 2006, ISBN 978-3-423-24545-6)
6. „Definitely Dead“ ([„Ball der Vampire“, 4870 2007, ISBN 978-3-423-20987-8)
7. „All Together Dead“ [(„Vampire schlafen fest“, 5450 2008)
8. „From Dead to Worse“ („Ein Vampir für alle Fälle“, Juli 2009, ISBN 978-3-423-21148-2)

|Harper Connelly|

1. „Grave Sight“ ([„Grabesstimmen“, 4704 2008, ISBN 978-3-423-21051-5)
2. „Grave Surprise“ („Falsches Grab“)
3. „An Ice Cold Grave“

Harris, Charlaine – Vampire schlafen fest

„Eine Serie, die süchtig macht“, steht passend auf dem Umschlag von Charlaine Harris‘ neuestem Band aus der Sookie-Stackhouse-Reihe. „Vampire schlafen fest“ heißt er und ist mittlerweile der siebte Band der Reihe. Bisher zeigt Harris kaum Ermüdungserscheinungen; sie scheint sich immer noch mit der gleichen Begeisterung in dem von ihr geschaffenen Universum zu tummeln wie vor sieben Jahren, als sie den ersten Band der Serie, „Vorübergehend tot“, zu Papier brachte. Geradezu verspielt fügt sie immer wieder neue Details hinzu und denkt sich neue Verstrickungen für die Kellnerin Sookie Stackhouse aus, die im südamerikanischen Bon Temps lebt, Gedanken lesen kann und gelegentlich mit übernatürlichen Wesen ins Bett geht.

Sookie hat zugesagt, die Königin von Louisiana auf eine Vampirkonferenz zu begleiten. Sie braucht das Geld – zwar nicht so dringend wie noch vor einigen Bänden, doch scheint die Königin eine ebenso königliche Summe zu zahlen, denn Sookie will auf die Moneten keineswegs verzichten. Das Geld sollte ihr zumindest die Tatsache versüßen, dass ihr Ex Bill mit von der Partie sein wird. Sie hat sich vorgenommen, ihn nach Gestaltwandlerart zu ignorieren, und spricht von ihm nur noch als dem „Mann, dessen Name nicht genannt wird“. Auch Eric, mit dem sie zwischendurch mal in die Kissen gesunken ist, wird mit dabei sein. Und Quinn, ihr Aktueller, ist ebenfalls geschäftlich auf der Konferenz, da er als Eventmanager diverse Hochzeiten, Gerichtsverfahren und Abendveranstaltungen auszurichten hat. Sookie wird also ausgiebig damit beschäftigt sein, sich die eine Sorte Männer vom Hals (buchstäblich) zu halten und die andere in ihr Bett zu ziehen.

Darüber hinaus geschehen in dem Hotel, in dem die Konferenz stattfindet, seltsame Dinge. Herrenlose Koffer finden sich an, eine Bombe in einer Dr.-Pepper-Dose liegt einfach in einem Blumenkübel und draußen demonstrieren die fanatischen Vampirhasser. Im Verlauf der Handlung wird es immer wahrscheinlicher, dass irgendjemand einen Anschlag auf die Konferenz plant. Nur wer? Und wann? Und mit welchen Mitteln?

Der Vorgängerband „Ball der Vampire“ schwächelte etwas; gerade der Anfang des Romans trieb etwas richtungslos dahin und man konnte sich der Befürchtung nicht erwehren, dass Harris Probleme hat, sich Handlungsstränge auszudenken, die einen 300-Seiten-Roman tragen können. „Vampire schlafen fest“ beginnt wieder beschaulich, doch nimmt Harris ihren Plot diesmal an die Kandarre. Das Häusliche, Normale, ja geradezu Spießige (diesmal in Form einer Junggesellinnenparty und einer kurzfristigen Hochzeit) wird recht kurz abgehandelt, sodass Sookie bald mit einem Tross aus Vampiren und Dämonen zur besagten Konferenz aufbrechen kann.

Außerdem beschenkt Harris ihre Hauptheldin mit einer Mitbewohnerin: Die Hexe Amelia, die im letzten Band eingeführt wurde, hat sich in Sookies Haus wohnlich eingerichtet. Die beiden sind zu Mitbewohnerinnen und Freundinnen geworden – etwas, das der Serie bisher gefehlt hat. Sookie hatte zwar schon immer weibliche Bekannte, meistens Kolleginnen oder ehemalige Schulfreundinnen. Doch bisher hatte sie nie eine beste Freundin, eine echte Kumpeline, eine weibliche Bezugsperson, mit der sie wirklich offen reden kann. Es scheint, als wäre Amelia auf dem besten Weg dazu, diese beste Freundin zu werden.

Das beschauliche Heim in Bon Temps und die neue Freundin sind allerdings schnell vergessen, als Sookie auf der Konferenz eintrifft. Wo so viele Vampire aufeinandertreffen, da müssen zwangsläufig Köpfe rollen, und so dauert es kaum ein paar Stunden, bis es die ersten Leichen gibt. Von da an wird eigentlich alles nur noch schlimmer, da es Hinweise darauf gibt, dass jemand die Konferenz stören oder zumindest einige der Teilnehmer ausschalten will. Wie immer ist es an Sookie, den Plan zuerst zu durchschauen und dann zu vereiteln, wobei man aber anmerken muss, dass Harris diesmal auf den Krimiplot kaum Wert gelegt hat. Sie hinterlässt Hinweise in blinkender Leuchtschrift und selbst völlig unbedarfte Leser werden kein Problem haben, die Verstrickungen weit vor der Protagonistin zu entwirren. Immerhin, man muss Harris Respekt zollen, dass sie den Mut hatte, die Handlung derartig aufzulösen, dass man sich unweigerlich an 9/11 und die darauffolgende Terrorpanik erinnert fühlt. Derartiges in einen Unterhaltungsroman zu packen, verlangt dem Autor und dem Leser einiges ab. Die Serie verliert damit einen Teil ihrer spritzigen Leichtigkeit, bekommt dafür aber mehr Ecken und Kanten – und damit auch Tiefe. Leider wird vieles davon in der letzten Szene des Romans revidiert, als Harris das Postulat des Kleinbürgertums wiederherstellt, dem eine Hochzeit wichtiger ist als die großen politischen Ereignisse.

Abschließend muss natürlich auch noch etwas zu Sookies Männergeschichten gesagt werden: Mittlerweile hat sie eine ziemliche Anzahl an Typen angesammelt: Bill, Eric, Alcide und jetzt Quinn. Wobei Quinn – groß, stark, glatzköpfig und ein Wertiger – irgendwie zu fröhlich und nett ist, um die geneigte Leserin bei Laune zu halten. Ja, er ist ein guter Liebhaber. Ja, Sookie hat endlich das Gefühl. mit jemandem auch etwas gemein zu haben. Und ja, Quinn kann sogar kochen. Und trotzdem, irgendwie ist Quinn langweilig, auch wenn Harris darauf hinarbeitet, ihn zu einem richtig harten Typen zu machen (so erfährt Sookie auf Umwegen, dass Quinn mehrere Jahre als eine Art übernatürlicher Gladiator Kämpfe bis auf den Tod ausgefochten hat). Immerhin nimmt Harris die Liebeswirren, die sie Sookie durchstehen lässt, selbst nicht bierernst. An einer Stelle lässt sie einen frustrierten Bill fragen, ob sich Sookie eigentlich in jeden Mann verliebt, den sie trifft. Und mal ehrlich, es gibt wohl kaum eine Leserin, die das nicht auch mal – wenigstens heimlich – gedacht hat!

„Vampire schlafen fest“ liest sich flotter als der Vorgänger. Es gibt Action, sogar richtig viel davon, wir treffen viele alte Bekannte wieder und werfen erste Blicke auf bisher unbekannte Wesen. Offensichtlich hat Harris noch lange nicht genug von ihrer paranormalen Kellnerin. Und auch die geneigte Leserin fühlt sich wieder bestens unterhalten. Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass „True Blood“, die HBO-Serie, die auf den Sookie-Büchern basiert, endlich auch nach Deutschland kommt!

|Originaltitel: All Together Dead
Deutsch von Britta Mümmler
398 Seiten
ISBN-13: 978-3-423-21068-3|
http://www.dtv.de

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_Charlaine Harris auf |Buchwurm.info|:_

|Sookie Stackhouse|

1. „Dead Until Dark“ ([„Vorübergehend tot“, 788 2006, ISBN 978-3-937255-14-9
2. „Living Dead in Dallas“ ([„Untot in Dallas“, 939 2006, ISBN 978-3-937255-15-6)
3. „Club Dead“ ([„Club Dead“, 1238 2005, ISBN 978-3-937255-16-3)
4. Dead to the World ([„Der Vampir, der mich liebte“, 2033 2005, ISBN 978-3-423-24474-9)
5. „Dead as a Doornail“ ([„Vampire bevorzugt“, 3157 2006, ISBN 978-3-423-24545-6)
6. „Definitely Dead“ ([„Ball der Vampire“, 4870 2007, ISBN 978-3-423-20987-8)
7. „All Together Dead“ („Vampire schlafen fest“, 2008)
8. „From Dead to Worse“ („Ein Vampir für alle Fälle“, Juli 2009, ISBN 978-3-423-21148-2)

|Harper Connelly|

1. „Grave Sight“ ([„Grabesstimmen“, 4704 2008, ISBN 978-3-423-21051-5)
2. „Grave Surprise“
3. „An Ice Cold Grave“

Harris, Charlaine – Ball der Vampire

Wenn man einmal in die Welt von Sookie Stackhouse, der gedankenlesenden Kellnerin aus dem südamerikanischen Bon Temps, eingetaucht ist, dann will man nicht so schnell in die reale Welt zurückkehren. Denn auch wenn Sookie mit ganz alltäglichen Problemen zu kämpfen hat (sie braucht eine neue Einbauküche, außerdem ist sie wie immer knapp bei Kasse und überhaupt hat sie Männerprobleme zuhauf), so ist ihre Welt doch einfach viel spannender und bunter als die, in der wir uns tagtäglich bewegen. In Sookies Umkreis tummeln sich nämlich Vampire, Gestaltwandler, Elfen und Hexen und das macht das Leben in einer provinziellen Kleinstadt doch gleich viel interessanter – wenn auch gefährlicher.

Sookie kann ein Lied davon singen. Seit der Vampir Bill in ihr Leben getreten ist, kommt sie kaum noch zur Ruhe. Erst schlüpft sie mit Bill unter die Laken, dann mit dessen Vampirvorgesetztem Eric. Als nächstes nimmt sie sich den Werwolf Alcide vor und zwischendurch muss sie ständig zusehen, dass sie nicht zusammengeschlagen, erschossen, ausgeblutet oder ihr das Dach über dem Kopf angezündet wird. Entspannend ist das sicherlich nicht!

Und so hat Sookie zu Beginn von „Ball der Vampire“, des sechsten Bands der Serie von Charlaine Harris, die Nase mal wieder gestrichen voll. Ihre große Liebe Bill hat eine neue Flamme, die er zu allem Überfluss ständig ins |Merlotte’s| schleppt und damit Sookie unter die Nase hält, was diese natürlich wenig erbaulich findet. Eric, der mittlerweile weiß, was während seines Gedächtnisverlusts zwischen ihm und Sookie passiert ist, scheint peinlich berührt ob der ganzen Geschichte und geht Sookie aus dem Weg. Und die Familie von Alcides Ex-Verlobter drängt Sookie ständig, ihnen doch zu erzählen, was mit Debbie Pelt passiert ist. Doch das wird Sookie sicherlich nicht ausplaudern wollen, schließlich ist Debbie tot und Sookie daran nicht ganz unschuldig.

Und so plätschert Sookies Leben zunächst relativ unspektakulär dahin. Um den Alltagstrott mal hinter ihr zu lassen, verabredet sie sich mit dem Wertiger Quinn, der sich als echt netter Kerl herausstellt. Durch ihre „Begabung“ schafft sie es, einen vermissten Jungen aufzufinden, bevor dieser an seiner Kopfverletzung sterben muss. Sie wartet sehnsüchtig darauf, dass ihre neue Küche eingebaut wird und sonnt sich im Garten. Und sie schafft es, Eric eine Abfuhr zu erteilen, als dieser sie in seinem Gefolge auf eine Vampirkonferenz schleppen will.

Doch dann muss Sookie nach New Orleans, um die Wohnung ihrer Cousine Hadley aufzulösen, die ihrerseits die Geliebte der frisch verheirateten Vampirkönigin von Louisiana war. Damit gehen Sookies Probleme dann los. Im Schlafzimmerschrank findet sich eine Leiche, Hadleys Vermieterin ist eine Hexe mit sonnigem Gemüt und die Königin Sophie-Anne lädt Sookie auf einen Vampirball ein. Klar, dass das nur in einer Katastrophe enden kann!

„Ball der Vampire“ geht sich gemächlicher an als die vorigen Bände der Reihe. Während der ersten einhundert Seiten ist der Roman praktisch handlungsfrei und Sookies Leben mäandert ziemlich richtungslos umher. Gerade als man anfängt, sich zu fragen, wann der Roman nun endlich an Fahrt gewinnt, passieren etliche Dinge auf einmal und die Handlung zersplittert in unzählige verschiedene Richtungen wie eine Streubombe. Man fragt sich zwangsläufig, wo Charlaine Harris nun eigentlich hin will. Da ist die Episode mit dem verschwundenen Kind, das Sookie wieder auffindet, und später die Fehlgeburt von Jasons Freundin Crystal. Beide Handlungsstränge, denen durchaus viel Raum eingeräumt wird, führen innerhalb des Romans nirgendwo hin, und man fragt sich verwirrt, welchen Sinn sie erfüllen sollen. Die Haupthandlung jedenfalls, Sookies Reise nach New Orleans, beginnt erst, als schon ein Drittel des Romans vorüber ist.

Da wird es dann aber auch endlich wieder gewohnt spannend. New Orleans durch Sookies (bzw. Harris‘) Augen zu sehen, ist ein sehr plastisches Erlebnis, und schon die reine Tatsache, dass die Handlung den gewohnten Boden von Bon Temps verlässt, gibt dem Plot ein gewisses Flair von Abenteuer. Die Charaktere, auf die Sookie dann in New Orleans trifft, sind echte Unikate. Da wäre zum Beispiel Amelia, die Hexe, die Hadley ihr Apartment vermietet hat. Sie ist ein bisschen naiv und leichtgläubig, aber trotzdem unglaublich liebenswert, charmant und hilfsbereit. Und auch die Vampirkönigin selbst ist eine geheimnisvolle und beeindruckende Persönlichkeit, die weniger furchteinflößend als ehrfurchtgebietend wirkt.

Hier erlaubt sich Harris dann auch einen kleinen Scherz, denn sie bedient sich großzügig des Plots von Dumas‘ „Die drei Musketiere“, wenn es um den Vampirball geht. Ähnlich wie bei Dumas muss die Königin hier nämlich unbedingt ein Armband tragen, das ihr Gemahl ihr zum Geschenk gemacht hat. Doch das Armband hatte Hadley, und da diese nun tot ist, weiß niemand, wo es sich befindet. Eine verzweifelte Suche beginnt, denn wenn Sophie-Anne ohne das Armband auf dem Ball erscheinen sollte, würde ihr Mann dies zum Anlass für einen Krieg unter der Vampiren nehmen. Und natürlich wird gerade die arme Sookie eingespannt, um die Situation zu retten.

Auch in „Ball der Vampire“ hat Sookie natürlich wieder einen Verehrer. Diesmal handelt es sich um den Wertiger Quinn, den sie beim Kampf um die Werwolfnachfolge kennengelernt hatte. Quinn scheint wirklich an Sookie interessiert, und auch diese ist alles andere als abgeneigt, denn Quinn ist nicht nur gutaussehend, sondern auch noch ein echter Charmeur. Quinn soll sie über ihre eher tragischen Liebesbeziehungen hinwegtrösten, denn Sookie hat offensichtlich ihre bisherigen Männergeschichten noch nicht ganz verwunden, denn besonders die Trennung von Bill – ihrer ersten großen Liebe – schmerzt sie noch immer. Und in New Orleans wird sie einiges über Bill erfahren, das die Wunde, die er ihr geschlagen hat, nur noch vergrößern wird.

Es lässt sich nicht leugnen, dass „Ball der Vampire“ anfangs etwas schwächelt und die Handlung nur schleppend in Gang kommt. Doch wenn sie dann endlich Fahrt aufnimmt, findet Harris schnell ihre alte Form wieder und lässt Sookie gefährliche Abenteuer und romantische Dates mit nicht ganz menschlichen Männern erleben. Wie immer besticht hier vor allem die perfekte Mischung aus Action, Mystery, Romantik und einem guten Schuss Humor. Harris nimmt ihre Welt nie allzu ernst, und so wird es dem Leser leichtgemacht, sich in ein leichtfüßiges Leseabenteuer zu stürzen, das – wie immer – viel zu schnell vorbei ist.

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_Charlaine Harris auf |Buchwurm.info|:_

|Sookie Stackhouse|

1. „Dead Until Dark“ ([„Vorübergehend tot“, 788 2006, ISBN 3937255141
2. „Living Dead in Dallas“ ([„Untot in Dallas“, 939 2006, ISBN 393725515X)
3. „Club Dead“ ([„Club Dead“, 1238 2005, ISBN 3937255168)
4. Dead to the World ([„Der Vampir, der mich liebte“, 2033 2005, ISBN 3423244747)
5. „Dead as a Doornail“ ([„Vampire bevorzugt“, 3157 2006 ISBN 342324545X)
6. „Definitely Dead“ („Ball der Vampire“, 2007 ISBN 3423209879)
7. „All Together Dead“ („Vampire schlafen fest“, 2008)
8. „From Dead to Worse“

|Harper Connelly|
1. „Grave Sight“ ([„Grabesstimmen“, 4704 2008 ISBN 978-3-423-21051-5)
2. „Grave Surprise“
3. „An Ice Cold Grave“

Harris, Charlaine – Grabesstimmen (Harper Connelly 1)

_Harper Connelly_ ist eine ziemlich außergewöhnliche junge Frau, denn als junges Mädchen wurde sie vom Blitz getroffen. Sie überlebte nur mit Glück, kann seither jedoch die Anwesenheit von Toten spüren und deren letzte Minuten nachempfinden. Zusammen mit ihrem Bruder Tolliver hat sie diese Gabe zur Geschäftsidee entwickelt, und so tingeln die zwei durch die Vereinigten Staaten, um ihre Dienste feilzubieten.

Zu Beginn von Charlaine Harris‘ neuem Roman „Grabesstimmen“ verschlägt es Harper und Tolliver ins verschlafene Städtchen Sarne. Dort wurden sie von der einflussreichen Sybil Teague engagiert, um die Leiche der jungen Teenie zu finden. Diese war vor einiger Zeit zusammen mit ihrem Freund Dell, pikanterweise Sybils Sohn, verschwunden. Dells Überreste wurden gefunden, Teenies nicht – und so geht die Polizei davon aus, dass Dell Teenie ermordet hat, nur um sich danach selbst zu töten.

Tatsächlich findet Harper Teenies Leiche ohne Probleme, doch verkompliziert sich der Einsatz, als immer klarer wird, dass sowohl Teenie als auch Dell ermordet worden sind. Als dann ein weiterer Mord geschieht, finden sich Harper und Tolliver plötzlich in der sprichwörtlichen Schusslinie wieder und sehen sich also gezwungen, Licht in die ganze Geschichte zu bringen.

_Charlaine Harris‘ Romane_ haben leider reichlich spät die Reise über den großen Teich angetreten: Ihr erstes Buch veröffentlichte sie bereits 1981, doch erst 2004 wurde der erste Roman ihrer Serie um die Kellnerin Sookie Stackhouse ins Deutsche übersetzt. Es scheint so, dass ihre unterhaltsame Mischung als Mystery, Krimi und Humor, gewürzt mit einer ordentlichen Prise Erotik, auch hierzulande eine treue Fangemeinde gefunden hat. Zumindest legt der Entschluss ihres Verlages |dtv| (zuvor bei |Feder & Schwert|), eine weitere ihrer Romanserien zu herauszubringen, diesen Schluss nahe. Und auch „Grabesstimmen“ wird zweifellos eine wohlwollende Leserschaft finden, denn Harris schafft es, sich selbst treu zu bleiben, ohne sich zu wiederholen. So kann man die Autorin der Sookie-Bücher problemlos in „Grabesstimmen“ wiedererkennen, und doch hat sie keinen billigen Abklatsch ihrer Vampirserie geschrieben.

Das Verhältnis Mystery/Krimi ist hier im Gegensatz zu den Sookie-Romanen spiegelverkehrt. Abgesehen von der Tatsache, dass Harper Leichen aufspüren und auf geheimnisvolle Weise deren letzte Momente nachempfinden kann, bleibt Harris konsequent in der „realen Welt“. Harpers Fähigkeit ist nur etwas mehr als der übliche Spleen eines jeden Detektivs – der eine züchtet Rosen und der nächste raucht Schaumpfeife. Heutzutage muss man sich also Autor schließlich schon etwas Besonderes für seinen Protagonisten ausdenken! „Grabesstimmen“ kommt also als straff durchkomponierter Krimi mit Mystery-Einschlag daher und bietet den Fans beider Genres genug, um sie durchgehend zu unterhalten.

Harris’ Spezialität ist die Beschreibung hinterwäldlerischer Südstaatennester, und auch in „Grabesstimmen“ hat sie mit Sarne wieder ein solch verqueres Stück Provinz beschrieben. Der Ort lebt im Sommer von Touristen, und die Einwohner sind sich nicht zu schade, sich in rüschige Kostüme zu werfen und in Touristenfallen Kuchen und sinnlose Souvenirs zu verkaufen. In den Wintermonaten werden die Bürgersteige jedoch hochgeklappt und Sarne präsentiert sich als das, was es in Wahrheit ist: ein ziemlich gottverlassenes Provinznest, bewohnt von Landeiern, die glauben, am Nabel der Welt zu leben. Und so wundert es kaum, dass die seltsame Harper zunächst auf Unverständnis, dann auf Ablehnung und schließlich auf offene Feindschaft stößt. Es fällt den Einwohnern leicht, sie als Außenseiterin zu brandmarken, und schlussendlich würden sie am liebsten ihr und ihrem Bruder die Mordserie in die Schuhe schieben. Wie auch schon in ihren Sookie-Romanen, legt Harris den Finger in die Wunde und zeigt Kleingeistigkeit und Provinzialität in all ihrer Härte.

Dabei kommt ihr auch ihre große Begabung zupass: überzeugende und lebensechte Charaktere zu erfinden. Das zeigt sich vor allem in Harper und Tolliver. Die beiden sind Halbgeschwister, deren Eltern sich ins Nirwana getrunken haben. Die harte Kindheit hat beide zusammengeschweißt, und diese ungewöhnliche Geschwisterliebe blitzt in jeder ihrer Szenen durch. Harris schafft es, ihre Beziehung glaubwürdig und trotzdem nicht kitschig wirken zu lassen. Der Leser erfährt einiges über Harpers und Tollivers Vergangenheit, und die Tatsache, dass diese Einschübe mitunter etwas gekünstelt und forciert wirken, ist das einzige Manko des Romans.

Harris‘ Begabung für Charakterstudien zeigt sich auch in diversen Nebenfiguren. Sie hat offensichtlich ein Faible dafür, nervtötende und (fast) überzeichnete Figuren zu erfinden, die nicht nur den Protagonisten, sondern auch dem Leser auf den Wecker fallen – unterhaltsam auf den Wecker fallen, wohlgemerkt. Einer dieser Charaktere ist die junge Mary Nell, ein Teenager im anstrengendsten Alter, die sich sofort unsterblich in Tolliver verliebt und gleichzeitig in Harper eine Konkurrentin um Tollivers Gunst sieht. Mary Nell biedert sich bei Tolliver an und fährt bei Harper die Krallen aus – ein Verhalten, das durchaus seine komischen Momente hat, auch wenn man Mary Nell hauptsächlich am Kragen packen und kräftig schütteln möchte.

_“Grabesstimmen“_ ist ein überaus kurzweiliger und spannender Krimi mit Mystery-Elementen und einem Protagonisten-Paar, das mit Charme, Witz und Charakterstärke schnell die Sympathien der Leser gewinnen wird. Dazu kommt ein Krimiplot um eine steigende Anzahl von Leichen, der sich zwar lange nicht mit den Größen des Genres messen kann, aber doch ein unterhaltsames Rätselspiel für zwei oder drei vergnügliche Leseabende bietet.

Eine Warnung am Schluss: Schwangere sollten sich von dem Roman unbedingt fernhalten. Harris hat für ihre Charaktere fast durchgehend Namen an der Schwelle der Erträglichkeit gewählt. Alle, die auf der Suche nach Babynamen sind, sollten also einen Bogen um „Grabesstimmen“ machen. Denn wer will schon sein Kind Harper, Tolliver, Teenie, Dell, Vernon oder Hollis nennen …

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_Charlaine Harris auf |Buchwurm.info|:_

|Sookie Stackhouse|

1. „Dead Until Dark“ ([„Vorübergehend tot“, 788 2006, ISBN 3937255141
2. „Living Dead in Dallas“ ([„Untot in Dallas“, 939 2006, ISBN 393725515X)
3. „Club Dead“ ([„Club Dead“, 1238 2005, ISBN 3937255168)
4. Dead to the World ([„Der Vampir, der mich liebte“, 2033 2005, ISBN 3423244747)
5. „Dead as a Doornail“ ([„Vampire bevorzugt“, 3157 2006 ISBN 342324545X)
6. „Definitely Dead“ („Ball der Vampire“, 2007 ISBN 3423209879)
7. „All Together Dead“ („Vampire schlafen fest“, 2008)
8. „From Dead to Worse“

Die Sookie-Stackhouse-Reihe wird momentan als TV-Serie unter dem Titel „True Blood“ von HBO verfilmt. Regie führt Alan Ball (Six Feet Under). Sookie Stackhouse wird von Anna Paquin („Das Piano“, ‚Rogue‘ in „X-Men“ 1-3) gespielt, Bill von Stephen Moyer („Land of the Blind“, „88 Minuten“).

Harris, Charlaine – Vampire bevorzugt

Band 1: [„Vorübergehend tot“ 788
Band 2: [„Untot in Dallas“ 939
Band 3: [„Club Dead“ 1238
Band 4: [„Der Vampir, der mich liebte“ 2033

„Vampire bevorzugt“ ist der fünfte Streich von Charlaine Harris‘ Serie um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse. Und bevor irgendwelche falschen Vorstellungen aufkommen: Wie auch schon im Vorgängerband, ist der Titel unglücklich gewählt. Denn wenn Sookie in den vergangenen Bänden etwas gelernt hat, dann auf jeden Fall, dass Vampire nicht zu bevorzugen sind. Leider hat sich |dtv| nicht auf die Masche der Autorin eingelassen, in jedem Titel das Wort „dead“ vorkommen zu lassen. Das führt leider dazu, dass die deutschen Titel reichlich hölzern und unhandlich wirken. Doch sollte man sich davon nicht abhalten lassen (genauso wenig wie vom Glitter auf dem Cover) und „Vampire bevorzugt“ möglichst an einem freien Wochenende zu Hand nehmen. Denn eines kann Charlaine Harris garantieren: dass man ihre Bücher so schnell nicht aus der Hand legt!

Um auf die Vampire zurückzukommen: Da wäre zunächst Bill, der es sich mit Sookie verscherzte, als er mit seiner Meisterin in die Laken hüpfte. Und dann wäre da noch Eric, der nordische (und untote) Sexgott, der sich während seines Gedächtnisverlustes zwar zum perfekten Liebhaber entwickelte, aber nach der Aufhebung des Fluchs keinerlei Erinnerung mehr daran zu haben scheint, dass er zusammen mit Sookie sämtliche Stellungen des Kamasutra ausprobiert hat. Kurzum: Sookie hat die Nase voll. Sie will einfach nur in Ruhe gelassen werden, zur Arbeit gehen und sich vielleicht ein neues Auto kaufen.

Doch das wäre natürlich kein Stoff für einen Roman. Stattdessen stellt sich heraus, dass in Bon Temps, Sookies provinziellem Heimatort, ein Unbekannter auf Gestaltwandler schießt. Als es auch ihren Boss Sam erwischt (der sich gern mal in einen Collie mit samtweichem Fell verwandelt), muss Sookie nach Shreveport fahren und Eric um einen Ersatzbarkeeper bitten. Der stellt ihr Charles Twining zur Verfügung, einen charmanten Piraten mit Augenklappe, der nur deshalb keinen Papagei auf der Schulter trägt, weil das Halten von Tieren in einer Bar mit zu hohen Auflagen verbunden ist. Charles, charmant und ein echter Haudegen, ist natürlich eine fleischgewordene Anspielung auf einen gewissen Piratenfilm, der in den letzten Jahren mit ziemlichem finanziellen Erfolg gesegnet war. Unser Vampir hatte sogar mal die Gelegenheit, nach Tortuga zu segeln. Wenn das kein Glück ist …

Charles soll eigentlich in der Abstellkammer des „Merlotte’s“ schlafen, doch Sam überredet Sookie, den Vampir mit zu sich nach Hause zu nehmen. Das erweist sich durchaus als sinnvoll, denn gleich in derselben Nacht legt jemand Feuer an Sookies Haus. Charles kann den Brandstifter festsetzen, bricht ihm aber im Eifer des Gefechts das Genick. Sookie hat den Toten noch nie gesehen, warum sollte dieser also ihr Haus anstecken?

Es geht ähnlich rasant weiter: Alcide, Sookies Werwolf-Bekannter, versucht ständig, ihr Avancen zu machen und schleppt sie zu Veranstaltungen seiner Werwolf-Gemeinde, die sie lieber nie gesehen hätte. Eric versucht dauernd, sie zu überreden, ihm doch zu erzählen, was während der Zeit seines Gedächtnisverlusts zwischen ihnen passiert ist. Bill ist hauptsächlich deprimiert, aber trotzdem immer zur rechten Zeit am rechten Ort. Und schließlich wird auch noch Sookie selbst angeschossen, als sie ihre Bücher zur Bibliothek bringen will.

Man sieht, als Leser hat man – wie Sookie selbst auch – auf den 300 Seiten des Romans kaum Zeit, einmal durchzuatmen. Charlaine Harris scheint mit jedem Band mehr Freude daran zu finden, ihre Handlung flott voranzutreiben und damit ein hohes Tempo vorzulegen. Dabei entfernt sie sich immer mehr vom Schnulzencharakter des ersten Bandes und setzt stattdessen auf Action, Mystery und fesselnde Charaktere. Das soll natürlich nicht heißen, dass die Romantik ganz flöten ginge, im Gegenteil: So viele Männer wie in „Vampire bevorzugt“ hat Sookie wohl noch nie geküsst. Sämtliche männlichen Supras in ihrer näheren Umgebung scheinen magisch von ihr angezogen und Sookie kann sich all der Avancen kaum erwehren. Doch läuft die Buhlerei um ihre Gunst kaum auf eine heiße Affäre hinaus. Vielmehr hat man als Leser den Eindruck, dass sie Exposition für viele neue Probleme in zukünftigen Bänden ist. Man darf also gespannt sein!

Harris‘ Pool an Charakteren und übernatürlichen Gattungen erweitert sich ständig, und es ist eine wahre Freude, ihr bei der Entwicklung ihres Romankosmos zuzuschauen. Ihre Figuren werden dreidimensionaler und Sookie ist im fünften Band weit entfernt von der scheuen und sozial zurückgezogenen Kellnerin, die sie noch im ersten Band war. Ähnliches könnte man über einen Großteil von Harris‘ Charakteren sagen – ihre Welt wird mit jedem Roman kompletter, bunter, aber auch gefährlicher. Sookie gerät ins Schussfeld von immer mehr konkurrierenden Gruppierungen und damit erhöht sich selbstverständlich auch die Spannung für den Leser. Trotzdem verliert Harris nie den Sinn für Humor und Ironie. Sie schafft es sogar, ihre eigene Schreibe auf die Schippe zu nehmen; inwiefern, wird der Leser aber erst erfahren, wenn am Ende des Romans der Bösewicht enthüllt wird.

Bis dahin kann man nur wünschen: Gute Unterhaltung!

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Harris, Charlaine – Vampir, der mich liebte; Der

„Der Vampir, der mich liebte“ ist mittlerweile der vierte Roman aus Charlaine Harris‘ Serie um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse. In den vergangenen drei Bänden konnte der geneigte Leser Sookies Wandlung vom schüchternen Mauerblümchen zur heißen Vampirgeliebten verfolgen – mit all den Nebenwirkungen, die so eine Beziehung mit sich bringt. Sookies Romanze mit dem Vampir Bill hat ihr zwar in Sachen Sex die Augen geöffnet (und dafür gilt es durchaus, dankbar zu sein), doch gleichzeitig führt sie zu einigen Beinahe-Zusammenstößen mit dem Tod. Da Bills Vampirvorgesetzter Eric Sookies Gedankenleserei nur zu gern für seine Zwecke einsetzt, landet sie mit schöner Regelmäßigkeit in potenziell tödlichen Situationen und wird zusammengeschlagen, gebissen und herumgeschubst.

Am Ende des dritten Bandes „Club Dead“ hatte Sookie nun die Nase voll. Sie will all diese Vampire und Gestaltwandler einfach nur noch aus ihrem Leben haben und beendet ihre Beziehung zu Bill. Für das neue Jahr nimmt sie sich vor, nicht wieder zusammengeschlagen zu werden. Doch entwickelt sich Sookies Leben in „Der Vampir, der mich liebte“ natürlich nicht zu einem erholsamen Kaffeekränzchen. Als sie von der Neujahrsfeier im „Merlotte’s“ nach Hause kommt, liest sie einen halbnackten Vampir auf der Straße auf. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich dieser als Eric, der Besitzer der Vampirbar in Shreveport. Der selbstbewusste und von seinen Reizen überzeugte Eric hat sein Gedächtnis verloren, was zu einer interessanten Nebenwirkung führt: Er wird nett und umgänglich und Sookie fühlt sich immer mehr von ihm angezogen.

Die Vampire in Shreveport sind außer sich, als sie von Erics Veränderung erfahren. Scheinbar hat sich ein Hexenzirkel im Gebiet breit gemacht und will nun die Geschäfte nicht nur der Vampire, sondern auch der Werwölfe übernehmen. Da Eric sich weigerte, seine Bar aufzugeben, wurde er mit einem Fluch belegt. Erics Untergebene organisieren einen Großangriff auf die Hexen und verstecken derweil ihren Anführer bei Sookie, um ihn aus der Schusslinie zu bringen.

Es kommt, wie es kommen muss: Während Sookie Erics unwiderstehlichen Reizen erliegt, verschwindet ihr Bruder, werden einige Gestaltwandler in Shreveport blutig niedergemetzelt, macht ein Werwolf ihr Avancen und es geht generell heiß her. Ob Sookie ihren Vorsatz fürs neue Jahr halten kann, muss der Leser allerdings selbst herausfinden.

Mit „Der Vampir, der mich liebte“ ist die Romanreihe um Sookie vom kleinen Verlag |Feder & Schwert| zum großen |dtv| gewandert, der für den unhandlichen und lieblosen Titel verantwortlich zeichnet. (Im Original führen alle Romane das Wort „dead“ im Titel.) Das lässt zunächst auf nichts Gutes hoffen. Zum Glück aber werden diese Ängste schnell beruhigt. Die Übersetzung von Britta Mümmler ist absolut flüssig und macht den Roman auch in der deutschen Fassung zum Pageturner. Und auch Charlaine Harris selbst hat mal wieder einen Schmöker allererster Güte vorgelegt.

Zwar verschwindet der Gut-Vampir Bill recht schnell von der Bildfläche, er wird jedoch elegant durch Eric ersetzt, der in diesem Band nun endlich zum Zuge kommt (im wahrsten Sinne) und zu einem Hauptcharakter avanciert. Während Bill ein Frauenversteher ist, ist Eric ein Charmeur, ein Verführer und ein Sexgott. Über drei Bände hinweg musste die weibliche Leserschaft darauf hoffen, mehr von ihm zu sehen und hier endlich übergibt Harris dem blonden Vampir die Bühne. Zwar hat sein Gedächtnisverlust zu einigen Charakterveränderungen geführt, doch ist er immer noch ein Traum von einem Mann und im Bett kaum zu schlagen, wie Sookie bald selbst am eigenen Leibe feststellen darf. Selbst eingefleischte Bill-Fans werden einsehen müssen, dass es zwischen Sookie und Eric aufs Heftigste knistert – ein wahres Fest für die geneigte Leserin.

Auch Harris‘ romaneigene Mythologie wird weiter ausgebaut. Vampire, Gestaltwandler und Werwölfe wurden bereits in den vergangenen Bänden eingeführt. Nun sind die Hexen und Wiccas dran. Zwar stellen sie eine große Gefahr dar, doch dies resultiert hauptsächlich aus der Tatsache, dass man nicht recht weiß, welche Begabungen und Fähigkeiten sie besitzen. Harris hält sich hier also noch alle Türen offen und man darf hoffen, dass sie in Zukunft noch etwas näher auf die Hexen eingehen wird.

Doch wie steht es eigentlich mit der Entwicklung von Harris‘ Hauptfigur Sookie? Es ist schon erstaunlich, welche Wandlung sie in den vergangenen Romanen durchgemacht hat. Auf Grund ihrer Behinderung (das Gedankenlesen) schüchtern, unerfahren und mit nur wenigen sozialen Bindungen, hat sie sich mittlerweile zu einem heißen Feger mit etlichen Verehrern entwickelt. Zwar sind alle diese Verehrer Supras (also Übernatürliche), aber immerhin. Was sich jedoch nicht geändert hat, ist Sookies freche Schnauze. Immer noch mit viel Verve und trockenem Humor erzählt sie von ihren Abenteuern und wie sie sich mehr schlecht als recht finanziell über Wasser hält. Denn im Grunde ist Sookie eine ganz normale junge Frau mit alltäglichen Problemen. Sie hat zu wenig Geld, ihr Auto ist ein reiner Schrotthaufen, ihr Job stresst sie und ihre Beziehungen gehen in die Brüche. Nur hat sie es darüberhinaus mit lauter Vampiren und Werwölfen zu tun, was all ihre anderen Probleme nur noch verkompliziert.

Charlaine Harris‘ Vorrat an Ideen scheint unerschöpflich. Mit jedem Band werden ihre Romane flotter und unterhaltsamer, ohne Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Ihre Charaktere, obwohl bis zu einem gewissen Grad stereotyp, bleiben trotzdem immer liebenswert und überzeugend, und man kann nicht anders, als mit der gutmütigen Sookie mitzufiebern. Harris‘ Universum gewinnt immer mehr an Tiefe und Farbenfreude, je mehr übernatürliche Wesen es bevölkern. Bisher wirkt es damit auf keinen Fall überladen oder forciert. Trotz des hölzernen deutschen Titels ist „Der Vampir, der mich liebte“ also wieder eine absolute Leseempfehlung!

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|Charlaine Harris bei Buchwurm.info:|

[„Vorübergehend tot“ 788

[„Undead in Dallas“ 939

[„Club Dead“ 1238

Harris, Charlaine – Club Dead

„Club Dead“ ist mittlerweile schon der dritte auf Deutsch erschienene Roman von Charlaine Harris um die Kellnerin Sookie Stackhouse (in den USA sind bereits fünf Bände der Serie zu haben). Sookie ist eigentlich ein Durchschnittstyp. Okay, sie ist offensichtlich recht attraktiv und weiß ihre langen blonden Haare und ihre gute Figur zu ihrem Vorteil einzusetzen, doch ansonsten gibt es eher wenig, was sie für den Leser auf Anhieb interessant macht: Sie hat nur eine minimale Schulbildung, lernt neue Vokabeln aus einem Abreißkalender und verdient ihr Geld als Kellnerin in einer Bar in dem Pronvinzkaff Bon Temps. Doch Sookie hat auch ihre faszinierende Seite: Sie kann nämlich Gedanken lesen und ihr Freund ist ein Vampir. In den beiden vorangegangenen Bänden, [„Vorübergehend tot“ 788 und „Untot in Dallas“, durfte die geneigte Leserin erfahren, wie Bill – nämlicher Vampir – und Sookie sich kennen lernten, sich näher und schließlich zusammenkamen, wie Sookies Gedankenleserei funktioniert und dass Vampire ganz normale Bürger in den USA sind. Hier im dritten Band hat sich also Harris‘ mit Vampiren und anderem übernatürlichem Getier bevölkerte Welt schon etabliert und so kann sich die Autorin voll und ganz auf ihre Charaktere und die Handlung konzentrieren.

In [„Untot in Dallas“ 939 verließen wir Sookie und Bill in trauter Zweisamkeit. Doch in „Club Dead“ ziehen die ersten Regenwolken am Horizont auf. Der biedere Bill, der Sookie bisher mit Liebesbeweisen überschüttet hat und eigentlich schon viel zu aufmerksam für einen heterosexuellen Mann in einer festen Beziehung ist, entwickelt sich nun schlagartig zum typischen Boyfriend: Er sitzt nur noch zu Hause, starrt auf seinen Computer und würdigt Sookie kaum noch eines Blickes. Die ist ziemlich angenervt und auch seine Erklärung, dass er von der Vampirkönigin mit einem Spezialauftrag bedacht wurde, kann sie nicht vertrösten. Dann muss Bill auch noch die Stadt verlassen und hinterlässt Sookie seltsame Anordnungen für den Fall seines Ablebens.

Es kommt, wie es kommen muss. Ein paar Wochen später taucht Eric bei Sookie auf – in der Vampirhierarchie Bills direkter Vorgesetzter – um ihr zu erklären, dass Bill vermisst wird. Sookie, die sich nicht ganz sicher ist, ob sie auf Bill sauer oder um ihn besorgt sein soll, beschließt, ihn ausfindig zu machen und dazu ihre Gedankenleserei einzusetzen. So schickt Eric sie nach Jackson in den Club Dead, damit sie sich dort in den Gedanken der Besucher umhören und vielleicht einen Hinweis auf Bills Verbleib erhaschen kann. Natürlich geht dieser Plan schon bei der erstbesten Gelegenheit schief und Sookie muss sich, wie immer, mit Untoten, Irren, Leichen und Werwölfen rumschlagen. Und als sie Bill dann endlich gegenübersteht, muss sie erst einmal herausfinden, ob sie ihn überhaupt noch will …

Wer am Ende von „Untot in Dallas“ dachte, Sookies und Bills Beziehung würde nun immer so idyllisch weitergehen, der hat aufs falsche Pferd gesetzt. Und mal ehrlich, so zuckersüß, wie es bei den beiden zuging, hätte der Durchschnittsleser nach vier Bänden Diabetis entwickelt. Dass sie jetzt wie jedes andere Paar auch mit dem Fluch des Alltags kämpfen müssen, bringt Schwung in ihre überirdische Beziehung und macht gleichzeitig Platz für andere Charaktere, die um Sookie buhlen dürfen. Da wäre zunächst der Vampir Eric, der schon in den letzten beiden Romanen auftauchte und mit seinen selbstbewussten Flirtversuchen und großem Sexappeal jedes Leserinnenherz höher schlagen lassen dürfte. Eric darf in „Club Dead“ viel mehr Zeit mit Sookie verbringen, und auch wenn diese seine Avancen immer wieder unterbinden will, spürt man in diesen Szenen ganz besonders das erotische Knistern zwischen den beiden. Und zum anderen wäre da noch der Werwolf Alcide, der sie in Jacksons Szene einführen soll. Nun erinnert Alcide zwar mit seiner grundsoliden, überaus netten Art sehr an einen ganz ähnlich angelegten Werwolf aus der Romanserie von Laurell K. Hamilton, doch bleibt Sookie ihrem Bill treu, selbst wenn sie stinkwütend auf ihn ist. So hält sich der erotische Overkill in Grenzen, auch wenn Alcide und Sookie in Jackson als Pärchen auftreten, um möglichst unverdächtig zu wirken.

Nun, es ist ziemlich klar, dass Sookie Bill am Ende der Geschichte finden und retten muss. Viel interessanter ist also, wie sie ihren Lover tatsächlich ausfindig macht und ihn aus den Fängen seiner Ex-Geliebten rettet. Wie immer gibt es viele Einblicke in die sozialen Vampirstrukturen und als Bonus kommt natürlich auch Bubba wieder vor (Leser der Serie werden wissen, wer hier gemeint ist – schließlich reagiert er auf seinen wahren Namen recht allergisch). „Club Dead“ erreicht zwar nicht den Grad an Action, den Harris noch in „Untot in Dallas“ aufgefahren hat, doch bietet der Roman eine ausgewogene Mischung aus Action, Mystery, Krimi, Horror und Erotik.

Die Übersetzung verbessert sich mit jedem neuen Roman aus der Serie merklich, was das Lesevergnügen ungemein steigert. Überhaupt, das Lesevergnügen: „Club Dead“ ist ein unterhaltsamer Schmöker, ein wunderbares Buch zum Abschalten mit genau dem Genremix, der besonders weibliche Leser ansprechen wird. Leider sieht man diesmal recht wenig von Bill, doch kann Eric den Verlust mit seiner lässigen Art mehr als wettmachen. Besonders Fans seines Charakters werden diesmal also auf ihre Kosten kommen.

Kurzum: „Club Dead“ wird Fans der Serie nicht enttäuschen!

|Originaltitel: Club Dead
Aus dem Englischen übertragen von: Dorothee Danzmann|

Harris, Charlaine – Untot in Dallas

„Untot in Dallas“ ist bereits das zweite Abenteuer um die telepathisch begabte Kellnerin Sookie Stackhouse aus der Feder von Charlaine Harris. Im Erstling [„Vorübergehend tot“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=788 stellte sich die Mittzwanzigerin Sookie aus dem provinziellen Bon Temps als schüchterne, naive Romantikerin vor, die explosionsartig aufblüht, als der Vampir Bill ins Städtchen zieht. Dazu muss man wissen, dass Vampire im Amerika von Charlaine Harris normal und legal sind, also auch ein bürgerliches Leben führen können. Das führt zu Touristenattraktionen wie der Vampirbar im nahe gelegenen Shreveport oder einer so praktischen Erfindung wie synthetischem Blut. Sookie schätzt an ihrem ungewöhnlichen Liebhaber vor allem dessen geistige Funkstille – die Gedanken von Vampiren kann sie nämlich nicht lesen, wie sie erfreut feststellt – und seine sexuelle Unermüdlichkeit. Frau hat schließlich einiges nachzuholen, wenn sie 25 Jahre ohne Sex auskommen musste. Doch mussten Bill und Sookie neben der trauten Zweisamkeit und den wilden Liebesspielen im Whirlpool auch noch einen Kriminalfall lösen, der Sookie fast das Leben gekostet hätte. Doch was einen nicht umbringt …

„Untot in Dallas“ verläuft entlang derselben Linien, die Charlaine Harris im ersten Band gezogen hat. Bill ist immer noch bevorzugt mit Sookies Haarpflege beschäftigt und berät sie mit Leichtigkeit in allen täglichen Fragen des Stils (und das, obwohl er noch nie einen Tanga in seinem natürlichen Lebensraum gesehen hat). Die beiden können nicht voneinander lassen, auch wenn Sookies Bezeichnung, dass sie „fest miteinander gehen“ eher nach Highschool-Romantik klingt denn nach einer heißen Affäre mit einem Untoten. Die hübsche Idylle wird allerdings jäh gestört, als der schwule Koch der Bar ermordet aufgefunden wird, in der Sookie arbeitet. Ziemlich schnell ergibt sich der Verdacht, dass Bon Temps seinen eigenen geheimen Sexclub besitzt, den Lafayette wohl gegen sich aufgebracht hat. Allerdings wird es bis zum Ende des Romans dauern, bis Sookie das Geheimnis um Lafayette und den Sexclub lösen kann, denn Sookie hat seit ihrer Bekanntschaft mit Bill einen neuen Nebenjob.

Bill ist in der internen Hierarchie der Vampire dem Barbesitzer Eric unterstellt. Eric betreibt die Vampirbar in Shreveport und weiß auch um Sookies besonderes Talent. Da Vampire als legale Bürger nur noch schwerlich Verdächtige einfach foltern können, bis sie mit der Wahrheit rausrücken, sind Sookies Fähigkeiten ziemlich gefragt. Und so leiht Eric Sookie nach Dallas aus, wo ein Vampir verschwunden ist. Die restlichen Vampire wollen nun herausfinden, was genau passiert ist und wo sich selbiger Vampir befindet.

Zunächst geht auch alles glatt und die texanischen Vampire scheinen gar nicht so furchteinflößend zu sein, wie Sookie zunächst vermutet hatte. Doch dann deuten alle Hinweise zum Verschwinden des Vampirs auf eine fundamentalistische Gemeinde, die den Vampiren feindlich gesonnen ist, und von da an geht es steil bergab für Sookie und ihre Gesundheit.

„Vorübergehend tot“ wäre an einigen Stellen verbesserungswürdig gewesen. So wirkte die Liebesgeschichte zwischen Sookie und Bill von Zeit zu Zeit einfach zu schwülstig und drohte, die Kriminalgeschichte zu erdrücken. „Untot in Dallas“ wiederholt diese Fehler keineswegs. Bill und Sookie haben es sich offensichtlich in ihrer Beziehung gemütlich gemacht, weswegen sie nicht ständig in den Vordergrund gerückt werden muss. Und gerade der Plot um die Vampire in Dallas nimmt einen Großteil der Handlung ein und schafft es dabei, ein ziemliches Tempo zu generieren. Charlaine Harris hat also in „Untot in Dallas“ ihren Vorgänger noch übertroffen und hier scheinbar ihren Stil gefunden. Die Handlung ist frisch, spannend und temporeich erzählt und kann daher noch besser unterhalten als „Vorübergehend tot“.

Allerdings werden auch die Ähnlichkeiten gerade zu den Romanen von Laurell K. Hamilton immer deutlicher. Die vampirfeindliche Gemeinde in Dallas erinnert stark an eine Einrichtung, die auch bei Hamilton geschildert wird, jedoch nimmt sich Harris mehr Zeit, ihre Kritik an jeglicher Art von religiösem Fundamentalismus zu verdeutlichen. Die Vampire werden hier zu Opfern von Kleingeistigkeit und der Weigerung, andersartige Lebensentwürfe zumindest zu tolerieren. Die Untoten mutieren zum Universalbeispiel; sie könnten für religiös Andersdenkende stehen, für Homosexuelle, für jede Art von Minderheit.

Eine Figur, die unbedingt Erwähnung finden sollte, ist der Vampir Eric. Er erscheint wie eine illustre Mischung aus Anne Rices Lestat und Laurell K. Hamiltons Jean-Claude. Von beeindruckender Statur, mit einer wilden blonden Mähne, weiß er um seine Wirkung und hat sich darum scheinbar angewöhnt, nie ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Wo Bill zumeist zurückhaltend und bürgerlich wirkt, bringt Eric garantiert frischen Wind in die Handlung. Es ist unbedingt zu begrüßen, dass sein Part gegenüber dem Erstling noch vergrößert wurde. Zwischen ihm und Sookie sprühen nur so die Funken und man möchte sich fast wünschen, sie würde den biederen Bill für den aufregenden Eric verlassen.

Auch die Übersetzung hat sich, gegenüber dem Erstling, merklich verbessert. Sie liest sich generell runder und auch wenn es den einen oder anderen Ausreißer im Sprachfluss gibt, so sind diese viel seltener als in „Vorübergehend tot“. Dass man sich jedoch bis zum Schluss des Buches nicht entscheiden konnte, ob der verschwundene Vampir nun „Farrell“ oder „Farrel“ heißt, ist wohl nicht nur für Rechtschreibfanatiker ärgerlich. Beide Schreibweisen wechseln sich nämlich mit schöner Regelmäßigkeit ab.

„Untot in Dallas“ macht, ganz ehrlich, mehr Spaß als „Vorübergehend tot“. Der Plot ist flotter und es geht generell tougher zu als im ersten Band. Hier spritzt auch schonmal das Blut und es gibt ein hübsch inszeniertes Massaker im Hauptquartier der Vampire. Dagegen war „Vorübergehend tot“ viel zahmer und mehr auf das reine Frauenpublikum ausgelegt. Weniger Schwulst und dafür mehr Fights und Verfolgungsjagden darf der Leser jedoch von diesem Buch erwarten. Und die ausgewogenere Mischung tut der Lektüre wirklich gut!

|Originaltitel: Living dead in Dallas
Aus dem Englischen übertragen von Dorothee Danzmann|