Schlagwort-Archive: Religion

Lina Rather – Schwestern des ewigen Schwarz



Vor Jahren sandte die Erde Ordensschwestern in die weit entfernte Dunkelheit des kolonisierten Weltalls aus, bewaffnet nur mit Kruzifixen und eisernem Glauben. Jetzt befinden sich die Schwestern des Ordens der Heiligen Rita in interstellarer Mission auf einem lebenden, atmenden Schiff, das entschlossen scheint, einen eigenen Willen zu entwickeln. Als der Orden einen Notruf von einer neu gegründeten Kolonie erhält, entdecken die Schwestern, dass nicht nur das Seelenheil ihrer weit verstreuten Gemeinde auf dem Spiel steht. Es droht tödliche Gefahr – und diese geht nicht zuletzt von der eigenen Kirche aus …

(Verlagsinfo)

Missionierende Nonnen im Weltraum? Diese Idee ist nicht unbedingt neu, wurde in unterschiedlichsten Interpretationen mit unterschiedlichsten Ergebnissen nicht selten formuliert – preisgekröntes Beispiel etwa Mary Doria Russel mit „Sperling“ oder aus jüngerer Vergangenheit Kai Meyer mit der Trilogie um die Maschinengötter. Auch der vorliegende Roman wird als erster Teil beworben, erscheint mit 155 Seiten nun jedoch ziemlich schmal. Diesen Umfang benötigen manche Autoren zumindest, um ihre Prämisse zu formulieren. Was erwartet uns Lesende also in diesem dünnen Büchlein, dass es als eigenständiger Band Bestand haben kann?

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Donald McQuinn – Die Mondtänzer (Moondark-Saga 4)

Zwei Kirchen im Post-Holocaust-Zeitalter

500 Jahre nach dem atomaren Holocaust und den Genkriegen, die den größten Teil der Weltbevölkerung vernichteten, wachen die letzten Überlebenden in einem Bunker auf. Die Welt hat sich grundlegend verändert, aber das Dutzend unterschiedlichster Charaktere muss es erst noch herausfinden – auf die harte Tour.

Der Nordwesten der ehemaligen Vereinigten Staaten in ferner Zukunft. Gan Moondark ist es gelungen, den Tyrannen König Altanar zu vertreiben und sein Volk zu einen, doch nach wie vor bedrohen die kriegerischen, wilden Bergmenschen den Frieden. Auch die Mondtänzer, ein sektenartiger Kult des Bösen, der sich gegen die Herrschaft der Kirche auflehnt, finden immer mehr Anhänger.

Die Rosenpriesterin Sylah erhofft sich die Lösung der Wirren vom Wissen der Lehrer. Vor langer Zeit verbot man diesen Mitgliedern der Kirche zu lehren, und deren althergebrachte Weisheit ist nun hinter der „Tür der Lehrer“ verborgen. Sylah begibt sich auf die Suche danach und damit auf eine Odyssee, die die Welt retten oder vernichten kann. Und so müssen die Rosenpriesterin und ihre Gefährten nicht nur vor den Mondtänzern auf der Hut sein, sondern auch vor ihrer eigenen Kirche, die ihre Suche mit allen Mitteln verhindern will. (Verlagsinfo)

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Klaus Bemmann – Die Religion der Germanen

Dem Phaidon-Verlag verdanken wir einige Bücher zum Thema Germanentum, insbesondere die Herausgabe von Quellentexten in deutscher Übersetzung (so die Simrock-Übersetzungen der „Edda“ und des „Nibelungenliedes“) und die Wiederveröffentlichung von Autoren des 19. Jahrhunderts, unter denen der bekannteste wohl Felix Dahn ist. Hier nun liegt ein neueres Werk vor. Es handelt sich um eine leicht verständlich geschriebene Einführung in die Religion unserer Vorfahren von Dr. Klaus Bemmann. Mit einem reichen und hervorragend ausgewählten Bildteil versehen, hat das Buch alle Chancen, zu einem Standardwerk für alle an den Germanen Interessierten zu werden. Bei der liebevollen Herangehensweise an seinen Gegenstand dürfte Bemmann zudem noch sämtliche Neuheiden und Anhänger der „Naturreligionen“ für seine Darstellung begeistern. Trotzdem hinterlässt das Werk einen zwiespältigen Eindruck.

Bemmann ist es hoch anzurechnen, dass er in erfrischend klarer Weise die Kontinuiität zwischen den Germanen und den Deutschen erläutert – das Frankenreich fasste in seinem östlichen Teil die germanischen Stämme der Burgunder, Alemannen, Thüringer, Bayern, Langobarden, Friesen und Sachsen zusammen, während es in seinem westlichen Teil die romanische Bevölkerung beherbergte. Im östlichen Teil wurde althochdeutsch gesprochen, im westlichen Teil „welsch“, d.h. altfranzösisch. Aus dem östlichen Teil ist nun aber Deutschland entstanden – wir sind also die direkten Nachfahren der Germanen. Der erste König dieses Ostreiches Ludwig wurde denn auch von den zeitgenössischen Chronisten als „Rex Germanorum“, König der Germanen, bezeichnet. Diese einfachen Tatsachen folgerichtig darzustellen, ist leider nicht die übliche Gepflogenheit in der modernen Germanenliteratur.

Ebenso deutlich verkündigt Bemmann mit einem Zitat das Programm seiner Herangehensweise an die Quellen über die germanische Religion: „Kritisch sein ist das Wesen der Wissenschaft, aber Hyperkritik ist eine Krankheit. Die Beweispflicht geht immer zu Lasten desjenigen, der die Quellen als unzuverlässig ansieht.“ Im Folgenden finden sich dann eine Darstellung der germanischen Sitten und Bräuche, der germanischen Götter, des Kultes und schließlich einige von Bemmann nacherzählte Göttersagen. Wie der Untertitel des Buches schon erahnen lässt, liegt der Schwerpunkt dabei auf den Südgermanen, wobei selbstverständlich die nordischen Quellen allesamt auch einbezogen werden.

So weit, so gut… Leider muss man ein großes Aber anfügen: Bemmann zeichnet letztlich ein verzerrtes Bild der germanischen Religion. Einmal hält er sich nicht an die von ihm postulierte Behandlung der Quellen. Ohne Angabe von Gründen bezeichnet er den „Fulltrui“-Glauben als Späterscheinung; am Anfang wären alle Götter gleich verehrt worden. Fulltrui ist der göttliche Treufreund – wie die isländischen Sagas schildern, verehrten Einzelne immer wieder einen Gott ganz besonders (z.B. Odin, Thor oder Frey), sie konnten aber auch in Feindschaft zu einem Gott stehen. Es handelt sich um eine der wichtigsten Charakteristika der germanischen Religion. Im Weiteren wird klar, warum Bemmann den „Fulltrui“-Glauben so herunterspielt. Seiner Meinung nach brachten die Germanen ihre Opfer in Demut den Göttern dar, die allmächtig und allein frei in ihren Entscheidungen waren, die der Mensch eben akzeptieren musste. Das ist Christentum, aber keine germanische Religion. Es ist einfach falsch. Sicherlich spielt die Ehrfurcht, der „heilige Schauer“ auch hier eine große Rolle – der von Tacitus geschilderte Fesselhain der Semnonen wird von Bemmann zu Recht in diesem Zusammenhang erwähnt. Doch der Germane blieb frei in seinen Entscheidungen gegenüber seinem Gott, auch wenn er die Orakelsprüche der Götter befolgte – es war seine Wahl. Dem Schicksal gegenüber galt diese Haltung in genau der gleichen Weise. Der Germane nahm das meist tragische Schicksal an und macht es ganz bewusst zu seinem Willen. Aber von dem für das Germanische so wichtigen Schicksalsglauben hören wir fast nichts in Bemmanns Buch, obwohl die hervorragende Abhandlung dazu von Dr. Walter Gehl in der Bibliographie auftaucht. Ein Buch über germanische Religion ohne den germanischen Schicksalsglauben? Selbst die Götter sind dem Schicksal unterworfen und genau wie die Menschen der Heldensage meistern sie es.

In dem Buch finden sich viele Stellen, an denen man mit Bemmann streiten will: so bezeichnet er die Germanen als „leidenschaftliche Demokraten“, was nach dem heutigen Begriff von Demokratie so nicht stimmt. Die Germanen liebten die Freiheit, waren aber von der Ungleichheit des Menschen überzeugt. Auf dem Thing galt die Meinung des einen möglicherweise fast nichts, die eines anderen sehr viel. Witzigerweise bringt Bemmann selbst mit seinem Kapitel über das Leben und Denken der Germanen den Gegenbeweis. Wahrscheinlich möchte er mit solchen Aussagen das Germanentum salonfähig machen, nachdem es lange Zeit mit dem NS assoziiert wurde.

Was bleibt, ist ein Buch, das spannend geschrieben ist und viele wertvolle Kenntnisse bringt, aber letztlich nur unvollständig und bisweilen auch verzerrt über die Religion unserer Ahnen informiert. Man sollte dieses Buch gelesen haben, aber gleichzeitig auch andere Darstellungen. Bemmanns Buch beweist, dass gerade über solche heiß umstrittenen Themen wie das Germanentum nur die Kenntnis vieler Standpunkte zu einem vollständigen Bild führen kann.

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 233 Seiten
Phaidon Verlag