Martta Kaukonen – Therapiert

Inhalt

Star-Therapeutin Clarissa Virtanen hat schon viele schwierige Fälle behandelt. Als die traumatisierte junge Ira vor ihr sitzt, die kaum ein Wort herausbringt, läuten bei ihr sofort die Alarmglocken. Ira scheint kurz davor, sich etwas anzutun. Das will Clarissa um jeden Preis verhindern. Schließlich darf sie nicht noch einen ihrer Schützlinge verlieren. Denn das würde auch ihr Leben zerstören, das längst nicht so perfekt ist, wie es nach außen scheint. Aber Clarissa ahnt nicht, dass Ira sie aus einem ganz bestimmten Grund als Therapeutin ausgewählt hat. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Zunächst lernen die Leser*innen Ira kennen: Sie erzählt von ihren psychischen Störungen aufgrund ihrer traumatischen Kindheit sowie von ihren Ansichten über Gott und die Welt. Sie ist dabei herrlich respektlos gegenüber den Werten, die sogenannte normale Menschen für wichtig halten. Sie verheimlicht, täuscht und lügt um ihr geheimes Ziel zu erreichen…

Die Therapeutin Clarissa ist erfolgreich sowie berühmt. Da sie ein beliebter Talk Show Gast ist und die Medien auch sonst nicht scheut wird Ira auf sie aufmerksam und beschließt: Clarissa ist die einzige Therapeutin, die ihr helfen kann mit ihren Kindheitstrauma abzuschließen…

Der Journalist Arto leidet unter unerträglichen Schuldgefühlen, die er regelmäßig in Alkohol ertränkt. Er hat seine Festanstellung bei einer Tageszeitung verloren und muss als Freiberufler jeden Auftrag annehmen, der ihm angeboten wird. Dann soll er Clarissa interviewen und ist genervt, weil er sie für schickimicki, egozentrisch sowie oberflächlich hält – dabei ist die Wahrheit über sie weitaus schlimmer…

Pekka ist Clarissas Ehemann. Er entwickelt ein krankhaftes Interesse an Ira, Clarissas neuster Patientin…

Die Figuren erzählen ihre Sicht der Begebenheiten und wenden sich oft an die Lesenden – sie rechtfertigen ihre Beweggründe, beschreiben ihre Eindrücke oder werben verzweifelt um Verständnis – z.B. “Ich verstehe euch, wenn ihr jetzt denkt, dass ich nur versuche, alles zu meinen Gunsten zu erklären.” oder “Clarissa betrachtete mich, als wollte sie abschätzen, ob ich eine gepolsterte Zelle brauchte oder ob eine Zwangsjacke ausreichte.”

Ich fand die ersten zwei Drittel von “Therapiert” sehr interessant und unterhaltsam: Der Schreibstil ist lebendig sowie geistreich, die Charaktere sind wunderbar skurril sowie zynisch und die Handlung ist verstörend faszinierend. Das letzte Drittel empfand ich allerdings als unglaubwürdig, größtenteils ziemlich konstruiert und das Konzept der unzuverlässigen Erzählenden wirkte auf mich wie ein künstlicher Kniff, der dazu dient, überraschende Wendungen herbeizuführen.

Die Autorin

Martta Kaukonen wurde 1976 geboren und lebt in Helsinki, wo sie als Filmkritikerin arbeitet. Mit ihrem Debüt »Therapiert« hat sie Presse und Leser*innen in ihrer Heimat Finnland gleichermaßen begeistert. Daher erscheint ihr Thriller nun auch in 12 weiteren Ländern. Die Faszination des Bösen begleitet sie auch im Alltag. Sie liebt Psychothriller, Film noir und verlassene Häuser. (Verlagsinfo)

Fazit:

Ich hätte an dieser Stelle wirklich gerne Schwarze Komödie trifft auf fesselnden Psychothriller geschrieben, meiner Meinung nach wurde das Potenzial dieser Geschichte rund um die Verdrängung hässlicher Wahrheiten, Schuld und Rache jedoch nicht genutzt. Die Auflösung war mir einfach zu schräg, aber das ist natürlich Geschmackssache!

E-Book: 400 Seiten
Originaltitel: Terapiassa
Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara
ISBN-13: 978-3-641-29257-7

www.penguinrandomhouse.de

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