_Story_
Nach dem Aufbrechen der Siegel wurde die Hölle wieder aus ihrer Abgeschiedenheit befreit und öffnete an zahlreichen Orten Tore, die es den fürchterlichsten Kreaturen erlaubten, die Erde und den Himmel zu infiltrieren. Um dem vorzubeugen, haben die Erzengel und ihre himmlische Gefolgschaft die Portale mit normalen ‚Working Class‘-Engeln besetzt, die verhindern sollen, dass die Geschöpfe der Hölle an der Oberfläche Angst und Schrecken verbreiten.
Einer von ihnen ist Gabriel, der sich nach jahrelanger Standhaftigkeit eines Tages einen Ausrutscher leistet, als der jugendliche Julien sich seinem Portal nähert und tatsächlich die Ausgeburten der Hölle anlockt. Während die Dämonen durchdringen, kommt auch Gabriels ehemalige Freundin Anya ans Tageslicht, wird aber von den wilden Biestern wieder in die Unterwelt hinuntergezogen. Gabriel und Julien indes fliehen in den Himmel, um Bericht von den jüngsten Ereignissen zu erstatten.
Die strenge Engelsschar fordert Julien auf, von nun an ihrer Kontrolle zu unterliegen, um ihn zu schützen und zu verhindern, dass sich die Wesen der Hölle seiner bemächtigen. Aber der Junge ahnt nichts Gutes. Kurz nachdem Gabriel aufgebrochen ist, um Anya zu befreien, flüchtet er aus seinem neuen Hort und stürzt gemeinsam mit seinem neuen Kumpan in die feurige Welt der Hölle. Dass er damit jedoch Gewalten in Gang setzt, von deren enormem Einfluss nicht einmal etwas erahnen konnte, weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
_Meine Meinung_
Neben [„Die Legende der Drachenritter“ 3349 ist „Das verlorene Paradies“ bereits die zweite Fantasy-Serie, die das Comic-Autoren-Gespann Anne und Gerard alias Ange über den deutschen |Splitter|-Verlag veröffentlicht. Allerdings geht es hier ein wenig finsterer zu als bei den Drachenrittern, wobei stellenweise sogar die Grenzen zur Science-Fiction gestreift werden, wenn Gabriel und sein neuer Freund Julien in die Hölle hinabsteigen oder überhaupt von den Armeen geredet wird, die seit Äonen versuchen, das Gleichgewicht durch die Portale zwischen Himmel und Hölle zu bewahren.
Ein weiterer Unterschied – sofern ein Vergleich überhaupt angebracht ist – liegt im Erzähltempo; der erste Band „Hölle“ beginnt recht fulminant mit einem hektisch herumstreifenden Gabriel, der nur noch schemenhaft erkennen kann, wie Julien sich seinem Tor nähert und daraus die ersten bösartigen Gestalten hervorkommen. Sofort wird der Leser in ein sehr actionreiches Szenario eingebunden, das mit dem kurzen Zwischenstopp in der himmlischen Stadt der Engel noch einmal für einen Moment aufgelockert wird, bevor es dann richtig, teilweise auch sehr deftig zur Sache geht.
Gabriel, Julien und die unberechenbare Anya kämpfen sich durch eine unzählbar große Armee teuflischer Kreaturen und abartiger Geschöpfe, die es vor allem auf den Jungen abgesehen haben. Dieser hatte vor seiner Annäherung an das Portal Stimmen in seinem Kopf gehört, die ihn an dieses Tor geführt hatten, so dass die Vermutung nahe liegt, dass hinter ihm eine ganz spezielle Persönlichkeit steckt, was noch dadurch bekräftigt wird, dass später alles in Gang gesetzt wird, um den Jungen auf die richtige Seite zu ziehen. Ob dies aber wirklich diejenige der Engel ist, steht in den Sternen, denn Juliens erste Begegnung mit den Vertretern des Himmels endet in einem hektischen Dialog, infolge dessen der Junge befürchtet, dass er noch an Ort und Stelle sein Leben geben muss, damit sein Geheimnis gewahrt wird. Gerade noch rechtzeitig gelingt ihm die Flucht bzw. der Sturz in die Unterwelt, doch auch dort ergeht es ihm nicht besser. Welche Eigenschaften machen ihn jedoch so begehrenswert? Was verbirgt er? Und welche Kräfte sind es, die ihn überhaupt erst in diese Situation gebracht haben? Dies gilt es in den folgenden Bänden herauszufinden.
In der ersten Episode legen die beiden Autoren einen besonderen Fokus auf die fulminante Action, die in stetigen Kämpfen in beiden Welten ausgetragen wird. Die Hintergründe der Handlung bleiben erst einmal im Verborgenen und werden durch ständig auftretende Überraschungen weiter eingenebelt, was dazu führt, dass sich der führende Strang nach und nach zu einem immer komplexer werdenden Unterfangen entwickelt, welchem man mit wachsender Seitenzahl immer mehr verfällt. Lag zuerst noch die Befürchtung in der Luft, die permanenten Gefechte würden die Bedeutung des eigentlichen Inhalts untergraben, wird genau dies im sich anbahnenden ersten Finale durch eine grandiose Vermengung von Emotionalität, Action, Spannung und Tempo sehr eindrucksvoll widerlegt. Lust auf mehr ist also auf jeden Fall vorhanden, speziell nach dem tollen Abschlussszenario, welches quasi auch schon die Einleitung für den folgenden Comic bietet.
Fazit: Ange starten offenbar in eine neue meisterhafte Serie mit einprägsamen Charakteren, einer interessanten Storyline und tollen Wendungen. „Das verlorene Paradies“ unterstreicht exakt das, wofür der |Splitter|-Verlag steht: eigenwillige Comics mit sehr viel Stil. „Hölle“ ist die nächste Station in dieser Serie …
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