Everaert, Vincent – Exxit

_Black & White_

Mit „Exxit“ hat der französische Designer-Spielverlag |Jactalea| jüngst das erfolgreiche Konzept simpler, klassischer Zweimannspiele erfolgreich fortgesetzt und das edle Programm um ein weiteres Highlight angereichert. Autor Vincent Everaert entführt seine Interessenten in die Welt der Gegensätze, festgehalten in den beiden Spielfarben, die in „Exxit“ ins Duell treten. Materie gegen Anti-Materie, Gut gegen Böse, Ordnung gegen Chaos, Kälte gegen Wärme – man kann sicher viele Bezeichnungen für die scharfen Kontraste finden, die hier gegeneinander antreten; hier wird der Kampf indes Schwarz gegen Weiß ausgetragen, dies auf variablen, zweiseitigen Sechsecken, in deren Besitz die Spieler während einer Partie „Exxit“ gelangen müssen. Doch dies ist, so zeigt der Spielverlauf, selbst bei wachsender Erfahrung ein schwieriges Unterfangen und somit auch eine echte Herausforderung.

_Das Spielmaterial_

Der unscheinbare, schlicht aufgemachte Karton im größeren Taschenbuchformat beinhaltet neben einem tollen Ledereinband mehrere Bögen mit doppelseitig bedruckten Hexagonalen, insgesamt 39 an der Zahl. Des Weiteren sind jeweils acht weiße und schwarze runde Spielplättchen enthalten, die das aktive Spielmaterial der Partie darstellen.

Der Clou des Ganzen ist, dass alle Spielmittel aus Schaumstoff sind und gerade im Handling ein sehr angenehmes Feeling vermitteln. Zwar ist deshalb auch Obacht geboten, da vor allem die weißen Seiten der einzelnen Steine recht schnell verschmutzen, jedoch überwiegt letztendlich der positive Eindruck der innovativen Gestaltung. Fraglich ist nur, inwiefern dazu die Ledermatte erforderlich ist, da sie nach dem ersten Ausstanzen der Plättchen keinen adäquaten Aufbewahrungsbehälter mehr darstellt. Diesbezüglich wurde wohl eine Kleinigkeit nicht bedacht, andernfalls wäre das äußere Erscheinungsbild sicherlich noch ein ganzes Stück edler gewesen.

_Der Wettstreit_

In „Exxit“ geht es darum, möglichst viele Hexagonale in seiner Spielfarbe aufzudecken und diese nach Möglichkeit zusammenhängend nebeneinander zu platzieren. In der Endabrechnung gibt es nämlich zwei Punkte für jeden Spielstein des größten zusammengehörigen Sechseck-Feldes, für die übrigen Sechsecke in der eigenen Spielfarbe aber immerhin auch noch einen Punkt. Dies bedeute gleichzeitig, dass nicht zwangsläufig derjenige gewonnen hat, der die meisten Hexagonale aufgedeckt hat.

Zu Beginn des Spiels werden vier Sechsecke gegenüberliegend ausgelegt und bildend das Startfeld. Jeder Spieler erhält in seiner Farbe seine Spielplättchen, wobei Weiß immer den ersten Zug hat. Der Spielaufbau gliedert sich nun wie folgt: Zunächst legt der erste Spieler einen Spielstein auf ein beliebiges Feld. Nun tut es ihm der zweite Spieler gleich. Anschließend verfährt man nach den üblichen vier Schritten des Spiels:

1.) Sofern man nicht imstande ist, einen Sprung über ein anderes Plättchen zu vollführen, legt man erneut einen Stein auf ein freies Sechseck.

2.) Wer indes über ein anderes Plättchen springen kann, ist verpflichtet, diese Aktion auch durchzuführen. Springen kann man, sobald ein Plättchenstapel (im späteren Verlauf liegen oft mehrere Plättchen gleicher und unterschiedlicher Farben aufeinander) mit einem eigenen Plättchen zuoberst in Reichweite zu einem höchstens gleich hohen Stapel mit einem gegnerischen Plättchen an oberster Stelle platziert ist. Dies hört sich komplizierter an, als es letztendlich ist. Eine weitere Bedingung ist, dass der ‚feindliche‘ Stapel auf einer geraden Linie zum eigenen Stapel liegt und vor allem durch einen Sprung erreicht werden kann.

Der Sprung sieht nun folgendermaßen aus: Das oberste (also das eigene) Plättchen wird auf das Nachbarfeld gesetzt, das nächste Plättchen genau ein Feld weiter, etc. Wichtig ist, dass der letzte Stein zumindest auf den anvisierten Stapel des Gegners oder sogar weiter bewegt werden kann. Eine genauere Übersicht über diese Aktion findet sich in den englischen [Spielregeln,]http://www.jactalea.com/rules/exxit__uk.pdf die leider ein wenig kompliziert aufgebaut sind und das Verständnis erst über das Spiel selbst vermitteln. Doch wie gesagt, letztendlich ist der Ablauf des Springens ganz leicht, allerdings mit zunehmender Spieldauer eine strategische Herausforderung sondergleichen.

3.) Sobald man mit einem Sprung irgendein Plättchen über die Begrenzung des Spielfelds hinausbugsiert hat, wird dieses Plättchen in die daran anschließende Lücke gelegt. Sollten in dieser Lücke schon zwei weitere Sechsecken angrenzen, darf man nun seinen Spielstein durch ein Sechseck ergänzen und es auf seine Farbe drehen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass bereits mehrere Plättchen dort ausliegen, bis dato aber noch nicht verbaut werden konnten. Der Spieler, der nun sein Plättchen ‚hinausschießt‘ und dieses folgerichtig auf das schon ausliegende Plättchen legt, kann nun möglicherweise doppelt profitieren und auch noch ein zweites und drittes Sechseck in seiner Farbe hinzufügen. Infolgedessen wächst der Spielplan schließlich immer weiter, bis schließlich das letzte Sechseck ausgelegt wurde.

4.) Für den seltenen Fall, dass nun überhaupt keine Aktion oder Bewegung möglich ist, muss der Spieler passen und übergibt den nächsten Zug wieder an seinen Konkurrenten.

Das Spiel ist sofort zu Ende, wenn alle Hexagonale an das wachsende Spielfeld angelegt wurden. Den Zeitpunkt kann man vorab durch die Festlegung der verwendeten Spielsteine ein wenig eingrenzen. Gerade in den ersten Partien empfiehlt es sich, weniger Sechsecke zu benutzen, damit sich der Spielmechanismus erst einmal manifestiert. 19 oder später 29 Steine scheint in dem Falle eine angebrachte Interimslösung.

Im Anschluss an das Spielende folgt die Wertung nach dem eben benannten Prinzip. Die Steine der größten eigenen ‚Insel‘ werden mit jeweils zwei Punkten gewertet, alle anderen Steine in der eigenen Farbe mit einem Punkt. Die Summen der beiden Farben werden verglichen und somit der Sieger ermittelt.

_Persönlicher Eindruck_

„Exxit“ gehört zu jenen Spielen, bei denen man schon resignieren möchte, bevor man die erste Partie begonnen hat. Leider Gottes ist die Spielanleitung nämlich ein wenig kompliziert aufgebaut und trotz unzähliger Beispiele nicht schlüssig. Dies erscheint insofern seltsam, als der generelle Mechanismus mit wenigen Worten erklärt ist, man sich aber durch die umständlich formulierten Aktionsmöglichkeiten schnell verunsichert fühlt und irgendwann gar nicht mehr begreifen kann, dass das Spiel eigentlich ziemlich rasch erlernt ist.

Letzteres ist aber nicht damit gleichzusetzen, dass es „Exxit“ an Tiefe mangelt. Wie sich nämlich schon nach den ersten Runde herausstellt, hat Vincent Everaert hier einen echten Taktik-Klassiker konzipiert, der besonders mit wachsender Spieldauer bzw. zum Ende einer jeden Partie zu einem raffinierten Schlagabtausch avanciert, in dem jeder einzelne Schritt gut überlegt werden will. Wer hier Parallelen zu Schach zieht, liegt grundsätzlich gar nicht mal so falsch, denn letzten Endes wird man bei „Exxit“ vornehmlich für seine Leichtsinnsfehler bestraft, während man aufgrund der gleichen Startbedingungen eigentlich alle Geschicke selber in der Hand hat – eben ganz so, wie es sich für einen klassischen Zweimann-Wettstreit gehört.

Etwas abschreckend ist indes der hohe Anschaffungspreis; 35 €uro für ein paar Schaumstoffsteinchen und eine letztendlich eher überflüssige Spielmatte sind gelinde gesagt eine Frechheit und abschreckend genug, sich erst gar nicht mit dem Titel zu beschäftigen. Woher die Berechtigung für derlei Forderungen kommt, ist mir dementsprechend auch schleierhaft; man sollte jedoch bedenken, dass potenziell Interessierte sich bei Kenntnisnahme dessen wieder von „Exxit“ abwenden werden – was wiederum schade für dieses richtig tolle, spannungsreiche Spiel wäre. Ergo: Spiel hui, Preis pfui!

http://www.jactalea.com/

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