Finn, Thomas – Letzte Flamme, Die (Die Chroniken der Nebelkriege 3)

Band 1: [„Das unendliche Licht“ 2646
Band 2: [„Der eisige Schatten“ 3610

_Handlung_

Nachdem Kai die letzten Abenteuer überstanden hat, kehrt er nach Colona zurück, denn Morgoyas Armee belagert die Stadt am Rhyn. Mitten in einem der ersten Scharmützel taucht das fliegende Schiff der Universität zu Halla auf und entscheidet diesen ersten Kampf für die Verteidiger. Doch die Freude dauert nur kurz, denn der Erzmagus Hallas, Aureus von Falkenhain, zwingt Kai dazu, dessen Lehrling zu werden, um ihm seinen „dunklen Kern“ auszutreiben, und bindet ihn mit einem Sklavenring an sich. Zudem hat er die Mitglieder des Hermetischen Ordens versteinern lassen, beginnt mit Hexenverbrennungen und hat Magister Eulertin auf eine Expedition geschickt, die fast sicher dessen Tod bedeutet. Kai kann zwar entkommen, doch seine Wege führen ihn direkt nach Albion in die „Höhle des Löwen“ vor die Klauen Morgoyas …

_Der Autor_

Thomas Finn wurde 1967 in Chicago geboren. Er war Chefredakteur eines großen Phantastik-Magazins sowie Lektor und Dramaturg in einem Drehbuch- und Theaterverlag. Bereits seit Jahren lebt und arbeitet der preisgekrönte Roman-, Drehbuch- und Theaterautor in Hamburg. Bekannt wurde er besonders wegen seiner Gezeitenwelt-Romane sowie einiger Rollenspiel-Publikationen für die Spiele „Das Schwarze Auge“, „Cthulhu“ sowie „Plüsch, Power und Plunder“, durch den Zeitreiseroman „Der Funke des Chronos“ und „Die Chroniken der Nebelkriege“, deren Abschluss „Die Letzte Flamme“ bildet.

_Mein Eindruck_

Nach zwei grandiosen Teilen war man natürlich gespannt auf das Ende der Trilogie um die „Chroniken der Nebelkriege“. Und eines vorab: Thomas Finn hat seiner Reihe mit „Die Letzte Flamme“ ein fulminantes und würdiges Ende geschaffen. Wenige Fantasyreihen haben mir in den letzten Jahren auch nur annähernd so gut gefallen wie die um den ehemaligen Irrlichtfänger Kai. Ein wesentlicher Grund ist sicherlich, dass es Finn nicht nur gelingt, seinen Spannungsbogen über alle Bände hinweg zu halten, sondern ihn von Buch zu Buch überdies zu verstärken. Hierbei ist auch eine deutliche Entwicklung zu erkennen, denn sowohl die Charaktere als auch die Stimmung werden reifer. So ist „Die letzte Flamme“ deutlich düsterer, gruseliger und spannender als seine Vorgänger, ohne deren kindlichen Charme dabei gänzlich zu verlieren.

Ein Großteil der Handlung spielt dieses Mal auf Morgoyas Nebelinsel Albion, was dem Ganzen einen sehr unheimlichen Touch verleiht, der so in den Vorgängern nicht vorhanden war. Dies bewirkt, dass die ursprünglich als Jugendbuch gedachte Reihe eigentlich für alle Altersgruppen zu empfehlen ist und jedem Freude bereiten dürfte, der Märchen oder Fantasyliteratur mag. Wenige Reihen dürften so altersgruppenkompatibel sein wie „Die Chroniken der Nebelkriege“, was sicher die Mischung aus Märchen und klassischer Fantasy bewirkt, in die Finn seine Geschichte einbettet, ohne dabei die üblichen Klischees zu verwenden oder beliebig zu wirken.

Thomas Finn tritt mit seiner Reihe sozusagen den Gegenentwurf zum zurzeit boomenden Fantasy-Markt an, der zwar viele gute Titel mit sich bringt, aber auch viel sehr unreife oder einfach schlechte Romane in die Buchläden befördert. Man merkt sowohl den Texten als auch der Aufmachung des |Ravensburger| Verlags an, dass man keine mäßig lektorierte Massenware vor sich hat, sondern ein mit viel Sorgfalt und viel Mühe gestaltetes Projekt. Die Covergestaltung ist stimmig, die Papierqualität hoch und das Layout sehr angenehm – so lobe ich mir ein gutes Buch.

Auffallend ist der Abwechslungsreichtum, mit dem Finn in „Die Letzte Flamme“ aufwartet, denn auf gruselige und spannende Szenen folgen fast immer ruhigere und märchenhafte Episoden, was dem Lesefluss sehr zuträglich ist. Die Charaktere waren ja schon in den Vorgängerbänden sehr ausgereift und durchlaufen noch einmal eine deutliche Weiterentwicklung. Gerade Kai ist sein Erwachsenwerden deutlich anzumerken, aber auch Dystariels, Fis und vor allem Quiiiets Charaktere werden noch einmal deutlich vertieft und abgerundet. Hier zeigt sich wieder einmal, dass die gesamte Trilogie von Anfang bis Ende durchgeplant ist, denn manch altbekannte Figur hat eine unerwartet wichtige Rolle zu spielen. Hinzu kommen einige wenige aber sehr interessante Neulinge, die dem Ganzen noch einmal zusätzlich frischen Wind einhauchen.

Besonders gut gefallen hat mir die Figur des Erzmagus Aureus von Falkenhain, weil er zwar unsympathisch dargestellt wird, aber nicht eindeutig in das Raster von Gut oder Böse passt, was es so bisher noch nicht gegeben hat. Diese ganzen Maßnahmen fügen sich nahtlos in das Gesamtkonzept, wirken aber zu keiner Zeit aufgesetzt oder gekünstelt. Auch verzichtet Finn darauf, den Roman unnötig in die Länge zu ziehen, denn etwaige Nebenhandlungen, an denen Kai nicht beteiligt ist, werden nicht näher erzählt. So bleibt der Leser zum einen länger im ungewissen, und zum anderen wird die Handlungsabfolge deutlich gestrafft. Allerdings muss ich sagen, dass ich einer Verlängerung der Geschichte durchaus auch positive Aspekt hätte abgewinnen können – dafür gefällt mit nämlich Thomas Finns Schreibstil einfach zu gut.

Am Ende kommt es natürlich zum großen Finale, das zwar durchaus sehr opulent beschrieben ist, ohne dabei allerdings überladen oder unrealistisch zu wirken. Realistischerweise kann natürlich nicht jede Figur das Ende der Reihe erleben, allerdings hält sich Sterblichkeitsrate zum Glück in Grenzen.

_Fazit_

Einer der schönsten Fantasyzyklen der letzten Jahre hat mit „Die Letzte Flamme“ einen krönenden Abschluss erhalten. Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen traurig, dass die Reihe zu Ende ist. Man braucht kein Prophet zu sein, um die Prognose zu wagen, dass wir an Thomas Finns Werk noch viel Freude haben werden.

http://www.ravensburger.de
http://www.thomas-finn.de
[Unser erstes Interview mit Thomas Finn]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=59
[Unser aktuelles Interview mit Thomas Finn]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=85
[„Der Funke des Chronos“ 2239
[„Das Greifenopfer“ 1849
[„Das Greifenopfer“ 2844 (Hörbuch)

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