Finn, Thomas – eisige Schatten, Der (Die Chroniken der Nebelkriege 2)

_Handlung_

Magister Eulertin ist in sein Däumlingsdorf gereist und lässt Kai alleine in Hammaburg zurück. Diesem erscheint die Feenkönigin Berchtis und lädt ihn und seinen Lehrmeister zu einem Treffen aller Magiekundigen in ihr Feenreich ein.

Bevor sich Kai aber auf den Weg machen kann, um Magister Euertin zu berichten, wird er vom Klabauter Koggs Windjammer und der Elfe Fiadora abgeholt, denn er soll sich etwas Merkwürdiges ansehen: ein völlig vereistes Schiff eines befreundeten Seeschlangenjägers. Neben den ganzen toten Seemännern finden sie auch einen noch lebenden Elf namens Gilraen, den irgendetwas mit Fi zu verbinden scheint.

Anschließend machen sie sich in einer von geflügelten Pferden gezogenen Kutsche auf den Weg zu Magister Eulertin ins Däumlingsdorf Sperberlingen. Als die Gruppe nun endlich vollständig ist, brechen die Gefährten ins Feenreich auf, nur um festzustellen dass sie zu spät kommen: Das gesamte Feenreich ist mit Eis überzogen und Berchtis erstarrt. Haben Morgoyas Schergen schon das Festland erreicht?

_Der Autor_

Thomas Finn wurde 1967 in Chicago geboren. Er war Chefredakteur eines großen Phantastik-Magazins sowie Lektor und Dramaturg in einem Drehbuch- und Theaterverlag. Seit vielen Jahren lebt und arbeitet der preisgekrönte Roman-, Drehbuch- und Theaterautor in Hamburg. Bekannt wurde er besonders wegen seiner |Gezeitenwelt|-Romane sowie einige Rollenspiel-Publikationen für die Spiele „Das Schwarze Auge“ sowie „Plüsch, Power und Plunder“ und durch den Zeitreiseroman [„Der Funke des Chronos“. 2239 „Der eisige Schatten“ ist nach „Das unendliche Licht“ der zweite der „Chroniken der Nebelkriege“

_Mein Eindruck_

Selten war ich auf eine Fortsetzung so gespannt wie hier bei den |Chroniken der Nebelkriege|. Nachdem [„Das unendliche Licht“ 2646 (zu Recht) die Leserschaft begeistert hat, durfte man gespannt sein, ob es Thomas Finn gelingt, seine Trilogie mit einem würdigen Mittelteil auszustatten. Allzu häufig leiden ja diese ja unter denen „für einen Mittelband üblichen Schwächen“, welche auch immer das sein sollen. Derlei ist mir bei „Der eisige Schatten“ nicht aufgefallen. Finn zieht seine Linie konsequent durch, indem er alles verwendet, was einem in der Fantasyliteratur bisher so untergekommen ist. War der erste Teil schon vollgestopft mit verschiedensten Wesenheiten wie Elfen, Untoten, Magiern, Däumlingen, Kobolden und Klabautermännern, setzt er jetzt noch einen drauf, denn der zweite Teil wird überdies angereichert mit Zwergen, Drachen, Hexen und vielem mehr, ohne dass man das Gefühl hat, das Buch wäre irgendwie überladen oder aufgesetzt. Es passt einfach alles zusammen.

„Der eisige Schatten“ hat allerdings im Gegensatz zum Vorgänger eine etwas düsterere Grundstimmung, denn den Gefährten um Feuermagier Kai wird von Morgoyas Schergen ein ums andere Mal übel mitgespielt. Am besten trifft hier wohl der Vergleich zu einem anderen sehr bekannten Mittelteil zu: „Das Imperium schlägt zurück“. Wiederum gelingt es Finn, seine große Stärke auszuspielen, denn er entwickelt seine alten Charaktere gekonnt weiter, und die neuen Figuren, die auftauchen, sind durchweg wieder sehr liebenswert und interessant geworden.

Zudem weist der Band eine tolle Mischung aus ruhigen verträumten Teilen und richtig schnellen actionlastigen Szenen auf. So gefällt mir zum Beispiel Kais Aufenthalt in der Däumlingsstadt ausgesprochen gut, denn er stimuliert die Vorstellungskraft des Lesers ungemein und hat einfach irgendetwas Märchenhaftes an sich. Kurz darauf kommt es dann zu einem rasanten und wilden Luftkampf zwischen Drachen und geflügelten Pferden, der den Leser wieder aus seiner verträumten Stimmung reißt. Durch diese schnellen Änderungen wirkt der Roman sehr abwechslungsreich und überaus kurzweilig. Aber auch an düsteren und gruseligen Szenen mangelt es dem Roman nicht, denn beispielsweise die Sequenz im Nachtschattenturm ist sehr atmosphärisch geraten.

Was mir an den Finn’schen Romanen auch besonders gut gefällt, ist, dass verschiedene, scheinbar unwichtige Handlungen immer auch eine Auswirkung haben. Dies bewirkt einen richtigen „Aha-Effekt“, der den Leser direkt an das Buch fesselt, denn er merkt, dass er nichts überlesen darf, denn der Autor hat alles genau durchdacht. Wo bei vielen anderen Literaten irgendwelche Ereignisse als „Füllstoff“ herhalten müssen, um auf eine angemessene Seitenzahl zu kommen, haben solche bei Romanen von Thomas Finn meist eine wichtige Auswirkung für den Rest des Romans. Interessant ist es zudem, wie man sich als Leser durch ein fantastisches Abbild Europas bewegt. Hammaburg, Fryburg und auch die Schwarzen Walde dürfte jeder wiedererkennen, was erheblich zur Identifikation beiträgt.

Dass Finn sich ab und zu bei schon bekannten literarischen Ideen bedient, ob wissentlich oder zufällig, fällt zwar auf, ist aber nicht störend. Viele Motive hat es eben einfach schon einmal gegeben, sei es das Bad im Drachenblut (Nibelungensage) oder der Herrscher, dem von einem Zauber die Sinne vernebelt werden („Herr der Ringe: Die zwei Türme“) oder der junge Drache („Eragon“) – man kennt und mag diese Motive. Dadurch, dass er diese bekannten Dinge aufgreift und mit neuen Aspekten vermischt, erschafft er eine Fantasywelt, die dem Leser seltsam vertraut vorkommt, aber trotzdem noch uneingeschränkt begeistern kann.

Was natürlich auch nicht fehlen darf, sind die jetzt schon absehbaren Auswirkungen auf den Folgeband, wie etwa der Fluch des Nachtmahrs, die jetzt schon darauf hoffen lassen, dass sich Thomas Finn mit der Niederschrift des dritten Bandes beeilt.

Hervorzuheben ist, genauso wie beim Vorgänger, die tolle Aufmachung. Hier hat sich der Verlag wieder richtig Mühe gegeben, denn das Cover ist sehr anspruchsvoll gestaltet, der Roman hochwertig gebunden und die Papierqualität vorbildlich.

_Fazit:_

Ich bin begeistert, wie Thomas Finn es geschafft hat, den Zauber seines ersten Bandes in die Fortsetzung zu retten und auch noch auszubauen. „Der eisige Schatten“ ist eine tolle Weiterführung der |Chroniken der Nebelkriege|. Der Roman ist spannend, manchmal düster und gruselig, immer märchenhaft und enthält eine schöne Portion Action – toll. Man darf auf den dritten Teil gespannt sein.

http://www.ravensburger.de
http://www.thomas-finn.de
[Unser Interview mit Thomas Finn]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=59
[„Das Greifenopfer“ 1849
[„Das Greifenopfer“ 2844 (Hörbuch)