Franziscowsky, Hans Gerhard (als H.G. Francis) – Sternentor: Der rote Nebel (Folge 1) (Hörspiel)

_|Das Sternentor|:_

01 _“Der rote Nebel“_ (2002)
02 „Planet der Seelenlosen“ (2003)
03 „Der verbotene Stern“ (2003)
04 „Im Land der grünen Sonne“ (2004)
05 „Verloren in der Unendlichkeit“ (2006)
06 „Im Bann der glühenden Augen“ (2006)
07 „Der dritte Mond“ (2008)
08 „Das Rätsel der sieben Säulen“ (2008)
09 „Die Zeitfalle“ (2009)

Hans Gerhard Franciskowsky (1936 – 2011) hatte stets ein breites Tätigkeitsfeld, so war er als langjähriger „Perry Rhodan“-Autor ebenso erfolgreich wie als Verfasser diverser Hörspieladaptionen (u. a. für „Die drei ???“ uvm.), die unter seinem Pseudonym H. G. Francis erschienen – für gewöhnlich bei den EUROPA-Studios. Eben diese haben aber auch die Namens- und Vertonungsrechte an seiner von ihm selbst erdachten (Jugend-)Sci-Fi-Reihe, welche seinerzeit im |Franz Schneider Verlag| (hier übrigens unter dem Alias „H. G. Francisco“) veröffentlicht wurde: „Commander Perkins“. Die stark an die Romane angelehnte Hörspielreihe durfte daher bei ihrer Vertonung durch MARITIM nicht so benannt werden, wie die (inhaltlich eigenständige) EUROPA-Produktion aus den Siebzigern. Unter dem Label „Das Sternentor“ können Randy Perkins, Peter Hoffmann und Ralph Common seit 2002 aber nun werkgetreuer denn je durch die Dimensionen jetten. „Der rote Nebel“ bildet dabei den Auftakt.

_Zur Story_

Professor Arthur Common und seiner Tochter Cindy ist es gelungen, eine revolutionäre Maschine zu konstruieren: den Dimensionsbrecher. Mit diesem ist man in der Lage quasi in Nullzeit an jeden beliebigen Punkt der Galaxis zu gelangen – ganz ohne Raumschiff. Doch dieses Tor zu einer anderen Welt, welches Commander Randy Perkins und sein Freund und Kollege Major Peter Hoffmann zusammen mit Commons telepathisch veranlagten Sohn Ralph, bereits häufiger durchschritten, ist nicht ohne Nebenwirkungen. Und keine Einbahnstraße. Als sich die drei nach ihrem letzten Ausflug auf der Erde einfinden müssen, wo sie auf etwaige Veränderungen in ihren Gehirnen gecheckt werden, manifestiert sich über der nördlichen Hemisphäre ein seltsamer roter Nebel, der alles und jeden zu verschlingen droht, was mit ihm in Kontakt kommt. Ausgespuckt hat dieses Etwas der Dimensionsbrecher auf der Mondbasis „Delta 4“, als man einen neu entdeckten Planeten mittels Robotern auskundschaftete. Man taufte den, von seiner offenbar früher einmal vorhandenen Zivilisation leer gefegten, Planeten scherzhaft „Empty“ und ahnt dabei nicht, dass dieses Attribut ironischerweise auch bald auf die Erde zutreffen könnte.

_Eindrücke_

Der Stoff mag in die Jahre gekommen sein, doch er verfängt noch immer. Dabei ist das Konzept bzw. der Aufbau der Geschichte recht einfach, was auch darin begründet sein mag, dass es sich bei der Vorlage um einen Jugendroman handelt. Noch dazu einen nicht sonderlich umfangreichen dazu – wer die altehrwürdigen „Schneider-Bücher“ noch kennt, weiß, dass die nie besonders dick ausfielen und dementsprechend fix von der damaligen Zielgruppe konsumiert waren, zu welcher sich auch der Rezensent stolz zählen darf. Hinzu kommt, dass die Story recht flott gestrickt ist, langweilig wird es in der knapp einstündigen Laufzeit des Hörspiels also nicht, welches sich übrigens recht nah an der Vorlage bewegt, wobei leider aber so manch wichtiger Handlungsstrang entweder ausgelassen oder umgebogen wurde.

Diese Kürzungen der Adaption strapazieren nicht nur das Verständnis von Nichtkennern der Serie. Die Protagonisten werden zum Beispiel nicht erst groß vorgestellt, es geht direkt in die Vollen. Figuren und die hiesigen Begleitumstände kriegt man sozusagen on-the-fly präsentiert. Das reicht prinzipiell auch vollkommen aus um Perkins, Hoffmann & Co. kennen zu lernen. Vielleicht einen Tick zu stereotyp das Ganze, doch wie gesagt: Es ist ursprünglich ein Kinder-/Jugendbuch gewesen. Schlimmer wirkt jedoch, dass im Finale sehr plötzlich und ohne wirklich logisch nachvollziehbare Begründung Commander Perkins ebenso pathetisch wie ratzfatz Schluss mit dem Nebel macht. Der Roman war diesbezüglich wesentlich runder und bemühte sich um eine plausible Begründung, die dem Hörspiel bedauerlicherweise abgeht.

Technik wird nicht als Mittel zum Zweck missbraucht. Natürlich muss man sich grundsätzlich darauf einlassen, dass es möglich ist, Materie zu desintegrieren und anderenorts wieder materialisieren zu lassen. Das dürfte für das vermutlich Sci-Fi gestählte Klientel sicher kein Problem sein: Transporterstrahl („Star Trek“) respektive Fiktiv-Transmiter („Perry Rhodan“) lassen schön grüßen. Auch „Stargate“ könnte von dieser Idee des interdimensionalen Reisens inspiriert worden sein. Insbesondere zu „Perry Rhodan“ weist die Reihe ohnehin eine gewisse Nähe auf, die sich allein schon dadurch erklären lässt, dass H. G. Francis halt zum dortigen Autorenteam gehörte und sich praktischerweise von PR einige Elemente nutzbar machen konnte.

Allerdings gibt sich das technologische Umfeld aber eher konventionell und nicht ganz so weit hergeholt. Die Reise zum Mond erfolgt per Raumgleiter innerhalb einiger Stunden, Aufzeichnungen finden mittels „Magnetband“ statt (heute sicher schon ein Anachronismus), Faustfeuerwaffen sind bei Expeditionen Usus – die so genannten „MiniRaks“ verschießen, wie der Name bereits richtig vermuten lässt, Sprengprojektile. Gewalt ist übrigens auch ein Thema, richtet sich allerdings seitens der Protagonisten gegen leblose Ziele, wie Gebäudeteile oder Roboter und wird obendrein später als „Fehler“ eingestanden. Wie man aber festhalten muss, gegenüber der Vorlage in einem ziemlich anderen Kontext. Die entsprechende Schlüssel-Passage wurde komplett geändert, was der Geschichte eine andere Färbung verleiht: Mehr Action, weniger Sinn.

_Sprecher und Figuren_

Jürgen Neumann (Erzähler), Ernst Meincke (Commander Randy Perkins), Nicolas Böll (Major Peter Hoffmann), Wolfgang Bahro (Ralph Common), Thomas Kästner (Oberst G. Camiel Jason), Karin Eckholt (Cindy Common), Rolf Jülich (Professor Arthur Common), Sascha Draeger (George Croden), Pia Werfel (Professor Ester Breadshaw), Günter Lüdke (Alter)

_Fazit_

Selbstverständlich lebt ein Hörspiel von der Kulisse, sprich: dem passenden Arrangement von Sprechern, Geräuschen und Musik. MARITIM bewies mit dieser Produktion ein gutes Händchen und zeigt, dass man sich hinter der von EUROPA eigentlich nicht verstecken braucht. Die Atmosphäre ist so dicht, wie es sich für einen todbringenden Nebel geziemt. Die Sprecher-Riege agiert durch die Bank glaubhaft und engagiert. Alles zusammen trägt dazu bei, ein durchweg spannendes Flair zu erzeugen, was dieses Hörspiel zu einem kurzweiligen Vergnügen werden lässt, das bestimmt nicht nur jungen (oder wenigstens jung gebliebenen Sci-Fi-Fans) gut gefällt. Aufgrund der Einschnitte gegenüber der letztendlich deutlich schlüssigeren und runderen Romanvorlage gibt es allerdings Punktabzug.

|Hörspiel mit einer Laufzeit von ca. 53 Minuten
Nach der „Commander Perkins“-Reihe von H. G. Francis
Erstveröffentlichung: Franz Schneider Verlag, 1979|

[Audible]http://www.audible.de

[Maritim Hörspiele]http://www.maritim-produktionen.de

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