Lauenroth, Frank – Boston Run (Lesung)

Marathon – das ist Adrenalin pur. 42,195 km voller Anstrengung, Kampf gegen den inneren Schweinehund, aber auch voller Glücksgefühle, wenn die eigenen Beine einen schließlich die gesamte Strecke bis ins Ziel tragen. Einer der traditionellsten Marathonläufe ist der in Boston, der seit 1897 einmal im Jahr – am sog. Patriot’s Day im April – stattfindet. Rund um diesen geschichtsträchtigen Lauf hat der deutsche Autor Frank Lauenroth seinen packenden Thriller „Boston Run“ angesiedelt, der nun auch in einer ungekürzten Hörbuchfassung, gelesen von Johannes Steck, erhältlich ist.

_Auf Droge_

Mittelpunkt der Geschichte ist der Hobbyläufer Brian Harding, der dank einer ausgeklügelten Droge den legendären Boston Marathon gewinnen möchte. Eigentlich ist er nicht mehr als ein Durchschnittsläufer, doch sein Freund Christopher Johnson hat ein Dopingmittel entwickelt, das dem Läufer Kraft und Ausdauer schenkt und sich im Laufe des Marathons abbaut. Direkt nach der Ziellinie lässt sich das Mittel im Blut nicht mehr nachweisen, sodass Harding den Dopingkontrollen bedenkenlos entgegen blicken kann.
Getarnt als Fred Longer geht Harding ins Rennen. Durch die Droge aufgeputscht, kann er den Start gar nicht erwarten und möchte das Rennen am liebsten von vorne weg in Angriff nehmen, doch weiß er aus eigener bitterer Erfahrung, dass er es nicht übertreiben darf. Denn jede (Über-)Anstrengung führt dazu, dass sich das Mittel schneller abbaut und könnte dazu führen, dass es nicht bis ins Ziel reicht. So ist es ihm in Berlin passiert, wo er zu schnell ins Rennen gegangen ist und kurz vor dem Ziel eingebrochen ist und viele Läufer passieren lassen musste. Das soll sich in Boston nicht wiederholen.

Per Funk hält er Kontakt zu seinem Freund Christopher, der ihn immer wieder bremsen muss, denn das Mittel macht Harding extrem übermütig. Doch dauert es nicht lange, bis Christopher sich einem viel kritischeren Problem stellen muss: Sein ehemaliger Arbeitgeber, die NSA, hat erfahren, dass er in der Stadt ist und den Boston Marathon aufmischen will. Schnell ist die NSA ihm dicht auf den Spuren, da sie noch eine Rechnung mit ihm offen hat: Denn eigentlich hatte er die Droge im Auftrag der NSA entwickeln sollen, doch bevor die Formel dafür ausgereift war, hat Christopher nach einem Schicksalsschlag die NSA verlassen und all seine Forschungsergebnisse mitgenommen. Angeführt von Rachel Parker rückt das Team der NSA dem ehemaligen Kollegen schnell immer dichter auf die Pelle, bis dieser zu einem letzten Rettungsanker greifen muss …

Brian Harding alias Fred Longer spult derweil Kilometer um Kilometer ab. Als die NSA jedoch davon ausgehen muss, die Formel für die Wunderdroge nur noch in seinem Blut zu finden, beginnt eine atemberaubende Hatz auf den Marathonläufer – immer live verfolgt von Fernsehkameras, da Longer sich inzwischen an die Spitze des Feldes gesetzt hat und entsprechend große mediale Aufmerksamkeit erhält. Die Anschläge auf den Läufer werden allerdings immer perfider, immer gefährlicher, sodass Longer nicht nur fürchten muss, dass sich das Wundermittel in seinem Blut zu schnell abbaut, sondern dass die NSA ihn noch vor der Ziellinie schnappen kann …

_Atemlose Hatz_

Das Hörbuch von „Boston Run“ verspricht 345 Minuten Hochspannung. Obwohl die Lesung ungekürzt ist, gibt es keinerlei Längen. Die Geschichte setzt direkt vor dem Start zum Boston Marathon an, wenn Brian Harding sich das Wundermittel spritzt und sich in Fred Longer verwandelt. Und schon fiebert man als Zuhörer genau wie Longer dem bevorstehenden Start entgegen. Zunächst spaltet sich die Geschichte in zwei Handlungsstränge auf: Einmal begleiten wir Fred Longer auf seinem Weg vom Start in Hopkinton nach Boston und werden Zeuge seiner Gespräche mit Christopher Johnson. Hier erfahren wir recht schnell, mit welchen Mitteln Longer den Marathon gewinnen und auf sich aufmerksam machen will. Und wir hören, welche Ziele Johnson verfolgt, um sein Mittelchen zu Geld zu machen. In einem zweiten Handlungsfaden betreten wir das Studio des regionalen Fernsehsenders, der live vom Boston Marathon berichtet und alle wichtigen Läufer genau unter die Lupe nimmt. Den zwei Kommentatoren entgeht nichts und so werden sie auch schnell auf den ungewöhnlichen Läufer Fred Longer aufmerksam, von dem sie vorher noch nie etwas gehört hatten. Schnell kommt ein dritter Handlungsstrang hinzu, der sich um die NSA dreht. Hier werden wir Zeuge, wie Rachel Parker ihrem ehemaligen Kollegen Johnson auf die Spur kommt und recht schnell eine Ahnung davon hat, wo dieser sich verstecken könnte.

Im Laufe der Geschichte wechseln wir zwischen diesen einzelnen Handlungssträngen hin und her, werden mal Zeuge, wie die NSA Christopher Johnson umkreist und wie dieser die Gespräche über Funk mit seinem Freund Brian Harding einstellen muss, erfahren dann, wie die Fernsehreporter das spannende Geschehen beim Marathon beurteilen und müssen schließlich miterleben, wie Fred Longer – komplett auf sich allein gestellt – den perfiden Angriffen der NSA ausweichen muss. Passend zum Marathon, wo die Spitzenläufer immer mal wieder das Tempo erhöhen und an ihren Konkurrenten vorbeiziehen, schlägt auch Frank Lauenroth ein immer höheres Tempo an. In rasantem Wechsel springen wir von einer Szenerie zur nächsten und müssen diesen Schauplatz dann meist im spannendsten Moment wieder verlassen, weil Lauenroth uns zur nächsten Szene mitreißt. Zeit zum Luftholen bleibt kaum, Zeit für eine Hörpause erst recht nicht. Hat man das Hörbuch einmal begonnen und ist in der Geschichte versunken, möchte man die 345 Minuten am liebsten am Stück hören. Und eins ist sicher: Dafür benötigt man nicht ansatzweise so viel Ausdauer wie für einen Marathon, zumal uns Frank Lauenroth im Ziel seines Romans mit einem fulminanten Ende belohnt, das dem Zuhörer mit großer Sicherheit ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte.

Auch die Figuren gefallen gut. Da wäre einmal der Hobbyläufer Brian Harding, der nun den Höhepunkt seiner Sportlerkarriere vor Augen hat – den Sieg bei einem großen Marathon. Diesen Wunsch kann ihm wohl jeder Hobbyläufer nachfühlen, auch wenn man selbst froh wäre, überhaupt die ganze Strecke durchhalten zu können. Und so fiebert man von Minute zu Minute immer mehr mit Harding mit. Er wird nicht nur für die Fernsehreporter zum Liebling des Tages, sondern auch zum Helden für den Zuhörer, da er immer wieder den Anschlägen der NSA ausweichen muss. Ihm gegenüber steht der Tüftler Christopher Johnson, der extrem intelligent ist und entsprechend das Zeugs dafür hat, eine solche Wunderdroge zu entwickeln. So wundert es nicht weiter, dass er menschlich etwas unnahbar wirkt, da Lauenroth ihn eben verständlicherweise als „Laborratte“ charakterisiert. Die dritte Hauptfigur ist Rachel Parker, die ganz offensichtlich noch eine Rechnung mit ihrem ehemaligen Kollegen offen hat und die ihn an dem Tag des Marathons daher unbedingt finden und zur Rede stellen will. Als dies nicht mehr möglich scheint, macht sie umso erbarmungsloser Jagd auf Fred Longer, was sie als ziemlich taffe und rücksichtslose Karrierefrau wirken lässt. Doch so eindimensional, wie es scheinen mag, ist Rachel Parker gar nicht. Aber hierzu möchte ich nicht mehr verraten außer, dass Frank Lauenroth uns im Laufe der Geschichte noch zeigen wird, wie sehr der erste Schein bei Rachel Parker trügt.

_(Hochge-)Steck(t)_

Johannes Steck ist mir als Hörbuchsprecher bereits bekannt, da er nicht nur die spannenden Romane von Simon Beckett eingelesen hat, sondern auch zahlreiche Romane von Markus Heitz. Sein Name weckt daher hohe Erwartungen, doch diese kann er vollauf erfüllen! Gekonnt schlüpft er in die verschiedenen Rollen, spricht den konsequent laufenden Fred Longer genauso überzeugend wie den eigenbrötlerischen Christopher Johnson oder die aufgeregte Fernsehreporterin. Am beeindruckendsten fand ich Stecks schauspielerische Leistung immer dann, wenn wir ins Fernsehstudio geschaltet haben und er den Dialog zwischen den beiden Fernsehkommentatoren (eine weiblich, einer männlich) nachgesprochen hat – und wer häufig Sportereignisse im Fernsehen verfolgt, weiß, wie übertrieben aufgeregt, genau analysierend und beschreibend die Kommentatoren reden. Dies überzeugend – auch noch in wechselnden Rollen zweier Kommentatoren – nachzuspielen, ist sicherlich alles andere als einfach. Daher Hut ab vor Johannes Steck, der diese schwierigen Sprechsituationen bestens meistert und genau die angespannte Stimmung bei solchen Sportereignissen nachstellt. Sehr routiniert verleiht er all den verschiedenen Rollen seine Stimme und überzeugt dabei auf ganzer Linie. Seinem Vortrag merkt man an, dass er sein Fach (nämlich das Schauspielern) gelernt hat!

_Am Ziel_

Das vorliegende Hörbuch zum ohnehin schon sehr spannenden „Boston Run“ hat mich begeistert. Johannes Steck trägt auch schwierige Sprechrollen überzeugend vor und schafft es, in seinem Vortrag stets die richtigen Töne zu treffen und die passende Stimmung zu erzeugen. Beim Zuhören kann man vollkommen in der Geschichte versinken und sich von Steck nach Boston entführen lassen. Die fünf CDs sind viel zu schnell durchgehört!

|5 Audio-CDs
Spieldauer: 345 Minuten, 73 Tracks (ungekürzt)
Gelesen von Johannes Steck
ISBN: 978-3-941297-09-8|
[www.sportwelt-verlag.de]http://www.sportwelt-verlag.de

Eine Hörprobe bietet der Verlag [hier]http://www.sportwelt-verlag.de/Leseproben/Boston%20Run%20Demo.mp3 an.

Zu bestellen ist das Hörbuch beim Verlag unter [dieser Adresse]http://www.sportwelt-verlag.de/buechershop/product_info.php?info=p29_Boston-Run—8211–Der-Marathon-Thriller–Hoerbuch-.html

_Frank Lauenroth bei |Buchwurm.info|:_
[„Simon befiehlt“ 2478
[„Boston Run“ 5434

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