Merlau, Günter – Caine – Collin Drake und die Bruderschaft (Folge 3)

Folge 1: [„Das Amulett von Kyan’Kor“ 2050
Folge 2: [„Todesengel“ 2569

_Story_

Caine liegt nach den jüngsten Ereignissen erschöpft und benommen in einem Motel und erlebt dort noch einmal die Ereignisse, die ihn in diesen Dämmerzustand befördert haben. Irgendwo zwischen Realität und Vergangenheit erinnert er sich an seine Kindheit und die Ereignisse, die ihn zum Serienkiller haben werden lassen. Schließlich durchlebt er den Tag des Anschlags auf den Senator, den darauf folgenden Prozess und auch den Weg zur Hinrichtung. Doch dann ist der Traum zu Ende: In seiner momentane Umgebung trifft er auf die verwegene und doch zerbrechliche Linda Watkins. Ein kurzes Abtasten, eine außergewöhnliche Erfahrung und eine daraus resultierende Ekstase: Mit einem Mal ist Caine wieder zurück in der Gegenwart – und diese ist gewohnt finster und dreckig.

_Meine Meinung_

Meine Güte, jetzt gehen |Lausch| aber zum Äußersten über. Der junge Hörspielverlag veröffentlicht dieser Tage gleich im Doppelpack neue Folgen der ersten Serie |Caine| und überschreitet damit in vielerlei Hinsicht sämtliche Grenzen des guten Geschmacks. Nicht nur, dass die Geschichte immer komplexer und das Tempo gleichzeitig immer deutlicher angezogen wird; auch was die Dialoge betrifft, widersetzt sich der dritte Teil der Serie jeglicher Moral und Vernunft und offenbart ein regelrechtes Feuerwerk der Vulgärsprache.

Obwohl man natürlich geteilter Meinung sein kann, ob dies jetzt dringend nötig war, sind die modernen sprachlichen Mittel ein wichtiger Aspekt, der diese neue Folge zum bisherigen Höhepunkt der Reihe gestaltet. Regisseur Günter Merlau orientiert sich immer mehr am schmutzigen Hollywood-Slang und macht |Caine| zu einem audiocineastischen Happening sondergleichen, sozusagen das einzig wahre Pendant zum prestigereichen Actionkino aus Amerikas größter Filmschmiede.

Was das mit der Sprache zu tun hat? Nun, hier wird die Zunge der Straße benutzt, ungeschminkt, hart und ehrlich. Klischeehaft? Vielleicht! Überzogen? Ganz bestimmt sogar. Aber unnötig auf keinen Fall, denn |Caine| erschiene nie so authentisch und glaubwürdig, würde man die Geschichte an den entsprechenden Stellen limitieren. Und da die Zielgruppe zum größten Teil nicht jugendlich sein dürfte, geht das auch völlig in Ordnung – auch wenn verbissene Moralhüter da anderer Ansicht sein mögen.

Bei allen moralischen Bedenken könnte man indes der Meinung sein, dass „Collin Drake und die Bruderschaft“ ohne die daraus resultierenden Effekte ziemlich einsilbig wäre. Aber auch hier muss gesagt werden: Klar, die Effekte (vor allem die auditiven) sind ein enorm wichtiger Bestandteil des Hörspiels – man höre nur mal die tollen soundtechnischen Untermalungen in den Übergängen – aber die Handlung selber würde auch ohne die opulente Untermalung absolut brillant erscheinen.

Man mag fast von einem Geniestreich sprechen, wenn man das in „Collin Drake und die Bruderschaft“ dargelegte inhaltliche Puzzle betrachtet. Schlichtweg genial, wie Merlau hier Vergangenheit, Realität, Zukunft und Rahmenhandlung miteinander verschmelzen lässt, dabei aber auch ständig die Hauptgeschichte weiter voranbringt. Jeder Schritt zurück ist auch von großer Bedeutung für die Zukunft Caines, was sich allerdings erst hinterher herausstellen soll. Dann nämlich, wenn Caines derzeitige Lage, die Hintergründe zum Schlächter von Kartaan und die zusätzlichen Plots um Kilkenny, Jeffries und Co. in ihrer Symbiose langsam zusammenwachsen, wird einem erst klar, wie viele offene Feuer der Regisseur gelegt hat und welchen Umfang die gesamte Story tatsächlich haben wird.

Und genau in diesem Moment ist man auch dankbar dafür, dass eine weitere Auflösung der hiesigen Ereignisse nicht lange auf sich warten lässt. Folge 4 erscheint nämlich zeitgleich und für den Herbst sind bereits zwei weitere Fortsetzungen anvisiert. Auch wenn dies jetzt eine gewagte Behauptung sein mag, aber trotz der gewöhnungsbedürftigen Sprache und der teils ungewöhnlichen Inhalte ist diese Serie das derzeit wohl beste Vorzeigeobjekt des modernen Hörspiels: rasant, frech und vielschichtig. Wer in diesem Genre mitreden will, darf auch den neuen Teil auf keinen Fall verpassen!

http://www.stevencaine.de/
http://www.merlausch.de/

Schreibe einen Kommentar