Nnedi Okorafor – Binti. Heimat (Band 2)

Offenbarung in der Wüste

Der NEBULA-Award-Gewinner endlich auf Deutsch: Die Sammlung der drei Novellen „Binti – Allein“, „Binti – Heimat“ und „Binti – Nachtmaskerade“.

Ihr Name ist Binti und sie ist die erste Himba, die jemals an der Oomza Universität, einer der besten Lehranstalten der Galaxis, angenommen wurde. Aber diese Möglichkeit wahrzunehmen bedeutet, dass sie ihren Platz innerhalb ihrer Familie aufgeben und mit Fremden zwischen den Sternen reisen muss, die weder ihre Denkweise teilen, noch ihre Bräuche respektieren.

Die Welt, deren Teil sie werden möchte, hat einen langen Krieg gegen die Medusen hinter sich, und Bintis Reise zwischen den Sternen lässt sie dieser Spezies näherkommen als ihr lieb ist. Wenn Binti das Vermächtnis eines Krieges überleben will, mit dem sie nichts zu tun hatte, wird sie die Gaben ihres Volkes brauchen und die Weisheit, die sich in der Universität verbirgt – aber zuerst muss sie es bis dorthin schaffen, lebendig… (Verlagsinfo)

In Band 2 kehrt Binti zur Erde und ihrem Volk, ihrer Sippe zurück. Sie ist schwer verändert, ja, sogar zum Teil ein Medusen-Alien. Dass auch der Meduse Okwu sie begleitet, sorgt für Aufruhr. Mitglieder ihrer Familie feinden sie, ein Geistwesen fordert sie heraus. Schon am nächsten Morgen muss sie eine Pilgerfahrt in die Wüste antreten: zu einer Hexe… (Verlagsinfo)

Die Autorin

Nnedi Okorafor (* 8. April 1974 in Cincinnati, Ohio) ist eine nigerianisch-amerikanische Schriftstellerin und Professorin für Creative Writing an der University of Buffalo. Ihre Veröffentlichungen gehören den Genres Science-fiction, Fantasy und Afrofuturismus an.

Okorafors Werke sind geprägt durch die Verbindung von sozialer Utopie bzw. Post-Apokalypse mit afrofuturistischen Visionen und postkolonialer Kritik, knüpfen aber auch an westafrikanische Mythologie an, insbesondere an die Kosmologie und an soziale und spirituelle Traditionen der Igbo. Okorafors zentrale Motivation liegt darin, dass sie afrikanische Perspektiven, bzw. die spezifische Perspektive afrikanische Diaspora in der Science-fiction-Literatur als nicht hinreichend repräsentiert sieht.

Werke

Jugendbuch—verfasst unter dem Namen Nnedi Okorafor-Mbachu

• Zahrah the Windseeker (2005, Houghton Mifflin Harcourt; Taschenbuch 2008, Graphia/Houghton Mifflin Harcourt)
• The Shadow Speaker (2007, Hyperion/Disney)

Kinderbuch— verfasst unter dem Namen Nnedi Okorafor

• Long Juju Man (2009, Macmillan Africa)
• Iridessa and the Secret of the Never Mine (2012, Disney Books)

Jugendbuch—verfasst unter dem Namen Nnedi Okorafor

• Akata Witch (2011, Viking/Penguin) (veröffentlicht als What Sunny Saw in the Flames in Nigeria und in UK bei Cassava Republic)
• Akata Witch 2: Akata Warrior (2017, im Erscheinen)

Belletristik—verfasst unter dem Namen Nnedi Okorafor

• Who Fears Death (2010, DAW/Penguin); deutsch als Wer fürchtet den Tod (2017, Cross Cult) ISBN 978-3-95981-186-6
• „Hello, Moto“ (2011, A Tor.Com Original short story)
• „Moom!“ Kurzgeschichte, erschienen in AfroSF: Science Fiction by African Writers (2012, Storytime)[11]
• Kabu Kabu (2013, Prime Books)
• Lagoon (2014, Hodder & Stoughton Ltd.) (2015, Saga Press/Simon & Schuster); deutsch als Lagune (2016, Cross Cult) ISBN 978-3-86425-873-2
• The Book of Phoenix (2015, DAW/Penguin/PRH) (Prequel von Who Fears Death); deutsch als Das Buch des Phönix (Oktober 2017, Cross Cult) ISBN 978-3-95981-493-5
• Binti (2015, Tor.com)
• Binti 2: Home (2017, Tor.com)
Binti 3: The Night Masquerade (2018, Tor.com)
• • Remote Control (2018, Hodder & Stoughton)

Über Himba

The Himba (singular: OmuHimba, plural: OvaHimba) are indigenous peoples with an estimated population of about 50,000 people[1] living in northern Namibia, in the Kunene Region (formerly Kaokoland) and on the other side of the Kunene River in Angola.[1] There are also a few groups left of the OvaTwa, who are also OvaHimba, but are hunter-gatherers.

The OvaHimba are a semi-nomadic, pastoralist people, culturally distinguishable from the Herero people in northern Namibia and southern Angola, and speak OtjiHimba, a variety of Herero, which belongs to the Bantu family within Niger–Congo.[1] The OvaHimba are considered the last (semi-) nomadic people of Namibia.

Siehe auch den deutschen Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Himba

Die Bände 1+2

1) Binti: Allein

Binti ist in der Wüste Namib aufgewachsen und fest verwurzelt mit ihrem Volk, den Himba, und der kargen Landschaft. Traditionell und geradezu obsessiv tränkt sie ihr geflochtenes Haar mit dem roten Lehm der Gegend, dem „otjize“. Dieser wird ihr einmal das Leben retten. Binti ist die Tochter eines Mannes, der Astrolabien herstellt, einer Art Smartphone für die Wüste. Vom ihrem Vater erbt sie das außergewöhnliche Talent für Mathematik, und in ihrem flexiblen geist liebt sie es, Gleichungen zu „verästeln“. Als wäre das noch nicht genug, besitzt sie ein besonders schönen Stein, den sie als „Edan“ bezeichnet und der über bis dato unbekannte Eigenschaften verfügt. Auch dieser wird ihr das Leben retten.

Sie hat sich an der renommierten intergalaktischen Universität Oomza für das Fach Mathematik beworben. Als sie als erste Himba den Aufnahmebescheid erhält, brennt sie durch und besteigt die Fähre zum Raumschiff „Dritter Fisch“, das sie über die Lichtjahre tragen soll. An Bord lernt sie ihre künftigen Kommilitonen kennen, unter denen ihr besonders Heru gefällt. Für ihn ist sie gerne bereits, zur Kombüse zu gehen und Essen zu holen. Er wird es nie bekommen.

Überfall

Seit langer Zeit befinden sich die humanoiden Khoush im Krieg mit den Medusen, die nach ihrer quallenartigen Gestalt benannt sind. Die Medusen überfallen das Schiff während der Reise, dringen ein und töten alle Menschen, die sie finden können. Alle bis auf Binti, die sich, als sie die zahllosen Leichen erblickt, sofort versteckt und einschließt. Alle Körper sind von dem Stachel, den die Medusen als Waffe besitzen, durchbohrt worden, ein grausiger Anblick, von dem sich Binti kaum erholt. Das Verästeln dient als eine Art Trancevehikel.

Waffenstillstand

Doch sie wird natürlich ausfindig gemacht. Zu ihrem Erstaunen kann sie sich mit den Medusen verständigen, und zwar mithilfe des Edan-Steins. Außerdem entdeckt sie, dass ihr „otjize“-Lehm eine heilende Eigenschaft hat, die ihr ermöglicht, verletzte Medusententakel zu behandeln. Diese Wunder halten die Medusen davon ab, sie auf der Stelle zu töten. Insbesondere ein aggressiver junger Meduse namens Okwu beschäftigt sich mit ihr und wird ihr Fürsprecher beim Volk der Meduse. Zusammen verhandeln sie einen Waffenstillstand, den ersten Beweis, dass Binti eine Harmonistin ist, die für Ausgleich sorgt.

Oomza Uni

Die Medusen sind seit Jahren auf der Suche nach einem heiligen Gegenstand, den ihnen die Khoush angeblich geraubt haben. Dieses Objekt eines verehrten Häuptlings befindet sich offenbar in den xenologischen Archiven der Universität. Als die Sicherheitstruppe der Universität aufkreuzt, um die Medusen-Invasoren abzuwehren, geht Binti dazwischen, bis es zu einem unruhigen Stillstand kommt. Forderungen werden ausgetauscht. Doch erst als sich Binti bereiterklärt, sich von einem Medusenstachel durchbohren zu lassen und teilweise eine Meduse zu werden, gelingt es ihr, den Frieden und die Übergabe des heiligen Objekts zu erzielen.

Zu ihrem Erstaunen besteht Okwu darauf, zusammen mit ihr an der Oomza zu studieren: Waffenkunde, was denn sonst?

2) Binti: Heimat

Es ist an der Zeit, eine Pilgerreise zur Erde anzutreten, denkt Binti. Sie muss ihre Familie und die Stammesältesten sehen. Seit einem Jahr studiert sie bereits an der Oomza Uni und hat im Fach Mathe ebenso Fortschritte gemacht wie in ihrer Tätigkeit als Harmonistin. Mehr als einmal hat sie ihren Medusen-Freund Okwu davor bewahrt, der Uni verwiesen zu werden. Nun lässt sie ihre Freundin Haifa zurück, geht in die Psychotherapie, um ihr Trauma (siehe Band 1) zu überwinden, schließlich kann sie halbwegs gesundet das Raumschiff betreten, das sie und Okwu zur Erde bringen soll. Okwu will als Botschafter einen Friedensvertrag mit den Khoush in die Wege leiten.

Das Schiff ist wie auf der Anreise wieder „Dritter Fisch“, allerdings ist es diesmal schwanger. Die Erinnerungen an das Massaker vor einem Jahr überfallen Binti mit aller Macht, was der Autorin Gelegenheit zu einer subtilen Rekapitulation der damaligen Ereignisse gibt. Bei der Ankunft auf der Erde zwingt die Raumhafenbehörde das Paar, eine Stunde zu warten, damit alle anderen Passagiere vorher das Schiff verlassen können. Eine weise Maßnahme, denn kaum erscheint Okwu hinter Binti im Gate, rücken Soldaten der Khoush an und legen auf den vermeintlichen Feind an. Verzweifelt wirft sich Binti, die Harmoniemeisterin, in die Schusslinie und beruhigt die Gemüter. Der Bürgermeister der Stadt heißt sie und Okwu willkommen.

Doch zu Hause geht der Ärger erst richtig los. Vater hat Okwu in einem Spezialzelt untergebracht, und Binti denkt, alles sei in Butter. Falsch gedacht! Ihre ältere Schwester (von neun Geschwistern) fällt als erste über Binti her und klagt sie an, durch ihre unerlaubte Abreise und Rückkehr Disharmonie in die Heimat gebracht zu haben. Kein Himba-Mann würde sie heiraten wollen! Wütend spuckt ihr Binti ins gesicht. Dann erfährt sie von Mama, dass sie am nächsten Morgen auf eine Pilgerreise gehen werde.

Als übles Omen erblickt Binti um Mitternacht die Nachtmaskerade, ein geisterwesen, das wie eine Strohpuppe aufgemacht ist. Das geistwesen zeigt auf sie. Am nächsten Morgen ist das Wüstenvolk da und fordert Binti und ihre Mutter auf, sie in die Wüste zu begleiten. Papas Mutter ist selbst gekommen, um die beiden Frauen zu fordern und zur Hohepriesterin, der Ariya, zu geleiten. Während Okwu zurückbleiben muss, fragt sich Binti auf dem Marsch bange, ob sie jemals zurückkehren wird…

Mein Eindruck

Am spannendsten fand ich die ungewöhnlichen Eigenschaften der Hauptfigur. Ist schon ihre Haartracht bemerkenswert (und magisch), so ist es ihr kultureller Hintergrund nicht minder. Das Volk der Himba (siehe oben) weist einige Eigenschaften auf, die es von den geläufigen afrikanischen Nationen, wie etwa Zulu, Bantu oder Massai, abheben. Aufgrund dieses Fundaments sollte der aufmerksame Leser immer wieder mit einer Überraschung rechnen, die sich die Autorin einfallen lässt.

Bintis Haupteigenschaft ist die einer Mittlerin. Das heißt, sie zwingt niemanden zu einer Haltung, die sie für richtig ansieht, sondern sie versucht vielmehr, selbst gegensätzlichste Standpunkte zu versöhnen. Das fällt ihr keineswegs leicht, denn sie selbst ist traumatisiert: Die Medusen haben alle ihre Freunde und Begleiter massakriert. Doch sie bleibt ihren Himba-Idealen treu und übt keine Vergeltung. Als es an der Oomza-Uni hart auf hart kommt, opfert sie sogar ihre körperliche Unversehrtheit und einen Teil ihrer Identität. Was kann man mehr verlangen, ohne sie zu töten?

Doch in ihrer Familie ist Binti nur eine von vielen Kindern. Sie wird sofort kritisiert, dass sie aus der Reihe getanzt ist, dass sie die Harmonie gestört. Selbst der einzige für infrage kommende Mann, ein Traditionalist, hat an ihr herumzumäkeln. Kurzum: Im Handumdrehen ist Binti zur Außenseiterin gestempelt. Das ihr derzeitiger Freund (Okwu) ein feindselig angesehener Alien ist, ist auch nicht gerade hilfreich.

Aber Binti ist wegen einer Pilgerfahrt zurück auf die Erde gekommen. Eine Pilgerreise führt immer zurück zu den spirituellen Wurzeln eines Individuums. Die Schamanin Ariya offenbart Binti sensationelle Details aus der fernen Vergangenheit: Aliens kamen einst auf die Erde und brachten die Edan-Steine mit. Dreimal darf sie raten: Das Alien-Erbgut ist über die Mutter ihres Vaters bis zu Binti gelangt. Ob ihr dieses Wissen nützt, muss sich im dritten Band der Trilogie zeigen. Denn sie bekommt mit, dass die Khoush ihre Familie interniert haben. Und wo ist überhaupt Okwu abgeblieben?

Unterm Strich

Als Mittelband einer Trilogie hat es „Binti – Heimat“ nicht leicht, gegen den Auftakt- und den Schlussband zu bestehen. Daher gibt weder die Wunder des Anfangs noch die Entscheidung eines Finales. Aber es finden sehr viele Ereignisse statt, die die relative Position, in der sich Binti in Bezug zu anderen befindet, radikal verändern. Nun wird klarer, dass sie sich in einer einzigartigen Position befindet, um den Konflikt zwischen Himba, Khoush und Medusen zu lösen – und vielleicht der Galaxis eine Perspektive für eine friedliche Entwicklung zu eröffnen.

Mit anderen Worten: Bintis Weg bleibt weiterhin spannend und aufregend.

Taschenbuch: 166 Seiten
Originaltitel: Binti – Home
ISBN-13: 978-0765393111

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