Sonnleitner, Marco – Die drei ??? und der Feuergeist (Band 158)

Zwei der drei im Frühjahr 2011 veröffentlichten Bände der beliebten Serie, welche sich seit geraumer Zeit fest in deutscher Hand befindet, genauer gesagt in denen des Kosmos-Verlags, stammen aus der Feder von Marco Sonnleitner. Dazu durfte er auch noch vier Kurzgeschichten in der jüngst ebenfalls erschienenen Anthologie „Die drei ??? und die Geisterlampe“ beisteuern und sich inzwischen mit Fug und Recht als Routinier der Serie bezeichnen. Neben Astrid Vollenbruch gehört er zu den dienstältesten der derzeit aktiven „Drei ???“-Autoren. „Feuergeist“ ist bereits der 158. Fall der berühmten Jugenddetektei aus Rocky Beach.

_Zur Story_

Maskenbildnerin Michelle Lannigan ist am Opernhaus „Opera Califia“ beschäftigt und hat dort eine seltsame Begegnung in den finsteren, verwinkelten Kellergewölben des alten Opernhauses gehabt. Eine haarige Kreatur schlich dort herum. Allerdings scheut sie sich dies publik zu machen, da sie erst vor Kurzem dort Anstellung fand und dementsprechend besorgt wegen eines etwaigen Arbeitsplatzverlustes ist, falls man ihr nachsagen sollte, Mist erzählt zu haben. Daher wendet sie sich nun vertrauensvoll an die drei ??? – von denen hat sie über einen Bekannten und früheren Klienten der Jungs erfahren: Adam Campbell („Grusel auf Campbell Castle“ (Band 147)).

Dergleichen ist natürlich ein gefundenes Fressen für das mysteriumserprobte Ermittlungstrio, wobei sie von Michelle unter Vorwand in die Oper geschleust werden. Peter ist nach einem Check der Location und Fund von seltsamem, grünem Schleim an besagter Stelle der Sichtung, beinahe felsenfest davon überzeugt, dass es sich hier um Aliens handeln muss. Kein Wunder, stehen die drei doch noch schwer unter dem Eindruck, dass demnächst der berühmte Dr. Abakulow hier in Rocky Beach auf einer SETI-Tagung den Beweis für außerirdisches Leben erbringen will. Justus hat sogar eine der wenigen begehrten Eintrittskarten für dessen mit Spannung erwartetes Referat ergattert.

Justus glaubt übrigens nicht an Besuch aus dem All, der sich ausgerechnet in den Kellern alter Opernhäuser herumtreibt. Er vermutet höchst irdische Übeltäter. Wenns denn überhaupt eine üble Tat gibt, denn bislang ist gar nichts passiert. Und Typen in Kostümen sind an einer Oper ja nun auch nichts Besonderes. Nur was will jemand in diesem abgeschiedenen Keller, den kaum jemand betritt, mit einer solchen Maskerade bezwecken? Ist es vielleicht Ronald Pounder, der neue Intendant, der damit ein wenig Publicity für sein Haus – Motto: „Phantom der Oper“ – schinden will? Schräg genug für so etwas wäre er – aber der Rest der bunten Truppe ist es nicht minder. Und dann ist da auch noch Moody Firthway, der gefürchtete „Pate“ von Rocky Beach.

_Eindrücke_

Wenn man sich im Vorfeld Kundenrezensionen anschaut, färbt das definitiv auf die Erwartungshaltung ab. Egal ob nun positiv oder negativ. In diesem Fall erzeugte eine Vorabrecherche, beim Branchenriesen Amazon, für eine gewisse Skepsis gegenüber der Story, noch bevor die erste Seite überhaupt aufgeschlagen ward. Allerdings zeigt sich hier wieder einmal ganz deutlich, dass das eigene Urteil durch nichts zu ersetzen ist: Die dort angebrachten Kritikpunkte, dass sich Marco Sonnleitner zwischen Alien-, Oper- und Mafia-Thematik nicht entscheiden könne, kann man durchaus auch als konkrete Stärke dieses Falles werten.

Dadurch, dass nämlich drei Handlungen (streng genommen sind es sogar deren vier, wie sich am Ende herausstellt) miteinander verquickt werden, gerät die temporeiche Geschichte selten in Gefahr in die Langeweile abzudriften. Sicherlich wird das eine oder andere Klischee bemüht, doch erstens erwartet ein Leser, speziell ein altgedienter „Drei ???“-Leser, solche zu finden, zweitens ist es nahezu unmöglich bei inzwischen 160 Fällen immer neue, frische Kaninchen aus dem Hut zu ziehen. Immerhin ist der Plot, wie vielleicht durch artverwandte Fälle (Insbesondere die grausigen Bände „Todesflug“ und „Geheimakte UFO“) zu befürchten stand, überhaupt nicht abgehoben. Die finale Alienfrage bleibt ganz bewusst, und recht geschickt, ungeklärt. So viel darf bereits verraten werden – alles andere hätte auch nicht zur Serie gepasst.

Dennoch ist der „Feuergeist“ nicht vollkommen frei von Kritikwürdigem und nicht alles ist zu hundert Prozent nachvollziehbar. Die größte Unglaubwürdigkeit ist jedoch der rasche Wechsel zwischen den verschiedensten Darbietungen. Gerade ein vorgeblich kleines, finanzschwaches Opernhaus kann es sich allein aus ökonomischen Gründen nicht leisten in einer einzigen Woche „La Traviata“, „Aida“ und „Die Zauberflöte“ zu inszenieren. Das mag – unterstellt sei hier einfach mal, dass der pädagogische Auftrag der jugendlichen Leserschaft auf die spielerische Art etwas Allgemeinbildung mitzugeben, Vater des Gedanken sei – gut gemeint sein, ist aber alles andere als realitätsnah. Auch die abschließende Überführung der Pelzkreatur ist nicht der Weisheit letzter Schluss.

_Fazit_

Ein handwerklich solider wie bodenständiger „Drei ???“-Fall, der entgegen so manchen (Online-)Kritikern gar nicht mal so übel davonkommt und auch bei den Außerirdischen elegant die Kurve kriegt. Letztendlich ist es natürlich absolut Geschmacksache, ob einem die Mischung der Themen liegt oder nicht. Kein Meilenstein, wohl wahr, doch richtige Schwachstellen sind indes kaum zu finden, sieht man von ein paar zurechtgebogen wirkenden Umständen mal ab, die aber das allgemein positive Bild und die Geschichte als solche kaum bis überhaupt nicht beeinträchtigen. Gutes Mittelfeld ist für den „Feuergeist“ (diesmal sogar mit etwas mehr Titelbezug) allemal drin.

|Hardcover: 128 Seiten
Basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Marco Sonnleitner
Redaktion: Martina Zierold, Martina Dold
ISBN 978-3-440-12492-5|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

Über 80 weitere Rezensionen zu den Drei ??? gibts in [unserer Datenbank]http://buchwurm.info/book zu entdecken.

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