Wood, Brian (Autor) / Burchielli, Riccardo (Zeichner) – DMZ 2: Zwischen den Welten

[„DMZ 1: Abgestürzt“ 4017

_Story_

Matty Roth ist als Journalist in der demilitarisierten Zone mittlerweile fest etabliert, muss sich aber dennoch ständig vor den Geschützen der beiden Kriegsparteien schützen, die weiterhin um ihre Vormachtstellung kämpfen. Aber auch die schlechte Trinkwasserversorgung macht ihm zu schaffen und beschert ihm einen turbulenten Infekt, der seinen Gesundheitszustand rapide schwächt. Noch nicht ganz erholt, wird Roth schließlich von den Freien Staaten entführt und macht eine Entdeckung, die ihn erschaudern lässt: Star-Reporter Ferguson, der längst für tot erklärt wurde, lebt in Gefangenschaft der Freien Staaten und wird nun als Druckmittel verwendet, um einige Forderungen durchzusetzen.

Matty ist nun in der schwierigen Situation, die Botschaften der Partei zu vermitteln und an das restliche Amerika weiterzuleiten, erhält aber jetzt auch die Chance, wieder aus der DMZ zu flüchten. Doch nach den Verhandlungen ist sein Status nicht mehr derselbe; Roth wird zum Spielball der beiden Kontrahenten, entwickelt einen regelrechten Verfolgungswahn und weiß schließlich selber nicht mehr, wem er vertrauen soll und wem besser nicht …

_Persönlicher Eindruck_

Wow! Überwältigend! Innovativ! Und letztendlich unfassbar: Brian Wood hat auch im zweiten Band seiner gewagten „DMZ“-Serie einen echten Klassiker kreiert, der sich inhaltlich mit kaum einer anderen Serie vergleichen lässt, dazu unheimlich realistisch anmutet und gerade wegen der authentischen Darstellung auch so packend und zugleich erschreckend erscheint.

Der Autor knüpft direkt an die Geschehnisse im ersten Sammelband an und erzählt die Geschichte seines außergewöhnlichen Helden und Protagonisten in hohem Tempo weiter. Roth ist inzwischen etabliert, furchtbar abgehärmt und abgehärtet, daher aber auch skrupelloser in seiner Berichterstattung, die ihn zu einer unabhängigen Größe in der demilitarisierten Zone hat werden lassen. Und dennoch ist er im Spiel der Drahtzieher nur eine kleine Nummer, die sich den brisanten Forderungen der Mächtigen chancenlos beugen muss und letztendlich nur zum hilflosen Spielball avanciert. Doch Matty durchschaut das Spielchen, das man mit ihm treibt, lenkt die Geschicke um und bringt sich selber in eine Position, in der er die Ansagen macht, entscheidet, was getan werden muss. Und genau von diesem Zeitpunkt an wird er zum Gejagten aller Fraktionen.

Zweifelsohne integriert Autor Wood auch in „Zwischen den Fronten“ reichlich sozialkritische Inhalte, die in ihrer lebendigen Inszenierung allerdings weder aufgesetzt noch plakativ wirken. Dabei vermittelt er jedoch auch einige klare Statements wider die Dramatik des Krieges, enthüllt dessen wahres Gesicht in einer schonungslosen Darstellung und zeigt nicht zuletzt, dass im manipulativen Spiel der Rädelsführer niemand als der wahre Gewinner hervorgehen kann, selbst dann nicht, wenn er überlebt oder sich sogar im wüsten Treiben als treibende Kraft behauptet hat.

Aber auch hier gilt: Die Message ist eindeutig, wird aber nicht über die Präsentation der eigentlichen Erzählung gestellt, was ihr letztendlich aber noch mehr Ausdruck verleiht. Dezent, vorsichtig, aber in ihrer Gesamtheit klar und unmissverständlich: Wood hat ein brillantes Bild der modernen Kriegsführung und all ihrer Konsequenzen gezeichnet und mitsamt seiner charismatischen Hauptdarsteller für ein in sich geschlossenes, faszinierendes Story-Konstrukt gesorgt. Von menschlichen Emotionen bis hin zum Wahn, von Verrat und Intrigen bis hin zu verzweifelter Liebe und von hasserfüllter Dramatik bis hin zur realitätsnahen Theatralik: Im zweiten Kapitel von „DMZ“ wird auf umfassende Art und Weise Comic-Geschichte geschrieben und dazu noch bewegend präsentiert. Nichts läge daher näher, als auch im Falle von „Zwischen den Welten“ von einem erneuten Meisterwerk zu sprechen.

|128 Seiten, farbig
ISBN-13: 978-3-86607-486-6|
[DMZ bei Panini]http://www.paninicomics.de/?s=serie&gs__gruppe=81&t=dmz-s81.html

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