Alle Beiträge von Jürgen Pern

Geboren als Tutenchaton. Sohn des Amenophis iV, welcher später als Ketzterkönig Echnaoton in die Geschichte einging, und seiner Frau Nofretete. Im Alter von 19 Jahren aus machtpolitischen Motiven heraus hinterrücks ermordet.

Hannes Hegen (Hrsg.) / Lothar Dräger (Text) / Edith Hegenbarth (Zeichnungen) – Digedags in New York, Die (Amerikaserie Band 15)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag |Junge Welt| noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: Nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 15 – Die Digedags in New York (Mosaik 208 bis 211)_

Bevor die letzte Etappe in Angriff genommen werden kann – die Passage über den Atlantik, entlang der Ostküste der USA bis zum Ziel New York -, muss zunächst noch der „Flibustier-Zyklus“ auf San Felipe zu einem Ende gebracht werden – zu einem glücklichen, wie nicht anders zu erwarten war. Pedro verlobt sich mit Senorita Isabella und der Don gelobt (nicht ganz freiwillig und ebenso scheinheilig), mit seinen fruchtlosen Piraten-Kapriolen aufzuhören. Die Digedags sind selbstverständlich wieder frei und können ihre Reise zur Unterstützung des „Sklaven-Express“ mittels des von ihnen geborgenen Goldes (vgl. „Die Digedags und der Goldschatz“) endlich fortsetzen. Der amerikanische Bürgerkrieg ist mittlerweile voll entbrannt, und das wirft dem Trio erneut Steine in den Weg.

Kurz nachdem sie ein nach New York schipperndes Nordstaaten-Patrouillenschiff aufgabelt hat, wird dieses in ein Gefecht mit einem Blockadebrecher verwickelt. In dessen Verlauf werden die Digedags von Bord gerissen und stranden an der Küste Floridas – bekanntlich Mitglied der Union der Südstaaten. Durch einen Zufall treffen sie Bob Morris (Jenny Jokers Beinahe-Verlobter, vgl. „Die Digedags am Mississippi“) wieder, welcher inzwischen als Yankee-Offizier im Untergrund tätig ist. Er und seine Truppe sind nach einem groß angelegten Sabotageakt sowieso auf dem Weg in den Norden. Er bietet den Digedags natürlich die Mitfahrt an, doch ihr Schiff, das sie heimlich abholen und nach New York bringen soll, wird an der Küste von Südstaaten-Einheiten aufgebracht und vertrieben. So bleibt nur der beschwerliche und gefährliche Marsch durch Feindesland, bis man sichere Nordstaaten-Territorien erreicht.

_Eindrücke_

Endspurt. Im letzten Band der Serie wird der wichtigste Handlungsstrang – die Verwertung des Goldschatzes für die Sache des Nordens – halbwegs zufriedenstellend abgeschlossen, wobei das Ende des großen Abenteuers mit drei Hopplahopp-Kapiteln doch ein wenig dürftig ausfällt. Man hätte zumindest das Schicksal der restlichen Hauptfiguren (speziell Mrs. Jefferson, Colonel Springfield, Abe Gunstick aber auch von Doc Tombstone und Jack – Coffins hatte sich ja eh selbst gerichtet) vielleicht noch beleuchten sollen, desgleichen die Agenten Clever und Sniffler. Diese allesamt sehr wichtigen Gestalten, die uns über Bände hinweg immer wieder begleitet haben, entschwinden recht abrupt aus der Geschichte. Erstaunlich, wenn man bedenkt, welch Aufwand betrieben wurde, um manche Figuren und Begebenheiten zu implementieren.

Wenigstens weiß man Major Pinkerton, Smokey, Käpt’n Blubber und Pedro in sicherer Obhut. Dass Jenny und Bob heiraten würden, war zwar auch klar, ist aber den Machern lediglich eine Fußnote auf der letzten Seite wert. Auch der Werdegang der restlichen Joker-Familie – also Jonathan, Jeremias, Jesse und Emily – bleibt im Dunklen. Schade, denn die Leserschaft hätte sich bestimmt ein „runderes“ Finish der Serie gewünscht. Über Sinn und Unsinn der Neuauflage ist auch an dieser Stelle schon viel referiert worden. Die alte Aufteilung der Serie auf zehn Bände war schlüssiger und die Übergänge eleganter. Seit die Serie 2005 auf 15 Bände gebracht wurde, was man mit Reduzierung der Seitenzahl pro Band erreichte, sind die Schnitte krasser und die Bücher enden häufiger als früher in nachweislich unnötigen Cliffhangern.

_Fazit_

Es ist geschafft! Nach respektablen 1500 Seiten ohne eine einzige Sprechblase ist die Amerikaserie im Zielhafen eingelaufen; zum Schluss etwas hektisch und irgendwie unrund, doch wie immer mit Witz und Charme. Leider werden nicht alle Handlungsstränge in letzter Instanz befriedigend abgeschlossen, und das hinterlässt hinsichtlich der Gesamtstory einen leicht unfertigen Eindruck. Die komplette Neuauflage (und nur so hat die Serie wirklich Sinn) ist mit knapp 195 Euro (12,95 € pro Band) teuer zu bezahlen; alternativ dazu ist es möglich zu versuchen, günstig an die zehn alten DDR-Bände zu kommen. Es lohnt sich. Die Digedags haben es nämlich verdient, mehr gelesen zu werden – nicht nur von alten und gealterten Fans.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags in New York“ – Amerikaserie, Band 15
Enthält die Mosaik-Hefte 208 bis 211
© 1980 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1887-5 (neu)

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Hannes Hegen (Hrsg.) / Lothar Dräger (Text) / Edith Hegenbarth (Zeichnungen) – Digedags und der Seedrachen, Die (Amerikaserie Band 14)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag |Junge Welt| noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: Nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 14 – Die Digedags und der Seedrachen (Mosaik 204 bis 207)_

Immer noch sitzen die Digedags auf der kleinen Karibik-Insel San Felipe in der Hand des adligen Despoten Don Manuel di Tornados fest. Der gedenkt auch weiterhin, den Ruhm der spanischen Flibustier-Piraten wieder aufleben zu lassen. Zu diesem Zweck hatte er die Digedags und Pedro dazu verdonnert, die Kanonen einer in einer Bucht gesunkenen spanischen Galeone zu bergen, was diese widerwillig ausführen mussten (vgl. „Die Digedags und die Piraten-Insel“). Auf Pedro können sie bei ihren Fluchtgedanken und -versuchen immer weniger zählen – der hat nur noch Augen für Senorita Isabella, des Dons bildhübsche Tochter. Diese Schwäche nutzen Vater wie Tochter schamlos dazu aus, „den stärksten Mann der Welt“ gefügig zu machen und bei der Stange zu halten – sehr zum Leidwesen der Digedags natürlich.

Das kindische Piratenspiel des verschrobenen Don geht also erst einmal beinahe ungehindert weiter. Aber eben nur beinahe, denn die Digedags spielen ihm immer wieder Streiche, die ihm sein „glorreiches“ Flibustier-Leben vergällen. Als das Maß voll ist, sperrt er das Trio in den höchsten Turm seines Kastells. Doch auch das kann die findigen drei Wichte nicht davon abhalten, sich etwas für ihre Flucht auszudenken. Wie man sie kennt, tüfteln so lange herum, bis sie – unter anderem mit Hilfe eines gelehrigen Affen – auf dem Luftweg aus ihrer Gefangenschaft entkommen können. Ihr Trip endet auf einem englischen Handelsschiff, der „Seedrachen“, wo sie zunächst willkommen geheißen werden. Allerdings entpuppt sich ihre Flucht als Phyrrus-Sieg, denn Lord Flapdoodle ist im Begriff, San Felipe anzulaufen. Die Digedags können den Engländer nicht davon abbringen.

_Eindrücke_

Der weichherzige Pedro, der stärkste Mann der Welt, begleitet die drei nun schon seit einer geraumen Zeit (vgl. „Die Digedags in Panama“), wandelt sich aber langsam zur Marionette der beiden spanischen Adligen – sehr zum Leidwesen der Digedags und natürlich auch der Leserschaft. Zudem ist der „San-Felipe-Zyklus“ mittlerweile unnötig lang geraten; irgendwann gehen einem die Eskapaden und verdrehten Redensarten des Don – so witzig sie zum Teil auch sein mögen – auf die Dauer ein wenig auf den Senkel. Die eigentliche Geschichte um den aus dem Bergsee in den Rocky Mountains geborgenen Goldschatz, den es in New York zu Geld zu machen gilt, um damit den „Sklaven Express“ und somit die Sache der Nordstaaten zu unterstützen, stagniert nun schon seit einigen Kapiteln in der Karibik.

Die schlechte Nachricht zuerst: Auch am Ende dieses Bandes (übrigens wieder ein „eingeschobener“ der Neuauflage, den es früher nicht gab) lungern die Digedags immer noch auf San Felipe herum. Die gute: Dank des Auftauchens von Lionel Flapdoodle kommt etwas Schwung in die Sache, und das hat sogar (indirekt) wieder etwas mit der Hauptgeschichte bzw. dem Bürgerkrieg in den USA zu tun. Das heißt, dass ein Ende dieses Trips auf einem Nebenarm der Story endlich absehbar ist. Allerdings muss sich der geneigte Leser für den endgültigen Schlusspunkt bis zum nächsten Band gedulden. Bis dahin dürfen die drei blitzgescheiten Wichte wieder alle Register ihres Geistes und Könnens ziehen, um dem spanischen Möchtegern-Piraten und dem gar nicht so feinen englischen Gentleman mit dem ihnen eigenen Humor tatkräftig in die Suppe zu spucken.

_Fazit_

Es ist bald geschafft, die Serie befindet sich im Endspurt und auch der etwas in die Länge gezogene Part über den Despoten von San Felipe ist de facto abgeschlossen. Dieser gesamte Teil, der auf der kleinen Karibik-Insel spielt, hinkt dem Rest der Amerikaserie ein wenig hinterher, da er sich zu sehr immer wieder in das gleiche Muster verstrickt. Ein Band wäre okay gewesen, bei der Neuauflage zeiht sich’s jedoch auf deren fast drei, bei der alten DDR-Version waren es „nur“ zwei, was subjektiv schon zäh genug war. Objektiv sind die Kapitel natürlich in Zahl und Inhalt gleich, nur anders auf die Sammelbände aufgeteilt. Eine Leseempfehlung gibt es trotzdem, schon der Komplettserie zuliebe.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags und der Seedrachen“ – Amerikaserie, Band 14
Enthält die Mosaik-Hefte 204 bis 207
© 1980 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1886-7 (neu)

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Hannes Hegen (Hrsg.) / Lothar Dräger (Text) / Edith Hegenbarth (Zeichnungen) – Digedags und die Pirateninsel, Die (Amerikaserie, Band 13)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag Junge Welt noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: Nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 13: Die Digedags und die Pirateninsel (Mosaik 200 bis 203)_

Kaum hatten die ehemaligen Mississippi-Piraten Doc und Jack den Zug mit den Digedags in den Sümpfen Panamas entgleisen lassen, um an den Goldschatz zu kommen (vgl. „Die Digedags in Panama“), haben die drei findigen Gnome mit Hilfe von Pedro den Gepäckwagen abgeklemmt und sind damit auf dem Weg nach Aspinwall – der Endhaltestelle an der Atlantikküste. Von hier aus gedenken sich die Handlungsreisenden im Dienste der guten Sache – der Sklavenbefreiung – nach New York einzuschiffen. Doch zunächst hält man die Überfallenen für die Eisenbahnräuber, was (wieder einmal) die Mission verzögert. Bis Doc und Jack als die wahren Halunken entlarvt werden, haben sich die Digedags aber auch schon selbst befreit. Wieder ist es Pedro, der sich als guter Kumpel erweist, denn er hat den getarnten Goldschatz geborgen und behütet, damit er nicht in falsche Hände gelangt.

Endlich ergattern sie einen Dampfer, der |en route| nach New York schippert. Doch die Freude über die rasche Beförderungsart währt nicht lang: Dank schlechter Verpflegung an Bord packt es Dig, sich als Fischer zu versuchen – was tüchtig misslingt. Der riesige Thunfisch an der Leine reißt ihn über Bord, was Dag und Digedag dazu veranlasst, sich Pedro zu schnappen und per Rettungsboot hinterherzupaddeln. Die Aktion wird jäh unterbrochen, als ein weiteres Schiff auf den Plan tritt und das Feuer eröffnet. Piraten! Genauer gesagt so genannte Flibustier, eine einstmals ruhmreiche Piratengruppe in der Karibik, zumeist spanischer Abstammung. Diese Tradition möchte der adlige Aushilfs-Despot Don Manuel di Tornados von seiner kleinen, armen Insel San Felipe aus wieder aufleben lassen. Dass die dilettantischen Flibustier nicht mehr als eine Operettentruppe sind, weiß man auf dem Linien-Dampfer nicht und ergreift das Hasenpanier. Ohne die Digedags.

_Eindrücke_

Mit Band 13 beginnt das karibische Zwischenspiel des Trios, welches zwei Bände der Neuauflage beansprucht, nämlich diesen und den in der älteren zehnbändigen Reihe nicht existenten „Die Digedags und der Seedrachen“. Wir erinnern uns, dass die Amerikaserie in der neuen Fassung gegenüber der alten DDR-Ausgabe um fünf Bände zugelegt hat. Nicht etwa, dass irgendwelches, oft bemühtes „nie zuvor veröffentlichte Material“ daran schuld wäre. Nein, der Inhalt ist vollkommen identisch zur Prä-Wiedervereinigungsversion – lediglich die Aufteilung wurde geändert. Statt früher sechs finden sich nunmehr nur noch vier Kapitel pro Sammelband ein. Daher rührt die wundersame Buch- und Umsatzvermehrung, die plötzlich gar nicht mehr so wundersam ist.

Bemerkenswerteste Figur der folgenden zwei Bände ist sicherlich der verschrobene Don Manuel, der durch seine oft vollkommen verdrehten Sinnsprüche an eine Gestalt aus einer anderen Digedag-Serie erinnert: Ritter Runkel. Mit dem Unterschied, dass der selbstherrliche Don nicht gutmütig daherkommt, sondern den überkandidelten Despoten gibt. Waren die runkelschen Sinnsprüche ehedem noch originell und durchdacht, so sind die verdrehten Interpretationen des schrägen Don nach einer gewissen Zeit buchstäblich witzlos und sogar nervig. Das wäre alles gar nicht so schlimm, träte die Geschichte in der Karibik nicht so sehr auf der Stelle herum. Die Bemühungen des vor Liebe blinden Pedros, mit der schönen Isabella anzubandeln, interessieren den Leser vielleicht am Rande, doch eben dieser Teil nimmt ungebührlich viel Raum ein. Auch wenn er sich kurzzeitig gegen die Digedags wendet, so ist Pedro kein wirklicher Gegner für die drei Schlauberger.

_Fazit_

Ein eher schwacher Band, welcher auf der abenteuerlichen Reise der drei Wichte die Handlungsbrücke zwischen Süd- und Nordamerika schlagen soll. Dabei wird viel Potenzial durch unnötige Stagnation in der Story verschenkt. Natürlich ist auch dieser Sammelband wieder schön gezeichnet und ordentlich getextet, allerdings gehört der gesamte Karibik-Abschnitt (Band 13 und 14) zu den zäheren Vertretern, wiewohl die Ansätze wie immer gut und pädagogisch wertvoll sind. Einen versteckten Vorteil bietet die „Pirateninsel“ jedoch: Man könnte sie als Quereinsteiger halbwegs lesen und verstehen, ohne die vorangegangenen Bände zu kennen. Mit dem Haken, dass dieser Band qualitativ sicher nicht repräsentativ für den Rest der Serie ist.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags und die Pirateninsel“ – Amerikaserie, Band 13
Enthält die Mosaik-Hefte 200 bis 203
© 1978 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-0736-9 (neu)

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Hegen, Hannes (Hrsg.) / Dräger, Lothar (Text) / Hegenbarth, Edith (Zeichnungen) – Digedags in Panama, Die (Amerikaserie, Band 12)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag Junge Welt noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: Nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 12: Die Digedags in Panama (Mosaik 196 bis 199)_

Nach dem unangenehmen Wiedersehen mit den ehemaligen Mississippi-Piraten Doc und Jack in San Francisco verpassen die Digedags die von Mrs. Jefferson – aus offensichtlich weniger barmherzigen Gründen – gesponserte Überfahrt mit dem Dampfschiff nach Panama. Zwar haben die findigen Wichte zusammen mit Jenny Joker den Goldschatz gerettet, doch wie soll’s nun weitergehen? Käpt’n Blubber hat die Idee, seinen alten Pott, der seit einem Vierteljahrhundert als Hotelschiff in Friscos Hafen festlag, wieder seetüchtig zu machen. Was bei allen Beteiligten berechtigterweise Zweifel daran aufkommen lässt, ob der morsche Seelenverkäufer es überhaupt aufs offene Meer, geschweige denn bis nach Panama schaffen kann. Im Heuerbüro erntet der forsche Käpt’n jedenfalls nur Hohn. Kein Seemann scheint bekloppt genug, um dieses Wagnis eingehen zu wollen. Die Chance ergreifen Doc und Jack.

Als Matrosen verkleidet, heuern sie als Crewmitglieder auf dem ollen Walfänger an. Niemand schöpft Verdacht. Dafür ist auch gar keine Zeit, denn jeder an Bord – ob Seemann oder nicht – hat alle Hände voll damit zu tun, den vollkommen maroden Kahn zusammen- und irgendwie funktionstüchtig zu halten. Tatsächlich schippert man alsbald in Richtung Zentralamerika. Kurz vor der Ankunft an der Landenge trifft man auch auf den in Frisco verpassten Dampfer mit ihren Widersachern, der aufgrund von Mrs. Jeffersons bekannt sturer Art arge Probleme mit einer wütenden Walherde hat. Doc und Jack nutzen die Gunst der Stunde, um sich fix per Rettungsboot abzusetzen – mit dem Goldschatz. Sie können aufgehalten werden, was aber wertvolle Zeit kostet und im Schiffbruch endet. So hat man schon wieder Mrs. Jefferson und den Colonel am Kanthaken, als sie sich gezwungenermaßen auf dem Landweg nach Aspinwall an der Atlantikküste durchschlagen müssen.

_Eindrücke_

Der neue Band zwölf war früher einmal Band acht und dazu auch noch umfangreicher. Genau zwei Kapitel fehlen zur früheren Version aus DDR-Zeiten. Dort waren es sechs, hier sind es seit der 2005er Neuauflage nur noch deren vier. Egal welche Ausgabe man auch bemüht, das letzte Drittel des Amerika-Abenteuers ist angebrochen und folgt weiter dem alten Rezept, dass die Digedags sich von ihren Verfolgern einfach nicht freischwimmen können. Jetzt tauchen auch noch Doc und Jack aus der Versenkung auf, deren großer (Ex-)Boss Coffins ja unrühmlich in die ewigen Jagdgründe eingekehrt ist (vgl. „Die Digedags und der Goldschatz“). Auch ohne ihren gerissenen, ehemaligen Anführer sind die beiden gefährlich, wenn auch nicht so intelligent, aber überaus hartnäckig.

Zwei Figuren verlassen die Geschichte hier nun. Die beiden Kapitäne Smoky und Blubber verabschieden sich von den Jokers und den Digedags, um gemeinsam eine Hotelier-Karriere zu starten. Major Pinkerton war ja bereits im letzten Band in San Francisco endgültig ausgeschieden. Mrs. Jefferson und der Colonel bleiben dem Leser noch mindestens ein wenig erhalten, wobei man merkt, dass die Autoren die beiden irgendwie schon fast abgeschrieben haben – es fehlt ein wenig der Biss der alten Jefferson, und der Colonel ist nur noch farbloses Beiwerk, ganz so, als hätten sie etwas resigniert. Dabei versuchen die beiden Dauerwiedersacher selbstverständlich immer noch, den drei Gnomen den Goldschatz abzujagen. Neu hinzu kommt mit Pedro „Der stärkste Mann der Welt“, dem die Digedags unter kuriosen Umständen auf dem Jahrmarkt begegnen. Er wird das Trio die nächsten zwei Bände buchstäblich tatkräftig begleiten.

_Fazit_

Inhaltlich fast identisch mit der alten Ausgabe, jedoch in der Neuauflage um zwei Kapitel gekürzt, ist dieser Band wieder einer der witzigeren und spannenderen. Man besinnt sich auf alte Tugenden der Serie. Es passiert auch viel, was die Story weiter vorantreibt. Immerhin müssen es die Wichte in den letzten drei Bänden der Serie über Zentralamerika noch den weiten Weg bis nach New York schaffen, womit sie ein entsprechend hohes Tempo anschlagen müss(t)en. Der Band endet mit dem gleichen Cliffhanger, der neugierig auf den nächsten Band macht. Wäre die auf 15 Bände aufgeblähte Neuauflage nicht so teuer, könnte man für die Panama-Episode den Daumen noch ein Stückchen höher recken.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags in Panama“ – Amerikaserie, Band 12
Enthält die Mosaik-Hefte 196 bis 199
© 1978 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1884-0 (neu)

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Hegen, Hannes (Hrsg.) / Dräger, Lothar (Text) / Hegenbarth, Edith (Zeichnungen) – Digedags und der Goldschatz, Die (Amerikaserie, Band 11)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag Junge Welt noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: Nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 11: Die Digedags und der Goldschatz (Mosaik 192 bis 195)_

Eben noch Gefangene ihrer eigenen Goldmine, gelingt den Digedags und der entführten Jenny Joker die Flucht aus den Klauen von Prediger Coffins und gleichwohl von der Insel des vergessenen Indianer-Volkes. Es scheint, als hätte der Erzgauner die Partie gewonnen. Zwar sind sie mit Hilfe ihres alten Freundes Rote Wolke in Sicherheit, doch die Mine können sie offensichtlich abschreiben. Die Insel ist nicht zuletzt dank Coffins‘ in Buffalo Springs angeheuerten Gunmen (vgl. „Die Digedags und die Dampforgel“) nunmehr eine uneinnehmbare Festung – ganz so, wie Colonel Springfield es unter anderen Umständen schon einmal prophezeit hatte. Nur dass die olle Jefferson, Abe Gunstick und er selbst nicht damit gerechnet hatten, vom falschen Reverend dermaßen ausgebootet zu werden. Sein Selbstbau-Katapult steht nun in Coffins‘ Diensten.

Rote Wolke versteht es, die niedergeschlagenen Digedags aufzurichten, die mit dem Gold ja ihren Beitrag zur Unterstützung der Sklavenbefreiung leisten wollten. Das erkennt der Häuptling als überaus edles und unterstützenswertes Ziel an, sodass er mit einem gut gehüteten Geheimnis herausrückt bzw. seine Story von damals (vgl. „Die Digedags in den Rocky Mountains“) erweitert: Er kennt die Stelle im See, wo das alte Indianer-Volk der Insel den Göttern in Form von Goldgötzen opferte. Mit vereinten Kräften und unter Anleitung der technisch beschlagenen Wichte werden ein Kriegsfloß und eine Taucherglocke gebaut. Das Kriegsfloß dient dazu, die neuen, renitenten Inselbewohner in Schach zu halten – speziell des Colonels Katapult. Mit der Taucherglocke bergen die Digedags allerhand goldene Kunstgegenstände vom Seegrund, was bei den Gegnern nicht unbemerkt bleibt. Die Situation eskaliert und Coffins begeht in seiner Wut einen fatalen Fehler.

_Eindrücke_

Nur zwei Kapitel der Neuausgabe von 2005 finden sich in der Urfassung des Sammelbandes (damals – bis 1989 – Band 7) wieder, nämlich die letzten zwei. Die vorangegangenen vier sind seit der geänderten Fassung in „Die Digedags und die Dampforgel“ umgemodelt worden. Dieses Kuddelmuddel, welches Kenner der alten Version Fragezeichen aufs Gesicht zaubert, ist der Reduzierung der Kapitelzahl zuzuschreiben. Statt früher sechs, sind es neuerdings nur noch vier. Das erweitert die komplette Anzahl Sammelbände der Amerikaserie von früher zehn auf heute 15. Der aufmerksame Leser und Rechenkünstler stellt fest, dass dieser neue Band mit der Nummer elf daher jetzt zwei andere Kapitel beinhalten muss, die vorher nicht drin waren. Das ist korrekt. Und zwar wanderten die ersten beiden von „Die Digedags in Panama“ (alte Ausgabe) hinein, was thematisch nicht so recht ins Bild passen will und einmal mehr einen sehr zerrissenen Eindruck der Neuauflage hinterlässt.

Inhaltlich bemerkenswert an diesem Band ist, dass zum ersten und einzigen Mal innerhalb der Amerikaserie jemand zu Tode kommt. Coffins segnet das Zeitliche mit einem großen Knall. Moralisch gesehen, ist dagegen nichts einzuwenden, dennoch stellt es einen kleinen Tabubruch dar, wenn sonst selbst Schusswaffengebrauch, diverse Zug- sowie Schiffsunglücke oder ganze Büffel-Stampedes bei den Digedgas immer für die Beteiligten glimpflich und ohne Schramme ausgehen. Da leuchtet Coffins‘ von Habgier motiviertes Ableben als deutliches Fanal besonders hell. Apropos Coffins: In diesem Band gibt es ein Wiedersehen mit seinen alten Piraten-Kumpanen Doc und Jack. Der alte Abe Gunstick entschwindet aus der Story, Mrs. Jefferson und der Colonel sind jedoch nicht abzuschütteln. Natürlich sind die beiden Duos auf den Goldschatz scharf und warten nur auf die Gelegenheit, seiner habhaft zu werden. Das sorgt weiterhin für Spannung und teils wilde Verfolgungsjagden.

_Fazit_

Ein rasanter Band, in dem viel passiert. Der Schnitt von Rocky Mountains auf San Francisco ist recht harsch, das war in der alten Version eleganter gelöst: Am Ende des Rocky-Mountains-Zyklus war auch das Buch zu Ende; so kam man für Frisco und Panama frisch rein. Dagegen wirkt der neu aufgelegte Band thematisch zusammengewürfelt, was leider für fast die gesamte Neuauflage gilt. Da aber die überaus lesenswerte Comic-Serie deutscher Fertigung nur komplett wirklich Sinn macht, ist die Aufteilung eigentlich wurscht – sieht man von den happigen 12,95 € pro Sammelband einmal ab. Und jetzt sind’s deren immerhin 15 Stück.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags und der Goldschatz“ – Amerikaserie, Band 11
Enthält die Mosaik-Hefte 182 bis 195
© 1980 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1883-2 (neu)

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Hegen, Hannes (Hrsg.) / Dräger, Lothar (Text) / Hegenbarth, Edith (Zeichnungen) – Digedags und die Dampforgel, Die (Amerikaserie, Band 10)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag Junge Welt noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: Nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 10: Die Digedags und die Dampforgel (Mosaik 188 bis 191)_

Wie nicht anders zu erwarten, gelingt es dem findigen Gauner Coffins wieder einmal, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen. Er und seine Kumpanen kommen durch unerwartete Hilfe von außen aus dem Knast von Buffalo Springs frei. Die Digedags hatten dank Dan Botchers Luftschiff „Königin der Lüfte“ eigentlich unbeabsichtigt aber dennoch höchst erfolgreich in den Gouverneurswahlkampf des Städtchens eingegriffen und dem republikanischen Kandidaten Betterman somit zum Sieg verholfen (vgl. „Die Digedags am Missouri“). Sein fieser und einflussreicher Gegenspieler Mr. Goldner kocht und sinnt auf Rache. Man verschanzt sich auf Goldners Ranch und schmiedet Pläne, Buffalo Springs wirtschaftlich zu ruinieren – möglicherweise gar mit dem Gold der Mine, welche die Digedags in den Rockies entdeckten. Die aufgebrachten Bürger sind allerdings schon auf dem Weg, Goldner den Marsch zu blasen.

Den Tumult nutzt Coffins zur Flucht und schafft es nebenbei, die ehemalige Leibgarde Goldners sowie ein Dampfschiff samt Crew anzuheuern. Das verschafft ihm einen immensen Vorsprung. Die Digedags haben derweil das Nachsehen, holen erst einmal Jeremias und Jenny Joker ab und tuckern zusammen mit ihnen auf der reparierten Barkasse Kapitän Smokys den Beaver-Creek hinauf in die Berge. Dort treffen sie einen alten Bekannten wieder, dessen Begeisterung über das Wiedersehen sich zunächst allerdings in Grenzen hält: Major Pinkerton (vgl. „Die Digedags bei den Indianern“). Den hat man seit ihrer letzten Begegnung hierher an den Arsch der Welt strafversetzt. Man begräbt aber das Kriegsbeil, und Pinkerton verspricht, es mit Colonel Springfield aufzunehmen. Der hatte zusammen mit Old Abe Gunstick und Mrs. Jefferson ja versprochen, die Indianer-Insel in eine Festung zu verwandeln (vgl. „Die Digedags und Häuptling Rote Wolke“), und Coffins darf man erst recht nicht unterschätzen.

_Eindrücke_

Das kurze und zudem vergleichsweise langweilige Intermezzo in Buffalo Springs findet in diesem Band sein orgelndes Finale, und die Geschichte um den Goldfund auf der mysteriösen Indianer-Insel in den Rocky Mountains geht endlich weiter. Dan Botcher, Doc Snyder, Betterman, Goldner, Lobby, General Knocker und auch die beiden Geheimdienstagenten Clever und Sniffler verschwinden somit endgültig aus dem Dunstkreis der Digedags. Sie spielen in der Serie keine Rolle mehr, waren sie doch eh nur Füllmaterial. Allenfalls Clever und Sniffler hätten vielleicht einen etwas ausführlicheren Abgang verdient, denn die beiden Figuren waren interessant aufgezogen und gestaltet. Dafür bekommt der Leser einen beinahe geläuterten Major Pinkerton sowie Jeremias und Jenny Joker wieder.

Als ebenbürtiger Haupt-Gegenspieler bleibt der falsche Reverend Coffins erhalten und erweist sich überdies den Digedags hier um eine deutliche Nase voraus. Drei weitere altbekannte Gestalten halten nach einigen Bänden wieder Einzug in die Geschichte: das erprobte Triumvirat Jefferson-Springfield-Gunstick. Zwar auch nicht unbedingt große Freunde der drei Wichte, aber im Gegensatz zu Coffins eher harmlos, weil leicht plemplem und in ihrer Gold-Gier sich selbst ständig im Weg stehend. Die drei bilden einen humorigen, fast schon sympathischen Gegenpol zum Erzgauner.

Band zehn ist gegenüber seinem Vorgänger wesentlich temporeicher und spannender erzählt, wobei der typische Witz darunter nicht leidet, auch wenn es vielleicht streckenweise etwas ernster zugeht. In den vier Kapiteln wird jede Menge Stoff durchgebracht, doch der Showdown in den Bergen muss bis zum nächsten Buch warten.

_Fazit_

Die ursprüngliche Geschichte nimmt wieder Fahrt auf und der rote Faden wird endlich weitergesponnen. Nebencharaktere verlassen die Bühne und lieb gewonnene Figuren aus der Vergangenheit der Serie tauchen stattdessen aus der Versenkung auf. Wären Preisgestaltung und – gegenüber der DDR-Originalausgabe – geänderte Aufteilung der Neuauflage nicht so daneben, so würde dieser seit 2005 neu hinzugekommene Zwischenband sich glatt eine Fünf-Stern-Wertung einhandeln. So bleibt dem geneigten Leser nichts anderes übrig, als wenigstens noch einmal zähneknirschend rund 13 Euro zu investieren, um zu erfahren, wie es in den Rocky Mountains weitergeht.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags und die Dampforgel“ – Amerikaserie, Band 10
Enthält die Mosaik-Hefte 188 bis 191
© 1980 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1882-4 (neu)

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Hegen, Hannes (Hrsg.) / Dräger, Lothar (Text) / Hegenbarth, Edith (Zeichnungen) – Digedags am Missouri, Die (Amerikaserie, Band 9)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag |Junge Welt| noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: Nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 9: Die Digedags am Missouri (Mosaik 184 bis 187)_

Da sich der hohe Regierungsbeamte Mr. Lobby als alter Kumpel von General Knocker entpuppt und zudem auf seiner eigenen Farm der Sklavenhaltung frönt, steht für die Digedags fest, dass sie schleunigst aus Saint Louis verschwinden müssen. Sie können niemandem mehr trauen, nicht mal mehr den beiden Nordstaaten-Geheimdienstlern Clever und Sniffler. Somit werden sie schon wieder verfolgt – was irgendwie nicht neu für die drei Wichte ist. Hilfe erhalten die Digedags von Kapitän Smoky, der sie mit seiner als Flatboat getarnten Barkasse auf dem Missouri aus der Stadt schafft. Coffins und seine neue Zweckgemeinschaft sind ihnen jedoch dicht auf den Fersen. Durch geschickte Informationsverbreitung bekommt er gleich ein ganzes Dampfschiff nebst Crew und Passagieren in wilden Goldrausch versetzt. Sehr zum Leidwesen der Flüchtenden ist jener Dampfer wesentlich schneller als der alte Eimer und holt unaufhaltsam auf.

Das Glück will es jedoch, dass Coffins und Kumpane irrtümlich ein anderes Flatboat attackieren – die Digedags könnten sich nun bequem aus dem Staub machen, doch ihre krankhafte Neugier ist ihr Verhängnis: Sie werden aus Versehen gerammt, als sie sich dem Tumult nähern. Zwar landen die Verfolger allesamt im Kittchen des aufstrebenden Örtchens Buffalo Springs, doch der Schaden an ihrem Boot ist beträchtlich. Dummerweise tobt derzeit auch noch ein heißer Gouverneurs-Wahlkampf in der Stadt, sodass der Sheriff wegen des Trubels für „normale“ Fälle keine Zeit und erst recht keinen Sinn hat. Das muss warten. Eine Reparatur des Schiffes wird wegen „Beweissicherung“ abgelehnt, die Weiterfahrt aufgrund späterer Zeugenbefragung ebenfalls untersagt. Beide Parteien sitzen also fürs Erste hier fest. Während Coffins & Co. Fluchtpläne schmieden, wirbeln die Digedags den Wahlkampf auf die ihnen eigene Art gehörig durcheinander.

_Eindrücke_

Der zusammengeschrumpfte Sammelband hat mit der alten DDR-Ausgabe fast nur noch den Titel gemein. Die hatte sechs Kapitel, die Neuauflage nur noch deren vier. Die Digedags befinden sich mal wieder auf der Flucht vor Coffins, der ihnen stets am Hacken klebt wie eine Tube UHU Schnellfest. Das ist für gestandenen Leser nicht sehr neu. Auch nicht, dass sich die drei eigentlich blitzgescheiten Gnome mal wieder selbst ein Beinchen stellen. Immerhin sorgt das dafür, dass das Autorenteam in diesem Band das kuriose amerikanische Rechts- und Wahlsystem kräftig aufs Korn nehmen kann – glücklicherweise trotz seiner realsozialistischen Brötchengebern vollkommen ohne billige Klassenfeind-Polemik, dafür aber mit viel feinsinnigem Humor.

Da stört es aber, wenn dieser gesamte Abschnitt stark konstruiert wirkt, so als müsse man irgendwie die Zeit totschlagen, bis die eigentliche Geschichte um die Goldmine und den Sklavenexpress endlich wirklich weitergeht. Langsam hat man von der ewigen Flüchterei den Kanal – pardon: Mississippi und Missouri – voll. Noch dazu ist bei allem Witz kaum Spannung drin und die Momente mit etwas Action sucht man ebenfalls mit der Lupe. Wie schon manch anderer Band der Amerikaserie leidet dieser arg an der Neuaufteilung, gut zu erkennen daran, dass sich das Problem in Buffalo Springs erst im nächsten Band („Die Digedags und die Dampforgel“) mit einem zünftigen Showdown klärt. Dagegen ist nun erst einmal das Vorgeplänkel angesagt, und das zieht sich etwas hin. Immerhin werden einige neue und leidlich interessante Figuren eingeführt; bis auf Smoky allerdings keine von größerer Bedeutung.

_Fazit_

Der Erzählfluss gerät ein wenig ins Stocken, da das eigentliche Finale seit Einführung der Neuauflage erst einen Band später stattfindet. Zwar ist auch dieser Teil wieder witzig getextet und liebevoll illustriert, doch der Funke springt nicht so recht über. Trotzdem gehört auch Band neun auf jeden Fall gelesen und in die Sammlung eingereiht. Was allerdings ein kostspieliges Vergnügen darstellt, denn allein die 15-teilige Amerikaserie liegt komplett bei rund 200 Euro. Die Preise haben sich seit der Wiedervereinigung und -öffentlichung explosionsartig nach oben entwickelt. Wer günstig an gut erhaltene Exemplare herankommt, sollte der alten zehnbändigen DDR-Fassung (bis 13. Auflage 1989) den Vorzug geben. Die noch rareren Mosaik-Einzelhefte sind kaum zu bezahlen.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags am Missouri“ – Amerikaserie, Band 9
Enthält die Mosaik-Hefte 184 bis 187
© 1980 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1881-6 (neu)

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Hannes Hegen (Hrsg.) / Lothar Dräger (Text) / Edith Hegenbarth (Zeichnungen) – Die Digedags in Sankt Louis (Amerikaserie, Band 8)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag Junge Welt noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

Die Digedags

Hannes Hegen (Hrsg.) / Lothar Dräger (Text) / Edith Hegenbarth (Zeichnungen) – Die Digedags in Sankt Louis (Amerikaserie, Band 8) weiterlesen

Hegen, Hannes (Hrsg.) / Dräger, Lothar (Text); Hegenbarth / Edith (Zeichnungen) – Digedags in New Orleans, Die (Amerikaserie, Band 7)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag Junge Welt noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860 bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 7: Die Digedags in New Orleans (Mosaik 176 bis 179)_

Die Digedags sind gewissermaßen gezwungen, die entdeckte Goldmine (vgl. „Die Digedags in den Rocky Mountains“) auszubeuten, dafür brechen sie aus dem langsam winterlich werdenden Gebirgstal auf, um ihr weiteres Vorgehen mit Jeremias Joker in New Orleans abzusprechen. Der ursprüngliche Plan, den Fund geheimzuhalten, um das malerische Tal von marodierenden Goldsuchern freizuhalten, scheiterte an Mrs. Jeffersons Hartnäckigkeit. Zu guter Letzt hatte die Lady doch den richtigen Riecher und fand die Mine aufgrund eines peinlichen Fehlers des Trios. Obwohl Dig, Dag und Digedag sie vorsichtshalber als ihren Claim abgesteckt und markiert hatten, sieht sich die alte Dame als rechtmäßige Besitzerin. Ihr treuer Freund Colonel Springfield verspricht den Digedags, die Insel bis zu ihrer Rückkehr in eine uneinnehmbare Festung zu verwandeln.

Derzeit haben die Digedags aber andere Probleme, während ihre Widersacher den Winter über in den Rockies festsitzen und mit dem Gold der Mine nichts anfangen können. Bei einem Überfall auf den Prärie-Express werden ihnen ihre Tagebücher geklaut, in welchen sie akribisch alles eingetragen haben – natürlich auch den Fundort des Indianer-Goldes. Ihres fahrbaren Untersatzes ebenso beraubt, müssen sich die drei erst einmal eine andere Art der Fortbewegung organisieren. Die Banditen verkaufen derweil die Tagebücher, ohne genau hineingesehen zu haben, an Mr. Potter, den Zeitungsverleger des „New Orleans Magazine“, in dessen Diensten die Digedags bekanntlich stehen (vgl. „Die Digedags in Amerika“). Der stolpert über die Schilderung des Goldfundes und wittert eine Sensation: „Gold in den Rocky Mountains“ titelt er eine Sonderausgabe. Er bedenkt in seinem Streben nach journalistischem Ruhm allerdings nicht, dass er grade damit gefährliche Leute anlockt.

_Eindrücke_

Der jetzige Band 7 war früher Band 5, was Titelgebung und Anfang angeht – auch markieren beide in etwa die Hälfte der Serie. Die Neuaufteilung beschert hier eine seltene Überschneidung von Neu und Alt. Bis zu einem gewissen Punkt jedenfalls. Da die Sammelbände seit ihrem Re-Release 2005 kürzer ausfallen, fehlen gegenüber der alten DDR-Ausgabe zwei Kapitel bzw. sind in den nächsten Band ausgelagert worden – logischerweise die letzten. Dennoch ist der Schnitt in diesem Fall nicht so drastisch und unpassend, wie es leider in der Neuauflage sonst fast ausnahmslos der Fall ist. Die Episode endet erstaunlich rund mit dem erneuten Aufeinanderprallen der beiden alten Rivalinnen „Lousiana“ und „Mississippi Queen“ (vgl. Band 1 und 2), so viel sei bereits verraten. Doch zunächst heißt es für die Digedags mal wieder, Rückschläge einstecken und quasi zurück zu den Wurzeln: nach New Orleans.

Es verläuft jedoch weitaus komplizierter und unangenehmer als geplant. Das liegt zum Teil daran, dass Oberfiesling Coffins mitmischt und in (Ex-)General Knocker neue Unterstützung findet. Auch Kapitän und Jefferson-Neffe Baxter ist wieder mit dabei, ebenso natürlich Mr. Potter und die sympathische Joker-Familie, welche die Geheimorganisation „Sklaven Express“ betreibt, die entlaufenen Farbigen die Flucht in den freien Norden ermöglicht. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass in der Neuauflage die häufige Verwendung des Wortes „Neger“, welches heutzutage doch ziemlich abwertend klingt, nicht – political correct – in „Farbige“ oder wenigsten „Schwarze“ abgeändert wurde. Zumindest wenn die Good Guys über die Sklaven reden, passt die Verwendung des altertümlichen und recht abfälligen Terminus nicht. Das aber nur am Rande bemerkt. Zeichnerisch gehört Band 7 zu den gehobeneren, insbesondere der Showdown der beiden Raddampfer ist überaus gelungen dargestellt.

_Fazit_

Die Mitte der Serie erweist sich als vergleichsweise actionreiche Episode der kultigen Digedags-Abenteuer. Gewürzt ist der Beginn des Schlussspurts wieder einmal mit viel Witz und moralisch einwandfreien Lehren – ohne dabei den dozierenden Zeigefinger zu erheben. Leider krankt auch dieser Sammelband an der (mit 13 Euro pro Ausgabe ziemlich überteuerten) Neuauflage und der Kürze von nur vier Kapiteln gegenüber deren sechs in der DDR-Originalausgabe bis 1989. Natürlich ergibt die Amerikaserie nur komplett wirklich Sinn, was die Sache entsprechend verteuert. Falls es sich also einrichten lässt, und vor allem der Preis stimmt, sind die alten Fassungen (insgesamt zehn Bände) stets vorzuziehen, zumal sie in der Neuauflage (15 Bände) inhaltlich nicht – oder wenn nur unmerklich – überarbeitet wurden.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags in New Orleans“ – Amerikaserie, Band 7
Enthält die Mosaik-Hefte 176 bis 179
© 1980 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1879-4 (neu)

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Hegen, Hannes (Hrsg.) / Dräger, Lothar (Text) / Hegenbarth, Edith (Zeichnungen) – Digedags und Häuptling Rote Wolke, Die (Amerikaserie, Band 6)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag |Junge Welt| noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860 bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 6 – Die Digedags und Häuptling Rote Wolke (Mosaik 172 bis 175)_

Der Fund der alten Indianer-Goldmine unter der verlassenen Pueblo-Stadt auf der Insel im Bergsee muss ein Geheimnis bleiben. Darauf einigen sich die Digedags und versiegeln den Zugang zum Stollen – nicht ohne vorher ihren Besitzanspruch sicherheitshalber an die Wand zu pinseln. Somit ist es ihr Claim, so will es das ungeschriebene Goldgräbergesetz. Aber wird der Ethos wirklich ausreichen? Sie bezweifeln es und schwören feierlich, Stillschweigen zu wahren und die Mine unausgebeutet zu lassen, damit keine Horden gieriger, zwielichtiger, pöbelnder Gestalten das bis dato friedliche Bergtal auf Links krempeln. Zurück an Old Abe’s Hütte stellen sie fest, dass ihre nächtliche Verfolgungsjagd von Coffins, Tombstone und Jack auf die Insel glücklicherweise unbemerkt blieb.

Von jenen drei Mississippi-Piraten fehlt jede Spur. Sie haben sich mit Sack und Pack aus dem Staub gemacht. Egal: drei Sorgen weniger. Bleiben noch Abe Gunstick, Mrs. Jefferson und der Colonel zu überzeugen, dass hier das angebliche Gold doch nicht zu finden ist und sie endlich aufgeben. Old Abe glaubt eh nicht an die Mine, doch die resolute Jefferson ist bekanntlich nicht kleinzukriegen und immer für eine Überraschung gut. Sie hat vom Goldfund geträumt und versucht es nun mit Astrologie. Als sie wie in Trance durch das Lager von Häuptling Rote Wolke stampft und von den erstaunten Indianern aufgehalten wird, scheint die Gefahr der Entdeckung zunächst gebannt. Doch des Häuptlings zum Besten gegebene Geschichte über das alte Inselvolk lässt bei der goldfiebrigen Dame den Groschen fallen. Die Digedags sind entsetzt: Ihr Geheimnis steht kurz davor, gelüftet zu werden.

_Eindrücke_

Band sechs ist wieder einer von denen, die es vor der Neuauflage nicht gab und welche in die Serie eingefügt wurden. Bekanntlich wurden die Sammelbände 2005 ja komplett überarbeitet und neu aufgeteilt, was solche „Zwischenbände“ wie den vorliegenden nun notwendig macht. Bis dato fanden sich die betreffenden Mosaik-Hefte zu sechst in einem Band, nun sind es deren nur noch vier. Das zerreißt die Geschichten bzw. die Kapitelisierung gegenüber der alten DDR-Ausgabe bis 1989 unnötig. Die hier enthaltenen Episoden wirken besonders zusammenhangslos und aus dem Kontext gerissen. Sie sind aber nichtsdestoweniger sehr wichtig für den späteren Verlauf. Es ist übrigens schlechterdings unmöglich, hier noch quer in die Serie einsteigen zu wollen, das gelingt (wenigstens halbwegs) allenfalls noch zwei Bände zuvor mit „Die Digedags bei den Indianern“.

Zu den bekannten Figuren gesellt sich nun noch der titelgebende Häuptling Rote Wolke, ein sprichwörtlicher Bilderbuch-Indianer und Freund des alten Abe Gunstick. Weise, edel und hilfsbereit ist Rote Wolke – wiewohl ein wenig abergläubisch. Eine sehr sympathische Figur, welche dem Leser zu einem späteren Zeitpunkt wieder begegnet, doch bis dahin ist es noch etwas hin und erst müssen die Digedags ihren Dauer-Widersachern zähneknirschend das Feld überlassen. Mrs. Jefferson und der Colonel haben mit Abe Gunstick einen neuen Verbündeten gefunden. Dieser hat sich vom Paulus also doch zum Saulus gewandelt und quasi die Seiten gewechselt, was für den Leser ebenso betrüblich wie unerwartet ist. Doch wie immer lassen sich die drei Knirpse von Rückschlägen nicht entmutigen und versuchen, das Beste aus der Situation herauszuholen.

_Fazit_

Die Amerikaserie hat hier fast die Halbzeit erreicht. Gute Gelegenheit für eine Zwischenbilanz: Der erste Teil der auf so abenteuerliche Art begonnenen Schatzsuche ist nun endlich abgeschlossen. Dieser in der Wiederveröffentlichung neu eingefügte Band ist das Bindeglied zum Endspurt der Serie. Bei der Altauflage geschah das bereits zwei Bände früher und insgesamt betrachtet runder. Die neue, künstlich auf 15 Bände aufgeblähte Fassung krankt aber nicht nur an zerfledderten Kapiteln, sondern hauptsächlich an der Preisgestaltung. Knapp 13 Euro pro Band sind mehr als happig – selbst für einen ausgesprochen lehrreichen, kultigen Comic aus (ost-)deutschen Landen.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags und Häuptling Rote Wolke“ – Amerikaserie, Band 6
Enthält die Mosaik-Hefte 172 bis 175
© 1980 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1878-6 (neu)

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Hegen, Hannes (Hrsg.) / Dräger, Lothar (Text) / Hegenbarth, Edith (Zeichnungen) – Digedags in den Rocky Mountains (Amerikaserie, Band 5)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag |Junge Welt| noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: Nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1969 (Hefte) und 1979 (Hardcover) erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860 bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 5 – Die Digedags in den Rocky Mountains (Mosaik 168 bis 171)_

Mit List und Tücke schaffen es die Digedags, aus dem Fort Major Pinkertons auszurücken, wo sie von ihm auf Verlangen von Mrs. Jefferson und Colonel Springfield festgehalten wurden, um ihnen das Geheimnis bzw. den Lageplan der vermeintlichen Goldmine zu entreißen. Sie suchen Zuflucht bei den Indianern, laufen aber dabei ihren Erzrivalen – den ehemaligen Flusspiraten – unvorsichtigerweise direkt in die Fänge. Fiesling Coffins nimmt ihnen den Plan sowie ihre Pferde ab, es scheint, als sei die Mine verloren, denn die drei verschlagenen Ganoven machen sich sofort im Schweinsgalopp auf den Weg Richtung Reichtum. Nebenher wird auch noch das Problem der geklauten Indianer-Mustangs (vgl. „Die Digedags bei den Indianern“) zufriedenstellend gelöst.

Doc Tombstone und Jack realisieren erst viel zu spät, dass ihr Anführer gar nicht daran denkt, die Minenausbeute zu teilen, und ihnen nach dem Leben trachtet. Der Anschlag auf die beiden misslingt, doch Coffins erarbeitet sich einen komfortablen Vorsprung. Er scheint das Rennen ums Gold zu gewinnen. Die Digedags lesen derweil die Madam und den Colonel aus prekärer Lage auf und schließen einen Teilfrieden mit den ehemaligen Rivalen – jetzt, wo der Plan eh futsch ist, versucht man sich in Schadensbegrenzung und hofft, die drei Widersacher doch noch mit gemeinsamen Kräften irgendwie austricksen zu können. Auf deren Spur, retten sie Jack und den „Doktor“ aus ihrer Notlage, in welche sie ihr (nun Ex-)Boss versetzt hat. Und noch jemand Unerwartetes kreuzt ihren Weg: Der angebliche tote Goldgräber Abe Gunstick ist offensichtlich quicklebendig.

_Eindrücke_

Mit dem gleichnamigen Band vier aus der letzten DDR-Sammelausgabe hat Band fünf der Neuauflage fast nur den Titel gemein – und ein Kapitel. Wir erinnern uns: Die Neuauflage von 2005 ist anders aufgeteilt als die Originale von damals. Ein Sammelband enthält nun nur noch vier Mosaik-Einzelausgaben (repräsentiert durch Kapitel) statt wie früher deren sechs. Somit wuchs die Gesamtausgabe der Amerikaserie von zehn auf fünfzehn Bände und die Seitenzahlen verringerten sich entsprechend von 150 auf 100 pro Ausgabe. Natürlich wirbelt das die ursprünglich angewandte und recht akkurat gewählte Kapitelisierung vollkommen durcheinander. Es macht Zwischenbände nötig bzw. verschiebt die Episoden in den bereits vorhandenen Büchern (un-)verständlicherweise nachhaltig.

Der im letzten Band („Die Digedags bei den Indianern“) bereits vorgestellte Major Pinkerton ist wieder mit von der Partie, wenn auch diesmal nur recht kurz. Doch er wird zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal den Weg der Digedags kreuzen. Hinzu kommt jedoch erst einmal eine weitere Hauptfigur: der alte Abe Gunstick. Zur Erinnerung: Das ist eben jener, der das seltsame Testament und den Minen-Lageplan verfasste, welche den Stein zur Goldsuche in den Rockies überhaupt erst in Rollen brachte (vgl. „Die Digedags am Mississippi“ und „Die Digedags bei den Piraten“). Warum das geschah und was von ihm zu erwarten ist, wird in den folgenden Bänden noch zu sehen sein. Alle anderen Figuren bewegen sich weiter in dem für sie typischen Rahmen, seien es die Digedags, die Jefferson, der Colonel oder die Piraten.

_Fazit_

Natürlich stecken auch dieser Band wieder liebevolle Details und ein feiner Humor, gewürzt mit pädagogisch geschickt verstecktem Allgemeinwissen zur USA und dem Wilden Westen im Besonderen. Das bedeutet – wie für den Rest der Serie – eine absolute Leseempfehlung. Dieser Band vollendet die im Band zuvor begonnene Verfolgungsjagd und löst primär das Rätsel um das Testament und die geheimnisvolle Goldmine. Das wurde bis 1989 bereits einen Band früher aufgeklärt und dort zu einer wesentlich saubereren Zwischenbilanz geführt. Der Schnitt zum Ende erscheint in der Neuauflage etwas unglücklich und abrupt. Wann immer es geht, sollte man also versuchen, an die alten Versionen der Sammelbände zu kommen. Damit kommt man vermutlich auch billiger weg, denn neuerdings 12,95 € pro Band (und das Mal 15!) sind schon arg happig.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags in den Rocky Mountains“ – Amerikaserie, Band 5
Enthält die Mosaik-Hefte 168 bis 171
© 1979 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1877-8 (neu)

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Hegen, Hannes (Hrsg.) / Dräger, Lothar (Text) / Hegenbarth, Edith (Zeichnungen) – Digedags bei den Indianern, Die (Amerikaserie, Band 4)

Band 1: „Die Digedags in Amerika“
Band 2: „Die Digedags am Mississipi“
Band 3: „Die Digedags bei den Piraten“

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im Magazin „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios, bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag |Junge Welt| noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1969 (Hefte) und 1979 (Hardcover) erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 4 – Die Digedags bei den Indianern (Mosaik 163 bis 167)_

Die Suche nach der geheimnisvollen Goldmine des alten Abe Gunstick beginnt für alle Beteiligten am Missouri. Die Digedags, welche den Plan zur Mine zufällig in die Hände bekamen, haben gegenüber dem Zweck-Quintett – bestehend aus Mrs. Jefferson, Colonel Springfield und den drei ehemaligen Flusspiraten Coffins, Doc Tombstone und Jack – einen guten Vorsprung. Auf der wiederhergestellten „Mississippi Queen“ (vgl. Band 1, 2 und 3) der Jokers mitgenommen, sind sie bereits in Kansas ausgestiegen, während die Geheimorganisation „Sklaven-Express“ weiter nach Norden dampfte. Die Digedags müssen jedoch nach Westen in die Rocky Mountains und somit die Prärie durchqueren. Glücklicherweise erwischen sie dort eine der letzten Postkutschen. Denn die sind rar gesät, seit der Goldrausch ausgebrochen ist.

Die fünf Verfolger sitzen derweil auf einem Postdampfer, inmitten von allerhand Volk, welches auch die Gier nach dem gelben Edelmetall treibt. Coffins und seine Kumpane versuchen durch Falschspiel ihre Finanzen aufzubessern, während Mrs. Jefferson und der Colonel darüber sinnieren, wie man die unliebsamen „Partner“ am besten loswird. Ein Plan wird gefasst, doch der schlägt fehl, sodass beide Seiten am Ende im Knast von Kansas City landen. Die Digedags können mit ihrem bequemen Vorsprung bald nichts mehr anfangen, denn ihre Postkutsche wird von aufgebrachten Indianern überfallen. Denen stinkt es, dass ihnen ständig von Goldsuchern die Mustangs geklaut werden und die Kavallerie des nahen Forts nichts dagegen unternimmt, außer leere Versprechungen zu geben. Solange die Pferde nicht wiederbeschafft sind, internieren die Indsmen alle Durchreisenden als Druckmittel. Hugh!

_Eindrücke_

Die Charaktere sind wie immer klar abgegrenzt, Überraschungen sind von den Figuren her also nicht zu erwarten. Schön, dass die Digedags auch diesmal nicht immer nur die strahlenden Helden sind, sondern sich mit kleinen Fehleinschätzungen der Lage gern mal selbst ein Beinchen stellen. Sie lernen aber stets daraus und mit ihnen die Leserschaft. Ganz anders Mrs. Jefferson, die ist immer noch so unbelehrbar, herrisch und gierig wie eh und je. Der Colonel ist weiterhin ein williger Mitläufer der resoluten Dame, und die Verschlagenheit der ehemaligen Flußpiraten um „Ehrwürden“ Coffins ist ja schon fast legendär. Eine neue Figur wird in diesem Band eingeführt: Major Pinkerton. Was von ihm zu halten ist, bleibt unklar. Er ist zwar ein alter Kamerad des Colonels, doch so richtig grün sind sich die beiden scheinbar auch nicht.

Ab diesem Band beginnt der Hauptteil der Geschichte, um den es sich bei der Amerikaserie dreht. Generell könnte man auch in Unkenntnis der drei vorausgegangenen Bände an dieser Stelle quereinsteigen. Zwar entgeht einem dann die gute und erklärende Vorgeschichte, prinzipiell wäre es aber möglich, der weiteren Geschichte noch halbwegs zu folgen. Leider ist auch dieser Band durch die Neuauflage recht zerfleddert worden; Kenner der alten DDR-Fassung wundern sich sicherlich über das jähe „Mittendrin“-Ende des Buches. Es trägt zwar den gleichen Titel, wie damals Band 3 (und setzt auch an der gleichen Stelle auf), doch die Begrenzung auf 100 Seiten (statt früher 150) fordert auch hier wieder ihren Tribut. Die alte Aufteilung – mit sechs statt vier Mosaik-Heften in einem Sammelband – war besser gewählt, die Schnitte daher nicht so krass und die Übergänge der Bücher irgendwie runder.

_Fazit_

Der Mississippi-Handlungsstrang ist seit dem letzten Band vorerst abgehakt. Mit Band 4 ergibt sich eine der wenigen Gelegenheiten zum Quereinstieg in die Amerikaserie. Der – nennen wir ihn: „Goldschatz-Zyklus“ in den Rocky Mountains beginnt mit einer klassischen Verfolgungsjagd und findet sein vorläufiges Ende mitten im vollen Lauf. Das ärgert nicht nur alte Fans der Digedags, sondern verwirrt auch eventuelle Neuleser. So schön die Geschichten auch immer wieder sind, die Neuauflage ist längst nicht so empfehlenswert, wie die alte, zehnbändige DDR-Version. Besonders das Preis-Leistungsverhältnis lässt zu wünschen übrig. Inhaltlich gibt’s wie üblich rein gar nichts zu maulen.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags bei den Indianern“ – Amerikaserie, Band 4
Enthält die Mosaik-Hefte 164 bis 167
© 1979 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1876-X (neu)

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Hegen, Hannes (Hrsg.) / Dräger, Lothar (Text) / Hegenbarth, Edith (Zeichnungen) – Digedags bei den Piraten, Die (Amerikaserie, Band 3)

Band 1: [„Die Digedags in Amerika“ 4169
Band 2: [„Die Digedags am Mississippi“ 4188

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios, bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag |Junge Welt| noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbänden, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 3 – Die Digedags bei den Piraten (Mosaik 160 bis 163)_

Nach dem durch sie erst losgetretenen Schiffsrennen und dem knappen Sieg genießt das Trio zunächst die Annehmlichkeiten und die nette Atmosphäre auf der Farm von Jeremias Joker. Doch dieser wird ihnen immer suspekter, eine gewisse Heimlichtuerei der gesamten Familie lässt die Reporterherzen der Digedags schon wieder etwas schneller schlagen und ihre Fantasie anlaufen. Sind die Jokers etwa die gefürchteten Mississippi-Piraten und die geheimnisvolle Reiher-Insel ist ihr Schlupfwinkel? Es scheint so. Bei ihren Recherchen erhärtet sich der Verdacht. Ben, dem entlaufenen Sklavenjunge mit dem Banjo, wollen die Digedags jedoch die Flucht mittels der Geheimorganisation „Sklaven-Express“ ermöglichen. Dieser bringt ausgebüxte Schwarze in die Nordstaaten, wo die Sklaverei abgeschafft ist. Allerdings geht das erst einmal schief und sie geraten stattdessen in Gefangenschaft der Piratenbande.

Die Schmach der Niederlage gegen die alte „Queen“ sitzt derweil Mrs. Jefferson tief in den Knochen, doch es soll noch schlimmer kommen. Das besagte Banjo, welches in der Nacht auf der Sandbank (vgl. „Die Digedags am Mississippi“) über Bord der „Louisiana“ ging und sich seither in Bens Besitz befindet, ist mehr als nur ein simples Musikinstrument. Es enthält die Karte eines alten Goldgräbers, welche zu einer Goldmine in den Rocky Mountains führt. So die Worte des Notars, welcher ihr das Testament des Trappers Abe Gunstick eröffnet. Dieser ist von Joshua Jefferson – ihrem Verblichenen – damals massiv hintergangen und bestohlen worden und setzt diesen nun als Alleinerben ein. Was seltsam anmutet, nach allem, was Jefferson Gunstick angetan hat. Während ihrer Flucht vor den Mississippi-Piraten kriegen die Digedags zufällig Wind von der Sache und beschließen, die Goldmine zu suchen und den Erlös dem Sklaven-Express zu vermachen.

_Eindrücke_

In der Neuauflage markiert dieser dritte Band das Ende des Mississippi-Abschnitts und den Beginn des eigentlichen Abenteuers der Digedags in Amerika: die Schatzsuche. Zu den bisherigen Gegenspielern – Mrs. Jefferson und Colonel Springfield – gesellen sich nun auch noch die künftigen Erzgegner der Digedags. Die Mississippi-Piraten in Gestalt von „Prediger“ Coffins, „Doktor“ Tombstone (allein die Namen sind schon sehr geschickt gewählt) und („Piraten“-)Jack. Diese drei Halunken bilden fürderhin die Achse des Bösen als Gegengewicht zu unseren drei Helden. Und diese neuen Erzfeinde sind nicht zimperlich. Mrs. Jefferson und der Colonel mögen charakterlich einfach nicht auf der Höhe sein, doch Verbrecher sind sie nicht. Die drei Piraten schon.

Sie werden den Digedags im Laufe der Reihe oft in die Quere kommen und in die Suppe spucken. Wobei trotz aller Action und so manch gezogenem Colt alles selbstverständlich im unblutigem und meist lustigem Rahmen bleibt. Das ist man seinen (früher mehr jugendlichen) Lesern schuldig. Wiewohl im Comic ja fast alles möglich ist, wird in diesem Band das Realitätsverständnis zuweilen etwas mehr strapaziert. Bei der Ausbruchsszene hat man ein bisschen dick aufgetragen, und zwar Schweineschmalz. Nette Idee und knuffig gemacht und inszeniert, aber in der Summe sind die weiteren „glücklichen Zufälle“ doch arg an den Haaren herbeigezogen und überhäufig anzutreffen. Dass sich am Schluss alles halbwegs einrenkt, ist ebenfalls Ehrensache. Am Ende sind die Fronten und der Weg klar. Doch der wird steinig. Das Gebirge heißt nicht umsonst Rocky Mountains.

_Fazit_

Das rasante Ende des ersten Teilabschnitts der Gesamtstory schürt den Appetit auf den folgenden Rest. Separat machen die Bände ohnehin kaum Sinn, wenngleich man an dieser Stelle der Serie wenigstens sogar halbwegs quer einsteigen könnte. Der nächste Band ist eine neue Etappe, an deren Start sich neue und alte Auflage überschneiden, da nun zwölf Kapitel erledigt sind. In der Neufassung ist es jetzt eben ein Buch mehr geworden. Über die geänderte und ziemlich misslungene Aufteilung sowie die gewagte Preisgestaltung der Sammelband-Neuauflage ist schon genug gemeckert worden. Und das auch vollkommen zu Recht. Der Story und der handwerklichen Ausführung hingegen kann man bis auf Kleinigkeiten auch hier nichts anlasten.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_
„Die Digedags bei den Piraten“ – Amerikaserie, Band 3
Enthält die Mosaik-Hefte 160 bis 163
© 1979 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1875-1 (neu)

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Hegen, Hannes (Hrsg.) / Dräger, Lothar (Text) / Hegenbarth, Edith (Zeichnungen) – Digedags am Mississippi, Die (Amerikaserie, Band 2)

Band 1: [„Die Digedags in Amerika“ 4169

Sie sind einer der wenigen Exportartikel, welche den Sprung aus der DDR nach Gesamtdeutschland geschafft haben. Die Digedags. Die Dige-Wer? Schon seit den Fünfzigerjahren bereicherten die drei Kleinwüchsigen aus den |Mosaik|-Comics unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen Monat für Monat die deutsche Comiclandschaft. Zumindest die östliche. Hier im Westen waren die umtriebigen Kerlchen Dig, Dag und Digedag weitgehend unbekannt und auch die Hefte bzw. später Sammelbände kaum bis gar nicht zu bekommen – selbst wenn man als einer der wenigen Wessis um ihre Existenz wusste. Höchstens mit viel Vitamin B und oftmals noch mehr harter West-Mark.

Nach der Wiedervereinigung wurde es still um sie, bis die Digedags 2005 ein kleines Comeback feierten. Alle bisher Serien wurden vom wiederauferstandenen Verlag |Junge Welt| noch einmal komplett neu aufgelegt. Von der Römerserie über Ritter Runkel, Erfinder-, Amerika-, Orient- bis hin zur Weltraumserie kann man nun endlich alle Abenteuer der drei sympathischen Zeitwanderer wieder als Frischware erwerben. Bis dato war man auf private Sammlungsauflösungen, Trödelmärkte u. ä. angewiesen, um fehlende Exemplare in (hoffentlich) akzeptablen Zustand abzugreifen.

Die drei mutmaßlichen Brüder tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: Nein, nicht direkt in den Mund. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

Wenn ihre „Mission“ erfüllt ist, ziehen sie weiter zur nächsten Baustelle. Dabei sind die entsprechenden Serien unterschiedlich lang. Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 2 – Die Digedags am Mississippi (Mosaik 156 bis 159)_

Das von den Digedags leichtfertig provozierte Schiffsrennen (vgl.: „Die Digedags in Amerika“) zwischen dem Renommierschiff für die Schönen und Reichen „Louisiana“ und der scheinbar unterlegenen, klapprigen „Mississippi Queen“ geht in die zweite Etappe. Tatsächlich hat es Kapitän Joker geschafft, die buchstäblich dicke Konkurrentin hinter sich zu lassen – eine Sandbank wurde dem großen Raddampfer zum Verhängnis, auf welche sie der mit allen Mississippiwassern gewaschene Skipper der „Queen“ gelockt hat. Auf dieser verbringen Kapitän Baxter nebst Crew, Reederin Mrs. Jefferson und ihr Busenfreund Colonel Springfield eine angestrengte und ereignisreiche Nacht. Es gilt, die „Louisiana“ zu leichtern, damit sie freikommt.

Ein Unterfangen, welches nicht unbeobachtet und ohne schicksalshafte Folgen bleibt. Unter den Gegenständen, welche über Bord gehen, befindet sich ein Banjo, das für den Rest der Geschichte bestimmend sein wird. Sklavenjunge Ben fischt es aus den Fluten und kann mit dem grade wieder flottwerdenden Dampfer dem Plantagenaufseher und dessen Hunden mit knapper Not als blinder Passagier entkommen, nicht ahnend, dass das heiß begehrte Instrument mehr ist, als es äußerlich erscheint. Das weiß auch Mrs. Jefferson (noch) nicht; für sie war es im Prinzip nur ein Erbstück ihres verstorbenen Gatten. Doch die geheimnisvolle Klampfe ist zunächst einmal Schnee von morgen. Heute Nacht nutzt man die letzte Chance, den verhassten Proleten-Kahn der Jokers doch noch wieder einzuholen.

Dort hat man sich derweil nicht auf den Lorbeeren ausgeruht, sondern tüchtig Dampf gemacht. Mit dem Effekt, dass auf dem Schiff unserer Working-Class-Heroes der Brennstoff zur Neige geht. Gar nicht dumm, wie die Digedags nun mal sind, wird kurzerhand sämtliche brennbare Einrichtung im Kessel verfeuert. Als man den letzten Holzladepunkt vor dem Zieleinlauf vor Baton Rouge erreicht, geht der „Queen“ doch noch allmählich die Puste aus. Schlimmer noch: An der letzten nicht mal einen Kilometer zurückliegenden Flussbiegung rauscht die nächtens wiederauferstandene „Louisiana“ mit Volldampf ums Eck. Ein Kopf-an-Kopf Rennen der ungleichen Rivalinnen mit anschließendem Fotofinish entwickelt sich. Wer wird im letzten Moment die Nase vorn haben und das Zielband zerteilen? Arbeiterklasse oder Bonzen?

_Eindrücke_

Nachdem bereits im ersten Band die Grundsteine für den 15 Bände dauernden Plot gelegt wurden – u. a. die Vorstellung der Figuren Mrs. Jefferson und Colonel Springfield -, kommt nun weiter Fahrt in die Sache und weitere wichtige Personen betreten die Bühne: der Rest der Joker-Familie, speziell Onkel Jeremias und seine Tochter Jenny. Beide werden während der folgenden Episoden immer wieder wichtige Rollen spielen. Jonathan, seine Frau Jesse, Ted und Grandpa kennt der Leser ja hoffentlich bereits aus dem ersten Band. Zumindest sollte er diesen gelesen haben, denn ohne Kenntnis der Vorgeschichte ist Band 2 nämlich ziemlich witzlos. Das gilt allerdings nur für die 2005er Neuauflage. Diese ist entgegen der ursprünglichen DDR-Originalausgabe anders aufgeteilt; sehr zu ihrem Leidwesen. Und ganz besonders dem der Fans.

Die letzte „alte“ Version von Band 1 enthielt einen sehr großen und wichtigen Teil der Geschichte – nämlich den Ausgang des Rennens – bereits, und (um die Verwirrung zumindest bei den Fans und Sammlern komplett zu machen, bekam er gleich noch ein anderes Cover) der gleichnamige Band 2 von Anno Dunnemals setzte dafür etwas später – auf Onkel Jeremias Farm – auf. Somit wird die Geschichte, welche vorher in den ersten beiden Büchern schlüssig erzählt und plausibel zu einer Zwischenbilanz geführt wurde, nunmehr sogar auf deren drei getreckt. Zu diesem, nennen wir ihn mal: „Mississippi-Komplex“, gehört der seit 2005 eingeschobene Band 3 („Die Digedags bei den Piraten“) ebenfalls. Das rührt daher, weil der reanimierte Verlag |Junge Welt| die enthaltenen |Mosaik|-Heftausgaben in den Sammelbänden von früher sechs (insgesamt 150 Seiten/Band) auf heute vier (je 100 Seiten) reduziert hat.

_Fazit_

Die ganze Neuauflage wirkt ein wenig zerrissen und hat den Beigeschmack der versuchten Gewinnmaximierung, schließlich sind 12,95 € pro Band ja nicht grade ein Discountangebot. Dabei darf man nicht vergessen, dass eingedenk der Reduzierung der Seitenzahl nun nicht mehr zehn, sondern fünfzehn Bände allein der Amerikaserie gekauft werden wollen. Denn eines ist klar: Nur die komplette Serie in Regal und/oder Hirn macht wirklich Sinn. Auch Band 2 ist natürlich wieder liebevoll gezeichnet, knackig getextet und voll mit tugendhaften Lehren, sodass es zumindest von dieser Seite aus wieder nichts bei den Digedags zu bekritteln gibt. Klare Leseempfehlung, allerdings sollte man versuchen, an die Originalausgaben heranzukommen, wann immer es geht.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags am Mississippi“ – Amerikaserie, Band 2
Enthält die Mosaik-Hefte 156 bis 159
© 1979 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1874-3 (neu)

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Hegen, Hannes (Hrsg.) / Hegenbarth, Edith (Figurinen) / Dräger, Lothar (Text) – Digedags in Amerika, Die (Amerikaserie, Band 1)

Bereits zu DDR-Zeiten wurden die ursprünglich als Einzelexemplare erscheinenden, meist 25-seitigen |Mosaik|-Heftchen als Reprint-Sammelbände mit jeweils sechs „Digedags“-Ausgaben im Hardcover in recht überschaubarer Zahl herausgegeben. Nach dem Mauerfall stand zu befürchten, dass die Ost-Comic-Kultur sang- und klanglos von den westlichen Cartoons in die Vergessenheit gedrängt würde. Glücklicherweise hatte sich Herausgeber Hannes Hegen aber frühzeitig die Rechte an den Geschichten (Texte: Lothar Dräger) und Figuren (Edith Hegenbarth) gesichert, sodass der Verlag |Junge Welt| wiederbelebt werden konnte und 2005 eine Neuauflage der Digedag-Abenteuer unter dem neuen/alten Berliner Label herausbrachte.

_Die Digedags_

Ihre genaue Herkunft und Verbindung zueinander liegt etwas im Dunklen, es darf jedoch angenommen werden, dass es sich um Brüder handelt. Die drei kleinwüchsigen, offensichtlich männlichen Gestalten (Dig, Dag und Digedag) werden gelegentlich als Zwerge, Gnome oder Kobolde bezeichnet. Zumindest scheinen sie weder zu wachsen noch zu altern. Wobei Digedag eine Zeit lang in den Geschichten gar nicht auftaucht und erst später das Trio wieder komplettiert. Die Digedags begleiten die Menschheit mit Rat, Tat und Witz vom Römer- übers Mittelalter („Ritter Runkel“-Serie) bis ins Raketenzeitalter („Weltraumserie“). Dazwischen machen sie noch Station bei den großen Erfindern, in Amerika und besuchen nicht zuletzt auch kurz den Orient.

|Mosaik| geht bei fast allen Digedag-Serien einen deutschen Sonderweg bei der Vertextung, da sie nicht dem klassischen Stilmittel der Sprechblase, sondern der Bildunterschrift folgen. Das lässt unter anderem mehr Platz für die zeichnerische Gestaltung der Panel. Das ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig – allerdings nicht allzu lange und wird heute gern unter den Begriff „Graphic Novel“ vermarktet. Die Figuren selbst sind stark cartooniert – sprich: überzeichnet – dargestellt, das gilt insbesondere für die Hauptcharaktere. Dig ist klein, dunkelhaarig und insgesamt knubbelig, Dag etwas größer, blond und untersetzt, während der spitznasige Digedag eher hager und rothaarig daherkommt. Gewieft und pfiffig sind alle drei.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie startete schon 1979 und liest sich heute noch genauso flott wie damals. In der letzten (7.) Edition von 1989 bestand der gesammelte Amerika-Zyklus (Mosaik-Hefte Nr. 152 bis 211) aus zehn Bänden zu je etwa 150 Seiten, die Neuauflage von 2005 streckt die Serie auf deren fünfzehn, da man hier ganz stringent eine Seitenzahl von ziemlich genau 100 pro Band im Auge hat, was konkret vier Hefte/Kapitel pro Band bedeutet. Die Amerikaserie spielt zeitlich im Rahmen des amerikanischen Bürgerkriegs (1860 – kurz vor Ausbruch bis fast zu seinem Ende 1865) und greift dabei explizit die Sklaverei-Problematik auf, nimmt aber auch andere gesellschaftliche Klischees der noch jungen USA ironisch aufs Korn. Die Amerikaserie gehört noch zu jenen, die ohne Sprechblasen auskommen und quasi untertitelt sind.

_Band 1 – Die Digedags in Amerika (Mosaik 152 – 155)_

Auf ihrer Zeitreise machen die Digedags Station inmNew Orleans des Jahres 1860. Hier finden sie Anstellung als Reporter beim „New Orleans Magazine“, einer der beiden großen Tageszeitungen der Mississippi-Metropole. Ihr Chef Mr. Potter ermutigt sie ganz gern dazu – wie zu dieser Zeit üblich -, jede Meldung etwas aufzubauschen, damit man der Konkurrenz vom „Courier“ etwas voraus hat – aber genau das wird eine Kette von Ereignissen auslösen, die erst fünf Jahre später endet und die Digedags quer über den (nord- sowie süd-)amerikanischen Kontinent reisen und dabei allerlei haarsträubende Abenteuer erleben lässt.

Doch noch ahnen die drei von alledem nichts, als sie die unbedachte Erwiderung des verärgerten Flussschiff-Kapitäns Jonathan Joker über den Zustand seiner alten „Mississippi Queen“ zur Herausforderung zum Schiffsrennen hochspielen. Das wäre an sich nicht der Rede wert, handelte es sich bei der unfreiwilligen Herausgeforderten nicht um das moderne Luxusschiff „Louisiana“. Einmal die (falsche) Meldung über die beiden Tageszeitungen ins Rollen gebracht und hochgejubelt, können beide Kapitäne nun nicht mehr zurückrudern, will jeder von ihnen das Gesicht wahren. Somit kommt es tatsächlich zu einem offiziellen Rennen von New Orleans stromaufwärts nach Baton Rouge. Preisgeld: 10.000 Dollar. Ein kleines Vermögen – zumindest für die Jokers.

Die Digedags haben ein schlechtes Gewissen und entschließen sich dazu, der sympathischen Familie bei ihrem Kampf David gegen Goliath tatkräftig an Bord beizustehen. Immerhin haben sie Käpt’n Joker erst in diese missliche Lage gebracht, sich mit seinem vergleichsweise alten Eimer gegen den technisch sicher haushoch überlegenen Raddampfer zu messen. Zweifelsfrei ist er jedoch einer der besten Lotsen, welche den Mississippi je befahren haben. Die Fachwelt räumt Joker durchaus einige Chancen ein, denn niemand kennt den launischen Fluss besser als er. Sollte die betagte „Queen“ nicht in die Luft fliegen, da ihr Kessel genauso alt und überholungsbedürftig ist wie der ganze Rest des Schiffes, scheint ein Sieg zwar immer noch höchst unwahrscheinlich, aber nichtsdestoweniger möglich.

_Eindrücke_

Wie bereits erwähnt, mutet das Lesen eines Comics ohne Sprechblasen zunächst einmal etwas seltsam an. Haben sich Auge und Hirn einmal damit angefreundet, findet man den Stil sogar höchst angenehm, gewährt er doch auf jeden Fall einen freien, unverstellten Blick auf das liebevoll gestaltete Artwork. Zwar sind insbesondere die Figuren klar als Karikaturen ausgelegt, dennoch sind die Zeichnungen – speziell die der Backgrounds – detailliert und spiegeln die Welt des Mississippi aus der Zeit eines Mark Twain schön und stimmungsvoll wider – inklusive gelegentlich rauchender Colts, allerdings sind auch solche Szenen stets unblutig und haben etwas Komisches an sich. Die Bildersprache ist verspielt, durchaus für Kinder geeignet, wirkt aber alles andere als kindisch oder gar kitschig. Jedes Lesealter kann aus Bild und Text unterschiedliche Stufen an Witz und Ironie herauslesen.

Apropos Ironie. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass es sich hierbei um einen Ost-Comic handelt, der sich mit der Geschichte des intimsten aller Klassenfeinde auseinandersetzt: den USA. Umso erfreulicher, dass trotz aller kleinen Seitenhiebe gegen den American Way of Life der Ton der Geschichte stets politisch ungefärbt und neutral bleibt. Versteckte Indoktrination und verbrämte Sozialismuslehren findet man in der Amerikaserie überhaupt nicht. Lediglich Generaltugenden wie Wissen, Fleiß, Mitleid und Gerechtigkeit werden groß geschrieben. Das ist ein weiterer Punkt auf der Liste, warum die Digedags auch heute noch pädagogisch durchaus gehaltvoll daherkommen. Zeitlos sind sie eh – nicht nur als Charaktere, welche durch die Menschheitsgeschichte reisen, sondern auch ihre Geschichte(n) selbst.

Manche (erfundenen) Personen- und Ortsnamen lassen erkennen, dass Texter Lothar Dräger offensichtlich einen sehr feinen Sinn für Wort- und Sinnspiele besitzt und sich zudem recht gut mit dem amerikanischen Bürgerkrieg bzw. dem Drumherum auskennt. Denn wenngleich die Story natürlich fiktiv ist, so halten sämtliche historischen Eckdaten und Orte prinzipiell auch einem zweiten kritischen Blick stand. Leider hat die 2005er Neuauflage gerade die Auftakt-Geschichte besonders gebeutelt. Durch die Einführung der 100-Seiten-Grenze erfährt der (neue) Leser leider nicht den Ausgang des spannenden Schiffsrennens. Die Ausrichtung auf vier Einzelhefte schneidet das Rennen entzwei. Das Finale und der Auftakt zum eigentlichen Abenteuer findet erst in Band 2 statt: „Die Digedags am Mississippi“.

Was uns unweigerlich zur neuen Aufteilung bringt. Diese ist mit insgesamt 15 Bänden ebenso unglücklich wie die Preisgestaltung von 12,95 €uro pro Band. Es handelt sich zwar um ein kleines Independent-Label, und Kleinauflagen sind sicher teuer, doch neue Publikumsgebiete (grade vielleicht auch im Westen) wird man so nicht ohne weiteres erschließen können. Die bisherige Altersstruktur bei den Digedags-Fans gibt beredt Zeugnis davon: fast ausschließlich (N)Ostalgiker, welche die Serie(n) noch von früher kennen. Was schade ist, denn die Comic-Geschichten sind unterhaltsam, schön gestaltet, pointiert getextet und transportieren stets eine tugendhafte sowie zeitlich unbegrenzt gültige Message mit sich. Dabei kommen sie – um es mit „Kraftwerk“ auszudrücken – ohne „Boing“, „Peng“, „Bumm“ und „Tschak“ aus.

_Fazit_

Die Digedags hätten es verdient, mehr gelesen zu werden. Der neue Band eins der Amerikaserie ist da sicherlich nur ein Appetizer – leider, ohne die zweite Hälfte der Anfangsgeschichte, aber eben ein unvollständiger. Wer die komplette Serie kompakter und besser aufgeteilt haben möchte, sollte zur alten DDR-Ausgabe greifen, welche allerdings nur noch im Antiquariat bzw. von Privat erhältlich ist. Mit etwas Glück bekommt man die alten zehn Bände zusammen und das wahrscheinlich sogar günstiger als die fünfzehn neu aufgelegten für insgesamt rund 195 Euro. Für die Fast-Raritäten muss man aber auf jeden Fall längere Suchzeiten einplanen, scheinbar trennen sich Kenner nur sehr ungern von ihnen. Verständlich.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags in Amerika“ – Amerikaserie, Band 1
Enthält die Mosaik-Hefte 152 bis 155
© 1979 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1873-5 (neu)
ISBN: 3-7302-0686-9 (alte DDR-Ausgabe, Fast-Rarität)

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Jochen Malmsheimer – Halt mal, Schatz. Alles über Planung, Kiellegung, Stapellauf und Betrieb eines Babys

Grade beim oft zu Unrecht als „Hechel-Seminar“ geschmähten Geburtsvorbereitungskurs wird werdenden Eltern gern die ein oder andere sinnvolle Literatur ans nervös pochende Herz gelegt. Dass die Damen von der hebenden Zunft allerdings doch mehr Humor und Selbstironie besitzen, als man ihnen gemeinhin zugesteht, bewies der dort in Form eines thematisch zum Kurs passenden, von CD vorgespielten Ausschnittes eines Comedy-Bühnenprogramms, zu welchem auch eine entsprechende Print-Version existiert. Mit dem vielsagenden Titel: „Halt mal, Schatz – Alles über Planung, Kiellegung, Stapellauf und Betrieb eines Babys“ präsentierte der (leider!) fast ausschließlich im Ruhrpott bekannte Kabarettist Jochen Malmsheimer 2002 im |Knaur|-Verlag sein erstes und bislang einziges Buch über die Freuden und Leiden des Kinderkriegens und -habens.

Zum Autor

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Vankin, Jonathan / Whalen, John – 50 größten Verschwörungen aller Zeiten, Die

Verschwörungen. Wer kennt und liebt sie nicht? Die oft phantasievollen Backgroundstorys und Was-wäre-wenn-Theorien zu mehr oder weniger großen Ereignissen, die eine alternative Wahrheit preisgeben, die jedoch oft nicht zu beweisen ist und nur auf widersprüchlichen Indizien beruht, welche nicht zur allgemein vertretenen Meinung passen. Nun, manchmal sind sogar offizielle Darstellungen und lieb gewonnene Lehrbuchmeinungen, an die man sich so gern klammert, hanebüchener und spekulativer, als jede konspirative Theorie es je sein könnte.

Der unumstrittene Vorteil von Lehrmeinungen: Sie werden von der breiten Masse jedoch als wahr anerkannt und akzeptiert. Wie das so ist im Leben, hängt die wahrgenommene Realität beinahe ausschließlich von unserem eigenen Standpunkt ab und dem, was uns als „wahr“ auch von dritter Seite suggeriert und zuweilen – etwa durch die Massenmedien – regelrecht eingetrichtert wird. 50 der beliebtesten und sich hartnäckig haltenden Komplotte und Intrigen haben die Autoren Vankin und Whalen zusammengetragen und kommentiert.

_Zum Inhalt_

Die Spanne der geschilderten, nie zufrieden stellend geklärten Vorfälle reicht buchstäblich von Akte X bis Zion. Den Schwerpunkt und Born nie enden wollender Geheimniskrämerei und mutmaßlicher Verstrickungen liefert (wer auch sonst?) die CIA. Das mag zum einen daran liegen, dass der US-Geheimdienst praktisch überall seine Finger im Spiel haben soll. Zumindest wird ihm das ja – von JFK bis Monicagate – gerne unterstellt. Zum zweiten liegt es daran, dass das Autorenteam aus den USA stammt. Da sind solche CIA-Themen natürlich präsenter als die Machenschaften von Geheimdiensten und -kulten des alten Europa. Gegenüber der Originalausgabe wurde vom |HEEL|-Verlag (wo das Buch zuerst erschien) die deutsche Fassung unverständlicherweise um 20 Theorien gekürzt, dort sind es ganze 70.

Dennoch finden sich hier auch Kuriositäten mit Rang und Namen aus anderen Teilen der Welt. Etwa das Mysterium des Turiner Grabtuchs, die niederländische Bilderberger-Gruppe, die Illuminati um Adam Weishaupt, die Freimaurer (und in diesem Kontext auch Jack the Ripper), die Prieuré de Sion, der nationalsozialistische Thule-Orden um Heinrich Himmler und Adolf Hitler, und nicht zuletzt der tragische Tod von Prinzessin Diana. Die Roswell-UFO-Legende nebst den „richtigen“ MIB (Men in Black) darf selbstverständlich auch nicht fehlen, ebenso wenig natürlich wie JFK und auch das Lockerbie-Attentat. – ein kunterbuntes und illustres Gemisch. Hier ist fast alles vertreten, was die moderne, konspirative Gift- und Gerüchteküche eben hergibt.

_Eindrücke_

Heute wäre die Liste um ein paar entscheidende Punkte länger. Die Autoren konnten jedoch kaum ahnen, dass im Jahr 2001 mit den Terror-Anschlägen einige ihrer hier behandelten Verschwörungstheorien regelrecht zu kumulieren scheinen. Zum Nine-Eleven gibt es übrigens seit 2006 ein eigenes Buch von Vankin und Whalen. Es ist schon interessant zu lesen, dass bereits vor Ground Zero & Co. immer wieder die gleichen Namen, Gruppierungen und Zusammenhänge Erwähnung finden und wie weit manch eine der unterstellten Seilschaften mächtiger Menschen und Organisationen zurückreicht. Bemerkenswerte Parallelen mit dem verhängnisvollen Nine-Eleven tun sich auf, und das bereits einige Jahre vorher. Die Erstveröffentlichung des Buches fand 1995 statt, die letzte überarbeitete Ausgabe datiert auf 1998.

Logischerweise reichen die sicher nicht immer ganz ernst gemeinten Recherchen und verschmitzten Kommentare zu den 50 „beliebtesten“ Verchwörungstheorien auch nur bis zu diesem Jahr. Dabei werden offizielle Darstellung und die Gerüchteküche für jeden der streiflichartig behandelten Vorfälle munter durch bissige Einschübe miteinander vermengt. Eher humorvoll präsentiert sich der Stil, doch das kann nicht davon ablenken, dass die Autoren im Kern durchaus richtige und kritische Fragen stellen. Rein psychologisch ist es übrigens sehr geschickt, dies in Frageform zu gestalten; so gerät man weniger in die Schusslinie des vermeintlichen Establishments. Wer zu strittigen Themen nur „mal dumm“ fragt, der verbrennt sich die Zunge weniger als jemand, der seine Meinung im Imperativ formuliert.

_Fazit_

Dank der flockigen Schreibe bietet das ursprünglich im |HEEL|-Verlag erschienene und bei |Area| neu aufgelegte Buch einige vergnügliche Lesestunden, kann und will aber dem mündigen Leser weder das Denken noch das eigene Recherchieren abnehmen. Das heißt, wenn dieser sich annähernd für den ganzen Geheimniskram interessiert. Was bleibt, ist ein nicht besonders aktueller Überblick über 50 populäre Verschwörungstheorien, dem allerdings gegenüber dem amerikanischen Original ganze 20 (!) zum Teil sehr skurrile Themenkomplexe fehlen, welche leider nicht in die deutsche Version übernommen wurden – warum auch immer.

|Originaltitel: The 70 Greatest Conspiracies Of All Time, Citadel Press 1995|

Barber, Richard – Heilige Gral, Der. Die Geschichte eines Mythos

Im Zuge des Erfolges von Dan Browns „The da Vinci Code“ (dt: [„Sakrileg“), 1897 welcher nun auch mit allerhand Stars besetzt verfilmt wurde, lodert auch das Interesse der Öffentlichkeit am Gral und seiner Legende wieder hoch. Gemeinhin nennt man den Gral (und die Suche nach ihm) in einem Atemzug mit König Artus und seiner Tafelrunde, den Tempelrittern, den Freimaurern und stellt ihn häufig als höchst okkulte Reliquie dar, doch sind die historischen Quellen über die Natur des Grals eher spärlich und vage. Richard Barber fasst tausend Jahre Gralgeschichte zusammen – von seinem ersten Auftauchen in der Literatur um 1190 herum bis zu den modernen Mythen.

_Zum Inhalt_

Vieles ist in die Gralgeschichte bis heute hineininterpretiert worden, doch zurück geht die Erzählung auf Chrétien de Troyes, der im Mittelalter damit das Genre des (Artus-)Ritterromans schuf. Die ursprüngliche Fassung ist recht kurz und Chrétien wird diese schwer moralinsaure Fabel auch nicht vollenden, da er vorher verstirbt. Wie das oft so ist, tragen solcherlei unvollendete Werke gerne zur Legendenbildung bei und Trittbrettfahrer finden sich, welche den Faden gerne aufnehmen und weiterspinnen. In diesem Fall folgen dem Garn drei „Fortsetzungen“ bzw. Alternativversionen, die im Kern mit der Urfassung halbwegs übereinstimmen. Zumindest eine kann man ganz sicher Robert de Boron zuordnen, einem Zeitgenossen Troyes.

Kurzum: In einem Zeitraum von 50 Jahren entsteht das Grundgerüst, wobei Rahmenbedingungen und Personen in etwa gleich bleiben, jedoch anderes stark differenziert und in der Folge kräftig ausgeschmückt wird. Es ist nicht einmal wirklich sicher, welche Gestalt der Gral nun eigentlich innehat. Von einer Schale über einen Kelch bis hin zu einem (Edel-)Stein ist alles möglich. Auch seine Funktion ist nicht bei allen Autoren gleich. Zumeist erfüllt er die Aufgabe als Füllhorn mit Heilkräften, meist begleitet von einer geheimnisvoll blutenden Lanze. Der deutsche Dichter Wolfram von Eschenbach nimmt sich des inkonsistenten Stoffes später an und schustert daraus seinen „Parsival“ zusammen. Diese Gralgeschichte dürfte das bekannteste und originellste Spin-off sein.

Im Laufe der Zeit wird aus dem Gral dann endgültig ein Kelch, mit welchem Joseph von Aritmathia Jesus‘ Blut auffing und aus der Lanze jene des Longinus, des römischen Soldaten, der Jesus am Kreuz damit in die Seite stach. Von dort an haftet der Gralslegende die christliche Auferstehungssymbolik dauerhaft an, wenngleich das in den Urfassungen so überhaupt nicht vorkommt. Das alles hat sich bis heute aber am deutlichsten in dem Mythos erhalten. Dabei hat der Gral an sich eine eher säkulare (wiewohl auch religiöse) Basis und ist trotz der später mit ihm verknüpften katholischen Eucharistie eigentlich komplett außerhalb der Kirchenlehre angesiedelt. Dennoch ist er sein nunmehr fast 1000 Jahren ein mächtiges Symbol der Frömmigkeit.

Letztlich steht er in den Rittererzählungen für die alte Weisheit „Der Weg ist das Ziel“ und dient zum Beispiel dadurch besonders den Rittern Camelots als Triebfeder für ihre edlen Taten, denn nur jene, die reinen Herzens sind, bekommen ihn je zu sehen. bzw. dürfen in sein Mysterium eintauchen. Der heute noch aus den Geschichten bekannte Ritter Lancelot etwa kann genau das nicht, obwohl er einer der trefflichsten Ritter seiner Zeit ist. Seine verbotene Liebe zu Artus‘ Ehefrau Guinevere ist der Hemmschuh, den er auch niemals überwinden wird. Es ist Sir Galahad, der den Gral zu guter Letzt findet, in ihn schauen darf und dann selig verstirbt. Daraufhin entrücken die himmlischen Mächte den Gral von Erden. So weit die prosaischen Sagen.

_Eindrücke_

Barber gliedert sein Buch beinahe chronologisch und beginnt mit der Urfassung Chrétien de Troyes, bevor er sich auf die moderneren Interpretationen des Stoffes einlässt. So bekommt man einen guten Einblick in die Entstehungsgeschichte des Mythos. Dabei ist es manchmal gar nicht leicht festzustellen, wer bei wem und wann abgekupfert hat respektive beeinflusst wurde. Lediglich bei Wolfram von Eschenbach und auch bei der musikalischen Version Richard Wagners kann man da ziemlich genaue zeitliche Rahmen festlegen und von ihnen weiß man auch noch einiges aus deren Vita. Bei Informationen über Chrétien, Boron und Mantisse und deren Beweggründen sieht’s dagegen finster aus. Mittelalter eben.

Doch nicht nur die klassischen Werke über den Gral werden behandelt und akribisch gegenübergestellt, es kommen auch die moderneren Mythen und Geschichten über ihn und seine Natur zu Ehren. Etwa die oft kolportierte – aber recht wackelig argumentierte – Verbindung von Rosenkreuzern, Templern und Freimaurern zum Gral. Sachlich pflückt Barber diese Thesen auseinander, lässt aber den betreffenden Autoren der oft hochspekulativen Populärwissenschaft noch Luft zum Leben und räumt ein, dass durchaus ein Körnchen Wahrheit in deren Recherchen stecken kann, dass aber leider allzu häufig der Wunsch Vater des Gedanken ist und nicht etwa belegbare Quellen.

_Fazit_

Ein fundiertes, undogmatisches und polemikfreies Sachbuch zu rund einem Jahrtausend Geschichte und Mythos um den heiligen Gral. Man sollte in Sachen Fremdwörtern jedoch sattelfest sein, denn Barber schwelgt darin offensichtlich gern. Geschichtliches Hintergrundwissen ist ebenfalls nicht verkehrt, jedoch nicht Voraussetzung; man findet auch so den Zugang recht schnell. Bei aller Faszination ist der Text allerdings recht trocken und ein Querlesen zwar nicht unmöglich, jedoch auch nicht grade empfehlenswert.

|OT: „The Holy Grail. Imagination and Belief“
Penguin Books Ltd., 2004
Deutsche Ausgabe: Patmos Verlag / Düsseldorf, 2004
Übersetzung: Harald Ehrhardt
416 Seiten Hardcover mit S/w-Illustrationen|
http://www.patmos.de

Arthur, Robert – Die drei ??? und der seltsame Wecker

Die mittlerweile rund 130 Bände umfassende ???-Reihe groß vorzustellen, erübrigt sich eigentlich, denn fast jeder Jugendliche bis hin zum Enddreißiger (die ganz besonders) dürfte mit den drei Junior-Detektiven Justus, Peter und Bob, genannt: „Die drei Fragezeichen“ aus dem fiktiven Kaff Rocky Beach bei Los Angeles irgendwie, irgendwann und irgendwo schon mal in Kontakt gekommen sein. Sei es in Buchform oder aber der hierzulande wesentlich erfolgreicheren Hörspielserie von |EUROPA|, welche den aktuellen Buchveröffentlichungen derzeit etwas hinterher hinkt. Der „Seltsame Wecker“ aus dem Jahre 1968 führt uns ganz weit zurück in eine längst vergangene Ära, hin zu den Anfängen des Trios. Aus der Feder des Schöpfers selbst stammt jener 4. Fall.

_Zur Serie_

In den USA wurden die „Three Investigators“ nach 56 Bänden eingestellt, in good ol‘ Tschörmanie leben sie dank motivierter Autoren weiter. Ende offen. Die Bücher haben fast alle ein Format von 128 bis 130 Seiten, mit wenigen Ausnahmen, und erscheinen seit jeher bei |Franckh-Kosmos|. Während die alten Originalausgaben zum Teil richtig was wert sind, bekommt man die (lizensierten Reprint-)Taschenbuchausgaben bereits für moderate 6 Euro. Neuerscheinungen kosten 7,95 Euro und sind grundsätzlich Hardcover.

Alfred Hitchcock wird oft fälschlich als Autor oder zumindest als Herausgeber angegeben, dabei hat er nur insofern mit der Serie zu tun, als dass er Ende der Sechzigerjahre seinen zugkräftigen Namen für die von Robert Arthur ersonnenen Geschichten spendierte. Gegen Lizenzgebühren versteht sich. Im Laufe der Reihe verschwanden seine – früher obligatorischen – Gastauftritte als Mentor (und Moderator) der drei Schnüffelnasen immer mehr und schließlich komplett.

Seit Frühjahr 2005 ist die Lizenz zudem endgültig ausgelaufen und die drei Fragezeichen erscheinen seither ganz ohne den Hitchcock-Namenszug und ohne sein Konterfei. Da sich die Serie seit Jahren quasi fest in deutscher (Autoren-)Hand befindet, ist das Fehlen Hitchcocks und „seiner“ oft verschmitzten Kommentare und Zwischenbemerkungen kein Beinbruch – zu den Klassikern der Serie gehören sie aber untrennbar – zumal die jüngere Lesergeneration eh nicht viel mit dem einstigen Kult-Regisseur verbindet.

_Zur Story_

Bekanntlich betreibt Justus‘ Onkel Titus den wohl bekanntesten Trödelladen (böse Zungen nennen das „Gebrauchtwaren-Center T. Jonas“ auch respektlos: „Schrottplatz“) der Westküste und kauft so ziemlich jeden kuriosen Tand auf, der ihm angeboten wird. Diesmal findet sich dabei eine seltsame Uhr, die Justus‘ Interesse weckt. Eingestöpselt und auf „Wecken“ gestellt, gellt ein fürchterlicher Schrei durch Mark und Bein. Klar, dass so ein außergewöhnliches Gerät seine Neugier buchstäblich weckt und nach genauerer Untersuchung schreit. Da die drei Fragezeichen im Moment sowieso grade keinen Klienten haben, kommt so ein „spezialgelagerter Sonderfall“ sehr gelegen, um mental nicht einzurosten.

Über eine Gravur lässt sich auch recht schnell der Uhrmacher herausfinden, der dem Wecker das Schreien beibrachte. Es stellt sich heraus, dass diese Arbeit nicht die einzige Anfertigung für einen gewissen Mr. Clock gewesen ist. Dieser war offensichtlich ein Experte für Schreie in Hörspielen, als es noch kaum TV-Sendungen gab. Jener Schrei ist einer seiner eigenen, sehr berühmten aus dieser Zeit. Zudem ist er leidlich bekannt mit Alfred Hitchcock, der den dreien auch den Hinweis auf seine Identität gibt. Bert Clock jedoch scheint seit einiger Zeit verschwunden zu sein, er hinterließ seine ratlose, bei ihm im Haus wohnende Haushälterfamilie Smith, einen Raum voller schreiender Uhren und dazu noch eine höchst rätselhafte Botschaft.

Mr Clock muss ein seltsamer Vogel sein, denn seltsamerweise kennt Familie Smith ihn nicht unter seinem richtigen Namen, sondern als „Mr. Hadley“. Darüber hinaus hat man den Familienvater vor drei Monaten in den Knast geworfen, da in Clocks/Hadleys Haus drei gestohlene Gemälde gefunden wurden und die Indizien gegen Ralph Smith sprachen, der als Versicherungsvertreter in den fraglichen Häusern gewesen ist, die später beklaut wurden. Dieser allerdings beteuert seine Unschuld. Komischerweise verschwand gleich nach Auffinden der Bilder Mr Clock. Nicht ganz spurlos, denn die Fragezeichen wollen Rätselbotschaften und Wecker entschlüsseln und damit sogar eventuell Smith‘ Unschuld beweisen. Dabei entdecken sie, dass es noch weitere verschwundene Bilder gibt und dass sie nicht die Einzigen auf der Jagd danach sind.

_Eindruck_

Der bereits 1969 verstorbene Autor Robert Arthur ist gleichzeitig der wirkliche Erfinder der drei Detektive. Zeitlich ist der Fall direkt hinter „Gespensterschloss“, „Flüsternde Mumie“ und „Fluch des Rubins“ einzuordnen – demnach also Band 4; wiewohl es bei den Büchern keine feste Nummerierung gibt. Auf die vorgenannten Geschichten wird stellenweise Bezug genommen, jedoch nur ganz kurz, sodass man die Bücher nicht gelesen haben muss, um den „Wecker“ zu verstehen. In diesem Band präsentiert Arthur auch erstmals einen der hartnäckigsten Gegenspieler im ???-Universum überhaupt: Messieur Victor Hugenay, den Gentleman-Kunstdieb aus Fronkreisch. Er und sein ünvergleischlischer Akzent werden den drei Junior-Schnüfflern im Laufe der Serie noch häufiger unangenehm aufstoßen.

Darüber hinaus enthält der „Seltsame Wecker“ auch sonst alle Elemente, welche die Serie weltweit zurecht so groß und beliebt gemacht haben. Insbesondere die Rätselsprüche, die (wie so oft) den Schlüssel zum Ermittlungserfolg darstellen, haben es in sich und laden zum Mitraten ein. Geschickt und weitgehend verlustfrei hat Übersetzerin Leonore Puschert die Rätselaufgaben vom Amerikanischen ins Deutsche transportiert. Das Buch ist in leicht verständlicher, zielgruppenfreundlicher Sprache verfasst (Kinder und Jugendliche 10+), doch manche Ausdrücke wirken – zumindest in den Auflagen von 1973 bis 1984 – etwas antiquiert und heute eher ungebräuchlich. Das tut der guten, spannend erzählten Geschichte jedoch in keiner Weise Abbruch. Wer’s moderner mag, greift zu den überarbeiteten Taschenbuch-Versionen, etwa von |dtv junior| und anderen.

_Fazit_

Zu Recht ein Meilenstein der Reihe, denn nicht nur ist es eines der allerersten, sondern gleichwohl eines der letzten Werke des Masterminds Robert Arthur vor seinem überraschenden Tod 1969. Mystery, Spannung, knackige Rätsel und ein guter Schuss Action sind die Zutaten, aus denen diese Vorzeigestory zusammengesetzt ist. Sie weiß auch nach fast 50 Jahren immer noch zu fesseln und eignet sich auch ganz hervorragend zum Einstieg in die Serie.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_
OT: „Alfred Hitchcock and The Three Investigators in the mystery of the screaming Clock“
Erzählt von Robert Arthur
Random House / New York, 1968
Franckh’sche Verlagshandlung / Stuttgart, 1973
Übersetzung: Leonore Puschert
Umschlaggestaltung: Aiga Rasch
ISBN: 3-4400-5213-3 (132 Seiten Hardcover Originalausgabe)
ISBN: 3-4237-0168-4 (125 Seiten dtv Junior Taschenbuch)

Die drei ??? und der magische Kreis (Band 27)

Die mittlerweile rund 130 Bände umfassende ???-Reihe groß vorzustellen, erübrigt sich eigentlich, denn fast jeder Jugendliche bis Enddreißiger dürfte damit irgendwie, irgendwann und irgendwo in Kontakt gekommen sein. Sei es in Buchform oder aber der hierzulande wesentlich erfolgreicheren Hörspielserie von EUROPA. Der „Magische Kreis“ stammt aus dem Jahre 1978 und wurde erst drei Jahre später auf den deutschen Markt gebracht. Es ist noch ein Buch der ersten Generation, vor dem großen Umbruch. Neue Bücher kommen seit Jahren ausnahmslos aus Deutschland, da die Serie in den USA nach dem 56. Band abgesetzt wurde.

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