Holly Black / Tony DiTerlizzi – Die Rache der Kobolde (Die Spiderwick-Geheimnisse 5)

Showdown: In die Höhle des Drachen

In diesem Buch werden die spannenden und kuriosen Abenteuer dreier Geschwister fortgesetzt. Sie kommen aus der Stadt, müssen sich aber mit den Wundern und Gefahren des Landlebens herumschlagen. Und natürlich mit Elfen und Kobolden, nicht zu vergessen!

Diesmal verschlägt es das Trio in die das Hauptquartier der Kobolde, wohin ihre Mutter verschleppt worden ist. Dies ist der abschließende Band der Serie.

Die Autoren

Tony DiTerlizzi ist ein mehrfach ausgezeichneter amerikanischer Illustrator von Kinder- und Jugendbüchern sowie Rollenspielbänden. Zu seinen Werken gehören Arbeiten für Bücher von Tolkien, Anne McCaffrey, Peter S. Beagle sowie für das Kartenspiel „Magic the Gathering“ und „Dungeons & Dragons“. Er lebt mit seiner Frau Angela und seinem Mops Goblin (= Kobold!) in Amherst, Massachusetts, einem recht malerischen Städtchen in Neuengland. Lebte nicht auch die Dichterin Emily Dickinson dort?

Holly Black wuchs laut Verlag in einem „alten viktorianischen Haus auf, wo ihre Mutter dafür sorgte, dass ihr die Geister- und Elfengeschichten nie ausgingen“. Ihr erster Jugendroman „Die Zehnte“ (2002) entwirft ein „schauriges Porträt der Elfenwelt“. Es wird von der American Library Association als „Best Book for Young Adults“ bezeichnet, eine gute Empfehlung für politisch korrekte Fantasy.

Holly lebt mit ihrem Mann Theo und einem „beeindruckenden Zoo“ in New Jersey.

Die bisherigen Bände heißen:

1) Eine unglaubliche Entdeckung
2) Gefährliche Suche
3) Im Bann der Elfen
4) Der eiserne Baum

Die Vorgeschichte

Die Zwillinge Simon und Jared ziehen mit ihrer älteren Schwester Mallory von New York City aufs Land, nachdem sich ihre Eltern haben scheiden lassen. Sie leben jetzt bei ihrer Mutter, die sich nun keine New Yorker Wohnung mehr leisten kann, aber zum Glück noch ein Domizil von ihrer Großtante Lucinda überlassen bekommt: Haus Spiderwick. Es sieht wie eine Ansammlung übereinander gestapelter Hütten aus, findet Jared. Und ist mindestens hundert Jahre alt.

Als Jared erkundet, wohin der Speisenaufzug führt, landet er in einem geheimnisvollen Zimmer, aus dem keine Tür hinausführt. An der Wand hängt ein Porträt seines ehrwürdigen Ahnen Arthur Spiderwick, und auf dem Sekretär liegt ein altes, vergilbtes Blatt Papier. Darauf steht ein Rätsel, und obwohl Jared eigentlich nicht der Bücherwurm der Familie ist, muss er sofort das Rätsel lösen.

Hoch oben im obersten Kämmerchen des Hauses landet er endlich vor einer großen Truhe. Er strengt seinen Grips an und findet darin ein Buch. Es ist das allerseltsamste Buch, das er jemals gesehen hat. Es handelt von Elfen: „Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum“. Das Wichtelmännchen Thimbletack, quasi der Hausgeist von Spiderwick, hat Jared ermahnt, das Buch schnellstens loszuwerden, doch der wollte nicht hören. Nun müssen alle die Folgen tragen.

Handlung

Als die drei Geschwister von ihrem Abenteuer mit den Zwergen zurückkehren, ist ihre Mutter verschwunden. Schon bald finden sie heraus, dass die Kobolde unter ihrem Anführer Mulgarath dahinterstecken. Mulgarath will das Zauberbuch von Arthur Spiderwick, um damit mehr Macht zu gewinnen.

Doch wie sollen sie es mit Mulgarath und seinen wehrhaften Untertanen aufnehmen? Sie brauchen Hilfe, und Jared weiß auch schon, von wem. Er bittet die Elfen, die Arthur in ihrem Reich jenseits unserer Zeit festhalten, dass er mit seinem Uronkel sprechen darf. Dafür muss er jedoch im Gegenzug den Elfen das verhängnisvolle Buch versprechen, das Mulgarath gestohlen hat. Arthur gibt ihm einen schlauen Tipp, wie den Kobolden beizukommen ist.

Doch wie kommen sie in die Festung Mulgaraths hinein? Jared lässt sich einen Trick einfallen und sich und Mallory von einem grünen Kobold namens Hogsqueal, den er schon kennen gelernt hat, „gefangen nehmen“. Während Hogsqueal seine „Gefangenen“ im Triumph in Mulgaraths Festung führt, schwebt hoch über ihren Köpfen Simon auf dem Greif Byron, um im Notfall einzuGREIFen.

Und das wird auch ziemlich bald nötig. Denn die Festung wird nicht nur von Kobolden bewacht, sondern auch von einem Drachen …

Mein Eindruck

In einem Abschlussband wie diesem ist es nur natürlich, wenn etliche Themen zu Ende geführt werden. Dazu gehört zum einen der ständig im Hintergrund vorhandene Arthur Spiderwick, der mit seinem Buch so viel Unheil angerichtet hat. Sein Schicksal erfüllt sich in einer Art Zeitreise, kommt er doch aus dem zeitlosen Elfenreich – eine Reminiszenz an die vielen Balladen um Menschen, die Zeit im Feenreich zubringen und sich bei ihrer Rückkehr wundern, warum die Leute so alt geworden sind. Doch Arthurs Schicksal ist zugleich schöner und schlimmer. Mehr sei nicht verraten.

Dann ist da das Thema der Eltern. Dass die drei Kinder diesmal ihre Mutter retten müssen, wurde bereits erwähnt. Leider ist diese Mutter gar nicht so richtig als eigenständiger Mensch zu erkennen: Sie verfügt über keine Eigenschaften, die über das Muttersein hinausweisen. Und zweimal stellt sie die dümmste aller Fragen: „Was ist hier eigentlich los?“ Als ob einmal nicht reichen würde.

Verblüffung herrscht natürlich, als Daddy auftaucht! Jeder hat geglaubt, dass er sich in Kalifornien befinde, doch ihn hier an der Ostküste vorzufinden, noch dazu auf einem Autoschrottplatz in der Mitte von Nirgendwo ist natürlich eine gewisse Überraschung. Statt sich zu wundern, freuen sich alle. Wirklich alle? Nein, der schlaue Jared traut der Sache nicht. Recht hat er. Denn Mulgarath ist ein ganz besonders fähiger Zauberer, der in die Herzen seiner Opfer schauen kann … Wie man sieht, gibt sich Jared nicht mit einer Heile-Welt-Familie zufrieden: Wenn schon Daddy und Mommy wieder zusammenkommen, dann bitteschön auf ehrliche, glaubwürdige Art und Weise.

Der Greif Byron musste in den bisherigen Episoden ein relativ nutzloses Dasein führen. In dieser letzten Episode kann er endlich zeigen, wozu es ihn gibt und was er draufhat: Er kann ganz besonders gut Drachen bekämpfen. Die grafische Darstellung dieses Zweikampfes dürfte jeden jugendlichen Fantasyfreund zufrieden stellen.

Illustrationen und Übersetzung

Die Spiderwick-Abenteuer erstrecken sich über fünf Bände, alle davon sehr schön illustriert und buchbinderisch wertvoll gestaltet (Fadenbindung – wo gibt’s das heute noch?). Der Illustrator Tony DiTerlizzi bedankt sich für die Inspiration dazu bei Arthur Rackham, einem der berühmtesten Zeichner für Kinderbücher aus der viktorianischen Ära. Rackham illustrierte beide Bücher über „Alice im Wunderland“ und natürlich auch „Grimms Märchen“ (sehr schön in der |Heyne|-Ausgabe).

Das klingt nach einem netten Bilderbuch, und das ist es auch. Es eignet sich wohl ab acht bis zehn Jahren – leider fehlt hier ein Hinweis vom Verlag. Mallory ist jedenfalls schon 13 und kann immer noch etwas mit dem Elfenbuch anfangen. Ältere Leser finden die Bilder vielleicht hübsch, aber die Handlung ist für sie wohl nicht so der Hit.

Diesmal ist Abenteuer immerhin 146 Seiten lang sind. Davon entfallen rund 30 Seiten auf Vor- und Abspann, und vom Rest wiederum etwa die Hälfte auf Illustrationen. (Der Abspann stellt noch einmal die Angehörigen der Bewohner von Spiderwick vor, sowie die Autorin und den Zeichner.) Kein Wunder also, dass ein Erwachsener solch ein Buch binnen einer Stunde gelesen hat. Die Sprache ist relativ einfach gehalten (aber nicht mehr so einfach wie am Anfang), und die Übersetzerin Anne Brauner hat das Original angemessen übertragen.

Unterm Strich

Viele Themen und Handlungsstränge finden im letzten Buch der Spiderwick-Serie ihren Abschluss. Und so ist das Buch mit einer Menge Spannung und Action gefüllt. Doch auch Familienangelegenheiten kommen nicht zu kurz und führen zu überraschenden Ergebnissen. Jared, der normalerweise sehr jähzornig reagiert, ist im Laufe der Abenteuer und Prüfungen ein kleines bisschen erwachsen geworden. Und so ist er am Schluss bereit, das unheilvolle Zauberbuch den Elfen zur Verwahrung zu übergeben. Daraufhin erlebt er eine Überraschung: Jemand traut ihm Verantwortungsbewusstsein zu! Möge es den jungen Lesern des Buches ebenso ergehen.

Wieder einmal gilt es, die solide und schöne Gestaltung des Buches hervorzuheben. Mich hat nur etwas erstaunt, dass der Verlag als Hintergrundfarbe ein abstoßendes Schiefergrau gewählt hat, das nicht gerade zum Kauf einlädt.

Gebunden: 144 Seiten
Originaltitel: The Spiderwick Chronicles 5: The Wrath of Mulgarath, 2004
Aus dem US-Englischen übersetzt von Anne Brauner.
ISBN-13: 9783570129227

http://www.spiderwick.de

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