Brooke Robinson – Die Dolmetscherin

Inhalt

Revelle Lee spricht 11 Sprachen und dolmetscht am Old Bailey in London – für Zeugen, Opfer, Angeklagte. Als sie bei einem Mord-Prozess mitbekommt, wie sich der Angeklagte erfolgversprechend verteidigt, verstößt sie gegen ihren eigenen Codex und verfälscht seine Aussage, damit der vermeintlich Schuldige verurteilt wird. Bald stellt sich heraus: Revelle hat versehentlich einen Unschuldigen ins Gefängnis gebracht. Und nicht nur das. Zudem ist jemand hinter ihr und ihrem Pflegesohn Elliot her. Sowohl das laufende Adoptionsverfahren als auch Revelle und Elliot geraten immer weiter in Gefahr, denn jemand weiß, was sie getan hat, und will Gerechtigkeit. Während Revelle alles daran setzt, ihren Fehler wiedergutzumachen, holt ihre Vergangenheit sie ein. Was auch immer sie tut, um Elliot und sich zu schützen, die unsichtbare Bedrohung kommt immer näher … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

“Die Dolmetscherin” ist ein intelligenter, tiefgründiger und einfallsreicher Psychothriller über eine labile und doch zähe Dolmetscherin. Ihre täglichen Kämpfe, die innerlichen wie äußerlichen, werden nuanciert, beklemmend sowie fesselnd geschildert. Ich habe das Buch in zwei Zügen verschlungen!

Nachdem Revelle beim Dolmetschen ein fataler Fehler unterlaufen war, handelte sie konsequent: Sie strich die betreffende Sprache aus ihrem Repertoire und war dankbar, dass ihre Verfehlung unentdeckt blieb. Jedoch quält sie seither ihr schlechtes Gewissen und sie hat ihr Selbstvertrauen verloren. In der Gegenwart versucht sie ihre unberechenbar eintrudelnden Dolmetscheraufträge mit ihrer neuen Rolle als alleinerziehende Mutter in Einklang zu bringen – während ihre Arbeit zunehmend zum ethischen Drahtseilakt wird.

Ich mochte Revelle. Ja, sie ist neurotisch und ich fand es zunächst befremdlich, dass ein labiler Single mit finanziellen Problemen und einem unbeständigen Job ein traumatisiertes Kind adoptieren will, mit fortschreitender Handlung wird das allerdings mehr und mehr nachvollziehbar…

Als sich bedrohliche Vorfälle in Revelles Leben häufen, die sowohl ihr Privatleben als auch ihren Beruf betreffen, wird sie hin und her gerissen. Sie bemüht sich Ruhe zu bewahren, pragmatisch zu sein, Lösungen zu finden, um schließlich doch immer wieder in einem Meer aus Paranoia, Panik sowie Schuldgefühlen zu versinken.

Dann erlaubt sie sich, im Namen der Gerechtigkeit, eine Verletzung ihrer Berufsehre. Aber gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht und als Revelle merkt, was sie angereichtet hat, verstrickt sich immer tiefer in selbstzerstörerische Täuschungsmanöver, um zu retten, was zu retten ist – spätestens ab jetzt wird es nervenzerreißend spannend!

Die Autorin

Brooke Robinson wuchs in Sydney, Australien, auf. Sie arbeitete in Australien und dem Vereinigten Königreich als Buchhändlerin, als Sachbearbeiterin für eine Universität und als Bühnenautorin. Eine Zeit lang schrieb sie auch Musik-Rezensionen und interviewte Rock Musiker für Streetpress-Magazine. “Die Dolmetscherin” ist ihr erster Roman. (Freie Übersetzung der Vita aus dem Englischen von: http://www.brookerobinsonwriter.com/bio)

Fazit:

Die Autorin seziert die ethischen Zwickmühlen, die das Leben der Protagonistin bestimmen, eindringlich, geistreich, schonungslos und sensibel gleichzeitig sowie absolut packend. Und die Auflösungen sind brillant: Unerwartet, originell, erschütternd – dabei restlos überzeugend!

E-Book: 368 Seiten
Originaltitel: The Interpreter
Aus dem Englischen von Alice Jakubeit
ISBN-13: 978-3-426-46675-9

www.doemer-knaur.de

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