Christopher Hinz – Paratwa (Paratwa-Trilogie 03)

Doppeltes Action-Finale der Trilogie

Paratwa sind gentechnisch konstruierte Killerwesen aus der Zeit der nuklearen und ökologischen Apokalypse zu Ende des 21. Jahrhunderts. Der erfahrene Jäger Gillian ist die letzte Chance der Menschen gegen die Ash Ock, die Elitekaste der Paratwa, die aus dem tiefen Weltraum kommen und die Erde für sich in Anspruch nehmen. An ihrer Spitze steht Sapph, die durch blutige Anschläge die Bewohner der Raumhabitate in Angst und Schrecken versetzt. Gillian tritt ihr entgegen – und dabei macht man eine merkwürdige Entdeckung: die Ash Ock sind nicht aus menschlichem Genmaterial gezüchtet, sondern außerirdischen Ursprungs. (Verlagsinfo)

Der Autor

Christopher E. Hinz (* 10. März 1951 in Reading) ist ein britischer Schriftsteller. Er ist am besten für seine Science-Fiction-Trilogie Paratwa bekannt. 1988 wurde sein Roman „Liege-Killer“ mit dem Compton Crook Award als bester Debütroman ausgezeichnet. (Quelle: Wikipedia.de)

Der PARATWA-Zyklus

Prequel: Binary Storm (2016)
• Killer aus dem Eis. Heyne 1997, ISBN 3-453-11902-9 (Liege-Killer. 1987).
• Ash Ock. Heyne 1997, ISBN 3-453-11903-7 (Ash Ock. 1989).
• Paratwa. Heyne 1997, ISBN 3-453-11904-5 (The Paratwa. 1991).

Hinz kehrte von Comic-Books zu SF-Romanen mit den Titeln „Spartan X“ (2012), „Refraction“ (2020) und „Starship Alchemon“ (2019) zurück.

Vorgeschichte

Vor 56 Jahren hätte der Killer-Paratwa Reemul fast di Menschheit ausgelöscht, die in den schwebenden Habitaten den Endkrieg anno 2099 überlebt hatte. Nur ein zweiter Paratwa konnte Reemul Paroli bieten: Nick und Gillian. Damals war Jerem erst zwölf Jahre alt, aber er spielte eine entscheidende Rolle im finalen Showdown Gillians mit Reemul. Heute wird Jerem als „Löwe von Alexander“ bezeichnet, ist ein offiziell anerkannter Pirat, ein „Costeau“, und sitzt als ihr Oberhaupt im Verwaltungsrat der Vereinten Kolonien.

Dieser Rat wird von mehreren großen Institutionen beherrscht. Da ist die nahezu allmächtige Öko-Tech unter Doyle Blumhaven, die unter anderem jede Art von Technologie kontrolliert, insbesondere auch jene, die auf der verwüsteten Erde zurückgelassen wurde. Da ist La Gloria de la Ciencia, ihr technologischer Gegenspieler unter Führung von Ines Hernandez, und da ist das Bankennetzwerk ICN und die Abgesandten von Militär, Sicherheitsdienst und Polizei. Alexanders Anträge, Gillian und Nick aus ihrer Stasiskapsel zu holen, werden immer wieder abgeschmettert – auch jetzt, obwohl es dazu einen konkreten Anlass gäbe.

Massaker

Auf der Station Honshu hat es am Shuttle-Terminal der Hauptstadt Yamaguchi ein Massaker gegeben. Zwei – ausgerechnet zwei – Angreifer attackierten die Passagiere, die ihre Shuttles zu anderen Kolonien nehmen wollten. Der eine Mann hatte vibrierende Dolche, der andere einen Turbostrahler. Sie nannten sich Brüder vom Orden der Birke, dessen Ideologie der Abwehr von Paratwa gilt. Weil aber die Rückkehr von Paratwas, die zum nächsten Stern unterwegs waren, derzeit erwartet wird, lässt sich das Massaker als Warnung einstufen. Alle außer Alexander und Ines Hernandez von der Ciencia scheinen den Vorfall nicht ganz ernstzunehmen, und das macht Alexander wütend.

Susan bedroht

Rätin Ines Hernandez hat eine Großnichte namens Susan Quint, die mitten in das Honshu-Massaker geraten ist. Die ehrgeizige Susan ist sehr auf ihre gesellschaftliche Stellung und ihren beruflichen Aufstieg bedacht und will sich keinen Fehler erlauben. Denn das wäre natürlich der Anfang vom Ende. Sie verschweigt der Polizei also, dass sie überhaupt dort gewesen sei. Und dass der Dolchmann sie möglicherweise erkannt hat, darf niemand unter keinen Umständen erfahren.

Sie ahnt daher nichts Böses, als zwei Kriminalbeamte vom Sicherheitsdienst der Öko-Tech an ihrer Tür auf Station Irrya klingeln, um ihr Fragen zu stellen. Sie behaupten, sie, Susan, sei beim Massaker von Yamaguchi anwesend gewesen. Das bringt Susan ins Schwitzen, aber als der eine in ihr Badezimmer eindringt und der anderen einen Wanzenspürer einsetzt, wird sie misstrauisch. Die beiden packen sie, und das ist ein Fehler. Sie rammt dem einen das Knie in die Eier und versetzt dem anderen einen Faustschlag ins Gesicht, dann verduftet sie – barfuß und im Bademantel.

Susan auf der Flucht

Susan flüchtet zunächst zu ihrer Großtante, und Ines Hernandez wiederum wendet sich an den Löwen von Alexander. Er pflegt seinen Öko-Garten, der glücklicherweise mit allen Antiabhörmaßnahmen ausgestattet ist, die es derzeit im 24. Jahrhundert gibt. Der Löwe sichert Susan Unterschlupf zu, denn Ines ist, nach mehreren Überprüfungen, sicher, dass etwas von den wirr erzählten Ereignissen wirklich stattgefunden haben muss. Dazu gehört das Honshu-Massaker, aber auch der Tod von zwei Beamten des Öko-Tech-Sicherheitsdienstes. Ines muss allerdings bald feststellen, dass Susan aus dem Krankenhaus geflohen ist.

Datenkrebs

Doch Ines hat noch jemanden im Schlepptau: Adam Lu Sang ist einer der fünfzehn Programmierer, die unbeschränkten Zugang zu den Archiven der Öko-Tech hat. Er berichtet, dass immer mehr Datenarchive und Programm unter einer Art Krebs leiden, der sie von innen heraus aushöhlt. Wertvolles Wissen der Prä-Apokalyptiker geht ständig verloren – in zehn Jahren werden es 95 Prozent sein! Der Datenlöscher muss von dritter Seite in das System eingeführt worden sein. Merkwürdig, dass Blumhaven, der Vorsitzende der Öko-Tech, dies nicht schon längst entdeckt hat.

Wiedergeburt

Dem Löwen ist klar, dass Adams Besuch wie auch sein Bericht ein eklatanter Bruch des Treueids an die Öko-Tech darstellen. Na, wenn schon. Viel wichtiger ist, was Adam als Lösung dieses Problems vorschlägt: Die Freisetzung von Nick, dem Programmierer, aus der Stasiskapsel, in der er seit 56 Jahren zusammen mit Gillian steckt. Beim Namen „Gillian“ wird der Löwe hellwach. Adam will Nick, der Löwe jedoch Gillian, einen ehemaligen Ash Ock, der zum Paratwajäger wurde. Zusammen könnten die beiden Männer genau die richtigen Leute sein, um den anstehenden Bedrohungen Paroli zu bieten.

Showdown

Nick entdeckt, dass der Datenlöscher von einem zweiten, viel älteren Programm namens „Freivogel“, beschützt wird. Zusammen mit Gillian durchforsten sie die Verbindungen, die zwischen den Opfern der Paratwa-Massaker bestehen, und stoßen auf eine Datenmanipulation: Alle Opfer hatten zuvor die Venus Corp., eine Tochter der CPG, besucht. Gillian stößt auf den Chef der Venus Corp.: es ist ein Paratwa. Doch er hat nicht nur einen telepathischen Zwilling, sondern zwei…

Susans Entdeckung

Susan hat sich an einen Priester der Reformierten Kirche erinnert, der ihr einst half, als sie durch den Tod ihrer Eltern zur Vollwaise geworden war. Nachdem sie ihm ihre irrsinnige Geschichte erzählt hat, erklärt Lester Mon Dama sie nicht für verrückt, wie Großtante Ines es tat, sondern hilft Susan, von der Kolonie herunter und hinab auf die Erde zu gelangen. Die Ökokriege sind schon fast 250 Jahre vorüber, doch die Region um den Ontariosee ist immer noch verseucht, besonders das Wasser.

Hier lebt Susan in einem Kloster, und nachdem Lester zu den Kolonien zurückgekehrt ist, nimmt sich der Abt des Klosters Susans an. Dies ist ein sehr anstrengender Mensch, findet Susan, denn er unterzieht sie ständig Prüfungen. Doch diese Test helfen ihr, ihre wahre Natur zu entdecken: Sie ist mehr als nur ein Mensch. Wie kann das sein, wundert sie sich. Und entdeckt, dass auch er etwas Besonderes ist, gerade eine Legende: ein Ash Ock aus grauer Vorzeit…

Handlung von „Paratwa“

Der Sicherheitsdienst ist Gillian, dem aus dem Tiefkühlschlaf geholten Killer, dicht auf den Fersen, denn Gillian und seine Komplizin Buff Boscondo haben auf dem Raumhabitat Sirak Brath drei Banditen mit einer Superwaffe getötet, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Doyle Blumhaven, der Leiter des SD, redet mit Jerem Marth, dem Anführer der Costeaus, die man früher als Piraten schmähte. Da ist er an der richtigen Adresse, denn der „Löwe von Alexander“ hat mit Gillian, Nick, dem Hacker, und Adam, einem IT-Experten der Öko-Tech, eine Verschwörung gebildet. Sie hat zum Ziel, die Paratwa-Killer zu bekämpfen. Was Blumhaven nicht weiß: Dieses spezielle Paratwa besteht aus drei statt zwei Paarlingen. Was Jerem nicht weiß: Blumhaven steckt unter einer Decke mit dem Ash Ock Colette, die eng mit Sappho zusammenarbeite.

Auf der Suche nach dem Waffenhändler Faquod auf Sirak Brath bemerken Gillian und Buff schnell, dass sie beschattet werden, vermutlich von Freiberuflern. Zuerst sprechen sie mit Faquod, der jedoch nicht zu verkaufen hat, ohne sich mit dem Sicherheitsdienst der Öko Tech anzulegen. Vielmehr ist er sehr interessiert an Gillians Superei. Gillian lehnt ab, dann wendet er sich seinen Beschattern zu: Sie lassen sich leicht austricksen. Doch ein dritter Mann begleitet sie, der sich Lester Mon Dama (s.o.) nennt und einen Gruß von einem gewissen Jalka überbringt: eine Glastafel mit umfangreichen Informationen und Anweisungen. Gillian beschließt sofort, Jalka, seinen früheren Meister, aufzusuchen: auf der Erde.

So kommt es, dass der Sicherheitsdienst der Öko Tech Gillian nicht vorfindet, als er zu Jerem Marths Domizil in der Wildnis kommt, um ihn wegen illegalen Waffenbesitzes festzunehmen. Der Inspektor erkennt zu spät, dass er selbst nur als Tarnung für einen Angriff eines Paratwa dienen soll. Mit den Energiewaffen des Paratwa werden alle Männer des SD, aber auch Jerems eigene Costeau-Wächter ausgeschaltet. Ihm bleiben nur noch Buff, Nick und Adam Lu Sang als Helfer. Adam beißt ins Gras, Nick wird verschüttet und Buff legt sich mit einem Paratwa-Paarling an. Am Ende kann Jerem heilfroh sein, dass ihn der zweite Paratwa-Paarling am Leben lässt. Nicht ohne eine eindringliche Botschaft von Sappho überbracht zu haben. Sie stellt ihn vor die Wahl, für sie zu sein und zu leben, oder gegen sie zu sein und zu sterben.

Ein Wiedersehen auf der Erde

Gillian mietet ein Shuttle und begibt sich auf die Erdoberfläche. Dabei folgt er den automatisch übertragenen Koordinaten, die ihm Lester Mon Dama für Jalkas Domizil gegeben hat. Gillians eigener, mit ihm verschmolzener Ash Ock Empedokles schaut gespannt zu, wie sich aus der Oberfläche des Atlantiks vor Brasiliens Küste eine gewaltige Struktur emporhebt – und das Shuttle wie ein Wal verschlingt. Erst in 3000 Metern Tiefe öffnet sich das Walfischmaul wieder und dockt an einer Art Gangway an.

Vorsichtshalber legt Gillian einen schützenden Kampfanzug an, bevor er diese Einrichtung betritt. Er kann die Luft atmen. Dem Geist seines Ash Ock, Empedokles, kommt die Umgebung irgendwie bekannt vor. Hier herrscht fortschrittlichste Technik des späten 21. Jahrhunderts. Hier wurden Experimente an menschlichen Wesen ausgeführt, und neue Menschen wurden gezüchtet: Paratwas. Zwei von ihnen erkennt Gillian, selbst ein Paratwa-Paarling, aus seiner Kindheit und Jugend wieder. Wie sehr er jetzt seinen verlorenen Paarling Katharina vermisst, wie ihm erneut bewusst.

All dies liegt natürlich in der Absicht des nun auftretenden Ash Ock, der sich Timothy, eine Reinkarnation des verstorbenen Aristoteles, nennt. Mit ein paar Worten hat er das konditionierte Unterbewusstsein Gillians gelähmt. Das erfüllt Gillian mit ohnmächtiger Wut. Aber er bekommt dafür ein verlockendes Angebot: Wie wäre es, wenn er einen neuen Paarling bekäme, der ebenfalls eine Frau ist? Gillian ertappt sich bei dem Wunsch, wieder vollständig sein zu können.

Als Susan Quint, die ebenfalls auf der Erde weilt (Band 2), von dem Ansinnen erfährt, sie zu einem Paratwa-Paarling zu machen, findet sie das Vorhaben absurd und den Vorschlag obszön. Aber hat sie eine Wahl? Wie sich herausstellt, ist die Vereinigung mit Gillian doch kein so schlechter Tausch für ihre Freiheit. Dumm nur, dass sie nun beide unter dem Kommando des Ash Ock Empedokles stehen. Dieser möchte sich Sappho, der Anführerin aller Ash Ock ausliefern. Ganz schlechte Idee, finden Gillian und Susan, denn sie möchten ihren Mitmenschen in den L5-Kolonien helfen statt sie den Ash Ock auszuliefern. Unbemerkt von Empedokles schmieden sie einen riskanten Plan…

Alarm im Rat

Die Flotte meldet dem Rat, zu dem auch der Löwe von Alexander zählt, einen Fremdkontakt. Noch ist das fremde Schiff weit draußen jenseits der Bahn des Jupiter, wo sich das Hauptquartier der Flotte befindet. Doch es handle sich keineswegs um die erwartete Flotte von Siedlerschiffen, die unter dem Kommando von Paratwa zurückkehren soll, sondern um etwas viel Größeres: Es ist 3400 Kilometer lang und mehr als 1000 Kilometer breit. Dies ist ein Alien-Raumschiff, und es kann nur einen Zweck haben: die Eroberung der Erde zwecks Besiedelung.

Dieses Schiff hat einen Vorboten geschickt, den Paratwa-Paarling Meridian. Der sagt, dass die Aliens sich „Os/Ka/Loq“ nennen. Sie hätten die Paratwa als Vorhut zur Erde geschickt, vor 300 Jahren. Diese Neuigkeit überrascht den Rat nicht mehr, denn inzwischen ist es zweien der Ratsmitglieder zusammenmit Nick gelungen, das Datenprogramm namens „Freivogel“, das Lester Mon Dama, einen Anhänger des abtrünnigen Ash Ock Aristoteles, bislang gehütet hat, ausfindig zu machen und vor der Löschung zu bewahren. Es enthält sämtliche Geheimnisse der Paratwa, soweit Aristoteles sie aufdecken konnte. Eines davon: Auf jeder L5-Kolonie haben die Paratwa auf Sapphos Geheiß tödlichen Virenbomben deponiert, die sie fernzünden können.

Als nun Meridian seine Forderung der Kapitulation und Unterwerfung unter die Os/Ka/Loq äußert, haben die Ratsmitglieder einen alternativen Plan in petto: Sie werden genau das vernichten, wonach es die Aliens im Raumschiff gelüstet, nämlich die Erde. Um zu zeigen, dass dies kein leerer Bluff ist, beordern sie die irdische Raumflotte, die eh schon eine Schlappe erlitten hat, zum Angriff auf die Erde. Auf einmal sieht sich Meridian in einer misslichen Lage. Als dann auch noch Sappho alias Colette Gandhi geschnappt und vor den Rat gebracht wird, spitzt sich die Krise zu…

Mein Eindruck

In diesem Abschlussband geht es den verschiedenen Figuren vor allem darum, die Geheimnisse der Paratwa und ihrer Herren, der Os/Ka/Loq, aufzudecken und zu ihrem Vorteil zu nutzen. Die Anhänger von Nick, darunter Ines und der Löwe von Alexander, gelingt es auf der Ebene der Datenarchive endlich das Programm „Freivogel“ ausfindig zu machen und den Inhalt seines Archivs zu lesen. Die Informationen sind schockierend, um es gelinde auszudrücken.

Als würden die Menschen nicht schon genug Schaden an ihrer Welt anrichten, tun nun auch die Paratwa unter der Leitung Sapphos ihr Eigenes, um die Erde in die Apokalypse von 2099 zu treiben. Ist der Planet erst einmal frei von Menschen, so ist nun der Weg frei für eine Neubesiedelung durch Aliens: die Os/Ka/Loq, die die Paratwa als Stoßtrupp vorausgeschickt haben, damit sie im Dschungel des Amazonas ein Brut- und Zuchtprogramm umsetzen. Heute würde dieses Zuchtlabors wohl nicht mehr unentdeckt bleiben, aber es findet ja immer eine Tarnung und ein bestechlicher Beamter, der ein illegales Labor dubioser Herkunft gewähren ließe.

Wie erwähnt, reist Gillian in ein zweites Labor am Grunde des Atlantik, das von Aristoteles betrieben wurde, bevor er abtrünnig wurde. Hier gibt es zahlreiche weitere Entdeckungen, darunter den einstigen Paratwa-Paarling Jalka, der sich nun Timmy nennt: Er hat in Ontario Susan Quint ausgebildet und dann hierher gebracht. Hier findet Gillian in Susan einen lang ersehnten Paarling – und in Empedokles leider auch einen neuen Monarchen, einen Ash Ock. Da er sich nun im Konflikt mit dessen Plänen sieht, muss er einen subversiven Plan schmieden, der sein Überleben und das von Susan sicherstellt. Ob das gutgeht, darf hier nicht verraten werden.

Wie man sieht, nimmt der Autor die gesamte Ökologie der Os/Ka/Loq und Paratwa sehr ernst und zeichnet detailliert ihren Aufbau, ihre Dynamik und die innewohnende Gefahr auf. So gelingt es ihm, die Paratwa und ihre Alien-Herren als reale, ernstzunehmende Bedrohung der restlichen Menschheit aufzubauen. Entsprechende konsequente Maßnahmen sind nötig, um einen so formidablen Gegner schachmatt zu setzen. Zum Glück haben die Ratsmitglieder die Achillesferse der Aliens entdeckt, und eine davon ist die Telepathie, die bislang die Paratwa zu so einer so schrecklichen Waffe hat werden lassen. Auf diese Weise kann eine Reaktion der Aliens auf die Ereignisse im Rat in Echtzeit erfolgen.

Diesem ersten Finale folgt ein detailliert eingefädeltes zweites Finale, in dessen actionreichem Verlauf das Ende des letzten dreifachen Paratwa, der Sappho unterstellt war, besiegelt wird. Als Kulisse dient eine große Skihütte, pardon: ein Chalet in einem Skigebiet, das auf der L5-Kolonie „Pocono“ liegt. Und Pocono war auf der Erde ein bekanntes Skigebiet in Colorado, USA, dem bekannteren Aspen recht ähnlich. Eine recht malerische Kulisse also; nur schade, dass im Schnee solch ein Blutbad angerichtet werden muss…

Die Übersetzung

Der Übersetzer hat einen guten Job gemacht, doch auch war nicht gegen die Tücken der Fipptehler und Dreckfuhler gefeit.

S. 49: „Es setzte sich und musterte sie neugierig.“ Die Rede ist aber von einem Er.

S. 200: „emotionalen Konstipationen“: Was hier so geschwollen daherkommt, ist nichts anderes als eine „Verstopfung der Gefühle“, falls so etwas möglich ist. Es beschreibt den Gefühlszustand von Corelli-Paul Gandhi, dem Eigner des Bankkonzerns CPG, der dem Rat einiges Kopfzerbrechen bereitet.

S. 209: „als käme sein wahres Selbst auf den Schatten der Beschränktheit in helles Tageslicht“: Satt „auf“ sollte es „aus“ heißen.

S. 223: „Das knopflose Jackett im Etonstiel“: Gemeint ist der STIL des Eton College in der Nähe von Schloss Windsor.

S. 283: „Er hatte vorgehabt, eine[r] von Susan Quints Eroberungen zu sein…“: Da die Eroberung aber weiblich ist, muss es „eine“ heißen.

S. 314: „auf den Suche nach Gillians Shuttle“: Es sollte korrekt „auf DER Suche“ heißen.

S. 358: „Physiologe“ statt „Physiologie“.

S. 380: „Cordus“ statt „Codrus“. Sollte Buchstabendreher sind häufig.

S. 392: Hier fehlt ein Wort: „mit jemand außerhalb [des] Kamerabereichs…“.

S. 514: „…der Himmel spie ein erneu[er]tes pfeifendes und heulendes Lärmen aus…“: Da es vorher noch kein „pfeifendes Lärmen“ gegeben hat, kann es auch nicht erneuert werden, sondern nur erneut anheben.

S. 527: Wieder fehlt ein Wort: „um den [zu] erwartenden Aufprall abzufangen“. Das Wörtchen „zu“ fehlt.

Unterm Strich

In Band 2 enthüllten die Ash Ock, die Monarchen der Paratwas, Schritt für Schritt ihren Masterplan: die biologische Vernichtung der Kolonien und die Errichtung eines Alien-Königreichs auf der alten, regenerierten Erde. Dieser Plan ist plausibel und nachvollziehbar, besonders wenn man die Rückkehr weiterer Paratwas von den Siedlerschiffen berücksichtigt. Nun werden die Karten neu gemischt. Ein neues Gleichgewicht ist herbeigeführt worden, neue Spieler tauchen auf dem globalen Spielfeld auf: die Os/Ka/Loq, die Herren der Paratwa, die nun die Erde in Besitz nehmen wollen, um eine Kolonie zu errichten, mit Menschen als Sklaven.

Im Abschlussband wird die Auseinandersetzung mit den Ash Ock und Paratwas endgültig entschieden. Es gibt ein doppeltes Finale, erst mit Sappho als Colette Gandhi und dann mit ihren drei Paratwa-Paarlingen, die quasi Amok laufen. Diese beiden Finali dauern etwa hundert Seiten. Die Verluste sind auf beiden Seiten hoch. Mehr darf nicht verraten werden.

Ich habe auch diesen dritten Band in kürzester Zeit verschlungen. Schon der Auftakt beginnt auf gefährlichem Gebiet mit einer Action-Szene. Als Gute-Nacht-Lektüre eignet er sich also nicht gerade. Und er setzt die Kenntnis der ersten beiden Bände voraus. Denn eine Personenliste sucht man hier ebenso vergeblich wie ein Glossar oder gar eine Art Weltraumkarte.

Hinweis

Wer das Cover dieses Buches auf die Seite kippt, entdeckt die Silhouetten von zwei Köpfen. Dies könnte die Dualität eines Paratwa-Paares symbolisieren. Der niederländische Illustrator Karel Thole hat hier mal wieder eines seiner Geniestreiche vollbracht.

Taschenbuch: 558 Seiten
Originaltitel: The Paratwa, 1991
Aus dem Englischen von Walter Brumm.
ISBN-13: 9783453119048

www.heyne.de

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