Cassandra Clare – City of Bones (Chroniken der Unterwelt 1)

Als die fünfzehnjährige Clary einen Abend mit ihrem besten Freund in einer Disco verbringt, wird sie Zeugin davon, wie drei Jugendliche einen Mord begehen. Was Clary aber neben dieser Tatsache weitaus mehr beunruhigt: Es scheint, als könnte außer ihr die drei Jugendlichen niemand sehen! Nach der Tat verschwinden die Jugendlichen spurlos. Erst später soll Clary erfahren, dass es sich bei ihnen um Dämonenjäger handelt, die dazu ausgebildet sind, Dämonen zu finden und zu töten.

Schon bald soll die ohnehin schon verwirrte Clary mehr erfahren: Ihre Mutter wird von Dämonen entführt. Und gleich darauf muss sie sich gegen einen der Dämonen behaupten und wird dabei verletzt. Jace, einer der Dämonenjäger, findet Clary und bringt sie ins Institut der Dämonenjäger, wo sie nicht nur verarztet wird, sondern auch wichtige Antworten auf ihre Fragen erhält. Dort muss Clary erfahren, dass ihre Mutter, die immer übervorsorglich war und von Fantasy rein gar nichts hielt, ihr verschwiegen hat, dass auch sie einst zu den Dämonenjägern gehörte und nach einigen schlimmen Ereignissen versucht hat, Clary von all dem fernzuhalten. Und nun wurde sie von dem bösen Dämonenjäger Valentin entführt, der durch Clarys Mutter an den Kelch der Engel gelangen will, welcher ihm ermöglichen soll, seine eigene Armee aus Dämonenjägern zu erschaffen. Denn Clarys Mutter war diejenige, die den Kelch versteckte.

Ohne zu wissen, wie sie das anstellen soll, ist für Clary eines klar: Sie muss ihre Mutter retten. Während Clary mithilfe von Jace und den anderen Dämonenjägern versucht, sowohl ihre Mutter zu finden als auch zu verhindern, dass Valentin an den Kelch der Engel gerät, kommen sich Clary und Jace immer näher, was nur noch mehr Probleme mit sich bringt …

Bei „City of Bones“ handelt es sich um ein typisches Jugendbuch im Bereich Fantasy: eine leicht verständliche, hier und da ein wenig unrealistische Geschichte mit viel Fantasie, vermischt mit viel Action und einer Prise Romantik. Doch obwohl „City of Bones“ genau diesem Grundmuster folgt, geht das Buch bei genauerem Hinsehen doch seine eigenen Wege und erzählt eine Geschichte, wie man sie in Jugendbüchern nicht oft findet. Die Story von „City of Bones“ ist eine Mischung aus faszinierender Urban Fantasy und einem Hauch Dark Fantasy. Mithilfe sämtlicher Kreaturen der Unterwelt, angefangen bei Vampiren und Werwölfen bis hin zu Zombies und schrecklichen Dämonenfürsten, wird in „City of Bones“ nach und nach nicht nur eine fantastische, sondern auch eine etwas düstere Atmosphäre aufgebaut, so wie man es nur aus wenigen Jugendbüchern kennt. Zudem gelingt es der Autorin hier sehr gut, eine düstere, aber gleichzeitig fantastische und vor allem passende Stimmung aufzubauen, sodass der Leser von der Lektüre schon nach den ersten paar Seiten gefesselt wird.

Cassandra Clare schafft es, aus einigen interessanten Ideen eine tolle Geschichte zu zaubern. Zwar bedient sich die Autorin vieler schon bekannter Ideen, doch trotzdem kann sie daraus eine neuwertige, interessante und fesselnde Geschichte basteln, bei der auf den ersten Blick kaum spürbar ist, dass kaum neue Ideen verwendet wurden, die man nicht schon irgendwann irgendwo gesehen oder gelesen hat. Und wenn, dann stört es einfach nicht. Sie kreiert eine einfache, aber außergewöhnliche Welt, in die der Leser schon nach kurzer Zeit hineingezogen und erst wieder freigelassen wird, sobald das Buch zu Ende gelesen ist.

Die Liebesgeschichte, die sich zwischen Jace und Clary anbahnt, scheint für Jugendbücher auf den ersten Blick recht typisch zu sein, entwickelt sich dann letztendlich aber ganz anders, als man es zuerst erwarten würde. Langsam kommen die zwei sich näher, sehr zum Leidwesen von Clarys bestem Freund Simon, der ebenfalls in Clary verliebt ist. Dennoch weiß der Leser nie, für wen sich Clary letztendlich entscheiden wird. Zwar sieht man ganz klar und deutlich, dass die Tendenz eher bei Jace liegt, doch dann kommen auch immer wieder Momente, in denen man meinen könnte, Clary entschiede sich doch noch anders. Dem Leser wird bis zum Schluss nicht verraten, wie die Sache zwischen Clary, Jace und Simon ausgehen wird, und am Ende des Buches kommt es zu einer Wendung, mit welcher der Leser nicht rechnen dürfte. So bleibt die Geschichte konstant spannend, und die Frage, wie sich die Dinge entwickeln werden, stellt sich der Leser bis zum Schluss.

„City of Bones“ spielt die meiste Zeit in Brooklyn, also in unserer realen Welt. Daran gibt es weiter nichts auszusetzen, nur gibt es eine Stadt namens Idris, in der nur die Dämonenjäger leben und die normale Menschen nicht sehen können. Ich hatte gehofft, dass wenigstens Teile des Buches in dieser Stadt spielen, doch das war leider nicht der Fall. So hat man leider nur recht wenig über de Stadt der Dämonenjäger erfahren. Man fragt sich nicht nur, wo Irdis liegt und wie man dorthin gelangt, sondern auch, ob es noch weitere solche Orte gibt, die für Menschen nicht zugänglich sind und wo diese zu finden sind. Genauso fragt man sich, wie die Dämonen aus den Parallelwelten in unsere Welt gelangen können. „City of Bones“ lässt noch viele weitere Fragen unbeantwortet, die hoffentlich im zweiten Teil, „City of Ashes“, geklärt werden.

Die Charaktere in „City of Bones“ sind allesamt nicht besonders tiefsinnig entworfen, aber dennoch interessant, sympathisch und glücklicherweise nicht zu oberflächlich. Alle Charaktere unterscheiden sich deutlich voneinander und jeder übernimmt eine bestimmte, typische Rolle: Jace ist der coole, sexy und starke Dämonenjäger, der den Mädchen den Kopf verdreht, Clary ist das Mauerblümchen und nicht besonders hübsch, aber verdreht trotzdem Jace den Kopf, Simon ist der typische Freak und Valentin das abgrundtief Böse, an dem man rein gar nichts Gutes finden kann. Etwas schade ist dabei natürlich, dass die Charaktere so einseitig sind, aber dennoch fällt das nicht zu negativ ins Gewicht, da man als Leser immer noch gut mit den Charakteren mitfühlen kann und sie trotzdem sehr sympathisch wirken.

Der Schreibstil von Cassandra Clare hat mir sehr gut gefallen. Sie formuliert alles sehr passend, nicht zu ausführlich und auch nicht zu knapp. Sie zieht viele schöne Vergleiche, welche die fantasievolle und düstere Atmosphäre nur noch unterstreichen. Das Einzige, was ich hier zu bemängeln habe, ist, dass einige für Jugendbücher typische Formulierungen vorhanden sind, die man gut hätte weglassen oder umschreiben können. An manchen Stellen stören diese Formulierungen ein wenig und führen dazu, dass man einige emotionale Momente in dem Buch nicht mehr ganz so ernst nehmen kann, wie man es gerne möchte. Doch im Allgemeinen ist der Schreibstil in „City of Bones“ sehr passend.

Das Ende von „City of Bones“ ist ebenfalls gut gelungen. Es schließt die Geschichte so weit in sich ab, dass man nach „City of Bones“ nicht unbedingt noch „City of Ashes“ lesen muss, um zu erfahren, wie die Geschichte ausgeht. Andererseits bietet das Ende auch noch viele Ansätze für den zweiten Teil, sodass man, solange man an der Geschichte näher interessiert ist, sich fragt, wie es wohl weitergehen wird.

Fazit:

„City of Bones“ ist gelungene Urban Fantasy, die zwar hier und da noch ein paar kleine Mankos besitzt, aber im Allgemeinen gut unterhält und den Leser fesselt.

Die Autorin:

Cassandra Clare wurde in Teheran geboren und verbrachte die ersten zehn Jahre ihres Lebens in England, Frankreich und der Schweiz. Da ihre Familie ständig umzog, wurden Bücher ihre besten Freunde. Sie lebt heute mit ihrem Freund und ihren zwei Katzen in Brooklyn, New York.

Die Chroniken der Unterwelt:

Band 1: City of Bones (März 2007)
Band 2: City of Ashes (März 2008)
Band 3: City of Glass (März 2009)
Band 4: City of Fallen Angels (April 2011)
Band 5: City of Lost Souls (Mai 2012)
Band 6: City of Heavenly Fire (März 2014)

Gebundene Ausgabe: 504 Seiten
www.arena-verlag.de