Glenda Larke – Brennender Wind (Der Bund der Illusionisten 3)

Der Bund der Illusionisten:

Band 1: Flüsternder Sand“
Band 2: Trügerisches Licht“
Band 3: „Brennender Wind“

Arrant ist auf dem Weg nach Kardiastan. Seine Mutter hofft, dass er dort eher lernen kann, seine Magie zu beherrschen. Doch Arrant tut sich schwer, vor allem in der Beziehung zu seinem Vater. Denn seit Brands Tod hat Arrant nicht nur mit seiner widerspenstigen Magie zu kämpfen, sondern auch mit Schuldgefühlen. Und dann sind da auch noch Kordens Kinder, allen voran Firgan, die ihm das Leben schwer machen …

Firgan ist ein Bösewicht, den der Leser nach Herzenslust hassen kann! Er ist nicht nur machtgierig und skrupellos, er ist ein richtig fieses, hinterhältiges Aas, schlau, rücksichtslos und ein aufmerksamer Beobachter, der Leute gut einschätzen kann. Vor allem aber reicht seine Persönlichkeit über pure Machtgier hinaus: Er ist neidisch auf Arrant, in dem er nicht nur einen Versager sieht, sondern auch einen tyranischen Feind.

Arrant weiß zwar, dass Firgan selbst Illusionisten-Erbe werden will, und auch, dass er rücksichtslos und grausam ist, sieht ihn ihm aber trotzdem vor allem einen Krieger. Damit unterschätzt er seinen Gegner gewaltig, was auch daran liegt, dass er seiner selbst so entsetzlich unsicher ist und sich für Dinge die Schuld gibt, für die er gar nicht verantwortlich ist.

Wie schon in den beiden Vorgängerbänden hat Glenda Larke auch hier eine hervorragende Charakterzeichnung abgeliefert. Arrants Entwicklung vom unsicheren, verschämten Jugendlichen hin zu einem Erwachsenen, der mit sich im Reinen ist, ist sehr gut gemacht, und Firgan gehört zu den gelungensten Antagonisten, von denen ich je gelesen habe.

Abgesehen von Arrants Schwierigkeiten, sich einen Platz in der kardischen Gesellschaft zu erobern, rückt nun auch wieder die Illusion in den Mittelpunkt, das heißt, eigentlich eher die Verheerung. Über Tarran erhält Arrant immer wieder kurze Berichte über die Situation dort, allerdings ist Tarran dabei nie besonders ausführlich. Wie stark die Bedrohung anwächst, wird eher in gelegentlich eingestreuten Abschnitten aus den unterschiedlichsten Teilen Kardiastan deutlich. Auch Arrants Alpträume werden schlimmer. Und obwohl Arrant davon überzeugt ist, dass es irgendetwas geben muss, was er dagegen unternehmen kann, will ihm einfach nicht einfallen, was das sein könnte. Hier hat die Autorin versucht, es wirklich richtig spannend zu machen, was ihr auch ganz gut gelingt, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als Arrant mit seiner Freundin Samia den Phalanxwirbel besichtigt. Ab hier wiederholt sie sich etwas zu oft, während die Handlung sich ein wenig zieht, denn es müssen erst die Voraussetzungen für Arrants finale Konfrontation mit Firgan geschaffen werden. Der Showdown wiederum ist ungewöhnlich und gleichzeitig spannend gestaltet und hat mir gut gefallen.

Warum allerdings genau diese Voraussetzungen gegeben sein mussten, um das Rätsel zu lösen, wie die Illusion gerettet werden kann, das erklärt die Autorin nicht. Auch darüber, was es letztlich genau mit Arrants ungewöhnlicher Halskette oder mit dem Sand der Zitterödnis auf sich hat, darüber schweigt sie sich aus. Das fand ich fast ein wenig schade. Dafür fehlten diesmal auch kleine Ungereimtheiten, wie sie mir in den Vorgängerbänden begegnet sind.

Unterm Strich gefiel mir der dritte Band des Zyklus am besten von den dreien. Kardiastan war eindeutig das stimmungsvollere der beiden Settings, auch wenn die Stimmung diesmal durch die Verheerung eher düster ausfiel als malerisch. Außerdem konnten Bator Korbus, Rathrox Ligatan und Favonius nicht einmal gemeinsam Firgan das Wasser reichen. Und obwohl die Autorin nicht alle Zusammenhänge bis ins Detail ausgearbeitet hat, waren sowohl die Magie als auch die Auflösung im Showdown einfallsreich, interessant, das Ende unerwartet.

Insgesamt fand ich diese zweite Trilogie sogar noch ein wenig besser als die Erste, was vor allem dem dritten Band zu verdanken ist. Abgesehen davon schreibt Glenda Larke flüssig und lebendig und besitzt das Talent, in ihrer Darstellung die Balance zwischen nötiger Ausführlichkeit und Konzentration auf das Wesentliche zu halten. Nie sind ihre Beschreibungen so knapp, dass das Flair ihrer Ideen in der Vorwärtsbewegung der Handlung verschüttgeht, aber auch nie so ausführlich, dass sie die Entwicklung der Ereignisse ausbremsen. Ich bin jetzt schon gespannt auf ihren nächsten Zyklus.

Glenda Larke stammt aus Australien und wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Zunächst kamen jedoch eine Heirat und ein Lehrerberuf dazwischen. Bei einem längeren Aufenthalt in Wien kehrte die Lust am Schreiben zurück, seither hat die Autorin den Einzelroman „Havenstar“ sowie die Trilogien „Die Inseln des Ruhms“ und „Watergivers“ geschrieben, wobei Letzterer auf Deutsch bisher nicht erhältlich ist. „Flüsternder Sand“ ist der erste Band der Trilogie „Der Bund der Illusionisten“, der dritte Band erscheint im Juli unter dem Titel „Brennender Wind“. Die nächste Trilogie mit dem Arbeitstitel „Sorcery and Spice“ ist bereits in Arbeit.

Taschenbuch 672 Seiten
Originaltitel: „The Mirage Makers 03. Song of the Shiver Barrens“
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3-442-26798-9

glendalarke.com
www.randomhouse.de/blanvalet

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