Hohlbein, Wolfgang & Heike – Märchenmond

Seit Tagen liegt Kims Schwester Rebekka bewusstlos im Krankenhaus. Ihre Seele wird im Lande Märchenmond vom Zauberer Boraas, dem Herrn des Schattenreiches, gefangen gehalten. Kim ist der Einzige, der sie befreien kann.

Um seine kleine Schwester zu retten, macht sich Kim auf die abenteuerliche Reise ins Land Märchenmond. Um dorthin zu gelangen, muss jeder seinen eigenen Weg finden. Kim, begeisterter Leser von Science-Fiction-Büchern, wählt dafür ein Raumschiff, doch Zauberkräfte zwingen ihn zur Landung – inmitten einer unzugänglichen, schwarzen Bergwelt gerät er, ebenso wie seine Schwester, in Boraas‘ Hände. Doch Kim gelingt die Flucht aus Burg Morgon – gerade rechtzeitig, um die Bewohner Märchenmonds zu warnen: Die riesige Armee der schwarzen Reiter, angeführt von einem mysteriösen Unbekannten, überwindet die Pässe des Schattengebirgen und marschiert gegen Märchenmond. Ein Kampf um die gläserne Burg Gorywynn ist unvermeidlich.

Auf dem gefährlichen Weg zum König des Regenbogens, zur Burg am Ende der Welt, müssen Kim und seine Freunde – der Riese Gorg, der Bär Kelhim, der Golddrache Rangarig und Prinz Priwinn – zahlreiche packende Abenteuer bestehen. Und doch scheint der Sieg der schwarzen Ritter unabwendbar – bis Kim dem Schwarzen Lord ins Gesicht blickt. Was er dort sieht, wendet das Schicksal …

Ich gebe freimütig zu, bis ich 1985 erste Bekanntschaft mit Wolfgang Hohlbein machte, weil er, seine Familie und ich Nachbarn – und später Freunde – wurden, und mir seine Frau Heike „Märchenmond“ in die Hand drückte, war ich eher ein Gegner des Fantasy-Genres. Ich habe mich sowohl „Herr der Ringe“ als auch sonstigen Fantasy-Klassikern verweigert. Doch ich hatte gerade Urlaub und war neugierig, was der schreibende Nachbar so verfasst. Als ich im Auto in den sonnigen Süden saß – auf den unliebsamen Rang der Beifahrerin verwiesen –, dachte ich: Ach, risikiere doch einmal einen flüchtigen Blick in das Werk.

|Für alle, die das Träumen noch nicht verlernt haben!| war der erste Satz, der mir bei „Märchenmond“ ins Auge sprang. Und ich fühlte mich irgendwie angesprochen. Völlig zu Recht!

Dieser Roman war eines der Bücher, die mich zurück in meine (lesende) Kindheit versetzten. Hinzu kam der fesselnde und dennoch leichtfüßige Stil des Autors, von dem ich vorher nie etwas gehört, geschweige denn gelesen hatte. Und ich bin froh, dass das mit „Märchenmond“ ein Ende fand, denn seither lese ich jedes Hohlbeinbuch. Weniger, weil er anders ist als andere Autoren, sondern weil er einfach zu fabulieren versteht und den Leser mit auf eine Reise aus dem Alltag nimmt – in diesem Fall durch das Land Märchenmond. Sehr schnell ist man „mitten drin“, besteht Gefahren und Abenteuer in einem bunten, phantastischen Reigen von realen und weniger realen Charakteren und abenteuerlichen Schauplätzen. Umgeben von Drachen über Riesen, führt uns unser literarischer Weg bis an die Gläsernen Burgen.

Komme ich zurück zu meiner Beifahrerrolle, so war ich plötzlich dankbar dafür, denn ich konnte „Märchenmond“, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen. Und habe es auch nicht. Auch wenn ich nicht mehr zu der Zielgruppe gehörte. Doch „Märchenmond“ ist, wie alle anderen Hohlbein-Fantasywerke, ein Buch für jede Altersklasse. Ich bin der beste Beweis dafür.
Alle Charaktere sind so phantastisch und liebevoll angelegt, dass man sich sofort in dieses märchenhafte Land versetzt fühlt. Dieser klassische und phasenweise etwas traurige Fantasy-Roman bietet eine (wohl eher übliche) Handlung von Gut und Böse, Licht und Dunkelheit, und Freundschaft – |aber| (und das unterscheidet ihn von vielen) vor allem eine Geschichte hinter der Geschichte, die (hoffentlich) zum Nachdenken anregt, über unsere Welt und den Sinn des Lebens. Denn er ist nicht nur spannend, sondern auch philosophisch durchwirkt – wenn man es vermag, zwischen den Zeilen zu lesen!

Ich habe „Märchenmond“ im Laufe der Jahre mehrmals gelesen und finde immer wieder neue Perspektiven und zähle nicht zu den Kritikern dieses Romans, die ihm zu starke Parallelen zu „Der Herr der Ringe“ vorwerfen. Im Gegenteil.
Und |wenn| man einen derartigen Vergleich zieht, muss ihn „Märchenmond“ auf keinen Fall scheuen. Ich halte jedoch derartige Vergleiche für ebenso überflüssig wie einen Kropf, weil sich alle neuen Kunstrichtungen an Klassikern orientieren. Warum nicht auch gute Literatur? Und dazu gehört „Märchenmond“ ohne Zweifel.
Ich kann nur jedem Leser empfehlen, sich selbst davon zu überzeugen!

http://www.maerchenmond.de