Timo Ameruoso – Zum Aufgeben ist es zu spät!

Grenzen gibt es nur im Kopf.

Vor Timo Ameruoso lag eine vielversprechende Karriere als Springreiter, bis ihn ein tragischer Unfall in den Rollstuhl zwang. Was ihn rettete, waren seine Liebe zu Pferden und der Wunsch, wieder reiten zu können. Timo begann, sich intensiv mit dem Wesen der Pferde zu beschäftigen, und entdeckte dabei viele Parallelen zwischen den Tieren und uns Menschen.
In diesem Buch erzählt er seine Geschichte – und wie es ihm mit Hilfe der Pferde gelang, Schicksalsschläge zu meistern und seinen Weg zu finden. (Verlagsinfo)

Inhalt und Eindrücke

Timo Ameruoso beginnt sein Buch mit dem Moment, der sein ganzes Leben verändert und ohne den sein Leben wahrscheinlich ganz anders verlaufen wäre: der tragische Unfall, der einen übermütigen und lebensfrohen Teenager wie aus heiterem Himmel trifft und von heute auf morgen an den Rollstuhl fesselt.

Mehr als zwanzig Jahre später veröffentlicht Ameruoso diesen Band, den er folgendermaßen in kurze Kapitel gliedert:

01 Dieser eine Moment
02 Sich Fokussieren: Die Kraft auf das Ziel richten
03 Täuschungsmanöver
04 Sein Ego erkennen
05 Meine Methode: Das autodynamische Reflexionsprinzip
06 Der Entwicklung Raum geben
07 Durchhalten: Die Mühen der Ebene
08 Timing: Die schwierige Kunst, den richtigen Moment zu erkennen
09 Hundertachzig Grad
10 Aufstieg
11 Angekommen: Im Hier und Jetzt
Danksagung

Jedes der Kapitel besteht jeweils aus kürzeren Texten, die wiederum eigene Überschriften tragen. Autor Ameruoso nimmt uns mit auf eine Reise durch sein Leben, in dem Pferde schon immer eine Rolle gespielt haben: Schnell wird aber klar, dass er erst nach dem Unfall einen anderen Umgang mit den Pferden pflegte und begann, sie als wunderbare und empfindsame Geschöpfe wahrzunehmen statt als schicke Sportgeräte.In dunklen Kapiteln seines eigenen Lebens waren es dann tatsächlich immer die geliebten Vierbeiner, die ihm einen Teil seines Lebensmutes zurückgeben konnten und so seinen eigenen Werdegang beeinflussten.

Der Autor erklärt an vielerlei Beispielen, wie die Herdentiere sozialisiert sind und wie genau der Mensch sich daher verhalten muss, um auf Akzeptanz zu treffen.
Immer wieder geht es auch um typische Fehler, die oftmals von Pferdebesitzern gemacht werden und auch Ameruoso schildert eingängig, dass auch er selbst eine Reihe von Fehlern auf seinem Weg gemacht hat. Er spart auch nicht mit Geschichten aus seinem Privatleben und als Leser fiebert man direkt mit ihm mit, als er endlich offenbar eine passende Frau kennenlernt. Auch ist es für ihn ein sehr langer Weg bis zum Pferdemediator – sagt er schließlich von sich selbst, er hätte keine Geheimformel, weder für das Leben noch für den Umgang mit dem Pferd. Ameruoso ist allerdings ein wahnsinnig guter Beobachter und mit der eigenen veränderten Perspektive gelingt ihm auch der Blick auf Andere. Durch die Überwindung der eigenen Grenzen kann er letztlich sogar anderen Menschen (nicht nur) im Umgang mit Pferden helfen und findet damit auch zu seinem eigenen Weg zurück, auch wenn dieser ganz anders als ursprünglich geplant verläuft.

Buch und Umschlag zieren eine Reihe von hübschen Fotos, die den Autor Timo Ameruoso mit einigen seiner Pferde zeigen.

Fazit:

„Zum Aufgeben ist es zu spät“ – bereits im Titel von Ameruosos Buch klingt etwas Kämpferisches mit und so erzählt er auch seine ganz eigene Geschichte: von einem, den das Schicksal bereits in jungen Jahren wirklich hart getroffen hat. Und der durch seine Affinität zu Pferden zumindest einen Weg gefunden hat, dieses Schicksal besser zu ertragen. Ameruosos Geschichte ist in dieser Hinsicht wirklich bemerkenswert. Zwar spielten Pferde auch schon vor dem Unfall eine Rolle in seinem Leben. Doch vermutlich hat sich erst durch die Veränderung seiner eigenen Einstellung zu sich selbst auch die zu den Vierbeinern nachhaltig verändert und nur so konnte er zu dem Menschen werden, der er heute ist.

Das Buch ist daher ein interessanter Erfahrungsbericht nicht nur für Pferdemenschen. Ich hatte tatsächlich zunächst etwas mehr Fachlichkeit erwartet, wurde aber insofern nicht enttäuscht, als dass es zwar kein Pferdebuch im eigentlichen Sinn ist, aber eine Lektüre, die doch interessante Ansätze mitbringt und leicht zu lesen ist.

Ein Buch mit beinahe philosophischem Ansatz, das auf alle Fälle nachdenklich stimmt und gleichzeitig Mut macht. Egal, was das Schicksal bereit hält, ist jeder doch selbst am Zug, Dinge in die Hand zu nehmen und gegebenenfalls an der Gestaltung zu feilen.

Broschiert: 208 Seiten
ISBN-13: 978-3499633379

www.rowohlt.de

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