TKKG – Das Geheimnis im Jagdschloss (Folge 216)

Die Handlung:

Die Familie Kapper von Kapperstein will ihr Jagdschloss verkaufen und Klößchens Vater ist einer von drei Interessenten. Tim, Karl, Gaby und Klößchen freuen sich, Herrn Sauerlich beim Besichtigungswochenende begleiten zu dürfen. Erster Programmpunkt: Eine Schaujagd im dazugehörigen Wald. Als ein Pferd von einem Schuss getroffen wird und stürzt, erleidet der Hausherr eine schwere Quetschung am Bein. War das der Querschläger einer Flinte oder vielleicht doch ein Attentat? Was hat es mit einem ähnlichen Jagdunfall von General August Kapper von Kapperstein vor genau hundert Jahren auf sich? Welche geheimnisvolle Rolle spielte der General im ersten Weltkrieg? Und wohin ist plötzlich einer der drei Kaufinteressenten verschwunden? TKKG nehmen die Ermittlungen auf und stoßen auf ein sonderbares Rätsel, das hundert Jahre lang niemand knacken konnte … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Der hörbare Versuchsballon

Mit diesem und dem parallel erscheinenden ???-Hörspiel, „Die drei ??? und das Grab der Maya“, versucht sich EUROPA an akustischem Neuland. Dieses Hörspiel und besagte ???-Folge wurden in einer Art „Raumklang-Stereo“ abgemischt, das sich ausschließlich mit Kopfhörern gut anhört. Dafür gibts (noch) keinen eigenen Namen, daher nennt das Label diesen Hörtest „Kopfhörer-Hörspiel“.

Mithilfe von digitaler Nachbearbeitung und diversen Mixing-Tools, werden Klänge virtuell im Raum verteilt, sodass sich unser Gehirn dazu überreden lässt, nicht nur rechts und links zu unterscheiden, sondern zum Beispiel auch oben rechts und unten links.

Das funktioniert allerdings nur vernünftig, wenn man den Klang direkt ins Ohr gespielt bekommt und es keinen Umweg über Lautsprecher und Raumarchitektur gibt.

Daher hat sich EUROPA dazu entschlossen, diese beiden Hörspiele in jeweils zwei Versionen zu veröffentlichen, damit die CD-Käufer nicht vergrault werden. Die Raumklang-Stereo-Fassung würde produktionstechnisch natürlich auch auf eine CD passen … aber um Verwirrung und Irritationen zu vermeiden und damit die Lautsprecherhörer auch eine Fassung bekommen, die sich nicht „verschoben“ anhört, wird auf den Silberlingen nur der normale Stereo-Soundtrack zu hören sein.

Und natürlich könnte man auch beide Versionen als Doppel-CD anbieten … was aber wohl zu teuer für einen Versuchsballon wäre.

Die Raumklang-Hörversion wird ausschließlich digital vertrieben. Wobei hier dann aber irgendwo dick stehen sollte, dass die NUR über Kopfhörer vernünftig klingt. Wer also über Bluetooth-Lautsprecher, Handy-Tablet-Lautsprecher, Autolautsprecher … seinen Download hört, könnte nicht allzu begeistert sein vom Ton.

Nur weils digital vertrieben wird, heißt es ja nicht, dass jeder immer alles über Ohrstöpsel hört. Und nur weil es auf CD vertrieben wird, heißt es auch nicht, dass jeder CD-Käufer immer alles per Lautsprecher hört.

Das Abenteuer

Eigentlich sollte die „Tödliche Klarinette“ als Folge 216 erscheinen und eigentlich auch schon Ende September 2020. Stattdessen wurde die Folge bis in den Februar 2021 verschoben und nun gibts … im November ,,, das „Jagdschloss“. Aber, besser spät als nie.

Wenn ich mir den Klappentext so anschaue, dann klingt das Ganze eher nach einem Gruselmärchen, das prima zu Halloween gepasst hätte. Was soll denn ein Weltkriegssoldat mit Jagdunfällen in der heutigen Zeit zu tun haben? Aber, ich gebs zu, mein Interesse ist geweckt …

Los gehts mit einer „blassen 13-Jährigen“, die sich wie eine Mitdreißigerin anhört, da Stimmfarbe und Tonlage zu tief und erwachsen für einen Teen klingen. Lustigerweise ist die Sprecherin aber erst 28. Und vermittelt leider häufig das Gefühl, als würde jemand in einer Sprecherkabine stehen und seinen Text bemüht vorlesen. Das liegt aber auch manchmal an dem Text, den sie vorzulesen hat.

Egal … die Jagd ist zu Ende, düstere Orakeleien gibts von Oma von Kapperstein und nicht nur TKKG ist irgendwie unwohl bei dem Ganzen. Zum Spaß Tiere töten und auch noch stolz drauf sein … das stresst nicht nur Gaby. Können wir bitte wieder gehen?

Nein, erst mal müssen wir die Hintergründe des Jagdunfalls klären … und ob es überhaupt einer war und kein Attentat auf Schlossbesitzer oder Kaufinteressenten. In diesem Zusammenhang gehts dann auch mit den räumlichen Effekten los, wenn in den Wald und aus ihm herausgerufen wird oder wenn wir aus der Entfernung durch eine verschlossene Tür einem hitzigen Gespräch zuhören.

Überhaupt ist hier alles gefühlt sehr überzogen und aufgesetzt drüber … mit großen Gesten und übertriebenem Getöne, damit auch die in der letzten Reihe mitkriegen, was grad los ist. TKKG nehmens hin und konzentrieren sich auf ihren Fall … der bietet sogar ein Rätsel, das bei den ??? abgekupfert sein könnte und ist im Grunde gut durchdacht und hintergründig.

Aber das ständige „Hände hoch!“ und Waffen-Ziehen … das gibts bei den ??? nicht … vor allem nicht, dass schon wieder wirklich jemand abdrückt und wirklich jemand sterben soll!

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler – Wolfgang Kaven
Tim – Sascha Draeger
Karl – Tobias Diakow
Klößchen (Willi) – Manou Lubowski
Gaby – Rhea Harder
Walburga Kapper von Kapperstein – Hedi Kriegeskotte
Heinrich Kapper von Kapperstein – Tetje Mierendorf
Victoria Kapper von Kapperstein – Sophie Lechtenbrink
Jens Dittreiter – Holger Mahlich
Otto Cerny – Holger Off
Gustav Fischer – Werner Wilkening
Dr. Frank Wundermüller – Wolfgang Berger
Herr Sauerlich – Henry König
Frau Münzvoll – Anja Topf
Herr Scheinreich – Christian Rudolf
und Oskar, der schwarz-weiße Cockerspaniel

Trackliste:

1. 1920
2. Kein Schrot
3. Du hast mein Leben ruiniert
4. General August Kapper von Kapperstein
5. Falsche Pillen
6. Ach, alter Kaiser!
7. Die Hölle auf Erden
8. In der Krypta
9. Schatzsuche mit Verfolger
10., Auton Karl Vogler-Klingenbach

Technik-Credits:

Produktion und Mischung: Primetime Studio, Hamburg
Buch: Martin Hofstetter nach Motiven von Stefan Wolf
Regie: Heikedine Körting
Redaktion: Svenja Bartsch
Aufnahme: Primetime Studio, Hamburg, Studio Körting
Geräusche: Martin Langenbach
Sounddesign: Sascha Prangen
Coverillustration: Comicon S.L. nach Artworkvorlagen von Reiner Stolte
Rahmendesign: KB&B
Gestaltung: Atelier Schoedsack
„TKKG – Die Profis in spe“: Bonda/Büscher
Musik: Tonstudio EUROPA

Die Ausstattung:

Die Hörspiel-CD steckt in einem Jewel-Case und ist in „TKKG-Blau“ bedruckt. Das Booklet-Faltblatt enthält eine Aufstellung der bereits veröffentlichten Abenteuer ab Nummer 100 und sechs ausgewählte Cover. Dazu gibts noch die Sprecher und ihre Rollen sowie die Technik-Credits auf der Rückseite nachzulesen.

Mein Fazit:

Was für ein seltsames Hörspiel. Davon ab, dass es sich ganz und gar nicht nach einem TKKG-Hörspiel anfühlt (nicht nur, weil Oskar nicht ständig ins Bild bellt), so sind der Aufenthalt und das Rätsel rund ums Jagdschloss eine komische Mischung. Grusel, Mystery, Sherlock Holmes, Die drei ??? … und alles fühlt sich fremd und unpassend an.

Dazu noch das theatralische Getue der älteren Dame des Hauses und ich saß in einem Dorftheater, das ich schon vor dem Ende des ersten Akts verlassen hätte …

Mit diesem sehr gewollten Abenteuer bin ich nicht warmgeworden und das lag nicht an der Soundkulisse. Auch wenn die Grundidee komplex und die Auflösung schon interessant sind. Da helfen dann aber auch im Raum positionierte Klänge nichts.

Als Lautsprecher- und Abends-eingekuschelt-im-Bett-Hörer gehöre ich da vielleicht auch nicht zur Zielgruppe. Mit Kopfhörern oder Ohrstöpseln lässts sich halt schwerlich auf der Seite liegen …

Audio-CD
Spieldauer: 63:49 Min.
Vom Verlag empfohlen ab 8 Jahren
1. Auflage, November 2020

www.natuerlichvoneuropa.de
www.tkkg.de

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