David West Reynolds & James Luceno & Ryder Windham – Star Wars Episoden I-VI – Das Kompendium (Die illustrierte Enzyklopädie)

Einst war das „Star Wars“-Univerum noch recht überschaubar. Man kannte die tragenden Charaktere wie seine besten Freunde, und insgesamt war die Handlung ausschließlich auf die Skywalker-Familie, Han Solo, die einzelnen Androiden und natürlich Darth Vader und den Imperator fokussiert. Klar, man kannte Leute wie Boba Fett und Jabba The Hut, und wer ein bisschen weiter hinter die Fassade blickte, wird auch noch den einen oder anderen Namen eines imperialen Offiziers rezitieren können. Doch über die alten Jedi-Legenden und einige, in dieser kurzen Aufzählung noch nicht erwähnten Figuren hinaus glichen die wenigen Nebendarsteller des Science-Fiction-Spektakels unbedeutenden Statisten, deren Rolle für den Verlauf der Handlung ebenso unwichtig schien wie ihr Ansehen bei Fans und Fanatikern.

Dann jedoch beschloss Mr. Lucas, seine Sternensaga nach etlichen Diskussionen und dem Abwägen von Kult und Knete fortzusetzen und mit den Möglichkeiten eines komplett neuen Computerzeitalters (und wir sprechen hier nur über den Rahmen von vergleichsweise bescheidenen 20 Jahren …) die Episoden I-III zu verwirklichen. Oder um es direkt auf den Punkt zu bringen: Der Regisseur der wohl berühmtesten cineastischen Serie aller Zeiten hat keine Zeit an Kleckereien verschwendet und die nachgeschobenen drei Teile derart opulent aufgeblasen, dass die Quantität letztendlich wohl die bedeutendste Qualität für die Erstellung der neueren Streifen war – und das in wirklich allen Bereichen.

Inwiefern sich die ersten drei Episoden auf diesem Gebiet von den Klassikern aus den späten Siebzigern unterscheiden, kann man nun in der ersten, diesbezüglich vollkommenen Enzyklopädie zum „Star Wars“-Sextett nachvollziehen. David West Reynolds, der auch schon für die umfassende Dokumentation der Risszeichnungen (parallel bei der |Egmont vgs| erschienen) verantwortlich zeichnete, hat gemeinsam mit seinem Kollegen James Luceno einen weiteren fabelhaften Wälzer aus der Taufe gehoben, der nun wirklich jede einzelne Kleinigkeit, sei es nun auf Ebene von Charakteren, Waffen, Schauplätzen oder sonstigen Gegenständen, in einer überdimensionalen Dokumentation aufgreift und das fast 300 Seiten starke Buch im Hochglanzformat zum ultimativen Nachschlagewerk für den Fan und gleichsam für den „Star Wars“-Laien avancieren lässt.

Und auf all diesen Ebenen spürt man ganz klar, wie viel komplexer und vielschichtiger die später entstandenen Episoden tatsächlich gestaltet wurden. Unheimlich viele Protagonisten zieren die Gesamtszenerie, hinzu kommt ein Waffenarsenal, welches die Lichtschwerter und Laser aus den alten Filmen fast schon der Lächerlichkeit preisgibt, und dies einfach nur, weil das Repertoire exponentiell um ein Vielfaches erweitert wurde. Man will gar nicht glauben, wie viele Charaktere letztendlich an der Handlung beteiligt waren, und schaut man auf ihre einprägsamen Gesichter und versetzt sich in die jeweilige Situation hinein, in der sie agierten, wird man sich erst bewusst, dass hier nur eine kleine Zahl der abgebildeten Figuren untergeordnet am Plot teilgenommen haben. Der gesamte Lucas’sche Wahnsinn, der für den Geschmack nicht weniger bei der Wiederbelebung Überhand genommen hat, wird hier sehr eindrucksvoll belegt, weiterhin mit vielen entscheidenden Szenen aus den Filmen versehen und dem stöbernden Anhänger in einer weitestgehend chronologischen Abfolge nahegebracht.

Dabei zeigt vor allem Reynolds einen scharfsinnigen Blick fürs Detail; da wird jede Schraube des plappernden Roboters C-3PO analysiert, die Charaktereigenschaften einer jeden Schicksalsfigur hinterfragt, die individuelle Waffe sämtlicher Beteiligten zerlegt und letztendlich sogar ein wenig Geschichte innerhalb der Geschichte geschrieben.

Bereits die losgelösten Kompendien zu den drei ersten Episoden waren eine Wucht; dieses Sammelwerk, welches neben gezielten Ergänzungen der ersten Werke nun auch noch die Kult-Episoden IV-VI erfasst, bringt die Begeisterung nun endgültig zum Kochen. Wie gesagt: Quantität war jederzeit ein entscheidendes Element im „Star Wars“-Universum, vertreten durch effektreichen Bombast und die Vielzahl der ineinander verstrickten Handlungen. Mit dieser Enzyklopädie sprengt man nun aber selbst den bekannten und bewährten Rahmen. In diesem Kompendium findet man alles, aber auch wirklich jeden kleinsten Krümel, der in der doppelten Trilogie eine Rolle gespielt hat. Auch wenn 40 €uro als Preisbasis abschrecken mögen – hier ist jeder Cent bestens angelegt!

Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
www.vgs.de