Farelia Records – Flüche, Geister & Dämonen – Jäger der Finsternis (Erstes Blut)

_Story_

Eine interessante Ausschreibung in einer Zeitungsauslage erweckt das Interesse der beiden WG-Bewohner David und Paul. Gesucht werden hier zwei Mitspieler für ein Rollenspiel, welches an den Sommerwochenenden ausgetragen werden soll. Spontan antworten die beiden auf die Anzeige, denken sich aber nichts weiter mehr dabei. Daher sind sie auch ziemlich überrascht, als wenige Tage später tatsächlich ein Brief mit der Zusage ins Haus flattert und das Zweigespann zu einem ersten Treffen einlädt. Ein Treffen mit Folgen, denn bereits bei der ersten Zusammenkunft mit der außergewöhnlichen Rollenspiel-Vereinigung treffen David und Paul auf einige obskure Gestalten, und bevor sie sich versehen, müssen sie sich mittels ‚Pen & Paper‘ in einer dämonischen Welt voller Mysterien durchsetzen, sich gegen Vampire behaupten und unerwarteten Gefahren trotzen.

_Meine Meinung_

„Erstes Blut“ – der Titel deutet es schon an – ist der Auftakt einer neuen Serie des Independent-Projektes |Farelia Records| und liefert nach den Label-Debüts „Farelia? – Der betrogene Betrüger“ und „Flüche, Geister & Dämonen – Der Kontakt“ einen weiteren Einblick hinter die Kulissen eines wirklich sehr viel versprechenden, aufstrebenden Verlags. Es handelt sich hierbei zwar noch immer um eine Amateur-Produktion, aber immerhin auch um ein Hörspiel, welches abgesehen von den kleinen, zu Beginn noch tolerierbaren Schönheitsfehlern durchaus ernst zu nehmende Konkurrenz für die renommierten Hörspielreihen dieser Zeit darstellt.

Allerdings ist „Flüche, Geister & Dämonen“ etwas anders aufgebaut als die üblichen Horror-Hörspiele, wobei der Term Horror auch nur bedingt angebracht ist. Wie die Inhaltsangabe nämlich schon deutlich zeigt, stehen hinter dieser Reihe einige begeisterte Rollenspieler, die ihre diesbezüglichen Visionen nun schon zum zweiten Mal vertont haben und im Großen und Ganzen auch sehr stark auf die typischen Inhalte ihrer ‚Pen & Paper‘-Fantasywelt zurückgreifen. So werden zum Beispiel Gefechte mit verschiedenen Würfeln ausgetragen und Probleme nur selten aus dem Affekt heraus gelöst, sondern erst einmal diskutiert – sofern es die jeweilige Situation zulässt. Es ist also keine ’normale‘ Action-Geschichte mit stringentem Verlauf und durchschaubarem Aufbau, sondern schon eher etwas ganz Spezifisches, erschaffen von einem zielsicher ausgerichteten Produzententeam, aber durchaus tauglich für Leute, die sich im richtigen Leben kaum bis nie den fernen Welten einer Rollenspielgemeinde hingeben.

Davon mal abgesehen, ist „Erstes Blut“ aber auch nicht bloß zu dem Zweck gemacht worden, Rollenspiel-Fremdlinge von der Magie dieses Zeitvertreibs zu überzeugen. Es geht nämlich vorrangig immer noch darum, eine spannende Geschichte zu erzählen, die ganz klar auf den Strukturen eines klassischen solchen Spiels beruht, durch ihre tolle Atmosphäre aber nicht ausschließlich darauf beschränkt wird.

Im Gegenteil, das Team von |Farelia Records| hat es sehr gut hinbekommen, Realität (und diese findet ja vor Pauls und Davids Reise auch noch tatsächlich statt) und Fiktion zu vermischen, wobei die Trennlinie bewusst schmal ist. Nicht selten stellt sich einem die Frage, was nun real und was genau fiktiv ist, bzw. was zur Gedankenwelt der spielenden Protagonisten gehört und welcher Teil der Reise sich im jeweiligen Abschnitt auch wirklich in der Jetztzeit ereignet. Alleine hiervon geht auch ein großer Teil der Spannung aus, denn es kommt recht häufig vor, dass man Begebenheiten, die unmittelbar mit den Abenteurern in Verbindung stehen, unterschätzt und damit auch gar nicht so recht auf plötzliche Wandlungen und Wendungen vorbereitet ist. „Erstes Blut“ hat viele Momente, in denen es zu Überraschungen kommt, weil die oben genannte Trennlinie kaum wahrnehmbar ist.

Doch auch sonst ist die Geschichte relativ professionell umgesetzt worden, gerade was die Einbeziehung der verschiedenen Soundeffekte anbelangt. Schaurige Geräusche und düstere Musik untermalen die bisweilen auch recht gruselige Handlung und werden auch stets sehr passend eingesetzt. Man spart zwar nicht gerade mit solchen Effekten, überlädt die Geschichte aber auch nicht damit, und das ist ein weiterer Aspekt, den man (u.a. auch im Vergleich zu ähnlichen Hörspielen) positiv hervorheben muss.

Wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann die manchmal etwas überambitioniert auftretenden Sprecher, die ihre Parts stellenweise ein bisschen zu akzentuiert erbringen. Manche Betonungen wirken ein wenig künstlich und sind der jeweilgen Situation nicht immer angepasst, wobei sich selbst dieser Punkt noch in einem angemessenen Rahmen hält und den Gesamteindruck wenn überhaupt nur leicht beeinflusst.

Letzterer ist dementsprechend auch ziemlich gut, weil |Farelia Records| mit „Erstes Blut“ (es gibt im Übrigen noch drei weitere Nachfolger) eine erfrischende, andersartige, spannende und rundum überzeugend umgesetzte Geschichte aufgelegt bzw. eingespielt haben und sich für ein Newcomer/Independent-Label absolut professionell präsentieren. Auf jeden Fall ist „Erstes Blut“ eine Story, auf der man für die Zukunft aufbauen kann.

http://www.farelia.de/

Schreibe einen Kommentar