Jones, Frewin – Elfennacht. Die verlorene Königin (Band 2)

Band 1: „Die siebte Tochter“

Wenn man der Buchwelt Glauben schenken darf, gibt es in London unzählige Fantasy-Parallelwelten, allen voran natürlich die Zauberwelt von Harry Potter. Frewin Jones‘ Buch „Elfennacht. Die verlorene Königin“ beinhaltet zwar auch Magie, ist aber mit den Bestsellern von Joanne K. Rowling nicht zu vergleichen. Erstens ist die entsprechende Parallelwelt das Elfenreich und zweitens gehört zu einem Bestseller ein bisschen mehr als das, was die Autorin im zweiten Band ihrer Reihe „Elfennacht“ bietet.

Die sechzehnjährige Anita Palmer hat an ihrem Geburtstag etwas schier Unglaubliches erfahren. Ihr eigentlicher Name ist Tania und sie ist die Tochter des Elfenkönigs Oberon. Lange Zeit galt sie als verschollen, weil sie auf der Erde nie alt genug wurde, um ihre magische Gabe – das Wandeln zwischen den Welten – zu entwickeln und so ins Elfenreich zurückzukehren. Im ersten Band der Reihe hat Tania genau dies gemacht: Sie ist gemeinsam mit ihrem Freund Evan, der in Wirklichkeit ein Elf namens Edric ist, ins Elfenreich zurückgekehrt.

Im zweiten Band „Die verlorene Königin“ hat Tania es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Elfenmutter Titania zu suchen. Diese ist vor vielen Jahrhunderten in die Menschenwelt gereist und nicht mehr zurückgekehrt. Ihre Suche wird dadurch erschwert, dass ihre besorgten Menscheneltern ihr den Umgang mit Evan alias Edric verbieten. In ihren Augen ist der Junge schuld daran, dass Tania im ersten Band weggelaufen ist. Trotzdem finden die beiden eine Spur, die sie zu einer Anwaltskanzlei nach Richmond führt. Titania befindet sich allerdings momentan auf Geschäftsreise in Peking.

Doch nicht nur das behindert die Mission von Tania und Edric. Eines Abends platzen Tanias fünf Elfenschwestern in ihr Zimmer und bringen schlechte Nachrichten. Ihre sechste Schwester Rathina, eine bösartige Verräterin, hat den König von Lyonesse aus dem Gefängnis befreit. Dessen Ziel ist es, sowohl die Welt der Elfen als auch die der Menschen zu beherrschen, und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Er schickt seine grauen Ritter nach London, um Tania und ihre Schwestern zu töten. Wird es den Elfen gelingen, den Feind zu besiegen?

Im direkten Vergleich mit Harry Potter zieht das Buch von Frewin Jones eindeutig den Kürzeren. Das liegt vor allem daran, dass es der Geschichte an Atmosphäre mangelt. Sowohl die Handlung als auch die Personen wirken oberflächlich und beliebig. Es mangelt an Tiefe und Originalität. Elfen sind beileibe nicht selten in der Fantasyliteratur, und Jones kann ihnen nur wenig Neues hinzufügen. Ihr Roman wirkt bei der Einfachheit der Handlung wie der hundertste Aufguss der „Das Gute gegen das Böse“-Geschichte. Einzig Tanias Reinkarnationen auf der Erde wirken frisch, alles andere scheint bereits dagewesen zu sein, einschließlich des Elfenreichs. Die Handlung schreitet zwar flott voran, aber es entsteht kaum Spannung. Die Erlebnisse der Elfenschwestern reißen den Leser trotz ein paar netter Ideen nicht vom Hocker, da hier erneut der Mangel an Originalität hineinspielt.

Die Charaktere sind ebenfalls sehr oberflächlich. Sie offenbaren durchschnittliches Jugendbuchniveau und es fehlt schwer, sie auseinanderzuhalten. Abgesehen von einer sehr deutlichen Schwarz-Weiß-Zeichnung sind es die Nebenfiguren, denen es gelingt herauszustechen. Tanias freche Freundin Jade und ihr Widersacher, der boshafte Lord Drake, bleiben dem Leser wesentlich besser im Gedächtnis als die Schwestern, Edric oder gar Tania selbst.

Die Geschichte wird aus Tanias Perspektive in der dritten Person erzählt, aber die geschilderten Gefühle und Gedanken ermöglichen keine Identifikation mit dem jungen Mädchen. Dafür ist das Buch zu unpersönlich geschrieben, was seine Ursache sicherlich auch in dem durchschnittlichen Schreibstil hat. Dieser lässt sich zwar flüssig lesen, ist aber nicht besonders individuell und hinterlässt keinen bleibenden Eindruck.

Schlussendlich ist „Elfennacht. Die verlorene Königin“ ein Fantasybuch, das sich vornehmlich an junge Mädchen richtet und keinen generationsübergreifenden Effekt wie Harry Potter hat. Die Geschichte von Frewin Jones kann leider weder mit ihrer Handlung noch mit den Personen hervorstechen. Alles wirkt sehr beliebig und es fällt schwer, so etwas wie Originalität auszumachen.

|Originaltitel: The Lost Queen
Aus dem Englischen von Janka Panskus
349 Seiten, Hardcover
ISBN-13: 978-3-473-35289-0|
http://www.ravensburger.de

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