Pearson, Ridley – blinde Tod, Der

Das Timing hätte nicht passender sein können. Im November standen gerade in den Vereinigten Staaten die Präsidentschaftswahlen an. „Der blinde Tod“ von Ridley Pearson ist eine optimale Lektüre zum Thema – wenn auch aus einem anderen Blickwinkel. Die fiktive Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Shaler soll nämlich Opfer eines Anschlags werden, und den gilt es nun zu verhindern.

Walt Fleming ist ein junger Streifenpolizist auf der Suche nach einem abenteuerlichen Einsatz, als er Generalstaatsanwältin Elizabeth Shaler eines Abends knapp vor einem Anschlag rettet. Acht Jahre später ist Walt der Sheriff von Blane County und an dem Wochenende, an dem Elizabeth auf einer Versammlung ihre Kandidatur als Präsidentin bekanntgeben möchte, für deren Sicherheit zuständig.

Dem FBI ist nämlich zu Ohren gekommen, dass erneut ein Anschlag auf die Politikerin geplant ist. Das Security-Aufgebot ist entsprechend hoch, doch es mehren sich die Beweise, dass der Killer sich schon längst in Sun Valley befinden könnte. Der Leser, der den Ermittlern immer ein wenig voraus ist, weiß, dass dies eine Tatsache ist, denn er begleitet den Kriminellen Milav Trevalian auf Schritt und Tritt bei seinen Vorbereitungen für den Anschlag. Er weiß, dass Trevalians Plan vielleicht nicht glattgelaufen, der gute Mann aber kaum aufzuhalten ist. Seine Methoden sind zu gewieft und zu brutal …

Ridley Pearson wird auf der Buchrückseite von den Kollegen James Patterson und Lee Child enthusiastisch gefeiert. In dieses Loblied kann die Rezensentin nur bedingt einstimmen. Bereits der Einstieg in die Geschichte läuft nicht ohne Probleme ab. Trotz des Prologs, der erklärt, in welchem Verhältnis Walt zu Elizabeth Shaler steht, wird dem Leser nicht genug Hintergrundwissen zur Verfügung gestellt. Es ist schwierig zu durchschauen, wer die aufgeführten Personen sind, worin ihre Funktion besteht und auf wessen Seite sie stehen. Es werden zu viele Charaktere auf einmal eingeführt und das noch nicht einmal besonders sorgfältig. Dadurch hat man über weite Strecken richtiggehend Verständnisschwierigkeiten. Trotzdem hat „Der blinde Tod“ seine spannenden Momente. Diese finden sich vor allem dort, wo die Handlung ausbricht und nicht mehr stur dem Schema folgt, das ihr zugrunde zu liegen scheint.

Dem Buch mangelt es außerdem an Menschlichkeit. Es ist schwierig, Zugang zu den einzelnen Personen zu finden. Nur bei wenigen spielen Emotionen überhaupt eine Rolle, zum Beispiel bei Walt, der mit der Scheidung von seiner Frau und deren neuen Flamme – ein Kollege von ihm – sowie mit seinem trinkenden Vater zu kämpfen hat. Die Einblicke in seine Seele sind jedoch so rar gestreut, dass sie kaum auffallen, und ihr Beitrag zum Buch gering bleibt. Im Endeffekt bleiben die einzelnen Charaktere dadurch sehr schemenhaft, und bei einigen fällt es schwer, sie voneinander zu unterscheiden.

Der Schreibstil hat es auch nicht unbedingt einfach. Pearson schreibt sehr reduziert. Viele Beschreibungen lässt er weg, weshalb das Verständnis erschwert wird. Er bringt wenig Leben in seine Worte, sondern erzählt die Geschichte nüchtern und beinahe ein wenig steif. Das macht den Zugang zu diesem Thriller nicht einfacher.

Ridley Pearsons Buch über einen geschickten Killer und seinen Gegenspieler, den eifrigen Sheriff Walt Fleming, hält leider nicht das, was eine solche Kombination verspricht. Die Handlung ist unübersichtlich und teilweise unverständlich, die Charaktere haben wenig Leben in sich und der Schreibstil ist unbeweglich und besitzt wenig Tiefgang. Es gibt eindeutig lesenswertere Bücher.

|Originaltitel: Killer Weekend
Aus dem Englischen von Joachim Honnef
316 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3-404-15911-6|
http://www.bastei-luebbe.de

_Ridley Pearson bei |Buchwurm.info|:_

[„Die letzte Lüge“ 1602
[„Die einsamste Stunde“ 4273

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