Rosenberg, Nancy Taylor – blutrote Engel, Der

Als ehemalige Polizistin hat Nancy Taylor Rosenberg jede Berechtigung, um einen Thriller zu schreiben. Immerhin kennt sie sich mit der Ermittlungsarbeit bestens aus. In „Der blutrote Engel“ geht es aber nicht nur um eine Ermittlerin. Neben der FBI-Agentin Mary spielen die Richterin Lilly und die Killerin Anne eine wichtigeRolle.

_Anne bringt seit_ Jahren auf sehr gewiefte Weise untreue Ehemänner um. Bislang ist ihr niemand auf die Schliche gekommen, doch dann macht sie einen Fehler: Sie schickt eine Kassette mit einem Geständnis an das FBI. Die junge FBI-Agentin Mary, der man bislang noch keinen richtigen Ermittlerjob zutraut, findet das Geständnis in der Post und beginnt zu recherchieren. Dabei muss sie sich gegen den Unwillen ihres Vorgesetzten durchsetzen, der lange glaubt, dass die Kassette von einem Spinner stammt.

Die Richterin Lily hingegen wähnt sich glücklich – sowohl beruflich als auch privat. Sie ist in zweiter Ehe mit Bryce verheiratet und vertraut ihm. Als er eines Tages nach einer Geschäftsreise nicht nach Hause kommt und auch nicht erreichbar ist, beginnt sie, sich Sorgen zu machen …

_“Der blutrote Engel“_ liefert solide Spannungsliteratur, die leider auf weiten Strecken sehr vorhersehbar ist. Da die Täterin von Anfang an bekannt ist, müsste die Jagd auf sie entsprechend fesselnd gestaltet werden. Dies gelingt der Autorin nicht besonders gut. Mary kommt als Erzählerin eher selten zu Wort, so dass die Ermittlungen nur eine Randhandlung sind und insgesamt weit weniger authentisch wirken als man sich das bei Rosenbergs Berufshintergrund denken würde. Die Zusammenführung der drei Erzählstränge mit den unterschiedlichen Frauen wirkt teilweise etwas zu gewollt. Die Geschichte wirkt konstruiert und entwickelt erst am Ende Spannung. Dann gelingt es Anne nämlich nur noch mühsam, sich aus der Reichweite des FBI zu halten.

Wenn ein Buch einen starken Fokus auf drei Frauen legt, erwartet man, dass diese entsprechend herausgestellt werden. Lily, Mary und Anne verweilen trotz guter Ansatzpunkte auf dem Niveau eines Frauenromans. Es fehlt an Tiefe und Authentizität. Gerade Mary wirkt mit ihren High Heels etwas stereotyp, auch wenn ihr ausgefallener Humor einiges wett macht. Anne und Lily wirken hingegen noch ein gutes Stück glatter. Man hat das Gefühl, dass sie einem schon in vielen anderen Büchern begegnet sind, auch wenn die Autorin versucht, die Vergangenheit der beiden bunt auszugestalten. In der eigentlichen Persönlichkeit der Figuren spiegeln sich diese Erlebnisse jedoch nicht genügend wider.

Der Schreibstil fügt sich in das Gesamtbild ein. Auch er ist zwar gut, aber nicht herausragend. Rosenberg erzählt flott und sicher und manchmal auch mit ein wenig Witz. Sprachliche Eigenheiten fehlen jedoch.

_“Der blutrote Engel“_ von Nancy Taylor Rosenberg ist ein durchschnittlicher Thriller, dem es vor allem an Originalität mangelt. Die Hauptfiguren und den Schreibstil findet man auch zu Hauf in anderen Büchern des Genres, die Handlung überzeugt in ihrem Aufbau nicht.

|Broschiert, 415 Seiten
Originaltitel: |The Cheater|
Deutsch von Alice Jakubeit
ISBN-13: 978-3426652107|
http://www.knaur.de

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