Alan Garner – Der Zauberstein von Brisingamen / Feuerfrost (Zauberstein 01)

Überschätzter Fantasyklassiker

„Die Gegend um Alderley Edge ist unheimlich und sagenumwoben. Als Susan und Colin ihren Onkel dort besuchen, werden sie schnell in die schreckliche Wirklichkeit der alten Sagenwelt hineingerissen. Durch ihre Ankunft flammen die uralten Kämpfe zwischen dem guten Zauberer Cadellin und dem bösen Grimnir wieder auf. Und sie selbst spielen eine zentrale Rolle dabei – mal erbarmungslos gejagt, mal geheimnisvoll beschützt. Aber warum gerade sie?“ (dt. Verlagsinfo)

Vom Verlag empfohlenes Alter: 12-15 Jahre. Diese Rezension beruht auf der englischen Originalausgabe.

Der Autor

Alan Garner (* 1934 in Congleton, Cheshire) ist ein britischer Fantasyautor. Er wuchs in Alderley (wo auch sein erster Roman „Weirdstone“ spielt) bei Manchester auf und besuchte dort die Manchester Grammar School, in der eine Bibliothek nach ihm benannt wurde. Anschließend studierte er am Magdalen College der Universität Oxford. Dort lernte J. R. R. Tolkien und C. S. Lewis kennen, las aber nicht deren Fantasyromane. Er weigert sich, Dichtung zu lesen und besteht darauf, den eigenen Cheshire-Dialekt zu sprechen: „Sir Gawain and the Green Knight“ (eine der wichtigeren Artus-Legenden) wurde im Cheshire-Dialekt geschrieben.“

Er ist Träger der Carnegie Medal, Gewinner des Guardian Award (beide für „The Owl Service“), des Phoenix Award (für „The Stone Book Quartet“) und wurde 2001 zum Officer of the British Empire (OBE) ernannt: Sir Alan. Er hat fünf Kinder aus zwei Ehen sowie mindestens drei Ehrendoktorhüte.

Nach Brisingamen war im Internet zeitweilig eine Marke von Schmuckstücken benannt. Das kann nur erfolgen, wenn der Namen allgemein bekannt ist. Das Buch „The Weirdstone of Brisingamen“ gehört mittlerweile zum britischen Grundstock der Fantasy-Literatur, ist hierzulande aber kaum bekannt.

Seine Werke in zahlreiche Sprachen übersetzt worden (Auszug):

The Weirdstone of Brisingamen. 1960, überarbeitet 1963..
Deutsch: feuerfrost und kadellin. Übersetzung: Alfred Kuoni. Benziger Verlag, Einsiedeln 1963.
Deutsch: Feuerfrost. Übersetzung: Werner Schmitz. Diederichs Verlag, Köln 1984. ISBN 3-424-00779-X; Neuausgaben: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1986. ISBN 3-499-15808-6; Piper Verlag, München–Zürich 1999. ISBN 3-492-22843-7; Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2003. ISBN 3-7725-2241-6.

The Moon of Gomrath. 1963, die in dem bronzezeitlichen Bergwerk von Alderley Edge in Cheshire spielen und Motive aus der Artus-Legende verwenden.
Deutsch: Der Mond von Gomrath. Übersetzung: Werner Schmitz. Diederichs Verlag, Köln 1985. ISBN 3-424-00834-6; Neuausgaben: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988. ISBN 3-499-15929-5; Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2003. ISBN 3-7725-2242-4.

Elidor. 1965, mit Motiven aus dem Lebor Gabála Érenn, dem Buch der Eroberungen, das über die Besiedlung von Irland berichtet.
Deutsch: Elidor. Übersetzung: Sybil Gräfin Schönfeldt u. Maria Torris. Dressler Verlag, Berlin 1969
Deutsch: Elidor oder das Lied des Einhorns. Übersetzung: Werner Schmitz. Diederichs Verlag, Köln 1986. ISBN 3-424-00868-0; Neuausgaben: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989. ISBN 3-499-12408-4; Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2003. ISBN 3-7725-2259-9.

The Owl Service. 1967, basiert auf dem walisischen Epos Mabinogion.
Deutsch: Eulenzauber. Übersetzung: Frederik Hetmann. Diederichs Verlag, Köln 1982. ISBN 3-424-00760-9; TB-Neuausgabe: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1985. ISBN 3-499-15488-9; Neuausgaben: Der Eulenzauber. Weitbrecht Verlag, Stuttgart–Wien 1996. ISBN 3-522-72140-3; Eulenzauber. Piper Verlag, München–Zürich 1998. ISBN 3-492-22587-X; Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2005. ISBN 3-7725-2260-2.

Red shift. 1973.
Deutsch: Rotverschiebung. Übersetzung: Bernd Rauschenbach. Diederichs Verlag, Düsseldorf–Köln 1980. ISBN 3-424-00687-4; TB-Neuausgabe: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1983. ISBN 3-499-15079-4.
Strandloper. 1996, spielt in Australien.
Der Strandläufer. Übersetzung: Ingo Berensmeyer. Weitbrecht Verlag, Stuttgart–Wien–Bern 1997. ISBN 3-522-72150-0; Piper Verlag, München–Zürich 1999. ISBN 3-492-22586-1.
Thursbitch. 2003.
Boneland. 2012.
Treacle Walker. 2021.
Deutsch: Treacle Walker – Der Wanderheiler. Übersetzung: Bernhard Robben. Hobbit Presse (Klett-Cotta Verlag), Stuttgart 2023. ISBN 978-3-608-98732-4.

Handlung

Cheshire, anno 1960. Susan und Colin verbringen ihre Sommerferien bei ihrem Onkel Gowther Mossock und ihrer Tante Bess auf dem Lande. Der Bauernhof liegt am Rande eines geheimnisumwobenen Hügels namens The Edge (die Kante). Auch eine Kneipe mit dem Namen „The Wizard“ erweckt die Neugier der beiden Geschwister. Sie nehmen sich vor, ihren Onkel danach zu fragen, aber auch, die waldreiche Gegend zu erkunden. Ihre Onkel warnt sie jedoch vor den vielen Höhlen und aufgelassenen Minengruben.

Hexe

Eine Nachbarin namens Selina Place interessiert sich sehr für die Kinder und möchte unbedingt, dass sie zu ihr ins Auto steigen. Angeblich sollen sie ihr den Weg in eine Nachbarstadt zeigen. Als sich Colin sträubt, beginnt die Frau, etwas auf Latein zu murmeln. Der Zauberspruch wirkt, denn Colin findet sich plötzlich wie in Trance bereits an der Autotür. Doch etwas bricht den Zauber, den diese Frau ausübt. Ist es der funkelnde Kristall an Susans Armband, das sie von ihren mütterlichen Vorfahren geerbt hat? Als der Onkel auftaucht, verduftet die seltsame Frau.

Svartalfar

Doch dies ist nicht die letzte bemerkenswerte Begegnung, die sie erleben. Beim Erkunden von The Edge geraten sie in ein sumpfiges Tal. Eine Krähe beobachtet sie und stößt einen Ruf aus. Plötzlich springen schwarze, hässliche Kreaturen aus den Gruben ringsum, als hätten sie einen geheimen Befehl erhalten. Diese Svartalfar (Dunkelelfen; ein Wort aus der isländischen Sagenwelt) sind nur etwa einen Meter groß und wollen die Kinder offensichtlich mit einem Netz einfangen. Susan und Colin eilen davon, bis sie an einer weiteren Sumpfstelle auf einem Felsen umzingelt werden.

Cadellin

Da ertönt eine mächtige Stimme, und die Wesen lassen sich davon tatsächlich vertreiben. Die Stimme gehört einem freundlichen Zauberer, der sich als Cadellin vorstellt. Er sieht genauso aus wie die Figur auf dem Kneipenschild von „The Wizard“. Gerne folgen ihm die beiden Kinder in seine Höhle. Dort fragt er sie, warum die „Madenwesen von Ymir“ es ausgerechnet auf sie beide abgesehen hätten. Sie wissen es auch nicht.

Der Zauberer ist ein Hüter der Magie und hat ein kniffliges Problem, mit dem er sich an sie wendet. In einer Fortsetzung seiner Höhle ruhen nicht weniger als 140 Ritter und 140 schneeweiße Rösser in magischem Schlaf auf ihr Erwachen, bis die Zeit der Not kommt und sie in die Schlacht gegen das Böse gerufen werden.

Feuerfrost

Doch der Zauber, der sie vor dem Zahn der Zeit schützt, weist eine Lücke auf. Feuerfrost, der Zauberstein von Brisingamen, ist verlorengegangen. Cadellin verdächtigt einen Bauern, der eine der weißen Stuten mehr oder weniger „freiwillig“ zur Verfügung stellte, den Edelstein als Lohn stibitzt zu haben.

Doch es gibt noch eine weitere Gefahr, die den Rittern und ihrem Hüter droht. Die Schergen des Herrn der Dunkelheit Nadost suchen überall nach dem Zauberstein als einer Möglichkeit, die Kämpfer gegen das Böse zu schwächen. Das ist der Grund, warum die Svartalfar überall in The Edge lauern und die große Krähe ständig darüber hinwegfliegt, als suche sie etwas. Trotzdem: Was hat das mit den Geschwistern zu tun?

Gefunden, verloren

Im Eiscafé des nächsten Dorfes spielt Susan drei Tage später mit ihrem Armband und versucht, das blaue Licht in der „Träne“ zu erblicken. Da trifft sie und Colin die Erkenntnis wie ein Schlag: Dies muss der verschwundene Edelstein Feuerfrost sein!

Sie eilen noch am gleichen Tag zu Cadellins Höhle. Dort der Weg wird von Nebel verdeckt, und um ein Haar stürzt Susan in einen alten Steinbruch. Vorsichtig gehen sie weiter und gelangen in einen Kreis von stehenden Steinen. Eine schwarz gewandete, spindeldürre Gestalt ragt drei Meter auf und verlangt stumm den Edelstein. Als Susan sich weigert, berührt der Kerl die Kinder, dass sie erstarren. Kaum hat er Feuerfrost an sich genommen, verschwindet er; sofort löst sich ihre Erstarrung allmählich.

Fenodyree

Ein freundlicher Zwerg namens Fenodyree begrüßt sie auf dem Weg zu Cadellins Höhle. Der Zauberer ist niedergeschmettert, als Susans ihre schreckliche Neuigkeit herausgesprudelt hat. Kaum ist das Juwel wiederentdeckt, ist es auch schon vom Bösen geraubt worden. Doch Grimnir ist wenigstens nicht der Widersacher Nadost selbst, allerdings ein Mensch, der sich vor langer Zeit den verbotenen schwarzen Künsten zugewandt hat: ein Angehöriger der Morthbrood. Er bewegt sich wie Nebel und hat sein Heim im Llyn Dhu, dem schwarzen See.

Während Cadellin über einen Plan zur Wiederbeschaffung des Juwels nachdenkt, sollen Colin und Susan sich nicht nochmals in Gefahr begeben. So vergeht der Sommer und es wird Herbst. Doch je kürzer die Tage werden, desto stärker wächst die Macht des Bösen…

Mein Eindruck

Ich habe mich an vielen Stellen über diesen angeblichen Kinderbuch- und Fantasyklassiker geärgert. Im Vergleich zum „Herrn der Ringe“, dem der Autor in vielerlei Hinsicht nacheifert, ist das Buch unglaublich schlecht geschrieben. Dass der Autor sich vieles bei Tolkien abgeschaut hat, geht ja noch an. Anno 1959/60 war „Der Ringe der Ringe“ noch kein Kultbuch; das wurde es erst, nachdem 1966 der Raubdruck einer amerikanischen Taschenbuchausgabe unter den Studenten weite Verbreitung fand.

Abgeschaut

Zu den Anleihen gehören das zentrale Juwel, das diesmal nicht zu vernichten, sondern wiederzubeschaffen und zu bewahren ist. Gestalten tauchen auf, die an Aragorn erinnern, aber auch Licht- (liosalfar) und Dunkelelben (svartalfar) sowie Zwerge und eine Lichtgestalt à la Galadriel: Angharad Goldenhand. Keltische Namen wie diese stammen aus der walisischen Dichtung des „Mabinogion“. Dort ist die Rede von Prydein, also Britannien. Nur vier Jahre später, 1964, veröffentlichte der US-Waliser Lloyd Alexander seinen ersten Band der „Chroniken von Prydain“, nämlich „Taran und das Zauberschwein“ (The Book of Three).

Alle diese bekannten Figuren haben keine Historie und keine eigene Sprache, so dass ihnen die Tiefe fehlt. Sie tauchen einfach so in der Geschichte auf, reden seltsames Zeug in einem archaischen Englisch und verschwinden dann wieder. Es ist also kein Wunder, dass selbst das titelgebende Wort „Brisingamen“ an keiner einzigen Stelle erklärt wird – für Tolkien ein Unding.

Dialekt in Fantasy

Der wichtigste Verstoß gegen die Tradition der Fantasy, die Tolkien und C.S. Lewis (Narnia) begründeten, besteht indes in der breiten und konstanten Verwendung des Cheshire-Dialekts. Wohl dem Leser, der sich mit englischen Dialekten und archaischen Wortformen ein wenig auskennt! Hier kommen überholte Wörter wie „owt“ (= aught = anything) und „nowt“ (= naught = nothing) immer noch vor. Von der ungrammatischen Verwendung der Zeiten in den Verben möchte ich gar nicht erst anfangen. Es ist, als würden Vorschulkinder aus dem 18. Jahrhundert zu reden anfangen. Sie entsprechen offensichtlich den Hobbits bei Tolkien, aber der Autor skizziert sie als authentische, gegenwärtige Bewohner Englands.

Das Problem, das sich daraus ergibt, ist das gleiche wie im „Hobbit“: Die Cheshire-Leute reden vernünftig über alltägliche, banale Dinge, aber sie treffen auf Sagengestalten, die mit einigem Pathos in einer ebenso überholten Sprache reden, so dass hier quasi Alltag und Legende aufeinanderprallen. Die einzigen, die bei diesem Konflikt vermitteln können, sind die zwei Kinder. Denen ist nichts zu verwunderlich, um nicht doch irgendwie geglaubt zu werden. Aber Erwachsenen wird es dabei doch ziemlich unbehaglich.

Auf Schusters Rappen

Ein weiteres Grundproblem, mit dem ich kämpfte, sind die überlangen Reisepassagen, die einen Großteil der Handlung ausmachen. Die erste Reise führt die Kinder zu Cadellin und zurück, eine zweite in das Haus der Gestaltwandlerin Selina Place, worauf die Flucht durch die Unterwelt anzutreten ist. Diese dauert den ganzen Tag und ist sehr nervenaufreibend.

Damit nicht genug müssen sich die Kinder zusammen mit den Zwergen Fenodyree und Durathror sowie ihrem Onkel Gowther auf den Weg durchs Feindesland machen, um Cadellin das in Selina Places Haus erbeutete Juwel zu bringen – eine weitere lange Reise. Unheimliche, 20 Fuß hohe Trollfrauen durchstreifen das nächtliche Land auf der Suche nach den Kindern. Wenigstens endet diese Reise in einem packenden Finale, in dem Grimnir quasi die Rolle des Gollum spielt, während alle Verteidiger umzingelt sind.

Ruckzuck-Stil

Statt das Finale richtig schön auszuwalzen und die Spannung auf die Spitze zu treiben, handelt der Autor es in wenigen Absätzen ab. Zack, und schon ist wieder alles in Butter. Wer meinte, Cadellin sei ein Schwindler, der nur so tue, als könne er zaubern, wird nun – endlich, endlich! – eines Besseren belehrt. Aber wie gesagt: Das geht alles viel zu schnell. Viele Dinge wie etwa Durathrors Schicksal bleiben ungeklärt.

Das Englischniveau

Das Englischniveau, das der Leser dieses Originaltextes mitbringen sollte, ist sehr unterschiedlich. Die guten Fabelwesen wie der Zauberer, der Zwerg und die Hexe sprechen alle normales, modernes Englisch. Während der reine Erzähltext recht einfach gehalten ist und nur ab und zu ein paar recht ländliche Ausdrücke verwendet, so trifft auf den Cheshire-Dialekt eher das Gegenteil zu. Gowther und Bess sprechen ein völlig anderes, viel älteres Englisch als das der Queen und der BBC.

Sie sagen „owt“ (=aught), wenn sie “ anything“ meinen. Sie sagen „dunner“, wenn sie „don’t know“ meinen. Und so geht es munter weiter. Sie haben sogar ein Wort namens „scrat“ (Rundgang) und das schon lange, bevor „Ice Age“ und das gleichnamige Säbelzahneichhörnchen bei uns ins Kino kamen.

Man tut also gut daran, schon ein wenig Erfahrung mit den verbalen Zusammenziehungen in einem Dialekt gesammelt zu haben. Deutsche Dialektsprecher tun dies die ganze Zeit. Warum sollten es nicht auch die englischen tun dürfen? Übrigens ist diese Verwendung des Dialekts ein Markenzeichen des Autors, mit dessen Hilfe er sich von der Tradition Tolkiens und C.S. Lewis, den Fantasy-Stars der fünfziger Jahre, ab 1960 abzuheben begann.

Unterm Strich

In „Weirdstone“ vermengt der Autor auf eine unbekümmerte Weise die nordische Sagenwelt, die über Tolkien vermittelt wurde (Zwerge, Licht- und Dunkelelfen), mit den walisischen Sagen aus dem Mabinogion (mehr Zwerge, ein Herr der Dunkelheit), aber vor allem mit der Landschaft und dem Volk der Grafschaft Cheshire. Sie nimmt den gleichen Platz ein wie das Auenland mit seinen Hobbits. Auch die stammen eher aus dem 17. oder 18. Jahrhundert und zwar aus der Gegend von Sarehole, wo Tolkien eine glückliche Jugendzeit verbringen durfte.

Die verschiedenen Quellen ergeben eine Mischung, die Anfang der 1960 Jahre vielleicht originell genannt wurde, heute aber nur noch überholt und beunruhigend wirkt. Welchen Eindruck die Verwendung des Dialekts hinterlässt, hängt von der jeweiligen Übersetzung ab, und die deutsche kenne ich nun mal nicht. Für mich als Englischkenner und Literaturwissenschaftler war selbst der originale Cheshire-Dialekt ganz schön gewöhnungsbedürftig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er heute noch gesprochen wird, jedenfalls nicht in dieser reinen Form.

Für heutige Leser sind nicht die vielen erfundenen Gestalten wichtig, sondern die beiden Kinder Susan und Colin. Denn sie vermitteln zwischen uns, den Cheshire-Leuten und den Gestalten der Sagenwelt. Durch ihre Augen werden alle in die richtige Perspektive gerückt: Angst gegenüber den Svartalfar und den Hexern, Zuneigung gegenüber dem Zauberer und den beiden Zwergen.

Leider sind die beiden Kinder nur klischeehafte Chiffren, also Platzhalter für jeden Jungen und jedes Mädchen, die sich der Leser bzw. die Leserin darunter vorstellen mag. So kommen die Kinderfiguren zwar der Sagenwelt nicht in die Quere, sie sind aber auch als Handelnde völlig uninteressant. Vielmehr erleiden sie die ganzen Ereignisse.

Die einzigen wirklich guten Szenen waren das böse Schauspiel in dem Haus der Hexe und das packende, aber leider viel zu kurze Finale. Auf den ganzen Rest hätte ich wirklich gut verzichten können, besonders auf die drei langen Reisen. Denen zu folgen, ermöglicht die Landkarte am Anfang des Buches. Sonst hätte ich mich überhaupt nicht mehr zurechtgefunden. Erstaunlich verwirrend, dieses kleine Fleckchen Erde!

Gebundene Ausgabe: 220 Seiten
O-Titel: The Weirdstone of Brisingamen, 1960; 288 Seiten; HarperCollins, ISBN-10: 015205636X, ISBN-13: 978-0152056360
ISBN-13: 978-3772522413

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