Gilly Macmillan – Die Vertraute

Worum geht’s?

Lucy war neun Jahre alt, als ihr kleiner Bruder bei einem nächtlichen Ausflug an ihrer Seite verschwand. Niemand außer ihr kann etwas zu dem Tathergang und der Zeit davor sagen, ihre Äußerungen sind der einzige Anhaltspunkt für die Ermittler. Doch selbst Lucy ist sich nicht sicher was in dieser Nacht geschah, denn sie hat seit ihrer Kindheit eine ausschweifende Fantasie und diese vermischt sich häufig mit der Wirklichkeit.

Inhalt

Lucy ist Ende dreißig und eine berühmte Bestseller-Autorin. Sie wird von den Verlagen gefeiert und ihre Bücher verkaufen sich wie heiße Semmeln. Ihr Ziel: jedes Jahr ein neues Buch. Ihr bevorzugtes Genre sind Krimis und ihre Protagonistin ist Detective Sergeant Eliza Grey. Sie wird genauso wie ihre Autorin von den Leser/innen gefeiert und verehrt.

Lucys Ehemann Dan unterstützt sie bei allen Arbeiten im Hintergrund und sie schreibt. Er hält ihr den Rücken frei. Er selbst wollte auch gerne Autor werden, doch leider mangelte es ihm an Kreativität und Talent. Dass er seine Frau immens unter Druck setzt, merkt er selbst nicht, oder möchte es nicht wahrhaben. Außerdem hat er einen sehr hohen Lebensstandard, der so ohne Lucy’s Verdienst unmöglich wäre.

Gerade hat Lucy ihren neuesten Roman zu Ende gebracht. Dabei ist sie ein großes Wagnis eingegangen. Sie wartet deswegen ungeduldig auf das Feedback ihres Lektors. Selbst Dan weiß nichts über ihren neuen Roman, er ist währenddessen mit dem Kauf eines neuen Hauses für die beiden beschäftigt – ohne Lucys Wissen.

Er hat ein altes, renovierungsbedürftiges Herrenhaus am Waldrand ausfindig gemacht. Das mag sich vielleicht romantisch anhören, doch als Lucy davon erfährt ist sie außer sich. Denn das Haus befindet sich in der Nähe ihres Elternhauses und jenem Wald, in dem vor dreißig Jahren ihr fünfjähriger Bruder Teddy verschwand. Aus seinem Vermisstenfall wurde ein sogenannter Cold Case, da die Tat nie aufgeklärt werden konnte. Fakt ist, dass Lucy die letzte Person war, die ihn lebendig gesehen hat.

Lucy nimmt die direkte Konfrontation mit ihrer Kindheit sichtlich mit. Sie rasselt immer häufiger mit Dan aneinander. Dan verhält sich irgendwie merkwürdig und bei einer Kennenlernveranstaltung seitens der neuen Nachbarschaft, macht Lucy eine fragwürdige Beobachtung.

Mein Eindruck

Das Cover und der Klappentext haben mich sofort abgeholt. Die kurze Beschreibung der Geschichte sowie das düstere Titelbild scheint genau nach meinem Geschmack zu sein.

Die Autorin schreibt von Beginn an parallel in zwei verschiedenen Erzählsträngen. Zum einen sind Kapitel mit arabischer Zahlenfolge gekennzeichnet und zum anderen mit römischen Zahlen und kursiver Schrift. Es dauert eine ganze Weile, bis man die Zusammenhänge miteinander verknüpfen kann. Aber auch als dieser Zeitpunkt erreicht ist, heißt das nicht, dass die Geschichte aufgeklärt ist. Die Autorin füttert ihre Leser/innen ganz sachte Stück für Stück mit neuen Informationen, wobei sie stets darauf aus ist, die Spannung aufrechtzuerhalten. Und das gelingt ihr auch.

Ehrlich gesagt brauchte es eine Weile, bis mich die Geschichte abgeholt hat. Während des Lesens ließ ich mich häufig von Dingen in meiner Umgebung ablenken und kam nicht so richtig in einen Leseflow. Doch ich wollte die Geschichte nicht vorzeitig aufgeben und hoffte auf eine für mich gute Wendung – und die kam dann Gott sei Dank auch. Plötzlich wurde das Buch für mich zu einem wahren Pageturner voller Kniff und Spannung.

Die Autorin schreibt nahezu “blutlos” dafür trifft sie jeden noch so kleinen Nerv der Psycho. An vielen Stellen hatte ich wirklich Herzrasen beim Lesen und das schaffen ehrlich gesagt nicht ganz so viele Autoren.

Über die Autorin

Gilly Macmillan wuchs in Swindon, Wiltshire auf und lebte in ihrer Jugend einige Jahre im Norden Kaliforniens. Sie arbeitete beim Burlington Magazine, für die Hayward Gallery und als Dozentin für Fotografie. Heute widmet sie sich ganz dem Schreiben. Gilly Macmillans Romane erfreuen sich besonders in Großbritannien großer Beliebtheit und sind allesamt Bestseller. Sie lebt mit ihrer Familie in Bristol, England. (Verlagsinfo)

Fazit

Ein gutes Buch, bei dem der Titel Programm ist. Es ist düster, mystisch und geheimnisvoll. Leider kam diese Wendung erst nach gut einem Viertel der Geschichte zum Vorschein. Die Autorin hat es mir nicht leicht gemacht in dieses Buch einzusteigen und kurzzeitig habe ich es schon als “schlecht” abgestempelt. Gott sei Dank bin ich aber dran geblieben und konnte so eines Besseren belehrt werden. Es wäre auch wirklich zu schade um diese Geschichte gewesen, sie vorzeitig zu beenden.

Ich denke, das wird nicht mein letztes Buch der Autorin gewesen sein.

Broschiert: 400 Seiten
Originaltitel: To tell you the truth
Ins Deutsche übersetzt von Sabine Schilasky
ISBN: 978-3764507817

www.penguinrandomhouse.de

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