David Baldacci – No Man’s Land (John Puller 4)

Frankenstein in Virginia

Spezialagent Puller ermittelt in seinem persönlichsten und schwersten Fall Dreißig Jahre ist es her, dass John Pullers Mutter spurlos verschwand. Nun kommt ein ungeheuerlicher Verdacht auf: Sein eigener Vater, John Puller senior, soll sie damals ermordet haben. Besonders furchtbar daran: Der Drei-Sterne-general ist dement und kann nichts zu seiner Verteidigung vorbringen. Also liegt es an Spezialagent John Puller junior, den Familiennamen reinzuwaschen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. (Verlagsinfo)

Der Autor

David Baldacci wurde 1960 in Virginia geboren, wo er heute lebt. Er wuchs in Richmond auf; sein Vater war Mechaniker und später Vorarbeiter bei einer Spedition, seine Mutter Sekretärin bei einer Telefongesellschaft. Baldacci studierte Politikwissenschaft an der Virginia Commonwealth University (B. A.) und Jura an der University of Virginia. Während des Studiums jobbte er u.a. als Staubsaugerverkäufer, Security-Guard, Konstrukteur und Dampfkesselreiniger. Er praktizierte neun Jahre lang als Anwalt in Washington, D.C., sowohl als Strafverteidiger als auch als Wirtschaftsjurist.

Neben seiner Arbeit als Schriftsteller engagiert sich Baldacci für eine Reihe karitativer und gesellschaftlicher Institutionen, darunter der National Multiple Sclerosis Society, der Barbara Bush Foundation for Family Literacy, der Virginia Foundation for the Humanities, der America Cancer Society, der Cystic Fibrosis Foundation und der Virginia Commonwealth University. David Baldacci ist verheiratet und hat zwei Kinder. (Verlagsinfo)

Romane

Amos Decker

1: Memory Man (2016; Originaltitel: Memory Man, 2015) ISBN 978-3-453-27060-2
2: Last Mile (2017; Originaltitel: The Last Mile, 2016) ISBN 978-3-453-27061-9
3: Exekution (2020; Originaltitel: The Fix, 2017) ISBN 978-3453271609
4: Downfall (2021; Originaltitel: The Fallen, 2018) ISBN 978-3453272347
5: Redemption (2019, Flashback, 2023))
6: Walk The Wire (2020, noch nicht auf Deutsch erschienen) (Crossover mit der Will-Robie-Serie)

Camel Club

1: Die Wächter (2007; Originaltitel: The Camel Club, 2005) ISBN 978-3-7857-2273-2
2: Die Sammler (2008; Originaltitel: The Collectors, 2006) ISBN 978-3-7857-2354-8
3: Die Spieler (2010; Originaltitel: Stone Cold, 2007) ISBN 978-3-7857-2380-7
4: Die Jäger (2011; Originaltitel: Divine Justice, 2008) ISBN 978-3-7857-2420-0
5: Der Auftrag (2014; Originaltitel: Hell’s Corner, 2010) ISBN 978-3-7857-2484-2

Sean King und Michelle Maxwell

1: Im Bruchteil der Sekunde (2004; Originaltitel: Split Second, 2003)ISBN 978-3-404-15500-2
2: Mit jedem Schlag der Stunde (2006; Originaltitel: Hour Game, 2004)ISBN 978-3-404-15793-8
3: Im Takt des Todes (2009; Originaltitel: Simple Genius, 2007)ISBN 978-3-404-15968-0
4: Bis zum letzten Atemzug (2011; Originaltitel: First Family, 2009) ISBN 978-3-404-16553-7
5: Fünf vor Zwölf (2014; Originaltitel The Sixth Man, 2011) ISBN 978-3-404-16994-8
6: In letzter Minute (2016; Originaltitel King and Maxwell, 2013) ISBN 978-3-404-17309-9

Shaw und Katie James

1: Die Kampagne (2009; Originaltitel: The Whole Truth, 2008) ISBN 978-3-404-27074-3
2: Doppelspiel (2013; Originaltitel: Deliver Us From Evil, 2010) ISBN 978-3-404-16842-2

Will Robie

1: Der Killer (2014, Originaltitel: The Innocent, 2012), ISBN 978-3-7857-2512-2
2: Verfolgt (2015, Originaltitel: The Hit, 2013), ISBN 978-3-7857-2540-5
3: Im Auge des Todes (2016, Originaltitel: The Target, 2014), ISBN 978-3-7857-2563-4
4: Falsche Wahrheit (2017, Originaltitel: The Guilty, 2015) ISBN 978-3785725894
5: Der Feind im Dunkeln (2018, Originaltitel: End Game, 2017) ISBN 978-3785726396

John Puller

1: Zero Day (2013; Originaltitel: Zero Day, 2011) ISBN 978-3-453-26906-4
2: Am Limit (2015, Originaltitel: The Forgotten, 2012) ISBN 978-3-453-26926-2
3: Escape (2015, Originaltitel: The Escape, 2014) ISBN 978-3-453-27010-7
4: No Man’s Land (2018, Originaltitel: No Man’s Land, 2016) ISBN 978-3453271616

Atlee Pine

1: Ausgezählt (2019; Originaltitel: Long Road to Mercy, 2018) ISBN 978-3-453-27228-6
2: Abgetaucht (2020; Originaltitel: A Minute To Midnight 2019)ISBN 978-3453273122
3: Eingeholt (2021; Originaltitel: Daylight 2020) (Crossover mit der John-Puller-Serie) ISBN 978-3453273450
4: Abgerechnet (2022; Originaltitel: Mercy 2021) ISBN 978-3453274006

Vega Jane
(bisher noch nicht auf Deutsch erschienen)

1: The Finisher (2014)
2: The Keeper (2015)
3: The Width of the World (2017)
4: The Stars Below (2019)

Aloysius Archer
(bisher noch nicht auf Deutsch erschienen)

1: One Good Deed (2019)
2: A Gambling Man (2021)
3: Dream Town (2022)

Sonstige Bücher

Der Präsident (1996; Originaltitel: Absolute Power, 1996)
Das Labyrinth (1999; Originaltitel: Total Control, 1997)
Die Versuchung (1998; Originaltitel: The Winner, 1998)
Die Wahrheit (1999; Originaltitel: The Simple Truth, 1998)
Die Verschwörung (2000; Originaltitel: Saving Faith, 1999)
Das Versprechen (2002; Originaltitel: Wish You Well, 2000)
Der Abgrund (2003; Originaltitel: Last Man Standing, 2001)
Das Geschenk (2003; Originaltitel: The Christmas Train, 2002)
Auf Bewährung (2012; Originaltitel: True Blue, 2009)
Das Glück eines Sommers (2012; Originaltitel: One Summer, 2011)
Todeszeiten (2013, Kurzgeschichte; Originaltitel: No Time Left, 2010)
Der Komplize (2014, Kurzgeschichte; Originaltitel: Bullseye, 2014)
Herausgeber: FaceOff. Doppeltes Spiel. (Originaltitel: FaceOff, 2014) Wilhelm Goldmann Verlag, München 2014, ISBN 978-3-442-48189-7

Freddy and the French Fries
(bisher noch nicht auf Deutsch erschienen)

Freddy and the French Fries: Fries Alive! (2005)
Freddy and the French Fries: The Mystery of Silas Finklebean (2006)
(Quelle: Wikipedia.de)

|David Baldacci auf Buchwurm.info:|

[Mit jedem Schlag der Stunde 2400
[Im Bruchteil der Sekunde 836
[Das Geschenk 815
[Der Abgrund 414
[Die Verschwörung 396
[Das Versprechen 361
[Die Versuchung 676

Handlung

Paul Rogers

Der Häftling Paul Rogers wird aus einem Gefängnis im Westen der USA entlassen. Er hat endlich die Kommission, die vorzeitige Entlassungen genehmigen kann, nach zehn Jahren guter Führung von seiner Sozialverträglichkeit und Reumütigkeit überzeugen können. Er kommt auf Bewährung frei und muss sich regelmäßig bei seinem Bewährungshelfer melden. Doch jemand ist schuld daran, dass er überhaupt in den Bau kam: Claire Jericho. Sie lebt irgendwo in Virginia, vielleicht sogar in Fort Monroe, wo er selbst gelebt hat.

Nach der ersten, vom Staat bezahlten Busfahrt, besorgt sich Rogers einen fahrbaren Untersatz, auch wenn er dabei über zwei oder drei Leichen gehen muss, sowie eine seltene Armeepistole. Sein Ziel ist Virginia, wo er die Firma von Chris Ballard sucht, der ihn zu Claire führen soll. Doch Ballard ist längst im Ruhestand und wohnt als Milliardär in einer schwer bewachten Villa. Weil Ballards Firma das US-Militär belieferte, sind alle Informationen unter Verschluss. Der Name der Firma lautet jetzt Atalante, wie die Argonautin.

John Puller jr.

John Puller ist Spezialagent für die Kripo CID der US-Militärpolizei. In dieser Eigenschaft hat er bereits seiner Bruder Robert aus einem US-Militärgefängnis herausgeholt, in dem Bobby unschuldig einsaß. Nun ist sein Vater, ein Kriegsheld, mit Demenz in eine Klinik eingeliefert worden. Daher der Vater nicht ansprechbar ist, wendet sich die CID in einer heiklen Angelegenheit an John Puller junior. In einem Brief hat Lynda Demirjian, eine ehemalige Nachbarin der Pullers in Fort Monroe, Virginia, behauptet, der Senior hätte seine eigene Frau umgebracht. Da Mrs. Puller seit 30 Jahren verschwunden ist, kann weder sie noch der Senior die ungeheuerliche Anklage wiederlegen oder entkräften. Diese Aufgabe ist nun die von John Puller junior. Denn sein Vater hatte zumindest die Gelegenheit zu dieser Tat: Er kam einen Tag vor dem vorgesehenen Termin zurück, der bislang in den Akten stand.

Dreißig Jahre sind jedoch eine lange Zeit, und, wie schon Bobby warnt, das Gedächtnis spielt einem seltsame Streiche. John war erst acht, als seine Mutter Jackie an einem Samstagabend verschwand. Er nutzt zwei Tage Urlaub, die ihm zustehen und fährt nach Virginia. Vor Ort in Fort Monroe, das inzwischen geschlossen worden ist, schaut er sich das Elternhaus an. Dad war selten zu Hause, sondern meist im Einsatz, und wenn er zurückkam, wollte er seine Frau ebenso wie seine Männer herumkommandieren.

Doch das funktioniert in einer Partnerschaft nicht, wie die Nachbarin und Babysitterin Carol Powers zu bedenken gibt. Deshalb wollte Jackie Puller ihren Mann verlassen – und ihre beiden Söhne mitnehmen, auf die sie sehr stolz war. Die Frage ist nur, warum zog sie sich dann am Samstagabend so schick an, als wolle sie in die Kirche St. Mary’s gehen? Der Pfarrer berichtet, dass Puller senior einen Nervenzusammenbruch erlitten habe. Er liebte seine Frau sehr. Also warum sollte er sie umbringen wollen? Doch Lynda Demirjian beharrt selbst noch auf dem Sterbebett auf ihrer Anklage. Diese ist längst nicht offiziell, aber moralisch gesehen, ziemlich schwerwiegend.

Veronica Knox, Pullers frühere Mitarbeiterin aus den Geheimdiensten, schließt sich ihm an. Doch weil ihre Motive unklar sind, vertraut er nicht, Techtelmechtel kommen überhaupt nicht infrage. Die Tatsache, dass sie seine Akte kennt und weiß, was er sucht, erhöht sein Vertrauen auch nicht gerade. Aber sie kennt die ehemaligen Ermittler, die für das CID und das FBI nach dem Verbleib von Jackie Puller suchten: Sie wurden alle zurückgepfiffen, wie sie nun aussagen.

Und zwar auch von einer Mordserie an vier Frauen, die sich im benachbarten Williamsburg ereignete, ebenfalls vor 30 Jahren. Warum sollte Jackie Puller nicht das fünfte Opfer gewesen sein, will Puller wissen. Sie habe nicht in das Beuteschema gepasst, wird ihm geantwortet: junge, weiße, berufstätige Frauen mit Collegeabschluss: eine Chemikerin, eine Physikerin, eine Programmiererin usw. Jackie Puller hatte gar keinen Abschluss außer der Highschool. Nur ein merkwürdiges, sehr gruseliges Detail erfährt Puller: Allen Opfern wurde die Halswirbelsäule mit unglaublicher Kraft zerquetscht.

An diesem Punkt wird den höheren Mächten die Lage zu brenzlig. Nicht nur Pullers direkter Vorgesetzter Don White will ihn nach Deutschland schicken, doch weil Puller sofort kündigt, schaltet sich zudem der Vizepräsident selbst ein. Als stellvertretender Generalstabschef ist Richard Hall auch Puller gegenüber weisungsbefugt. Seine Botschaft lautet: „Ich weiß von nichts, wenn es hart auf hart kommt, aber Sie sollten weitermachen.“ Puller überlegt es sich tatsächlich, doch die Wahrheit über seine Mutter zu erfahren, ist ihm wichtiger. Koste es, was es wolle…

Paul Rogers

Rogers ist quer durch die USA bis nach Virginia gefahren, ohne erwischt zu werden. Er hat gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen und den Bundesstaat verlassen. Nun ist er in Fort Monroe, seiner alten Heimat. Entgegen seiner Erwartung gibt es auf dem Gelände ein schwer bewachtes Gebäude, das „Bau Q“ genannt wird. Die Wachen und die Alarmanlage zu überlisten, ist nicht schwer: Er klettert einfach an der Fassade aus Ziegelsteinen hoch. Auf dem Dach ist ein unverschlossener Einstieg ins Obergeschoss. Das Innere scheint ein Labor zu sein. Er geht genauso unbemerkt, wie er eingedrungen ist. Der Chip in seinem Kopf befiehlt ihm, keine der Wachen anzugreifen. Das würde nun unnötiges Aufsehen erregen.

Der Nachtklub

Um Geld zu verdienen, verdingt er sich als Türsteher im Nachtklub „Shooter“, der Helen Myers gehört. Rogers setzt schon beim Einstellungsgespräch ihren Sicherheitschef Karl außer Gefecht. Auch die erste Nacht bewältigt er problemlos: Es gibt zehn VIPs, die auf der Liste stehen, und die lässt er ein. Angeführt wird diese Gruppe von einem jungen Milliardär namens Josh Quentin, der das ganze Obergeschoss gemietet hat. Rogers habe dazu keinen Zutritt, warnt ihn Helen Myers. Rogers schaut in der zweiten Nacht nach, denn Schlösser stellen für ihn kein Hindernis dar. Eine Menge kleiner Räume mit exklusiver Einrichtung, doch weit und breit keine Kamera. Wozu also dient dieser Raum, wenn nicht für Sexorgien, fragt er sich.

Der Milliardär und die Schöne

Als er Chris Ballards Villa beobachtet, registriert er eine junge Frau namens Suzanne Davis, die den alten Knacker verwöhnt. Danach fährt sie schnurstracks zu dem Haus des jungen Milliardärs Josh Quentin, um es mit ihm wie die Karnickel zu treiben. Die beiden haben einen Plan ausgeheckt, um Chris Ballard abzuzocken. Wie sie das anstellen wollen, gedenkt Rogers alsbald herauszufinden. Er hofft, dass sie ihm dabei nicht in die Quere kommen, wenn er seine Rache an Chris Ballard vollzieht…

Mein Eindruck

Das titelgebende Niemandsland ist die DARPA, die Forschungsabteilung des Pentagon. Hier wurde 1969 das Internet entwickelt, neben sehr vielen anderen Dingen wie etwa der Teflonpfanne. Man kann sich gut vorstellen, dass diese Produkte zwar mit Steuergeldern entwickelt werden, aber auf dem freien kommerziellen Markt Milliarden wert wären. Diesen Verkauf untersagen die Gesetze, aber wer weiß, wie man diese umgeht, hat ausgesorgt. Geldgeber gäbe es mehr als genug.

Auch Paul Rogers ist ein Produkt der DARPA: Statt eines Exoskeletts, wie man es heute auf dem freien Markt erwerben kann, hat man ihm einen Innenskelett eingepflanzt, das er mit einem Kontroll-Chip steuern kann. Er stammt aus der Zweigstelle in Fort Monroe. Diese wird von Claire Jericho geleitet, seinem Ziel Nr. eins. Der betriebliche Leiter war lange zeit Chris Ballard, sein Nachfolger ist Josh Quentin, der mit Ballards Betreuerin Suzanne Davis einen Plan ausgeheckt hat. Auch Helen Myers spielt als Mittelsfrau im Nachtklub „Shooter“ eine Rolle, doch Rogers muss noch herausfinden, worin diese besteht.

Und nun kreuzt John Puller von der Militärpolizei mit Veronica Knox vom Geheimdienst auf. Eine Konfrontation scheint unvermeidlich zu sein, doch die Ereignisse entwickeln sich ganz anders, als Claire Jericho beschließt, dass die beiden Schnüffler unter der Meeresoberfläche besser aufgehoben sind als darüber. Nur ein Mann mit Superkräften wie Paul Rogers kann die beiden aus ihrem versunkenen Autowrack befreien. Von da an nimmt Pullers Ermittlung eine unerwartete Wendung…

Grüße von Viktor Frankenstein

Viktor Frankenstein, der das Monster aller Monster erschaffen hat, findet seine Wiederauferstehung in Claire Jericho. Diese Lady hat nicht das geringste Gewissen und keine Skrupel, ihre Opfer erneut zu sezieren. Sie hat viel hinsichtlich ihres geheimen Handels mit DARPA-Patenten zu verlieren und keine Absicht, sich von irgendjemand dazwischenfunken zu lassen.

Aber John Puller ist das Andenkenseiner Mutter ebenso heilig wie das Seelenheil seines demenzkranken Vaters. Nichts kann ihn davon abhalten, weiterhin bohrende Fragen zu stellen. Zu seiner verwunderten Freude ist es die Verehrung, die hohe Militärs seinem Vater entgegenbringen, die ihm schließlich zum Durchbruch verhilft: Er kann und soll weiter ermitteln, selbst wenn die Verbrechen vor 30 Jahren begangen wurden. Aber auch Claire Jerichos Hintermänner haben viel zu verlieren. Es kommt zu mehreren bleihaltigen Auseinandersetzungen.

Die Übersetzung

Der Text nahezu völlig frei von Druckfehlern, ein Anblick, den man gerade bei Heyne-Büchern gerne sieht (die noch vor 30 Jahren vor Fehlern strotzten).

S. 503: „Wahrscheinlich war es das gleiche[n] Zeug…“: Das N ist überflüssig.

Unterm Strich

„No Man’s Land“ ist ein vieldeutiger Titel. Gemeint ist nicht nur die Anwesenheit von führenden Frauen, sondern auch der Auftritt eines Supermenschen, den man wohl ungern als „menschlich“ bezeichnen würde. Hinzukommt kommt die Bedeutung „Niemandsland“, denn niemand außer den Pentagon-Generälen hat offenbar zur DARPA Zutritt, der Forschungsabteilung des US-Verteidigungsministeriums. Gewöhnliche Militärpolizisten wie John Puller haben dort jedenfalls nicht herumzuschnüffeln, nicht mal, wenn die Fälle 30 Jahre zurückliegen.

Doch es geht um ganz reale Verbrechen, wie etwa Landesverrat, die der Autor hier anprangern. Hinzukommen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie sie etwa an Paul Rogers, dem Versuchskaninchen, von der DARPA begangen wurden. Er sollte der Supersoldat der Zukunft sein, und nach 30 Jahren geht er an den Änderungen beinahe zugrunde. Solche Versuche werden bis heute fortgesetzt, und wer weiß, welche menschlichen Opfer dafür gebracht werden.

Sehr schön sind die Action-Szenen in das menschliche Drama eingeflochten, das die Militärgemeinschaft von Fort Monroe umgibt. Kann Puller senior wirklich seine eigene Frau umgebracht haben? Allein schon der Verdacht erschüttert seinen Sohn – und den Leser – bis ins Mark. Es ist diese Frage, die den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrechterhält. Was passierte wirklich in jener Samstagnacht, als Jackie Puller in ihrem Sonntagskleid ihr Haus verließ? Das darf hier natürlich nicht verraten werden.

Die Lektüre ist wie so häufig bei Baldacci unglaublich leicht und flott, so dass ich den 520-Seiten-Roman in nur drei Tagen verschlungen habe. Der Text ist, bis auf eine Stelle, fehlerfrei, was hiermit gebührend vermerkt ist.

Taschenbuch: 526 Seiten
O-Titel: No Man’s land, 2016
Aus dem US-Englischen von Norbert Jakober.
ISBN 9783453-439955

www.heyne.de

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