Michael Bishop – Die Einhorn-Berge

Die Schrecken von Aids: Fantasy für die Gegenwart

Auf einer Farm in Colorado leben vier Außenseiter der Gesellschaft in Symbiose miteinander. Libby, geschieden und stets am Rand des Bankrotts, versucht dem HIV-kranken Bo die letzten Monate seines Lebens zu erleichtern. Sam Coldpony, ein Ute-Indianer, und seine psi-begabte Tochter Paisley bewegen sich in einem Niemandsland zwischen indianischer Tradition und dem American Way of Life. Da tritt aus einem Riss in der Realität eine Herde Einhörner in die ländliche Idylle, ebenfalls todkranke Tiere, die sich in dieser seltsamen Welt Heilung von ihrer Seuche erhoffen… (Verlagsinfo)

Der Roman errang den Mythopoeic Fantasy Award und war für den Locus Award 1989 nominiert.

Der Autor

Michael Lawson Bishop (* 12. November 1945 in Lincoln, Nebraska) ist ein US-amerikanischer Autor, der in erster Linie Science-Fiction-Literatur schreibt. Er besitzt einen Master-Abschluss in Englisch der University of Georgia und unterrichtete an verschiedenen Schulen und Universitäten. (Quelle: Wikipedia)

Bishop veröffentlichte 1970 seine erste Kurzgeschichte Piñon Fall, sein erster Roman (A Funeral for the Eyes of Fire) folgte 1975. Zahlreiche Erzählungen und Romane Bishops wurden für diverse Science-Fiction-Preise nominiert. Ausgezeichnet wurde er viermal mit dem Locus Award und zweimal mit dem Nebula Award, 1981 für die Erzählung „The Quickening“ und 1982 für den Roman „Nur die Zeit zum Feind (No Enemy But Time). In diesem Roman, der als sein bekanntestes Werk gilt, geht es um die Zeitreise zur Wiege der Menschheit ins pleistozäne Afrika. Der Roman besticht durch seine Charakterzeichnungen und komplexen Aufbau und verzichtet auf einen technischen Erklärungsversuch der Zeitreise. (Quelle: Wikipedia)

Bishop hat wie schon Asimov und Heinlein eine Geschichte der Zukunft verfasst, den Urban Nucleus Zyklus. Er besteht u.a. aus den Romanen „Die Jahre in den Katakomben“ (1979, dt. bei Heyne) und „Die Cygnus-Delegation“ (1977) und beschreibt die Jahre 1994 bis 2075: Atlanta, Georgia, ist überkuppelt und durchläuft Entwicklungsphasen. Dass Bishop auch ein großer Satiriker sein kann, zeigen viele seiner Stories, aber auch der Roman über Philip K. Dick „Dieser Mann ist leider tot“.

Michael Bishop ist der Autor von „Die Einhorn-Berge“ (1988) und dem preisgekrönten Roman „Nur die Zeit zum Feind“ (1982). Der in den Südstaaten der USA lebende Autor hat sich als Gegner von rassischen Vorurteilen profiliert, nicht nur in diesem Roman, sondern auch in „Brüchige Siege“ (1994). In „Brüchige Siege“ setzt er Mary Shelleys „Frankenstein“-Roman (1818) in einer recht unwahrscheinlichen Umgebung fort: im Georgia des Jahres 1943.

Mehr Info: https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Bishop_(Schriftsteller)

Seine Werke (meist bei Heyne)

1) Die seltsamen Bäume von Ectaban (1976, dt. 1978)
2) Gestohlene Gesichter (dt. 1979)
3) Die Cygnus-Delegation (dt. 1980)
4) Flammenaugen (dt. 1981)
5) Die Jahre in den Katakomben (dt. 1982)
6) Arachne (Blooded on Arachne, 1. Teil; dt. 1983 bei Ullstein)
7) Raumfahrer und Sternzigeuner (Blooded on Arachne, 2. Teil; dt. 1983 bei Ullstein)
8) Nur die Zeit zum Feind (1982, dt. 1984, NEBULA Award)
9) Transfigurationen (1979, dt. 1986)
10) Dieser Mann ist leider tot
11) Who made Stevie Crye?
12) Die Einhorn-Berge (1988, dt. 1991)
13) Graph Geigers Blues (1992, dt. 1999)
14) Brüchige Siege (1994, dt. 1998)
15) Das Herz eines Helden (Ancient of Days, 1995, dt. 1998)

Handlung

Bo ist ein Mann, der an HIV zu sterben droht, er zieht sich in die Berge von Colorado zurück, um bei seiner Kusine Libby, die hier als Rancherin ihr Auskommen bestreitet, zu leben. Nach und nach lernt dort drei ungewöhnliche Menschen kennen.

Libby, geschieden und stets am Rand des Bankrotts, versucht dem AIDS-kranken Bo die letzten Monate des Lebens zu erleichtern. Sam Coldpony, ein Ute-Indianer, und seine psi-begabte Tochter Paisley bewegen sich in einem Niemandsland zwischen indianischer Ureinwohnertradition und den Schattenseiten des American Way of Life.

Da tritt aus einem Riss in der Realität eine Herde Einhörner in die trügerische ländliche Idylle. Es sind geheimnisvole, todkranke Tiere, die sich in dieser Welt Heilung von ihrer AIDS-ähnlichen Seuche erhoffen. Mysteriöse TV-Sendungen informieren die Helfer über ihre Schützlinge und stellen ihre Rettungsbemühungen auf eine lebensgefährliche Probe.

Mein Eindruck

Bishop nimmt sich eines heiklen Themas an: die AIDS-Krankheit und ihre ausgegrenzten Opfer. Dennoch spendet seine Behandlung des langen Sterbens von Bo Trost und Hoffnung. Wenn es dem Quartett in Colorado gelingt, die Einhörner zu heilen, so ist damit viel gewonnen – dies könnte auch bei kranken Menschen gelingen, so die Botschaft. Der Roman weist einige schön erzählte und anrührende Szenen auf, die ihn aus der Masse der herkömmlichen Fantasy-Produktion zusätzlich herausragen lassen. Erst wenn der Leser genügend Mitgefühl mit den leidenden Figuren aufbringt, ist das Ziel des Autors erreicht: den Tod so vieler wertvoller Wesen zu beklagen – und dagegen aufzubegehren.

Leserstimmen (aus der Wikipedia):

„Unicorn Mountain verwebt auf erfolgreiche Weise solch traditionelle Fantasyelemente wie Einhörner und Indianerlegenden mit dem Alltäglichen und Gegenwärtigen.“ Nancy Kress

„Bishop hat etwas fast Unmögliches geschafft: Er schrieb einen Roman über die Erschaffung eines Stammes. Um das zu tun, musste er uns dazu bringen, uns um mehr vollständig erschaffene Charaktere verständnisvoll zu sorgen als die meisten Schriftsteller in einer ganzen Karriere hervorbringen.“ Orson Scott Card

Der Kritiker und Autor John Clute („The Encyclopedia of Science Fiction“) streicht einen anderen Aspekt des Werkes heraus:

„Michael Bishop, dessen Stimme sich wie ein lauter Ruf aus dem brunnen des großen Südens [der USA] erhebt und der aus seinen Gefühlen keinen Hehl macht, gelingt des in Unicorn Mountain, eine bewegende Geschichte einer ökologischen katastrophe hier und in einer anderen Welt zu stricken, über HIV, den Todeskampf ganzer Kulturen, den Tod von Arten und schließlich die langsame, grundlegende Umwandlung Amerikas in eine Reihe von Freizeitparks.“

Taschenbuch: 510 Seiten
Originaltitel: Unicorn Mountain, 1988
Aus dem Englischen von Ingrid Herrmann;
ISBN-13: 9783453045118

www.heyne.de

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