Die Überführung eines Autos für Onkel Titus führt die drei Fragezeichen in die Anuella Mountains, wo sie im dichten Nebel beinahe von der Straße abkommen. Peter hatte es auch besonders eilig, da Kelly im Zielort in einem Ferienzeltlager befindet und der dritte Detektiv die Konkurrenz knackiger Surflehrer fürchtet – dementsprechend locker saß auch der Gasfuß. Ein ziemlich kauziger Einheimischer geleitet sie zu einem vollkommen heruntergekommenen Hotel, wo das Trio erst einmal Rast einlegen will. Zwangsweise. Denn bei der dichten Suppe fährt man sich als Ortsunkundiger hier bestimmt über kurz oder lang tot. Scheinbar verlassen liegt die gespenstisch stille Absteige vor ihnen. Keine Menschenseele weit und breit – doch was hatte der seltsame Mann ihnen noch aufgetragen auszurichten? „Sagt Hunterman, er soll endlich aufgeben!“ Was auch immer der schräge Nachbar auch damit andeuten wollte – er hat wirklich nicht unrecht.
Das „King of the Mountain“ hat nachweislich bessere Zeiten gesehen, wie die drei Detektive anhand von diversen Fotos in der verwaist scheinenden Rezeption entnehmen. Strom ist aber offenbar noch vorhanden und auch die entdeckten Essensvorräte scheinen in der Tat noch genießbar. Kurzerhand bedienen sich die Jungs. Doch allein sind sie im Hotel nicht, wie sie kurz darauf feststellen, als sie aufgrund einer geheimnisvollen Gestalt am Fenster hinauslaufen – denn ihr Wagen ist verschwunden, dann ist bei ihrer Rückkehr ins Gebäude auch noch Bobs im Speisesaal vergessener Rucksack weg. Für beides gibt es aber eine ziemlich schnelle Erklärung: Der skurrile Hotelbesitzer Fynch Hunterman hat sich dieser beiden Punkte dienstbeflissen angenommen. Der ist nämlich nicht nur urplötzlich da, er hat auch gleich so etwas wie einen Auftrag für die drei Detektive. Sie sollen das Rätsel eines höchst mysteriösen Flugzeugabsturzes, der hier vor Jahren stattfand, lösen. Sogar die CIA soll ihre Finger im Spiel haben.
Eindrücke
Ben Nevis ist für gewöhnlich derjenige mit dem höchsten Anteil an Technik in seinen Geschichten. Diesmal beschränkt sich das jedoch auf ein Minimum, dafür gibt’s mal Natur pur. Naja fast. Ein paar moderne Hilfsmittel dürfen mitspielen, Justus‘ Laptop zum Beispiel – und noch ein weiteres Gimmick, dessen Art hier in dieser Rezension jedoch absichtlich im Dunkeln bleiben soll. Wegen des Spannungserhalts. Das ist übrigens ein gutes Stichwort, denn spannend ist die Story insgesamt betrachtet schon geworden. Natürlich bedient der Autor, mit dem Künstlerpseudonym, beliebte Serienklischees und verwendet bereits erfolgreich erprobte Bausteine für seinen Plot. Sich bei – bis dato -162 Fällen der drei Juniorschnüffler immer wieder etwas Neues aus den Fingern zu saugen, ist auch denkbar schwer. Oft hakte es in letzter Zeit bei genau diesem Punkt. Diesmal stimmt aber die Mischung zwischen klassischem ???-Abenteuer-Flair und modernen Elementen, wie etwa den frischen Dialogen.
Ein für Uneingeweihte nicht zu knackender Rätseltext gehört ebenso zur Ausstattung, wie der dazugehörige Staffellauf, dessen Anfang ein mysteriöses Flugzeugwrack ist. Klar, das liegt schon anhand des Titels (und gelungenen Titelbildes) nahe. Der ist aber endlich mal wieder passend gewählt worden – wiewohl die Attribute „verschwunden“ oder „verschollen“ im Laufe der Jahre schon häufiger verwurstet wurden. Dass die Hatz von Hinweis zu Hinweis alleine noch nicht ausreicht, muss selbstverständlich ein Gegenspieler her, der das Gefahrenmoment steigert. Der geheimnisvolle, maskierte Verfolger, der den drei Detektiven im Wald nach- und Fallen stellt, ist nicht ungefährlich und die Gesundheit der Jungs scheint ihm ziemlich egal. Seine Identität bleibt bis zum Schluss nebulös und erst im Finale gibt es die volle Auflösung der Umstände. Vielleicht eine Spur zu arg zurechtgeklöppelt, doch durchaus noch plausibel und vor allem recht einfallsreich. Ähnliches gab es in der Serie bislang noch nicht.
Fazit
Band 163 gehört zu den ungewöhnlicheren Geschichten der letzten Zeit, die mal wieder eine „Außen-Mission“ in den kalifornischen Bergen zum Thema haben. Nun, die zugrundeliegende Schnitzeljagd mit Rätseleinlage gehört schon fast zum kleinen Einmaleins der Serie und rangiert daher auf der nach unten offenen Originalitätsskala ziemlich im Keller. Das Setup sowie der gradlinig-flotte Verlauf der Geschichte ist aber interessant genug, um dieses kleine Manko und die sattsam verwendeten (und ganz sicher von Fans auch goutierten) Serienklischees wieder auszubügeln. Das Finale ist ebenfalls gut geraten, sodass sich der sonst so oft abstürzende Rezensentendaumen diesmal in einem stabilen Steigflug befindet.
Hardcover, 128 Seiten
Erzählt von Ben Nevis basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Redaktion: Martina Zierold, Anja Herre
Kosmos, Stuttgart – Februar 2012
ISBN 978-3-440-12693-6
www.kosmos.de