Mark Brandis – Raumkadett: Der Aladin-Schachzug (Folge 5)

Die Handlung:

Erste Semesterferien! Für das zweite Jahr an der Astronautenschule zeichnen sich Umbrüche ab. Der junge Mark Brandis überredet seine Freunde, zur Ablenkung auf Abenteuerreise nach Afrika zu gehen. Doch Mark sagt Alec, Annika und Robert nicht die ganze Wahrheit. Er will seinen Vater suchen. Marks Problem: er weiß nur, dass Peter Brandis in den Wirren der Einigungskriege in Ostafrika verschollen sein soll. Und der einzige Anhaltspunkt, den er hat, ist ein Tipp von Captain Nelson … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Das dies der erste Teil eines Zweiteilers ist, das weiß man, wenn man die Homepage des Produzenten besucht hat oder in einschlägigen Foren unterwegs oder Fan der Brandis-Facebookseiten ist oder wenn man auf die Rückseite der Hülle schaut. Da steht in einem kleinen Kästchen, dass die Story in Folge 6 forgesetzt wird. Ich gebs zu, ich habs übersehen und mich erst sehr gewundert.

Dass es diesmal (wieder) nicht ins All geht, das kann ich gut nachvollziehen. Mark stammt nicht aus einer reichen Familie, deren Mitglieder sich in der Freizeit mit ihren Raumjachten im Weltraum die Zeit vertreiben. Außerdem gehts um so was im Universum dieser Serie eh nicht. Auch steht hier etwas viel Dringlicheres auf Marks Plan und so folgen wir ihm und seinen Freunden nach Afrika … nachdem er sie geschickt dafür begeistern konnte, ohne ihnen die Wahrheit zu erzählen.

Vorher gibts aber noch mal einen Flashback zur letzten Folge, den nur die verstehen, die sie auch gehört haben (und sich noch gut daran erinnern können) … für alle anderen bleibt dieser Teil eher unverständlich. Wir erinnern uns, dass Mark am Ende des letzten Abenteuers wenig von dem geglaubt hat, was er erlebte. Und was ihm anschließend als Erklärung dafür geliefert wurde, das schon gar nicht. Nun weitet er seine Zweifel aus und glaubt auch nicht mehr daran, dass sein Vater wirklich verschollen ist. Grund genug, paranoid zu werden, hat er offenbar, denn er wird überwacht und ist ohne sein Wissen offenbar schon auf einer „Abschussliste“, sollte er noch neugieriger werden. Neugierig macht auch, dass es nicht nur verkürzte Semesterferien gibt, sondern der anschließende Schulplan ziemlich ins Militärische verändert wurde. Will da jemand aus den Raumkadetten Raumkämpfer machen?

Die Antwort darauf gibts in dieser Folge nicht, leider auch keine weiteren, denn statt dem weiter nachzugehen, warum Mark eigentlich nach Afrika gekommen ist, sind wir auf einmal auf Gemäldejagd. Was das mit Marks Vater zu tun hat? Nichts, oder zumindest nur sehr indirekt und es ist auch eine Seitenhandlung, die man hätte weglassen können … oder sogar sollen, denn nachdem die am Ende aufgelöst ist, wird klar, dass es wirklich ein künstlich eingebauter Handlungsfaden war, wenn auch ein spannender. So was funktioniert in einem Roman prima und wird in der Regel sogar erwartet, um mehr Abwechslung zu bieten. In einem Hörspiel aber bewirkt das in der Regel genau das Gegenteil … wir haben doch keine Zeit … auch wenn auf die CD locker weitere 30 Hörminuten gepasst hätten, so ists ja nicht!

Denn die ganze bis zum Anfang der Gemäldejagd aufgebaute Vorgeschichte und die Spannung und das langsam und sehr ausführlich gestartete Afrika-Abenteuer wird unnötig vollgebremst. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch nix zu meckern oder abzuziehen, weil die Folge wirklich gut unterhalten hat.

Aber, da sie eh nur eine Dreiviertelstunde lang ist, kommt schnell der Verdacht auf, dass dieser Handlungsstrecker eingebaut wurde, um zwei Silberscheiben veröffentlichen zu können. Im Interview auf seiner Homepage sagt der Autor und Produzent selbst, dass dieses Abenteuer nur als 90-Minüter konzipiert wurde. Wenn man also allein schon diesen Teil gestrichen hätte, dann hätte der Rest des Zweiteilers bequem auf diese eine CD gepasst und es wäre ein kompakt spannendes Abenteuer geworden, das man auch als Gesamtheit bewerten kann und muss.

Interessant ist es nämlich absolut, was die Truppe da erlebt und der Hörer lässt sich nicht nur aufgrund der tollen Effekte und der überzeugenden Sprecher gern mit auf den heißen Kontinent nehmen. Außerdem hat er dabei immer ein Ohr darauf, ob Marks wirkliche Absichten irgendwann mal von seinen Freunden aufgedeckt werden und sie erfahren, warum sie wirklich hier sind.

Tja … dem gehen wir aber leider nicht nach, sondern suchen wie gesagt nach einem Gemälde und nicht nach Marks Vater. Das passiert dann wohl auch erst im nächsten Teil, wenn Mark bis dahin nicht verschwunden ist … wir erinnern uns … die berechtigte Paranoia und so … ! Dagegen hilft auch Marks Kampf „Mensch gegen Maschine“ nicht, den der Autor als Comic Relief eingebaut hat. Fängt sehr lustig an, ist aber leider zu lang und kippt ins Nervige.

Das Hörerlebnis:

Die Sprecher machen allesamt einen guten Job und lassen das Kopfkinofeeling ungetrübte Unterhaltung bereiten. Die Soundtechnik tut, was sie bei allen Verlagshörspielen immer macht, sie bläst Leben in die Ohren des Hörers. Wie immer mit viel Liebe zum Geräuschdetail wird hier alles vertont, was nur irgendwo hörbar ist. Selbst an ein paar afrikanische Klänge wurde gedacht, nachdem die junge Truppe auf dem heißen Kontinent angekommen ist.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Anne Renard: Ulrike Kapfer
Mark Brandisi: Daniel Claus
Alec Delaney: Sebastian Kluckert
Anatol Fiedler: Romanus Fuhrmann
Hptm. Alba Bravo: Manja Doering
Lt. Wilhelm Eckmann: Wanja Gerick
Robert Monnier: Sebastian Fitzner
Kim Pearby: Leyla Rohrbeck
Dr. Kendra Garner: Melanie Pukaß
Annika Melnikova: Friedel Morgenstern
Mark Brandis (Erzähler): Michael Lott
Cpt. Gregory Nelson: Horst Stark
Trent Arris: Erich Räuker
Agent im Reisebüro: Mario Klischies
Lady Kellerman: Anke Reitzenstein

sowie Maren Cremer, Rainer Fritzsche, Anja Jaramillo, Wolfgang Kaven, Werner Möhring, Rainer Schmitt, Uve Teschner, Hanna Ziemens

Trackliste:

01. Vergangenheit und Zukunft
02. Prolog
03. Geänderte Vorzeichen
04. Nach Kairo!
05. Trent Arris
06. Eine Nacht in der Stadt
07. Unterwegs nach Jinja
08. Eine Hand wäscht die andere
09. Bei Lady Kellerman
10. Eine Spur des Vaters

Technik-Credits:

Unter teilweiser Verwendung von Charakteren erschaffen von Nikolai v. Michalewsky
Manuskript: Balthasar von Weymarn
Sounddesign & Musik: Jochim-C. Redeker
Aufnahme und Tonschnitt: Henrik Cordes
Tonstudio: Sound Of Snow, Berlin
Produktion, Regie und Schnitt: Jochim-C. Redeker und Balthasar von Weymarn
Artwork: Alexander Preuss
Layout/ Satz: Jürgen Straub
Product Management: dp

Die Ausstattung:

Die CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt enthält eine ausführliche Info zur Wichtigkeit der dubiosen Informationshändler Anfang des 22. Jahrhunderts. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

Mein Fazit:

Dass es wieder nicht ins All geht, das ist ok, schließlich sind Semesterferien und Mark ist auf der Suche nach seinem Vater. Der ist nicht verschollen im Weltall, sondern diesseits von Afrika … zumindest vermutet Mark das. Dass sein Freund Captain Nelson ihn … sicher unwissend … in Gefahr bringt und Mark keinen Verdacht schöpft, auch das ist nachvollziehbar. Mark ist zwar sehr clever, aber auch impulsiv und da ist es verständlich, dass er gutgläubig nach jedem Strohhalm greift.

In Afrika aber geht die Handlung dann in eine komplett andere Richtung und wird zu einem Seitenabenteuer, das schon spannend, aber eben auch größtenteils streichbar ist. So hätte die Doppelfolge eigentlich bequem auf eine Scheibe gepasst, selbst wenn der nächste Teil auch solche Handlungsstrecker mit sich führen sollte. Oder aber wir hätten richtig Ablenkung bekommen und die wäre auf die volle Kapazität der CD ausgebaut worden, denn Potenzial hatte die Idee schon und reichlich Platz bleibt auf dem Silberling auch frei.

Unterm Strich bleiben tolle Effekte, prima Sprecher, eine interessante Prämisse, ein spannendes Setting … aber auch der fade Beigeschmack einer künstlich gestreckten Handlung, auf deren Fortsetzung wir nun warten müssen, denn eigentlich passiert nur im Streckerteil wirklich was. Auf der anderen Seite müsste der nächste Teil eigentlich nur aus Substanz bestehen, denn genug Vorgeschichte gabs hier schon zu hören. Und dann könnte aus dem Gesamtpaket sicher ein prima Abenteuer werden, denn Fragen haben wir jede Menge, Antworten noch keine. Das ist leider der Fluch vieler erster Teile von Zweiteilern.

1 Audio-CD
Spieldauer: 45:04 Min.
Tracks: 10
Empfohlen ab 12 Jahren

www.folgenreich.de
www.markbrandis.de
www.interplanar.de

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