Alan Dean Foster – Alien. Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt

Die angebliche Rettung havarierter Raumfahrer entpuppt sich als Falle, die der Crew eines Erzfrachters ein schier unsterbliches Alien beschert, das für Terror & Tod an Bord sorgt. Erbittert kämpfen die Männer und Frauen der „Nostromo“ um ihr Leben, das anderenorts längst als entbehrlich abgehakt wurde … – Foster erzählt nicht nur das Drehbuch zu einem der besten SF-Filme aller Zeiten nach, sondern verwandelt es in einen eigenständigen Roman, der den Film ergänzt und erweitert.

Das geschieht:

Der Raumfrachter „Nostromo“ kehrt mit einer Ladung Erz zurück zur Erde. An Bord sorgen fünf Männer und zwei Frauen im Auftrag der „Gesellschaft“ für den reibungslosen Transport. Die endlosen Monate zwischen Start und Landung ‚überspringen‘ sie im Kälteschlaf.

Ein Notruf vom Planeten LV-426 sorgt für die vorzeitige Unterbrechung der Reise. Unlustig macht sich die rasch geweckte Besatzung unter Kapitän Dallas auf den Weg. LV-426 erweist sich als kahler, unwirtlicher Ort, der ein großes Geheimnis birgt: Als Quelle des Notsignals erweist sich das havarierte Raumschiff einer völlig unbekannten Spezies intelligenter Raumfahrer. Das Rätsel bleibt ungelöst, zumal Parker, der Schiffsingenieur, in einem der Laderäume von einem unbekannten Wesen attackiert wird. Es setzt sich in seinem Gesicht fest und kann auch chirurgisch nicht entfernt werden, da in den Adern des Aliens eine höchst aggressive Säure kreist.

Das Problem scheint sich von selbst zu erledigen, als das Wesen scheinbar stirbt und Parker wieder zu Bewusstsein kommt. Erleichtert trifft man sich in der Messe zu einer letzten Mahlzeit vor dem Weiterflug, als plötzlich das fremde Wesen aus dem Brustkorb des Ingenieurs bricht: Es ist quicklebendig, hatte nur ein Stadium seiner Entwicklung hinter sich gelassen und sich in den Leib seines unglücklichen Opfers zurückgezogen. Nun ist es frei. In den karg beleuchteten Räumen des riesigen Frachters kann es sich problemlos verbergen. Die Jagd auf das Alien bleibt daher erfolglos. Lange bleibt verborgen, dass es sich weiterentwickelt und immer größer, stärker und auch intelligenter wird. Bald dreht das Wesen den Spieß um; weitere Raumfahrer sterben, und ihre Gefährten kämpfen sehr bald um ihr nacktes Überleben.

Es ist Ripley, der weibliche Deckoffizier, die zu diesem Zeitpunkt einem Komplott auf die Spur kommt: Die „Gesellschaft“ kennt sowohl das Geheimnis von LV-426 als auch die Gefahren, die damit einhergehen. Die „Nostromo“ und ihre Mann-schaft sollen unauffällig ein Alien zur Erde mitbringen, das dort von den Wissen-schaftlern der „Gesellschaft“ auf eine mögliche kommerzielle Nutzung untersucht werden kann. Die Männer und Frauen der NOSTROMO werden als entbehrlich angesehen, und obwohl sie sich erbittert gegen ihr Schicksal wehren, scheint dieses bereits besiegelt zu sein …

Ein Roman, nicht nur ein Buch zum Film

Seit etwa 1980 ist der „tie in“-Roman, die Nacherzählung eines Kino- oder TV-Films in Buchform, eine feste Größe im Vermarktungskonzept der Film- und Fernsehindustrie. Das Drehbuch liegt vor; warum es nicht als Grundlage eines Romans noch einmal profitabel recyceln? Im schlimmsten Fall werden die schon vorhandenen Dialoge und Handlungsvorgaben mit einigen Überleitungen verbunden, und schon kann das Produkt – mehr ist es dann nicht – auf den Markt geworfen werden.

Unter diesem Aspekt ist es einleuchtend, dass sich eine ganze Reihe zweit- und drittklassiger Autoren auf das Verfassen von Filmromanen spezialisiert hat. Aber auch Schriftsteller von Rang und Namen verdienen sich gern ein Zubrot. Alan Dean Foster gehört zu den redlichen Vertretern seiner Zunft. Er debütierte 1972 mit einem Science-Fiction-Roman, dem er bis heute mehr als viele weitere folgen ließ. Foster gilt als schneller aber versierter und unterhaltsamer Handwerker.

Als solcher erregte er die Aufmerksamkeit der Film- und Fernsehindustrie, der er schon vorher durch seine Arbeit in der PR-Abteilung eines kleinen kalifornischen Studios verbunden war. Zwischen 1974 und 1978 verwandelte er die Drehbücher der „Star-Trek“-Zeichentrickserie in eine zehnbändige Buchreihe.

Die Ein-Mann-Filmbuch-Fabrik

Nun ging es Schlag auf Schlag: Neben den „Alien“-Romanen entstanden Bücher zu Filmen wie „Starman“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ oder „Outland – Planet der Verdammten“, aber auch zu Western wie „Pale Rider – Der namenlose Reiter“; bis Anfang der 90er Jahre insgesamt etwa 25 Romane.

Der fleißige Foster, der es auf drei und mehr Romane im Jahr brachte, galt deshalb 1979 als versprechender Kandidat, als die „20th Century Fox“ einen Verfasser suchte, der ihren aktuellen Science Fiction-Film „Alien“ literarisch umsetzte. Die Erstaufführung stand bereits vor der Tür; Foster hatte gerade drei Wochen Zeit, um den gewünschten Roman zu schreiben. (Nachzulesen ist diese Geschichte in: Jens H. Altmann, „Am Ende passt alles zusammen“. Ein Interview mit Alan Dean Foster, in: Wolfgang Jeschke [Hg.], Das Science Fiction Jahr 1998, München : Wilhelm Heyne Verlag 1997, S. 565-574.)

Foster stellte sich als höchst glückliche Wahl heraus. An diesem frühen Punkt seiner Karriere ging er einen „tie-in“-Roman mit derselben Ernsthaftigkeit an wie eine ‚richtige‘ Science-Fiction-Geschichte. Mit einem vorzüglichen Drehbuch – im Grunde die altbekannte Geschichte von den zehn kleinen Negerlein – lieferte Dan O‘Bannon seinem Schriftstellerkollegen Foster eine ausgezeichnete Vorlage, die dieser elegant in eine spannende Geschichte umzugießen wusste.

Hier weniger aber dort mehr

Foster beschränkte sich nicht darauf, die Hand¬lung des ersten „Alien“-Films einfach nachzuerzählen, sondern bemühte sich um eine plausible Personenzeichnung. Er stattete die sieben Männer und Frauen der „Nostromo“ mit echten Persönlichkeiten aus und ersetzte das, was Regisseur Ridley Scott vor allem optisch eindrucksvoll auf der Kino-Leinwand zeigen konnte, durch atmosphärisch dichte Beschreibungen, die er geschickt in die Handlung integrierte. „Alien“, der Roman, wurde so ein vom Film unabhängiges Werk; die Lektüre er-gänzt den Film oder bereitet darauf vor, je nachdem, ob man das Buch nach oder vor dem Kinobesuch liest. Nicht umsonst wird der Roman immer wieder neu aufgelegt.

Foster empfahl sich als Autor, der auch die folgenden beiden Kapitel der „Alien“-Saga als Schriftsteller begleitete. Nach „Alien 3“ (1992) gab er allerdings die Zusammenarbeit auf; inzwischen war er mit seinen Solo-Projekten so erfolgreich, dass er auf Auftragsarbeiten nicht mehr angewiesen war. Außerdem hatte er schlechte Erfahrungen mit dem letzten „Alien“-Roman gemacht. Während Foster schon schrieb, gab es ständig gravierende Drehbuch-Änderungen, die der Schriftsteller nicht mehr überzeugend nachvollziehen konnte – vom Ärger über ganze Passagen, die er wieder und wieder neu verfassen musste, ganz zu schweigen.

Anmerkung

Auf dem Deckblatt der deutschen Erstausgabe von 1979 kann man noch lesen: „Idee – Dan O’Bannon und Ronald Shusett“. Science-Fiction-Altmeister Alfred Elton van Vogt (1912-2000) stellte nach einem Besuch des „Alien“-Films fest, dass die Geschichte bemerkenswerte Parallelen zu seiner Erzählung „Der schwarze Zerstörer“ (von 1939, später Bestandteil des Romans „Weltraumexpedition der Space Beagle“; 1950) aufwies. Dem folgte der US-typische Auftritt schneidiger Anwälte, bis van Vogt nach langem Rechtsstreit eine Entschädigungszahlung zugesprochen wurde.

Autor

Alan Dean Foster wurde am 18. November 1946 in New York City geboren, wuchs jedoch in der Filmstadt Los Angeles auf. Dort studierte er Politikwissenschaften und Film und arbeitete für eine kleine Werbeagentur. Der Schriftsteller Foster hatte seine erste Veröffentlichung bereits 1968 mit einer Kurzgeschichte. 1972 erschien ein erster Roman („The Tar-Aiym Krang“), gleichzeitig der Auftakt zu einer inzwischen quantitativ eindrucksvollen Reihe von Romanen, die in Fosters ureigenem literarischem Kosmos, dem „Homanx Commonwealth“, spielen: einem Sternenreich, das gemeinschaftlich von den Erdmenschen und den Thranx, intelligenten Großinsekten, regiert wird.

Mit seiner bemerkenswerten Veröffentlichungsrate gehört Foster zu den Handwerkern der Unterhaltungsliteratur. Er ist in zahlreichen Genres zu Hause und schrieb außer Science Fiction auch Fantasy-, Horror-, Kriminal-, Western oder Historienromane. Hinzu kommen zahlreiche Kurzgeschichten sowie Drehbücher für Film & Fernsehen, Scripts für Hörspiele, Computerspiele und andere Unterhaltungsmedien.

Fosters Arbeitstempo sowie seine Entscheidung für die eher kommerzielle Seite der Schriftstellerei ließen bisher kein Werk entstehen, das den Rang eines literarischen Klassikers beanspruchen könnte. Generell dominieren anspruchslose, allerdings sauber geplottete, mit lebendigen Figuren besetzte und flott geschriebene Geschichten, wobei der Anteil missratener und langweiliger Werke angesichts des Ausstoßes erstaunlich gering ist.

Privat liebt Alan Dean Foster ausgedehnte Reisen in entlegene Winkel der Welt. Er ist Sporttaucher und schreibt auch Artikel darüber. Mit seiner Familie lebt Foster in Prescott im US-Staat Arizona. Über sein Leben und Werk informiert er auf seiner lobenswert aktuell gehaltenen Website.

Taschenbuch: 234 Seiten
Originaltitel: Alien (New York : Warner Books 1974)
Übersetzung: Heinz Nagel
http://www.randomhouse.de/heyne

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