Greg Bear – Dinosaur Summer. Jugendabenteuer

Photogene Echsen in rasantem Drama

In dem Jugendbuch „Dinosaur Summer“ geht es dem bekannten SF-Autor Greg Bear statt um Nanotechnologie und Planeteneroberung um die Realität der Fiktion und um das Thema der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen: Dinosaurier im Jahr 1947? Die gibt es wirklich. Sie leben frei auf einem Plateau in Südamerika. Als der Abenteurer Peter Belzoni mit seinem Vater die Attraktionen eines Dinosaurier-Zirkus in ihren natürlichen Lebensraum zurückbringen wollen, sehen sie sich nach einem brutalen Angriff gstrandet. Sie müssen sich der anderen Raubwesen wie etwa Riesenvögeln erwehren, soll ihnen die Flucht gelingen…

„Dinosaur Summer“ wurde im November 1999 mit dem Endeavour Award ausgezeichnet.

Der Autor

Greg Bear wurde 1951 in San Diego, einer wichtigen US-Marinebasis, geboren und studierte dort englische Literatur. Unter den Top-Hard-SF-Autoren ist er der einzige, der keine naturwissenschaftliche Ausbildung hat. Seit 1975 als freier Schriftsteller tätig, gilt er heute dennoch als einer der ideenreichsten wissenschaftlich orientierten Autoren.

Sein Roman „Das Darwin-Virus“, der hierzulande zuerst in einem Wissenschaftsverlag erschien, wurde zu einem preisgekrönten Bestseller. Erst damit konnte sich Bear aus dem Science Fiction-Ghetto herausschreiben, so dass man ihn heute ohne weiteres mit Michael Crichton vergleicht. Nur dass Bear da anfängt, wo Crichton aufhört. Im Jahr 2004 erschienen bei uns „Darwins Kinder“, die Fortsetzung von „Darwin-Virus“, sowie der Roman „Stimmen“. 2006 erschienen die Taschenbuchausgabe von „Darwins Kinder sowie der Roman „Quantico“.

Bear hat eine ganze Reihe von Science Fiction- und Fantasyzyklen verfasst. Die wichtigsten davon sind (HSF = Heyne Science Fiction):

– Die Thistledown-Trilogie: Äon (HSF 06/4433), Ewigkeit (HSF 06/4916); Legacy (bislang unübersetzt).
– Die Amboss-Dilogie: Die Schmiede Gottes (HSF 06/4617); Der Amboss der Sterne (HSF 06/5510).
– Die Sidhe-Dilogie: Das Lied der Macht (06/4382); Der Schlangenmagier (06/4569).

Weitere wichtige Werke: „Blutmusik“ (06/4480), „Königin der Engel“ (06/4954), „Slant“ (06/6357) und „Heimat Mars“ (06/5922). Er hat zudem Beiträge für die Buchreihen des Foundation-, Star-Trek- und Star-Wars-Universums geschrieben.

Handlung

Die Dinos wurden von der Expedition Prof. Challengers im Hochland von Venezuela entdeckt, genau wie es der Schriftsteller Arthur Conan Doyle in seinem bekannten Roman „The Lost World“ beschrieben hat. Weitere Expeditionen brachten die ausgestorben geglaubten Tiere in die Vereinigten Staaten, um sie dort in Zoos und im Zirkus zeigen zu können. Doch wegen unfachmännischer Behandlung gingen sie alle nacheinander ein – bis auf eine Handvoll Saurier im Zirkus von Lotto Gluck.

Anthony & Peter Belzoni

Nun, im Jahr 1947, nach überstandenem Weltkrieg, sollen sie in ihre Heimat zurückgebracht werden, möglichst lebendig. Ihre Heimat, das Hochland von El Grande, ist seit mehreren Jahren militärisches Sperrgebiet, eine weitere Schwierigkeit. Der Fotograf Anthony Belzoni ergattert vom National Geographic Magazine den Auftrag, die Rückkehr der Saurier zu dokumentieren. Sein 15jähriger Sohn Peter begleitet ihn. Anthony und seine Frau haben sich kürzlich getrennt, worunter Peter sehr leidet. Für beide wird die Expedition ins fast unbekannte Innere Südamerikas zu einer Fahrt in neues Territorium, äußerlich wie auch innerlich. Beide wachsen an den Herausforderungen.

Nach El Grande

Man schafft man es zwar u.a. mit Peters tatkräftiger Tierpflege, die Handvoll Saurier halbwegs lebendig (einer stirbt unterwegs auf dem Schiff) ins Hochland zu transportieren, doch dort macht die lokale Armee Schwierigkeiten. Die Tiere müssen eine Brücke über einen tiefen Abgrund überqueren, um in ihre angestammte Heimat zu gelangen. Anthony, Peter und noch zwei weitere Männer machen Fotos auf der El-Grande-Seite.

Gestrandet in der Wildnis

Bei den meisten Tieren klappt die Überquerung reibungslos, doch der einzige Raubsaurier, Dagger, nutzt die Gelegenheit, aus seinem Stahlkäfig auszubrechen. Als er auf die morsche Brücke springt, bricht das alte Ding zusammen. Peter und seinem Vater ist die Rückkehr verwehrt, und es gibt keine Möglichkeit, die steilen Abgründe des El-Grande-Plateaus hinabzusteigen. Auf sich allein gestellt, versuchen sie in einem urzeitlichen Dschungel zu überleben, der von Daggers Artgenossen nur so wimmelt…

Mein Eindruck

Nach einem langsamen (und langweiligen) ersten Teil von rund 200 Seiten, in dem der Autor die alternative Welt von 1947 anschaulich zeichnet und den schwierigen Verlauf der Expedition beschreibt, kommt im zweiten Teil die Action zum Zuge, in nahezu überreichlichem Maße.

Dies ist ein Abenteuerroman so ganz nach dem Geschmack jedes Dinosaurierfans. Die Dinos sind jseit „Jurassic Park“ aktueller denn je, nachdem sie erstmals voll animiert im Kino zu sehen waren. Und doch ist dies nicht eines jener kitschig-romantischen Jungenbücher, die man mit (spätestens) 12 Jahren vorgesetzt bekommt und massenhaft verschlingen kann. Bear legt Wert auf erwachsene, „runde“ Charaktere, die sich entwickeln und erwachsen reagieren – und nicht wie Abziehbilder. Und seine Monster, die Dinos des Urwalds, haben es nicht immer auf die Hauptfiguren abgesehen.

Unterm Strich

Greg Bear führt die Handlung von Conan Doyles Roman „Die vergessene Welt“ in einer Parallelwelt fort. Dieses Jugendbuch ist zwar im Grunde eine Junge-bewährt-sich-in-der-Gefahr-Story, aber es ist auch ein psychologisches und ökologisches Drama mit Tiefgang. Es lohnt sich, dieses Buch zweimal zu lesen. Das Englischniveau ist nicht übermäßig hoch. Leider liegt meines Wissens immer noch keine deutsche Übersetzung vor.

Hinweis

Wer Monsterfilme liebt, der darf sich unter anderem über ein Wiedersehen mit Ray Harryhausen freuen, dem Schöpfer zahlloser animierter Monster, und mit den Schöpfern des Klassikers „King Kong“ aus dem Jahr 1933.

Taschenbuch: 389 Seiten
Originaltitel: Dinosaur Summer
ISBN-13: 9780446606660

http://www.hachettebookgroup.com/

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)