HUI BUH – Neue Welt: Das verlorene Geistertal (Folge 11)

Zur Story

Die großen Ferien stehen vor der Tür und auch auf Schloss Burgeck bereitet man sich fieberhaft auf den wohlverdienten Urlaub vor. König Julius der 111. hat mit Gattin Konstanzia und Sohn Tommy noch einen offiziellen Pflichttermin zu absolvieren und dann soll es en route in Richtung Sonne, Strand und Meer gehen. Mitsamt Sophie und Schlossgespenst HUI BUH. Eigentlich. Der schafft es jedoch mal wieder durch einen vermurksten Spuk den König so sehr in Rage zu bringen, sodass er den Quäl-Geist dazu verdonnert zur Strafe Zuhause zu bleiben. Soll er den alten Kastellan nerven, der ohnehin nicht mit kann, da er körperlich nicht mehr auf der Höhe ist. Der Rest der königlichen Reisegruppe staunt nicht schlecht, als Julius einen schicken, roten Doppeldecker aus der Garage zieht, den er auch höchstdaselbst fliegt. Alle Fürbitten, das bestimmt traurige Gespenst nicht so streng anzufassen und es doch mitzunehmen verhallen ungehört.

Zunächst ist auch alles prima, der Flug startet reibungslos und bald ist auch HUI BUH fast vergessen. Doch irgendwann setzt plötzlich der Motor aus und Julius muss den weidwunden Vogel mitten in Pampa notlanden. Dabei gehen einige wichtige Teile zu Bruch, was auch nicht mit Bordmitteln zu beheben ist. Die Ursachenforschung ist schnell abgeschlossen: Ein, natürlich durch ein gewisses Gespenst als blinder Passagier, verstopfter Vergaser kann schließlich keinen Treibstoff mehr zerstäuben. Wäre HUI BUH nicht schon seit über 500 Jahren tot, Julius würde ihn glatt erwürgen. Nun gilt es aber erst einmal Hilfe zu organisieren und das scheint angesichts der Abgeschiedenheit des Tals fast aussichtslos. Doch nach einer Zeit stoßen sie auf eine verwilderte Straße, die zu einem seltsamen Ort namens „Dunkelmoorwald“ führt. Der entpuppt sich als heruntergekommener Freizeitpark gleichen Namens, den die Familie Haulewald seit einem Erdrutsch, der sie faktisch isolierte, mehr schlecht als recht in Schuss und Betrieb hält.

Eindrücke
Warnung: Die folgenden Abschnitte enthalten Spoiler!

Zum ersten Male passt ein etwas hochtrabender Titel nicht wirklich zur Geschichte, denn ein richtiges „Geistertal“ ist der Handlungsort nun nicht. Verschollen ebenfalls nicht. Des weiteren nimmt es Autor Dirk Ahner es diesmal nicht ganz so genau mit Chronologie oder Logik. Dabei ist die rührige Story, die passender etwa „Der Geister-Rummel“ o.ä. benannt worden wäre, so schlecht gar nicht, sie stolpert allerdings über die (Un-)Plausibilität des Ganzen. Es ist nicht nachvollziehbar, wie ein Vergnügungspark, der seit mehreren (genauer: zwei) Jahren von der restlichen Welt de facto abgeschnitten ist, noch nicht längst von seinen Bewohnern/Betreibern verlassen wurde: Wovon leben die Haulewalds derweil? Es wird zwar ein „Erbe“ erwähnt, welches bald zur Neige geht, aber es wird kurioserweise nicht dazu verwendet den Missstand mit dem Geröll auf der Zufahrt zu beheben, jedoch existiert eine Art monatliche Luftbrücke zu den „Eingeschlossenen“. Wie ist das zu erklären? Zumal es mithilfe der königlichen Reisegesellschaft und einfachen „Bordmitteln“ scheinbar möglich ist, das Problem innerhalb weniger Tage in den Griff zu bekommen.

Hinzu kommen einige Kleinigkeiten, wie der offene (!), siebensitzige Doppeldecker dessen Frachtabteil sich – dank des ausgefallenen Motors? – öffnet und das Gepäck heraus purzelt, entbehrt jeder realen Grundlage. Ungeklärt bleibt auch die Frage, woher das Geisterseil stammt, mit welchem HUI BUH und „Husch ums Eck“ von Heinrich Haulewald gefesselt werden. Und dergleichen mehr. Man mag dem vielleicht überkritischen Rezensenten nun Erbsenzählerei vorwerfen, doch ist dieses Plot-Konstrukt erstaunlich und bemerkenswert unausgegoren. Ohne Ausnahmen, sind die Settings der Serie bisher immer schlüssig gewesen, sodass das „verlorene Geistertal“ diesbezüglich schon recht atypisch daherkommt. Nichtsdestoweniger macht die Geschichte an sich Spaß, allein schon der erneute Auftritt von Klaus-Peter Grap als lispelnder Husch ums Eck (vgl: „Im Schatten des Gespensterjägers“) treibt ein freudiges Grinsen auf die Backen der Zuhörer. Auch der Rest der Crew arbeitet sich routiniert durchs Programm, wobei der Knatsch zwischen Julius und HUI BUH wiederum sehr glaubhaft herüberkommt. Zum filmreifen Score muss man nicht viele Worte verlieren: Klasse.

Die Produktion

Buch: Dirk Ahner
Konzeption: Hilla Fitzen, Dirk Eichhorn, Elisa Linnemann
Redaktion: Hilla Fitzen
Regie, Ton und Produktion: Christian Hagitte und Simon Bertling
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Das Berliner Filmorchester

Sprecher und Figuren

Andreas Fröhlich (Erzähler / Intro von Hans Paetsch), Stefan Krause (Hui Buh), Christoph Maria Herbst (König Julius der 111.), Ulrike Stürzbecher (Königin Konstanzia), Maximilian Artajo (Tommy), Marie-Luise Schramm (Sophie), Jürgen Thormann (Kastellan), Klaus-Peter Grap (Husch ums Eck), Lutz Mackensy (Heinrich Haulewald), Sabine Arnold (Frederike Haulewald), David Wittmann (Felix Haulewald)

Fazit

Das ansonsten sehr gelungene Remake der Serie kann sich auch mal einen Durchhänger erlauben – bislang ist dies der Einzige und es ist auch, muss man klar sagen, Jammern auf hohem Niveau. Solche gehäuften Ungereimtheiten im Setup kennt man bei der stets ordentlich durchgestylten „Neuen Welt“ eigentlich nicht, wobei die gut aufgelegten Sprecher (Gastauftritte von Klaus-Peter Grap und Synchronsprecher-Urgestein Lutz „Christopher Lloyd“ Mackensy) sowie die stimmige Atmosphäre wieder ordentlich Boden gut machen können. Schwamm über die leicht irreführende Titelwahl. Somit reicht es immer noch locker ins satte Mittelfeld für den verlotterten – pardon: verlorenen – Grusel-Vergnügungspark und die königlich-gespenstische Aufbauhilfe. Der mit Zuckerwatte verschmierte Rezensentendaumen bleibt demnach beharrlich in der Waagerechten.

1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 67 Minuten
Nach Motiven von Eberhard Alexander-Burgh (1928 – 2004)
Vom Hersteller empfohlen von 6 bis 99 Jahren
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2010
EAN: 886976289522

www.natuerlichvoneuropa.de

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