HUI BUH – Neue Welt: Zurück im Mittelalter (Folge 12)

Zur Story

Sophie ist verzweifelt: Hat sie doch glatt vergessen, dass sie ein Referat über das Mittelalter und seine Gebräuche verfassen soll. Der Abgabetermin ist bereits am nächsten Tag. Glücklicherweise gibt es da ja einen gewissen Schlossgeist, der seit 500 Jahren auf Schloss Burgeck wohnt und somit eine erstklassige Quelle für Insiderwissen sein sollte. HUI BUH sträubt sich jedoch ein wenig, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Der alte Kastellan steuert immerhin ein altes Pergament bei, auf dem das ursprüngliche Schloss und all seine Gänge abgebildet sind. Auf Basis dessen versucht HUI BUH nun mittels eines „Spukipedia“-Rituals dem guten Stück brauchbare Informationen zu entlocken, die Sophie weiterhelfen könnten. Natürlich geht das Ganze fürchterlich schief und statt dessen schleudert ein mysteriöser Strudel das Schlossgespenst, Tommy und Sophie ins Mittelalter. Just in die Zeit in der Julius der 85. und seine unausstehliche Gattin Mimosita regieren. HUI BUH steht sich zudem selbst gegenüber – als quicklebendiger Ritter Balduin. Komplikationen und Verwicklungen zwischen dem höfischen Volk und den Besuchern aus der Zukunft sind unter diesen Umständen selbstredend unausweichlich …

Eindrücke

Die Zutaten, aus denen die Geschichte besteht, sind so neu nicht. Dimensions- bzw. Zeitreisen hatte man in der Serie bislang zwar tatsächlich noch nicht, doch irgendwann ist ja immer das erste Mal. Dafür ist der Rest des Story-Konstrukts bekannte Kost und fast schon Serienstandard, was nicht bedeutet, dass das schlecht sein muss. Eher im Gegenteil, das erprobte Rezept zieht wieder einmal. Selbstverständlich ist ein missglückter Spukversuch des Namenspatrons der Reihe Ausgangspunkt für ein verrücktes Abenteuer, in welchem eher die kindlichen Haupt- und Identifikationsfiguren die erste Geige spielen, was auch näher an der filmischen Interpretation Bully Herbigs von 2006 ausgerichtet ist, als an der klassischen Hörspielserie mit Hans Clarin als schusseliges, krakeelendes Schlossgespenst. Stefan Krause verleiht der Titelfigur ohnehin einen ganz anderen Drall und kann hier in einer schönen wie interessanten Doppelrolle spielen, um Ritter Balduin und Hui Buh stimmlich voneinander abzugrenzen. Das muss Christoph Maria Herbst als Julius der 85. nicht so sehr, der dessen gestelzte Sprechweise aber sehr gut und glaubhaft rüberbringt.

Interessant ist diese Folge gerade deshalb auch, weil ein Teil der Vergangenheit HUI BUHs und Schloss Burgecks gelüftet wird. Dabei wird das mittelalterliche Flair (beachtenswert in diesem Zusammenhang mal wieder: der exzellente Soundtrack) und Lebensart passend eingefangen, weshalb nicht nur Sophie eine Menge über diese Zeit lernt, sondern auch das Publikum diesseits der Lautsprecher. Damit ist der Bildungsauftrag – so denn einer im Pflichtenheft stand – schon mal mehr als erfüllt. Dass Geschichte kein trockener Stoff sein muss, beweist die Inszenierung durch jede Menge Witz, der nicht nur durch Balduin/HUI BUH generiert wird, sondern ganz besonders durch die Nebenrollen. Sei es die spanisch radebrechende Königin Mimosita (Die Sophie fortwährend „Chicca!“ ruft, was „Mädchen“ bedeutet und dieser Tage gerne von hispanophilen Pseudo-Coolen als abschätzige Bezeichnung für selbige verwendet wird) oder Roswitha Rosenbach mit ihrem Tick fürs Übersinnliche, die König Julius den 111. und Gemahlin Konstanzia zu seltsam-bizzaren Beschwörungsritualen nötigt, welche die Vermissten aus der Vergangenheit retten sollen: Teils zum Brüllen komisch. Grade die trockenen königlichen Kommentare.

Die Produktion

Buch: Nesrin Samdereli
Konzeption: Hilla Fitzen, Dirk Eichhorn, Elisa Linnemann
Redaktion: Hilla Fitzen
Regie, Ton und Produktion: Christian Hagitte und Simon Bertling
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Das Berliner Filmorchester

Sprecher und Figuren

Andreas Fröhlich (Erzähler / Intro von Hans Paetsch), Stefan Krause (Hui Buh / Ritter Balduin), Christoph Maria Herbst (König Julius der 111. / König Julius der 85.), Ulrike Stürzbecher (Königin Konstanzia), Maximilian Artajo (Tommy), Marie-Luise Schramm (Sophie), Jürgen Thormann (Kastellan), Daniela Hoffmann (Roswitha Rosenbach), Cathleen Gawlich (Königin Mimosita), Norman Matt (Ritter Parzival) sowie Andi Krösing und Roland Wolf

Fazit

Die Idee an sich einen Teil der Hauptakteure ins Mittelalter zu verfrachten scheint auf den ersten Blick vielleicht wenig originell und der Ablauf ist sicherlich auch höchst vorhersehbar. Was dann aber daraus wurde, macht einfach gute Laune. Mit viel Humor und einer guten Portion pädagogischem Feingespür, transportiert diese Folge Wissen über das Mittelalter, buchstäblich ritterliche Moralvorstellungen sowie Abenteuer zum Publikum. Des weiteren erfährt jenes dann auch mal wieder einen Informationshappen mehr über die ganz spezielle Vergangenheit des Schlossgeists und warum er so ist, wie er nun mal ist: Großmäulig, faul, verfressen – aber auch das Herz am rechten Fleck und tapfer, wenns drauf ankommt. Der behandschuhte Fehdedaumen des Rezensenten weist hinauf zu den Zinnen Schloss Burgecks.

1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 66 Minuten
Nach Motiven von Eberhard Alexander-Burgh (1928 – 2004)
Vom Hersteller empfohlen von 6 bis 99 Jahren
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2011
EAN: 886976289621

www.natuerlichvoneuropa.de

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