HUI BUH – Neue Welt: Der Geist des Pharao (Folge 22)

Harte Bandagen

Die Schlossbewohner nebst Sophie freuen sich auf den anstehenden Besuch des kleinen, schüchternen Gespenstes ‘Husch ums Eck’, welches zurzeit sozusagen Ferien macht, während der Vergnügungspark in welchem er seit der Geschichte “Das verlorene Geistertal” erfolgreich tätig ist, gerade erweitert wird. HUI BUH zeigt seinem Kumpel und den beiden Kindern stolz seine Staubmilbensammlung und ganz besonders eine angeblich ausgestorbene Art bringt Husch ums Eck schier aus der Fassung: Eine ägyptische Gruftmilbe. HUI BUHs lapidarer Hinweis, dass diese hier im Schloss ganz tief unten im Keller mal zuhauf zu finden waren, weckt schlussendlich auch die Neugier von Tommy und Sophie.

Also nichts wie los in die alleruntersten und -ältesten Katakomben von Burgeck und auf Staubmilbenjagd! In der Tat finden die nächtlichen Abenteurer die von HUI BUH beschriebene Kammer. Sie stammt aus der Zeit des umtriebigen, als überaus eigenbrötlerisch und seltsam verschrienen Königs Julius dem 45. In ihr lagert allerhand interessantes Zeugs aus dem alten Ägypten. Allerdings scheuchen sie bei ihrer Suche statt possierlicher, kleiner Tierchen etwas ganz anderes, weitaus gefährlicheres aus dem unheilvollen Schlaf … Mumie Pipothep lässt sich nämlich nicht so einfach beklauen.

Eindrücke

Ein weiteres Mal bemühen sich die Macher, diesmal in Gestalt des Autors Paul J. Milbers, dem neuen HUI-BUH-Versum etwas mehr Kontinuität zu verleihen – schon prinzipiell eine sehr schöne Sache, zumal es sich bei diesem Gastspiel hier um den mit seiner Fistelstimme so herzerfrischend lispelnden Geist Husch ums Eck handelt. Dessen Debüt liegt bereits einige Takte zurück (erstmals “Im Schatten des Gespensterjägers”) in den Anfängen der Neuauflage, sein letzter Auftritt ist aber nun auch schon ein paar Folgen her. Zeit also die sehr sympathische Figur wieder mal mitmachen zu lassen. Klaus-Peter Grap trifft sie auf den Punkt und sorgt dabei für den Comical Relief, denn dieses Gegengewicht hat das Hörspiel dringend nötig. Der Gegenspieler in Form der Mumie des “Pipothep” hat es in sich – jüngere Zuhörer dürfte es tatsächlich zuweilen gruseln, so schaurig(-schön) kommt sie tonal ‚rüber. Allerdings handelt es sich hier nicht, wie der Titel vollmundig ankündigt, um den Pharao und erst recht nicht um einen Geist im herkömmlichen Sinne. Die Mumie ist also ‘nur’ ein untoter Diener desselben, der unter einem bösen Bann steht. “Der Fluch des Pharao” oder so ähnlich käme dem Inhalt der Geschichte demnach wesentlich näher.

Das alles klingt überdies schon arg nach der filmischen Neuauflage der “Die Mumie”-Trilogie? Jepp, mehr als ein klitzekleines bisschen hat man dort wohl geräubert. Sowohl beim Namen (Pipothep/Imothep), als auch beim ungefähren Status des wandelnden Verbandszeugs beginnt die Ähnlichkeit. Auch die Sache mit dem heraufbeschworenen Sandsturm und dem magischen Armreif kommen manchem Genre-Kenner also nicht ägyptisch, sondern spanisch und somit bekannt vor. Die Motivationen sind aber wenigstens andere. Diese herauszufinden, und somit den vermeintlichen Unhold unschädlich zu machen, obliegt natürlich dem erprobten Ensemble der Schlossbewohner. Die Sprecherliste ist überschaubar. Diese machen ihren Job gewohnt gut, die vielleicht nicht ganz überraschungsfreie aber immerhin sehr action- wie temporeiche Geschichte, dem Publikum an den erwartungsvoll gespannten Gehörnerv zu bringen. Vor allem die Mumie kommt richtig prima. Der wie üblich vom Berliner Filmorchester eingespielte Score, mit passenden orientalischen Elementen, unterstützt die Atmosphäre zudem kräftig.

Die Produktion

Buch: Paul J. Milbers
Nach Motiven von Eberhard Alexander-Burgh (1928-2004)
Konzeption: Hilla Fitzen, Dirk Eichhorn, Elisa Linnemann
Regie, Ton und Musik: Simon Bertling und Christian Hagitte
Hörspielstudio: STIL Musik & Hörspiel
Redaktion: Hilla Fitzen

Die Sprecher und ihre Figuren:

Stefan Krause (HUI BUH), Christoph Maria Herbst (König Julius der 111.), Ulrike Stürzbecher (Königin Konstanzia), Maximilian Artajo (Tommy), Marie-Luise Schramm (Sophie), Jürgen Thormann (Kastellan), Klaus-Peter Grap (Husch ums Eck), Jan Spitzer (Pipothep) sowie Andreas Fröhlich als Erzähler mit einem Intro von Hans Paetsch

Fazit

Ein Wiedersehen, respektive -hören, mit Husch ums Eck macht für gewöhnlich immer Spaß – so auch hier. Die kleinen Schmunzeleinlagen sind auch ziemlich nötig, denn der Gegner ist diesmal doch eher von der gruseligen Art. Pipothep brüllt, knurrt und spricht schon schön schaurig. Zumindest sollte man sich überlegen, dieses Hörspiel einem zu jungen Publikum anzudienen. Im Zweifelsfall hören die Erziehungsgenötigten lieber vorher einmal rein. Ansonsten bietet die Folge recht überschaubare Kost, mit wenig überraschenden Elementen vorhersehbaren Dialogen und Wendungen, die dem hohen Serienstandard allerdings nichtsdestoweniger gut entspricht. Dass der Titel nicht zwingend Inhaltsbezug haben muss, und stattdessen vermutlich die Marketingabteilung das letzte Wort bei der Vergabe hatte, beweist sich wieder einmal. Eine lässliche Sünde, denn spannend und temporeich ist die handwerklich ordentlich inszenierte Story auch ohne dieses Tuning allemal. Der bandagierte Rezensentendaumen erhebt sich schwach aus dem Grabe.

1 Audio CD mit einer Spielzeit von ca. 70 Minuten
Erzählt von Paul J. Milbers basierend auf Motiven
von Eberhard Alexander-Burgh (1928-2004)
EUROPA / Sony Music, 2015
EAN 888430522923

www.natuerlichvoneuropa.de

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)