Melanie Raabe – Die Wälder

Inhalt

Als Nina die Nachricht erhält, dass Tim, ihr bester Freund aus Kindertagen, unerwartet gestorben ist, bricht eine Welt für sie zusammen. Vor allem, als sie erfährt, dass er sie noch kurz vor seinem Tod fast manisch versucht hat, zu erreichen. Und sie ist nicht die Einzige, bei der er sich gemeldet hat. Tim hat ihr nicht nur eine geheimnisvolle letzte Nachricht hinterlassen, sondern auch einen Auftrag: Sie soll seine Schwester finden, die in den schier endlosen Wäldern verschwunden ist, die das Dorf, in dem sie alle aufgewachsen sind, umgeben. Doch will Nina das wirklich? In das Dorf und die Wälder zurückkehren, die sie nie wieder betreten wollte … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ob sie es will oder nicht, sie tut es. Bereits die Reise, die Tim vorbereitet hat, erweist sich als Herausforderung: der Chauffeur hat es in sich, dann kommen noch ein problematischer Anhalter und ein verstörender Zwischenstopp dazu…

Ninas Fahrt durch die Wälder wird regelmäßig von einem Erzählstrang aus längst vergangenen Tagen abgelöst. Dabei geht es um vier Freunde, acht- und neujährige Kinder, die den Sommer ihres Lebens haben…

Die Stimmung ist äußerst vielseitig: immer düster, aber mal anrührend nostalgisch, dann schonungslos beklemmend bis nervenaufreibend. Der Spannungsbogen ist bis kurz vor dem Ende durchweg hoch, vor allem weil sich die Kapitel über Nina mit denen über die Kinder abwechseln, und stets mit einem Cliffhanger enden.

Der Schreibstil ist wunderbar: modern, flüssig sowie bildgewaltig. Melanie Raabe schildert die Gegebenheiten und das Innenleben der Charaktere spürbar, mit viel Feingefühl. Zudem weiß sie die Settings zu nutzen: Die Situationen im Wald strotzen nur so vor Naturgewalten, die faszinieren, aber auch das Fürchten lehren. Die Szenen in dem Dorf demonstrieren die trostlose Abgeschiedenheit eines kleinen Ortes, die durch die verhängnisvollen Geschehnisse fortan unerträglich erscheint…

Für mein Empfinden gibt es ein paar kleine Kunstgriffe, die für Überraschungseffekte sorgen sollen, irgendwie tun sie das auch, sie sind jedoch meiner Meinung nach nicht ganz rund. Das tut dem Lesevergnügen allerdings keinen Abbruch, denn diese großartige Geschichte schäumt über vor Geheimnissen, Thrill, Drama sowie schauriger Stimmung.

Die Autorin

MELANIE RAABE wurde 1981 in Jena geboren. Nach dem Studium arbeitete sie tagsüber als Journalistin – und schrieb nachts heimlich Bücher. 2015 erschien DIE FALLE, 2016 folgte DIE WAHRHEIT, 2018 dann DER SCHATTEN. Ihre Romane werden in über 20 Ländern veröffentlicht, mehrere Verfilmungen sind in Arbeit. Melanie Raabe betreibt zudem gemeinsam mit der Künstlerin Laura Kampf einen erfolgreichen wöchentlichen Podcast rund um das Thema Kreativität, „Raabe & Kampf“. Melanie Raabe lebt und arbeitet in Köln. (Verlagsinfo)

Fazit:

Die „ermittelnden“ Kinder sind für mich ein echtes Highlight. Sie erleben einen unvergesslichen Sommer, der sie für immer prägen soll – im besten und im schlimmsten Sinne. Die Autorin beschreibt Ihre Freundschaft und ihre Abenteuer einfühlsam sowie fesselnd. Die Gestaltung der bedrohlichen Ereignisse ruft in mir Eindrücke aus dem Film „Die Goonies“ und der Serie “Tote Mädchen lügen nicht“ wach. Wenn der Zusammenhang zwischen den Kindern aus jenem Sommer und Ninas Reise klar wird, entfaltet sich das Gesamtbild, welches die bittersüße Ironie des Schicksals offenbart…

Klappenbroschur: 432 Seiten
IBN-13: 978-3-442-75753-4

www.randomhouse.de

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