Michelle Stern – Jäger der Jaj (Perry Rhodan 2794)


Ein Geheimprogramm wird gestartet – sie kämpfen um die Zukunft des Solsystems

Seit die Menschheit ins All aufgebrochen ist, hat sie eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Längst sind die Terraner in ferne Sterneninseln vorgestoßen, wo sie auf raumfahrende Zivilisationen und auf die Spur kosmischer Mächte getroffen sind, die das Geschehen im Universum beeinflussen.
Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1517 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ). Die Milchstraße steht weitgehend unter dem Einfluss des Atopischen Tribunals. Dessen Richter behaupten, nur sie könnten den Weltenbrand aufhalten, der sonst unweigerlich die Galaxis zerstören würde. Auf diese Weise zementiert das Tribunal in der Milchstraße seinen Machtanspruch.
Perry Rhodan und die Besatzung des Fernraumschiffes RAS TSCHUBAI haben in der fernen Galaxis Larhatoon in Erfahrung gebracht, dass das eigentliche Reich der Richter die Jenzeitigen Lande sind. Mit Atlan steht dem Terraner der einzig geeignete Pilot für den Flug dorthin zur Verfügung, doch nur ein Richterschiff vermag diesen Flug auch durchzustehen.
Zurück in der Milchstraße, entwickeln Perry Rhodan, Atlan und der ehemalige Arkon-Imperator Bostich ei­nen Plan zur Eroberung der CHUVANC, des Raumers von Richter Chuv, der sich im Arkonsystem aufhält. Doch ehe es so weit ist, muss reichlich Vorarbeit geleistet werden. Besonders am Herzen liegt Rhodan seine Heimatwelt. Dort wird Gucky zum JÄGER DER JAJ …

(Verlagsinfo)


Nachdem Oliver Fröhlich im letzten Band mit der Nummer 2793 einen spannenden, klassischen Agentenroman mit Perry Rhodan an forderster Front geschrieben hat, kommt es nun bei Michelle Stern zu einem Cut: Perry Rhodan wird wieder weitgehend aus der Handlung genommen und das Feld für Gucky frei geräumt – ein kurzer Kommentar zu Beginn des Romans erklärt Rhodan recht fadenscheinig hinweg. Gucky selbst ist eine recht schwierige Figur, obwohl er durch die Ereignisse des Zyklus einige neue Eigenschaften bekommen hat, die ihn vordergründig für neue Autoren der Serie leichter fassbar machen, im Endeffekt seine Komplexität aber eher noch verstärken. So versucht nun auch Stern, mit Hilfe altehrwürdiger Charakterisierungen Zugang zu dem Mausbiber zu erlangen, und verfällt dabei auf Redewendungen und Klischees, die sich seit Guckys Auftreten in der Serie verfestigt haben und noch jedem Autor gut genug zur Verwendung erschienen. Nebenbei unterliegt Stern dem Zwang, Guckys neue Eigenschaften, die man schlecht aus alten Romanen recherchieren kann, mit einzubringen, was insgesamt ein leider recht uniltliches Bild von ihm entwirft. Aber das ist ein Problem, mit dem Stern nicht allein dasteht.

Die Geschichte beginnt mit einem Krach und verdreht gleich mal die Vorstellungen der Leserschaft über die Art, wie man in einem abstürzenden Gefährt, das »wie ein Stein« in die Tiefe fällt, am Leben oder auch nur bei Bewusstsein bleibt. Mit diesem Einstieg ist das Ziel des Romans auch ziemlich deutlich aufgedeckt, was nicht gerade spannungsfördernd ist. Im Verlauf schwenkt der Blick zwischen der Handlung auf der Erde, wo Gucky und drei individualistische Gesellen die Jagd auf die Jaj eröffnen, und dem Raumvater der Onryonen in der Sonnenatmosphäre, wo es auf der einen Seite um die Erforschung des Superintelligenzengrab geht und auf der anderen Seite um einen zweiten Agenteneinsatz des Terranischen Ligadienstes TLD mit dem Ziel, das Gefährt der Onryonen zu okkupieren.

Die Sonnenhandlung gelingt der Autorin auch in befriedigender Weise, was die Ergebnisse und Erkenntnisse angeht. Stilistisch scheinen Agenteneinsätze nicht ihr Spezialgebiet zu sein, spannende Szenen unterbricht sie durch Rezitation von Datenblättern oder Personenbeschreibungen, die an der Stelle keinen interessieren und dadurch, dass sie teilweise fast wörtlich mehrfach vorkommen, ein gewisses Nervpotenzial in sich tragen. Das Vorgehen der Siganesin immerhin ist geschickt verflochten mit der Geschichte und hebt die Lesbarkeit des Abschnittes deutlich.

Auf der Erde kommen einige Protagonisten zum Zug, an deren Ausarbeitung Stern offenbar keine großen Anstrengungen verschwendet hat. Über Gucky hab ich schon einiges geschrieben, ohne dabei auf Details einzugehen. Im Grunde benutzt Stern ihn als Figur in menschlicher Entsprechung und kommt nur manchmal mit stereotypen Details auf seine Fremdartigkeit zu sprechen, wie seine Mohrrübenvorliebe. Dagegen lässt sie ihn wörtlich normal laufen und auch noch Schritt halten mit Menschen. Lässt Positronikfachleute verschlossene Türen bearbeiten, statt Telekinese oder Teleportation anzuwenden. Verliert im Dunkeln die Orientierung, obwohl seine Telepathie genug Spielraum für andere Methoden liefert. Und das sind nur Beispiele. Fazit: Gucky ist nichts für Stern.

Einige Kleinigkeiten bilden Unstimmigkeiten zum Vorgängerroman, auf die ich nicht näher eingehen will, sondern unter dem Motto »Abstimmungsdefizit« verbuche. Andere kleine Ungenauigkeiten im Zusammenhang mit der PR-Historie muss man sicherlich dem Umstand schulden, dass Stern selbst vor ihrem Auftritt als Autorin dieser Serie keinesfalls ihre Leserin zu sein schien, jedenfalls deutet nichts in ihrer öffentlichen Biografie darauf hin.

Das ist überhaupt die Frage, die sich bei neuen Serienautoren immer stellt: Können sie schlüssige Geschichten in dieser unübersichtlichen Welt der Perry-Rhodan-Serie erzählen? Bei Stern habe ich diesmal den Eindruck gewonnen, dass sie die Story zum angestrebten Ende bringen kann und auch bei unkomplizierten Figuren eine flüssige Handlung zu schreiben vermag, im Umgang mit den langjährigen Hauptfiguren und auch den altbekannten Extraterrestriern jedoch die Sicherheit noch nicht erreicht hat. Da bleibe ich gespannt, wie sie sich in dieser Hinsicht weiter entwickelt.

Leser des Hörbuches ist Florian Seigerschmidt. Seine Interpretation der Figuren ist angenehm, keine reißt durch nervtötende Dissonanz aus, was bei Wesen wie Gucky, die oft mit schriller Stimme beschrieben wurden, nicht auszuschließen wäre. Im Zusammenhang mit den anderen Figuren bleibt jede Stimme unverwechselbar, und so ist das Folgen der Geschichte kein Problem und auch keine Anstrengung auf physiologischer Ebene.

Stilistisch ungeschickt ist Seigerschmidts Atemtechnik, die sich deutlich hörbar gerade in schnelleren Situationen ausprägt und damit nicht nur eine übermäßige Hektik, erzeugt, sondern auch das Augenmerk durch die entstehenden Atempausen auf einige sonst vermutlich im Textfluss untergehende Stilblüten der Autorin lenkt – zum Beispiel der Vergleich von stechenden Schmerzen mit den Treffern durch einen Impulsstrahler – soll man sich darunter Nadelstiche vorstellen oder wie erklärt sich die Autorin diese Waffe?

Insgesamt lässt sich der Lesung gut folgen, nur bei einigen der zahlreichen Datensammlungen verfällt Seigerschmidt in einen monotonen Stil, der bald zum Einschlafen reizt.

Fazit: Der Roman verfolgt geradlinig seine Ziele und ist schneller vorbei, als man erwartet. Zum Umgang mit den Protagonisten würde ich mir eine individuellere Einarbeitung wünschen, auf dass Perry sich nicht immer an der Nase kratzen und Gucky nicht ständig Karottensaft nuckeln muss. Da muss es doch noch mehr geben! Die Geschichte erzählt Stern in unterhaltsamer Weise, etwas lektorische Hilfe benötigt sie noch beim Einsatz der Serientechnik.

Gelesen von Florian Seigerschmidt
Länge: 3 Stunden 34 Minuten
Format: MP3 – 192 kb/s
Erscheinungsdatum: 05.03.2015
Copyright: Eins A Medien GmbH, Köln; © Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Einsamedien.de
Perry-Rhodan.net

Der Autor vergibt: (2.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)