Richard Mackenrodt – Mein Leben davor

Die Handlung:

Dieses Buch erzählt die raue, harte Geschichte von Alex, einem Jungen, dessen Leben im Alter von 15 Jahren auseinanderzubrechen droht – weil ein rätselhafter, niederschmetternd starker Schmerz in seinem Kopf zu toben beginnt. Die Ärzte sind ratlos und finden nicht heraus, womit sie es zu tun haben. Alex bekämpft diesen Kopfschmerz mit den unterschiedlichsten Strategien – was ihn fast das Leben kostet. Doch der Schmerz ist gekommen, um zu bleiben. Immer ist er da und quält ihn, jeden Tag, von morgens bis abends, sein Leben lang. Bis Alex viele Jahre später auf die Idee kommt, die Ursache auf eine ganz andere und völlig neue Weise zu suchen. Alex steht bald vor der Herausforderung seines Lebens. Will er seinen Frieden finden, muss er über Grenzen gehen, die nie zuvor ein Mensch überschritten hat. (Verlagsinfo)

Mein Einruck:

Deutschland in den 90er Jahren: Der 15-jährige Alex führt ein ganz unauffälliges Teenagerleben, geht zur Schule, mag Videoabende mit den Kumpels und fängt an, sich für Mädchen zu interessieren. Wie aus heiterem Himmel leidet er ganz plötzlich unter einem extremen Kopfschmerz, der nicht mehr aufhören will. Es beginnt eine wahre Odyssee, denn seine Eltern stellen ihn bei zahlreichen Ärzten im In – und Ausland vor – leider ohne Erfolg! Die Ärzte sind ratlos und können bei ihren Untersuchungen einfach keine Ursache finden, während Alex trotz starker Medikamente weiter unter dem rätselhaften Kopfschmerz leidet.

Er kann sich schlecht konzentrieren und beginnt seinerseits, nach etwas zu suchen, was seinem kaum zu ertragenden Schmerz Linderung verschaffen könnte. Sex und Drogen können Alex wenigstens zeitweise ablenken, doch schnell wird klar, dass für ihn immer eine Steigerung bis ins Extreme nötig ist und jede Sucht bringt weitere Probleme mit sich. Seine tiefe Verzweiflung führt den jungen Protagonisten fast in den Tod und es scheint bald, als wäre sein Schicksal mit starken Medikamenten besiegelt. Da entdeckt er den Ausdauersport für sich und beginnt, neuen Lebensmut zu schöpfen. Schwimmen, Radfahren und Laufen bestimmen fortan den Alltag von Alex und durch den Sport verändert sich sein Leben. Aus dem Teenager wird ein kräftiger junger Mann, der erste Erfolge als Triathlet feiern kann. Wäre da nicht immer noch der quälende Schmerz, den er nur ertragen kann, indem er sich selbst unglaublich heftige Trainingseinheiten zumutet. Zwischendurch flüchtet er sich weiter in rein sexuelle Affären, eine Beziehung ist für Alex aufgrund der Schmerzen nicht vorstellbar. Als scheinbar kein Wettkampf mehr zu hart für ihn sein kann und sein Körper unter den heftigen Anstrengungen zusammenzubrechen droht, bringt ein Freund ihn auf eine unkonventionelle Idee, die Alex nach anfänglichem Zögern als letzten Ausweg ergreift. Um an dieser Stelle nicht zu viel zu verraten, werde ich nicht näher auf das Was und Wie eingehen, denn das lohnt sich wirklich selbst zu lesen! Nur soviel: ungewöhnliche Umstände erfordern eben manchmal ungewöhnliche Maßnahmen. Die Handlung des Romans erhält dadurch in jeden Fall völlig ungeahnte Wendungen und hält die eine und andere Überraschung bereit!

Mein Fazit:

Eines ist sicher: Mackenrodt hat sich für „Mein Leben davor“ kein leichtes Thema ausgesucht. Dennoch schafft er es scheinbar mühelos, beim Leser innerhalb weniger Seiten Sympathie und Mitgefühl für Hauptfigur und Ich-Erzähler Alex zu erwecken. Dessen plötzlich auftretender Kopfschmerz ist so realistisch beschrieben, dass man beinahe mit ihm leidet. Von seinen Versuchen, den Schmerz auf die eine oder andere Weise zu lindern, möchte man ihn an mancher Stelle aber am liebsten abbringen. Alex´Erfahrungen mit Drogen sind phänomenal beschrieben und wirken authentisch. („ Mir wurde ganz warm, der Schmerz floss auseinander wie geschmolzene Butter, versickerte und war einfach weg. Das war ja noch besser als Sex!“) Der Autor, der selber einige Zeit an Triathlon-Wettbewerben teilgenommen hat, liefert außerdem für die sportliche Karriere seines Protagonisten den fachlichen Background. Die unerwartete Wendung des Romans bringt den Leser nicht nur ins Grübeln, sondern schafft auch noch ein ziemlich geniales Finale! Eine wilde Verfolgungsjagd, die Aufklärung eines Mordes oder eine Explosion hatte ich in dieser Geschichte so sicher nicht erwartet. Typisch für den Autor ist hingegen ein ganz feiner Humor, der Witz steckt oftmals im Detail und auch die liebevoll ausgearbeiteten Charaktere lassen den Leser nicht selten schmunzeln. Die klare, manchmal freche Sprache und die eher kurzen, prägnanten Sätze machen „Mein Leben davor“ zu einer Lektüre, die sich sehr angenehm und zügig lesen lässt. Mackenrodt hat ein schwieriges Thema nicht nur brillant und vielseitig umgesetzt, sondern darüber hinaus auch einen hohen Unterhaltungswert erzeugt. Wirklich eine besondere Leseempfehlung!

Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
ISBN-13: 978-3981666755

www.editiontakuba.de

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