Stephen King – Ihr wollt es dunkler (Lesung)

Die Handlung:

Nach einer außerweltlichen Begegnung in den Wäldern von Maine machen zwei Freunde urplötzlich große Karriere; ihr Geheimnis nehmen sie mit in den Tod. Danny träumt von einer Leiche, die er dann tatsächlich findet; in den Augen der Polizei kann nur er der Mörder sein. Vic macht Ferien in Florida, wo er eine verschrobene alte Frau kennenlernt; eine Bekanntschaft, die in einem Horrorstrudel endet. Das sind nur drei von zwölf neuen Storys, die Stephen King in Ihr wollt es dunkler versammelt – viele Genres umspannende Geschichten über das gegenwärtige Amerika, über finstere Mächte und existenzielle Fragen. Seine Erzählsammlungen – zuletzt „Zwischen Nacht und Dunkel“, „Basar der bösen Träume“ und „Blutige Nachrichten“ – stehen regelmäßig weltweit auf den Bestsellerlisten. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Dass Stephen King nicht nur spannende Romane in Ziegelform produzieren kann, die lediglich eine einzelne Story erzählen, stellt er hier endlich mal wieder unter Beweis. In diesem Sammelband gibts gleich zwölf Ideen von ihm auf die Ohren.

Und während sich manche gefragt haben, woher der Mann die Zeit nimmt, all das zu schreiben, soll doch in diesem Jahr der Roman „We Think Not“ von ihm erscheinen … die Geschichten in diesem Hörbuch sind nicht alle neu und auch nicht alle zuvor unveröffentlicht gewesen.

Dieses Dutzend Storys wird uns hier vorgelesen:

Zwei begnadete Burschen (Two Talented Bastids)

Hier gehts um einen Autor und seinen talentierten Sohn, der gern wüsste, warum sein Vater und dessen Kumpel so talentiert waren. Da gibts einige Parallelen zu Stephen Kings eigenem Leben.

Der fünfte Schritt (The Fifth Step, erschienen im März 2020, Harper’s Magazine)

Der pensionierte Harold Jamieson wird von einem Mann im Park angesprochen. Der will vom Alkohol loskommen und als fünften Schritt seines Weges möchte er Harold etwas erzählen. Und da Stephen King ihm die Worte in den Mund gelegt hat, wissen wir, dass das unter die Haut gehen wird.

Willie der Wirrkopf (Willie the Weirdo, erschienen in Mc Sweeney’s Quarterly Concern, Juni 2022)

Willie ist wirklich ein seltsames Kerlchen. Er sammelt Totes und kann stundenlang in den Himmel starren. Ob wohl sein Opa etwas damit zu tun hat?

Danny Coughlins böser Traum (Danny Coughlin’s Bad Dream)

Was wäre, wenn du träumst, wo ein toter Mensch zu finden ist? Gehst du zur Polizei … damit die dich direkt für den Mörder hält?

Finn (Finn, erschienen auf Scribd, Mai 2022)

Wir verfolgen Finn, der Zeit seines Lebens einfach kein Glück hatte. Eine Psycho-Dramedy, die King-gemäß schräg und gruselig zugleich ist. Hat er am Ende doch ein einziges Mal Glück gehabt oder war das alles doch nur Einbildung?

Auf der Slide Inn Road (On Slide Inn Road, erschienen in der Zeitschrift Esquire, November 2020)

Wie ein Familienausflug zu einem Horror-Trip für eine Familie werden kann, erzählt uns Stephen King in dieser Geschichte.

Das rote Display (Red Screen, diese Story wurde für eine Woche für wohltätige Zwecke bei Humble Bundle verkauft, September 2021)

Ein Detektiv verhört einen Mörder. Der Klempner hat seine mutmaßlich besessene Frau getötet. Aber, das ist noch lange nicht das Schlimmste, was wir hier zu hören bekommen.

Ein Fachmann für Turbulenzen (in Deutschland in der Story-Sammlung „Flug und Angst“ erschienen, Juni 2019)

Craig Dixon arbeitet als Experte für Turbulenzen. Ist er einfach nur gut in seinem Job oder hat er magische Fähigkeiten?

Laurie (Laurie, erschienen als Download auf stephenking.com im Mai 2018)

Damit er besser über den Tod seiner Frau hinwegkommt, schenkt Beth ihrem Bruder Lloyd einen Hund. Das läuft auch alles wie erhofft, bis es das eines Tages nicht mehr tut.

Klapperschlangen (Rattlesnakes)

Wir treffen hier auf Vic Trenton wieder, dem wir in CUJO schon über die Schulter dabei zusehen mussten, wie ein Bernhardiner seine Familie buchstäblich zerrissen hat.

Er flüchtet vor COVID-19 auf eine Insel und trifft auf eine Frau, die einen Doppelkinderwagen schiebt … mit ihren Zwillingen darin. Nur, dass sie gar nicht drin sind im Kinderwagen, weil sie eigentlich schon lange tot sind … eigentlich.

Die Träumenden (The Dreamers)

Hier hat sich der Autor von Comac McCarthy und H. P. Lovecraft inspirieren lassen. Wir folgen einem ehemaligen Magier, der zum klassischen, wahnsinnigen Wissenschaftler mutiert, während er nach einer anderen Welt/Dimension sucht.

Dass „The Dreamers“ zu „Die Träumenden“ übersetzt wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Genus und Sexus sind doch unterschiedliche Dinge und mit „Die Träumer“ wurden und werden schon immer alle angesprochen, die träumen. Egal, zu welchem Geschlecht sie sich oder nicht zugehörig fühlen.

Der Antwortmann (The Answer Man)

Ein Mann bekommt an entscheidenden Momenten seines Lebens von immer dem gleichen Mann die Möglichkeit, die Antwort auf alle seine Fragen zu bekommen. Welche wird er stellen und was werden die Konsequenzen daraus sein?

Das Hör-Erlebnis:

Bei Stephen-King-Romanen gibts im deutschsprachigen Raum nur einen Sprecher, der seit Jahren immer wieder gebucht wird: David Nathan. Das wird daran liegen, dass er eine angenehme Stimmfarbe hat und man ihm problemlos über Stunden beim Vorlesen zuhören kann.

Wer seine Art zu lesen mag, der weiß auch, was man von ihm erwarten kann und was nicht. Wer aber einmal eine Lesung eines amerikanischen Sprechers oder einer Sprecherin gehört hat, weiß, was da noch alles möglich ist und vermisst das bei David Nathan von nun an.

So liest er die beschreibenden Szenen zwar zügig und variiert auch die Sprechgeschwindigkeit, was das Ganze auflockert, aber was das Schauspiel vor dem Mikro angeht, hält er sich leider wie gewohnt zurück.

Die vielen unterschiedlichen Charaktere, die in diesen zwölf Storys auftauchen, klingen oft ähnlich, da David Nathan allen die gleiche Stimmfarbe gibt. Er wird dabei zwar auch mal grummeliger oder versucht, sanfter und weicher zu sprechen, wenn es das Geschlecht der Figur oder die Szene verlangt … aber im Grunde klingen alle Figuren gleich bei ihm.

Wenn man da mal abdriftet beim Hören, weiß man plötzlich nicht mehr, wer da grad spricht … im schlimmsten Fall auch nicht, in welcher der Geschichten wir grad sind.

Der Autor:

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Schon als Student veröffentlichte er Kurzgeschichten, sein erster Romanerfolg, „Carrie“, erlaubte ihm, sich nur noch dem Schreiben zu widmen. Seitdem hat er weltweit 400 Millionen Bücher in mehr als 40 Sprachen verkauft. Im November 2003 erhielt er den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk. (Verlagsinfo)

Der Sprecher:

David Nathan, die deutsche Stimme von Christian Bale, Johnny Depp u. a., ist einer der gefragtesten Hörbuchsprecher. Mit seiner dunklen Stimme ist er der ideale Sprecher für die Romane von Stephen King. Er hat bereits zahlreiche Hörbücher des „Meisters” gelesen, wie zuletzt bei „Doctor Sleep“, „Mr. Mercedes“ und „Revival“. (Verlagsinfo)

Die MP3s:

Die MP3s wurden mit 192 Kbps und 44.1 kHz in Joint Stereo kodiert. Anhand der Dateinamen kann der Hörer nicht erkennen, um welches Hörbuch es sich hier handelt, denn die sehen so aus:

9783837167115_001_278.mp3

Los gehts mit der ISBN13, dann folgt ein Unterstrich, dann folgt je Datei eine aufsteigende, dreistellige Nummer, wieder ein Unterstrich und eine „278“ … als Zeichen dafür, dass wir in Track XXX von 278 unterwegs sind.

Im ID3-Tag der Dateien finden wir den Titel des Romans, den Autorennamen, den Namen des Sprechers und das Produktionsjahr.

Das Cover gibts an dieser Stelle leider nicht, sodass das Display des Abspielgeräts leider leer bleibt, wenn man nicht per Hand nachträglich eins einfügt.

Zusätzlich sehen wir in der Playlist unseres Abspielgeräts auch, welcher Track zu welcher Kurzgeschichte (ohne Umlaute) gehört, was auch eine praktische Sache ist.

Nur „Danny Coughlins boeser Tra“ war anscheinend zu lang und ist beschnitten worden. Auch das kann man auf Wunsch per Hand nachträglich vervollständigen.

Auf ein Booklet hat der Verlag verzichtet. Wenn die Verpackung auseinandergeklappt wird, finden wir weitere Infos zum Autor und zum Sprecher sowie einen Handlungsanriss.

Auf der Rückseite gibts einen QR-Code, der uns nach dem Einscannen zur Hörprobe des Titels bringt. Für diejenigen, die in der Buchhandlung ihres Vertrauen mal reinhören möchten, ob ihnen der Sprecher zusagt, bevor sie sich zum Kauf entschließen.

Mein Fazit:

Ob Stephen King im Autismus-Spektrum ist oder nicht, juckt weder ihn noch seine Fans. Mit denen ist er nach eigenen Worten seelenverwandt, denn alle mögen es düster und dunkel.

Und da es nicht nur seiner Meinung nach unmöglich ist, den ganzen Tag nur im Jetzt zu leben, ohne abzuschweifen oder zu träumen oder wahnsinnig zu werden, kommt es ihm und uns sehr gelegen, dass er so produktiv ist.

Woher er die Inspirationen für einige seiner Geschichten hat, das teilt er mit uns im Nachwort. Und dass es ihm auch nach so vielen aktiven und kreativen Jahren immer noch Spaß macht, das merkt man einmal mehr an dieser Geschichtensammlung.

Ob sie nun aus einem kurzen Eindruck heraus entstanden sind oder über Jahrzehnte auf eine Fertigstellung gewartet haben … es fällt nicht auf. Horror, Psycho oder SciFi … egal, was King draus macht, das zählt.

Wie dunkel er es mag, davon gibts hier eine Breitseite von zwölf Ideen zum Gruseln und Grübeln. Und dass er nicht ans Aufhören denkt, ist auch schön zu lesen, ist er doch nach eigenen Worten bislang nur ein einziges Mal dicht dran gewesen, mit einer Story zufrieden zu sein.

Ich freue mich schon auf seine nächsten verstörenden Versuche, die perfekte Geschichte zu schreiben.

Die wird im Zweifel auch wieder von David Nathan vorgelesen, der zu den beliebtesten deutschen Sprechern gehört. Leider hält er sich wie gewohnt beim Schauspiel vor dem Mikro etwas zurück, sodass wir auch sein volles Potenzial noch nicht erleben konnten.

Zügig gesprochen und einfühlsam, aber bei den Dialogen manchmal mit zu wenig heraushörbaren Unterschieden zwischen den sprechenden Charakteren.

Das ist wie immer bei einer Nathan-Lesung Nörgeln auf hohem Niveau für ein deutschsprachiges Hörbuch. Natürlich hatte ich meinen Spaß mit ihm und dem, was er mir vorgelesen hat und bei so viel Abwechslung was die Storys angeht, hab ich mich auch durchweg kurzweilig unterhalten gefühlt.

Ungekürzte Lesung auf 3 MP3-CDs mit 278 Tracks
Spieldauer: 22:26 Std.
Sprecher: David Nathan
Originaltitel: You Like It Darker
Aus dem Amerikanischen von Wulf Bergner, Jürgen Bürger, Karl-Heinz Ebnet, Gisbert Haefs, Marcus Ingendaay, Bernhard Kleinschmidt, Kristof Kurz, Gunnar Kwisinski, Friedrich Sommersberg und Sven-Eric Wehmeyer
1. Auflage, Mai 2024

www.penguin.de/Verlag/Random-House-Audio/

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