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[NEWS] Guillermo del Toro & Chuck Hogan – Die Schatten

Als die junge FBI-Agentin Odessa Hardwick zusammen mit ihrem Partner, dem hochdekorierten Agenten Walt Leppo, zum Haus eines Mörders gerufen wird, bietet sich ihr ein Bild des Grauens. Der Mann hat seine gesamte Familie bestialisch abgeschlachtet und die Polizeibeamten attackiert, ehe er getötet werden konnte. Einzig die kleine Tochter des Täters hat überlebt. Walt will sich um das verstörte Kind kümmern – und rastet plötzlich völlig aus. Odessa ist gezwungen, ihn zu erschießen. Im Moment seines Todes glaubt sie, einen schwarzen Schatten zu sehen, der Walts Körper verlässt. Hat sie sich die unheimliche Gestalt nur eingebildet? Odessas Nachforschungen führen sie auf die Spur eines mysteriösen Mannes namens Hugo Blackwood, der behauptet, die beste Waffe der Menschheit gegen ein uraltes Grauen zu sein … (Verlagsinfo)


Broschiert : 416 Seiten
Heyne

del Toro, Guillermo / Hogan, Chuck – Blut, Das (Lesung)

_Die |The Strain|-Trilogie:_

Band 1: [„Die Saat“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5905
Band 2: [„Das Blut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6691
Band 3: „Eternal Night“ (noch ohne dt. Titel)

„Das Blut“, der zweite Teil von Guillermo del Toros und Chuck Hogans Vampirtrilogie, kommt in vielerlei Hinsicht etwas schlanker daher als der Erstling [„Die Saat“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5905 – und das bezieht sich nicht nur auf die Seitenzahl. Es gibt weniger Charaktere, weniger Nebensächliches und dafür mehr Fokussierung auf die eigentliche Gefahr und wie man sie denn beseitigen könnte.

Dabei sieht es zu Beginn des Romans eigentlich so aus, als sei die letzte Schlacht schon längst verloren. New York gleicht einer Geisterstadt. Ganze Straßenzüge sind ausgestorben, die Infrastruktur zusammengebrochen. Eigentlich ginge es nun nur noch darum, zu verhindern, dass das vampirische Virus von New York auf den Rest des Landes überspringt. Doch dazu müssten die Behörden Maßnahmen ergreifen. Diese weigern sich allerdings, die Gefahr überhaupt anzuerkennen. Also liegt es weiterhin in den Händen von Ephraim, Setrakian, Nora und dem Kammer- jetzt Vampirjäger Vasiliy, die Menschheit zu retten. Bald jedoch können sie mit Hilfe von unerwarteter Seite rechnen: Nicht nur haben die Alten, eine Gruppe Meistervampire, einen eigenen Vampirjäger angeheuert, der die Seuche in New York eindämmen soll und sich bald mit Ephs Mannen zusammenschließt. Darüber hinaus treten die Alten schließlich selbst an Setrakian heran, der bei Christie’s ein mysteriöses Buch ersteigern will, dem aber naturgemäß das benötigte Kleingeld fehlt.

_Grundsätzlich passiert_ in „Das Blut“ also mehr als in „Die Saat“, denn es wird an mehreren Fronten gleichzeitig gekämpft. Andererseits beleuchtet das Autorenduo ein weiteres Mal die geschichtlichen Hintergründe und folgt Setrakian in dessen Vergangenheit, die von dem fast schon fanatischen Kampf gegen die Blutsauger bestimmt wird. Besonderes Augenmerk wird hier wieder auf die Nazi-Zeit und alte Schergen (Setrakians Gegenspieler ist diesmal nicht der Vampir Sardu selbst, sondern ein alter KZ-Aufseher) gelegt. Das mag auf manchen Leser ermüdend wirken, schließlich ist der Nazi-Bösewicht nicht wirklich eine neue und originelle Erfindung. Andererseits ist diese Zeit schon immer ein wichtiges Thema im Schaffen del Toros gewesen und es ist daher nur logisch, dass er sie auch hier zumindest anschneidet.

Weniger verzeihlich ist da schon die Tatsache, dass auch in „Das Blut“ die Charaktere größtenteils eindimensional sind und kaum eine charakterliche Entwicklung durchmachen. Deren geistiges Innenleben interessiert die beiden Autoren wenig, viel mehr geht es ihnen um die Beschreibung der äußerlichen Katastrophe. Um das nicht allzu deutlich werden zu lassen, wird eine recht uninspirierte Liebesgeschichte zwischen Eph und Nora (der einzigen weiblichen Protagonistin in diesem testosterongeschwängerten Hörbuch) angedeutet und von Zeit zu Zeit darf Eph seinem fürchterlich lieben und verständnisvollen Sohn Zach seine väterliche Liebe gestehen. Gerade dieser Sohn ist ein Schwachpunkt der Geschichte, wohl auch, weil man von del Toro tiefer gehenderes gewohnt ist – man denke nur an Ofelia aus „Pans Labyrinth“, die interessant genug war, um einen ganzen Film zu tragen. Im Gegensatz dazu ist Zach nicht mehr als ein kindliches Abziehbild, das zwar kurzzeitig bocken darf, hauptsächlich jedoch unglaublich erwachsen daherkommt und als Beweis dafür dienen muss, was für ein toller Vater Eph denn doch ist, wenn er nicht gerade die Welt rettet.

Apropos Film: Wie auch schon in „Die Saat“, hat man bei „Das Blut“ den Eindruck, eigentlich einen Film zu sehen und man fragt sich zwangsläufig, warum del Toro sich für ein Buchprojekt anstatt (zum Beispiel) für eine Miniserie entschieden hat. Die szenische Darstellung der Handlung, die auf den größtmöglichen visuellen Effekt abzielt, ruft beim Leser im wahrsten Sinne des Wortes ein Kopfkino hervor (ein Effekt, der durch das Hörbuch noch verstärkt wird) und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, ein besonders umfassend ausformuliertes Drehbuch vor sich zu haben. Das ist auf der einen Seite positiv, da es die Handlung besonders plastisch werden lässt und man sich tatsächlich mittendrin befindet. Andererseits bleibt dabei natürlich für die Fantasie des Lesers kaum noch Spielraum.

Natürlich gibt es – wie im ersten Teil auch – wieder Anspielungen auf bekannte Größen des Genres. So erfährt der Leser beispielsweise, dass Setrakian verheiratet war und dass seine Frau als Vampir endete – in einer Szene, die stark an die weiße Dame aus Stokers [„Dracula“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=210 erinnert.
Und dass das mysteriöse Buch, in dem die Namen der vampirischen Alten verzeichnet sind, an Lovecrafts sagenumwobenes [„Necronomicon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4521 erinnert, ist sicher auch kein Zufall.

Besonders interessant allerdings, gerade im Hinblick auf die momentanen Ereignisse in Japan, sind del Toros Ideen zum Thema Kernkraft, die hier als Beispiel für die Korrumpierbarkeit der Mächtigen dient. Denn Atomkraftwerke (unter anderem auch Tschernobyl) spielen im Verlauf des Romans eine immer wichtiger werdende Rolle. Nicht nur kann man mit der Explosion eines Atomreaktors einen der Alten erfolgreich ins Jenseits befördern. Viel wichtiger ist, überhaupt erst die Gewalt über ein Atomkraftwerk zu erlangen. Und hier zeigen del Toro und Hogan sehr anschaulich, dass es letztendlich der Mensch ist, der die Werkzeuge zu seiner eigenen Vernichtung in der Hand hält. Denn wie sicher auch immer gebaut wird und welche unwahrscheinlichen Risiken auch mit eingeplant werden, in del Toros Welt wird es immer korrupte Einzelpersonen geben, die den Tod Vieler in Kauf nehmen, wenn sie glauben, dass daraus für sie ein Vorteil erwächst. In dieser Hinsicht ist del Toros Welt natürlich auch unsere Welt. Nicht jeder ist eben so edel und gut wie Ephraim. Nicht jeder wirft sich für das Überleben der Menschheit mutig in die Bresche. Die große Mehrheit tut einfach gar nichts und lässt sich von den Medien (die die Seuche einfach totreden) einlullen. Und dann gibt es ein paar Einzelne, die sich auf die Seite des Siegers schlagen – in dem Fall auf die Seite der Vampire, weil sie sich davon Geld und Macht – und natürlich Unsterblichkeit – erhoffen. Insofern ist „Das Blut“ durchaus entlarvend und legt viele Mechanismen unserer heutigen Welt frei.

_Abschließend sei_ zur Hörbuchversion zu sagen, dass es natürlich zu begrüßen ist, dass man sich für eine ungekürzte Lesung mit einer Spielzeit von stolzen zwölf Stunden entschieden hat. Da die Handlung nun doch an Komplexität gewinnt, mag man sich nicht vorstellen, wo hier zu kürzen wäre. Und dass als Sprecher David Nathan gewonnen wurde, tut ein Übriges für das Hörvergnügen. Nathan ist ein unglaublich routinierter Sprecher (im besten Wortsinne), der den Hörer souverän durch die Handlung führt. Besonders gut gelingt ihm Setrakian, der alte Erzfeind der Vampire. Dass er eben auch ein ambivalenter Charakter ist (ebenso wie sein Vorbild van Helsing in „Dracula“) wird durch Nathans Interpretation noch deutlicher herausgearbeitet. Wen also das backsteinartige Format des Romans schreckt (oder wer eine lange Autofahrt vor sich hat), dem sei das Hörbuch als Alternative ans Herz gelegt.

|Ungekürzte Lesung: 12 Std. 3 Min.
Gelesen von David Nathan|
[www.audible.de]http://www.audible.de

auch erschienen als:

|Gekürzte Lesung: 7 Std.
Gelesen von David Nathan
ISBN 978-3-8371-0425-7|
[Random House Audio]http://www.randomhouse.de/randomhouseaudio/index.jsp

del Toro, Guillermo / Hogan, Chuck – Saat, Die

Ein Flugzeug aus Berlin befindet sich im Landeanflug auf New York. Pilot und Tower tauschen letzte Instruktionen aus, bevor die Maschine Kurs auf die Landebahn nimmt. Die Worte des Piloten, „ist doch immer wieder schön, nach Hause zu kommen“, sind die letzten, die gesprochen werden. Das Flugzeug landet planmäßig, doch danach bricht der Funkverkehr ab. Die Maschine hat sich offensichtlich komplett abgeschaltet – kein Licht, kein Funkverkehr, und auch keine panischen Anrufe von den Passagieren im Inneren. Sie steht einfach still und tot auf dem Rollfeld. Nachdem sich das Flughafenpersonal die Situation nicht erklären kann, schlagen sofort Notfallpläne an, schließlich geht man im Moment von einem terroristischen Anschlag aus – 9/11 ist gerade in New York immer noch gegenwärtig. Außerdem ruft man die CDC, die Seuchenschutzbehörde hinzu, schließlich könnte es auch sein, dass mit dem Flug irgendetwas Biologisches eingeschleppt wurde.

Und so tritt Ephraim Goodweather auf den Plan, der eigentlich ein Wochenende mit seinem Sohn verbringen wollte. Stattdessen findet er sich auf dem Flughafen wieder, wo er in voller Schutzmontur dabei ist, das Flugzeug zu betreten. Er und seine Kollegin können die Passagiere nur noch tot bergen – bis auf vier Ausnahmen, die sofort ins Krankenhaus zur Untersuchung geschafft werden. Der Rest der Insassen zeigt keinerlei Anzeichen eines Kampfes oder gar Angst. Alle scheinen so schnell gestorben zu sein, dass für derlei keine Zeit blieb.

Niemand kann sich auf diese seltsame Geschichte einen Reim machen. Zwar ist es verdächtig, dass sich im Frachtraum eine riesige, mit Erde gefüllte Holzkiste findet. Doch bevor man diese näher untersuchen kann, ist sie auch schon verschwunden. Und da man sich auch nicht in der Lage sieht, die vier Überlebenden unter Quarantäne zu stellen, sind die bald auf dem Weg zu ihren Familien. Ein fataler Fehler, wie sich schnell heraus stellt. Denn mit dem Flieger ist tatsächlich eine Seuche eingeschleppt worden – eine vampirische nämlich. Und während die Passagiere des Flugzeugs sich langsam in bluthungrige Untote verwandeln, verfolgt der Besitzer der Holzkiste offensichtlich eine größere Agenda. Und aufhalten können ihn nur Ephraim und seine Mannen.

„Die Saat“, der erste Teil einer Trilogie, stammt aus der Feder von Guillermo del Toro und Chuck Hogan. Wobei man natürlich nur spekulieren kann, wer wie viel Schreibarbeit übernommen hat, schließlich ist del Toro eher als Regisseur und Produzent bekannt geworden. Kein Zweifel allerdings besteht darüber, wer die zentralen Ideen für den Romanstoff geliefert hat. Das Buch ist eindeutig in del Toros Ideenwelt angesiedelt und es ist nicht schwer, Motive zu identifizieren, die del Toro auch in seinen Filmen immer wieder anzitiert. Besonders deutlich wird das, wenn man den Film [„Blade II“]http://www.powermetal.de/video/review-299.html kennt, bei dem del Toro seinerzeit Regie führte. Beim Lesen von „Die Saat“ fühlt man sich immer wieder an die mutierten Vampire aus „Blade II“ erinnert und es ist nahe liegend anzunehmen, dass del Toro dieses Romanprojekt dazu genutzt hat, Ideen, die er für den Film hatte, auszuformulieren und weiter zu führen. Allerdings bleibt er, wie in „Blade II“ auch, eher an der Oberfläche und konzentriert sich aufs Herumrennen und Abknallen, anstatt seinen Figuren Tiefe und Dreidimensionalität zu verleihen.

Sowohl im Film als auch im vorliegenden Buch sind Vampire weder romantisch noch anziehend. Stattdessen sind sie fast zombiehafte Kreaturen, die es nach Blut gelüstet – bei dessen Beschaffung sie selbstverständlich über Leichen gehen. Sie sind kahlköpfig, blass, haben rotglühende Augen und weisen einige physische Veränderungen auf. Denn Vampirismus ist eine hochansteckende Seuche, sie wird durch Kontakt mit dem Blut eines Vampirs übertragen. Wie ein Krebsgeschwür bilden sich daraufhin im Körper des Wirts neue Organe, während andere verkümmern.

Der Roman beginnt viel versprechend: Das gestrandete Flugzeug erscheint nach ein paar Seiten tatsächlich tot und verlassen und den Autoren gelingt es, eine unheimliche und bedrohliche Stimmung herauf zu beschwören. Auch als Leser weiß man in diesen Momenten noch nicht, wohin die Reise gehen wird. Alles ist ungewiss, und doch dräut das Unglück schon über der Handlung. Diese Szenen sind sehr atmosphärisch und bilden den frühen Höhepunkt des Romans. Dass es danach mit den Erzählkünsten und dem Spannungsbogen nur noch abwärts geht, lässt allerdings schnell Enttäuschung aufkommen. Die ohnehin eher schablonenartigen Hauptcharaktere verlieren sich in einem Wust von Nebencharakteren, Nebenschauplätzen und belanglosen Details.

Del Toro und Hogan haben ihr Buch als großes grauenerregendes Panorama angelegt, doch leider geht diese Rechnung nicht auf. Bei ihrem Versuch, dem Leser in Cinemascope-Manier viele einzelne Szenen zu präsentieren, um so das empfundene Grauen zu potenzieren, verlieren sie über weite Strecken den roten Faden der Handlung aus den Augen. Da wird zwanzig Seiten lang eine Sonnenfinsternis beschrieben, die für den weiteren Verlauf des Romans absolut nicht von Belang ist. Da wird wieder und wieder beschrieben, wie Vampire Menschen angreifen, die sich dann wiederum in Vampire verwandeln anstatt an einem gewissen Punkt einfach einen Schlussstrich zu ziehen und sich mit „und viele Menschen wurden gebissen“ zu begnügen. Da werden dem Protagonisten Eph zu allem Überfluss eine Scheidung und ein Sohn angedichtet, um beim Leser Sympathie hervorzurufen (eine billige Hollywood-Taktik, die eher dazu führt, dass man sich von Ephs zwischenmenschlichen Problemen zunehmend genervt fühlt).

Schlussendlich kann man sich nach der Lektüre des Eindrucks nicht erwehren, trotz der 520 Seiten nicht wirklich viel erfahren zu haben. Der Obervampir Sardu, Grund für die in New York ausbrechende Seuche, wird nur angerissen und bleibt mysteriös. Seine Motive bleiben im Dunkeln, ebenso wie die Frage, warum er Eph immer nur droht, anstatt ihn einfach ins Jenseits zu befördern (der alte Fehler aller billigen Fieslinge). Ebenso ergeht es dem Strippenzieher in den USA, einem Magnaten namens Eldritch Palmer, der zwar immer mal wieder im Roman vorkommt, aber ebenfalls keine tragende Rolle erhält. So fühlt sich „Die Saat“ wie ein besonders langer Prolog an, was der Roman angesichts der geplanten weiteren zwei Teile vielleicht auch ist. Doch stellt man den Roman für sich, lässt er einen unbefriedigt und mit zu vielen Fragen zurück.

Dabei hat das Autorenduo del Toro/Hogan einige interessante Ideen. So gibt es viele Anleihen sowohl bei Bram Stokers [„Dracula“ 210 als auch beim südosteuropäischen Volksglauben zum Thema Vampir. Wie das Flugzeug völlig ohne Lebenszeichen auf der Rollbahn strandet, erinnert stark an die Demeter, das Schiff, mit dem Dracula in Stokers Roman nach England reist, und das mit toter Mannschaft während eines Sturms in den Hafen von Whitby einläuft. Ebenfalls bei Stoker angelehnt ist die Figur des kautzigen, alten Vampirjägers Abraham (!) Setrakians, der in seiner Jugend in einem KZ bereits die Bekanntschaft Sardus machte und seitdem Vampiren den Kampf angesagt hat. Insgesamt können die guten Ideen und versteckten Anspielungen jedoch nicht über die offensichtlichen Längen des Romans hinweg täuschen. Der Roman lohnt sich somit vor allem wegen des wunderbar gelungenen Beginns. Der Rest, die Jagd auf die Vampire und der Versuch, die Seuche einzudämmen oder auszurotten, bleibt leider im Mittelmaß stecken.